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Als sein Nachbar ermordet wird, stellt ein ehemaliger Geheimdienstmitarbeiter Nachforschungen an – und kommt einer weit verzweigten Verschwörung auf die Spur.

Robert Darling führt ein überaus angenehmes Leben: Der Amerikaner mit italienischen Wurzeln hat Dank des Erbes seines Vaters finanziell ausgesorgt und verbringt seine Tage nun vorrangig damit, das „Dolce Vita“ mit all seinen Annehmlichkeiten in Florenz genießen. In seinem schönen Landaus in der Toskana geht er dabei seiner Leidenschaft nach und entwickelt Brettspiele, durch deren Verkauf er sich ein angenehmes Zubrot verdient. Anstrengend wird es für ihn eigentlich nur, wenn seine Mutter mal wieder versucht, ihn mit einer Frau aus ihrem elitären Bekanntenkreis zu verkuppeln.

Ein Spiele-Erfinder und Ex-Geheimdienstler auf Mörderjagd

Als dann aber in Darlings Nachbarschaft ein rätselhafter Mord passiert, ist die Neugier des Lebemannes geweckt. Er stellt auf eigene Faust Nachforschungen im Umfeld des Toten an, wobei ihm seine Erfahrung als langjähriger Dechiffrier-Spezialist beim amerikanischen Geheimdienst NSA zugute kommt. Gemeinsam mit der Witwe des Ermordeten versucht er nun, die Drahtzieher hinter dem Mord ausfindig zu machen und muss schnell feststellen, dass er sich dadurch mit einigen skrupellosen und mächtigen Gegnern angelegt hat…

Ein Protagonist mit realem Vorbild…

Der deutsche Journalist Rolf Dieckmann hat mit dem Thriller „Die Toskana-Verschwörung“ seinen Debütroman hingelegt und sich bei seinem Protagonisten an einer realen Persönlichkeit orientiert. Die Figur des Robert Darling beruht nämlich auf Alex Randolph, der bis zu seinem Tod als erfolgreichster Spieleautor der Welt galt und während des Zweiten Weltkriegs als Agent für den amerikanischen Nachrichtendienst feindliche Codes entschlüsselte. Und genau wie eben dieser Randolph verfügt Darling über eine Vergangenheit beim Geheimdienst, wo er sogar der gleichen Tätigkeit nachging – bis er sich aus der Branche zurückzog und seinen Lebensmittelpunkt nach Italien verlagerte. Als Spross der berühmten Medici-Familie kann er dort in aller Ruhe nach Ideen für seine neuesten Brettspiele suchen und muss sich zwischendurch nur mit ein paar gesellschaftlichen Verpflichtungen herumschlagen.

… mit zu wenig Ecken und Kanten

Nun klingt ein Spiele-Erfinder nicht unbedingt nach einer wahnsinnig interessanten Romanfigur – und ist es leider auch nur bedingt. Dafür ist Robert Darling nämlich viel zu perfekt: Er ist natürlich hochbegabt (sonst wäre die NSA ja nicht auf ihn aufmerksam geworden), wohlhabend, erfolgreich, gutaussehend & charmant – quasi der James Bond der Brettspiele. Die Damenwelt liegt ihm zu Füßen und er könnte sich ohne große Mühe eine Frau aus gutem Hause zur Partnerin nehmen – wenn er es denn wollte, denn eigentlich empfindet er das gesellschaftliche Leben in den höheren Kreisen eher als lästig und anstregend. Anstrengend ist dies auch für den Leser, denn in den ersten Kapiteln geht es eben vorrangig um dieses süße Leben. Von Spannung ist hier noch keine Spur, stattdessen darf man miterleben, wie sich Darling den Verkupplungs-Versuchen seiner Mutter erwehren muss.

Erst zum Ende hin spannend 

Leider ändert sich dies auch mit dem plötzlichen Mord in der Nachbarschaft nur bedingt, denn nach wie vor legt die Geschichte ein sehr überschaubares Tempo an den Tag. Außerdem wirkt das zusammengewürfelte „Ermittlergespann“ aus Robert Darling und der Witwe des Toten etwas befremdlich, da man ständig das Gefühl hat, dass die beiden früher oder später gemeinsam im Bett landen – echte Trauer sieht da auch anders aus. Auch das Überstehen der ein oder anderen brenzligen Situation sorgt nicht dafür, dass die Handlung merklich an Fahrt aufnimmt. Es wirkt vieles ein wenig zusammengewürfelt und auch Darlings besondere Fähigkeiten als Mathegenie und Codeknacker werden nicht ernsthaft gefordert. Im Schlussdrittel wird die Story dann aber doch noch einmal interessant, auch wenn es inhaltlich fast schon ein wenig abstrus zugeht. Immerhin stimmt dann aber zumindest das Erzähltempo und so gelingt Dieckmann dann doch noch ein einigermaßen spannender Abschluss seines Italien-Krimis. Für echte Thrillerfans wird „Die Toskana-Verschwörung“ vermutlich aber dennoch zu zahm sein. Es überrascht auch nicht, dass Dieckmann auf seiner Website angibt, dass 90 Prozent seiner Testleser zu diesem Roman Frauen waren, denn vor allem die Hauptfigur ist meiner Meinung nach eher für ein weibliches Publikum ausgerichtet. Wer also auf der Suche nach einer netten Krimi-Story mit angenehmen Italien-Flair hat, darf den Griff zur Lektüre durchaus riskieren – wirklich grobe Schnitzer leistet sich der Autor nämlich nicht, es ist nun einmal nur alles etwas seicht…

Fazit:
Passabler Toskana-Krimi, dessen Verschwörungsstory jedoch zu behäbig in die Gänge kommt und dessen Protagonist ein wenig zu perfekt geraten ist (6/10).

Hörbuchcover
Autor: Rolf Dieckmann; Sprecher: Erich Räuker; Spieldauer: 10 Std. 13 Minuten (ungekürzt); Anbieter: Audible GmbH; Veröffentlicht: 17. Februar 2012; Preis: 20,95 € (9,99 € im Flexi-Abo).

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