Autor: Ursula Poznanski
Umfang: 384 Seiten
Verlag: Wunderlich

Klappentext:
Eine Frau liegt tot auf einer Kuhweide. Ermordet. Auf ihren Fußsohlen: eintätowierte Koordinaten. An der bezeichneten Stelle wartet ein grausiger Fund: eine Hand, in Plastikfolie eingeschweißt, und ein Rätsel, dessen Lösung zu einer Box mit einem weiteren abgetrennten Körperteil führt. In einer besonders perfiden Form des Geocachings, der modernen Schnitzeljagd per GPS, jagt ein Mörder das Salzburger Ermittlerduo Beatrice Kaspary und Florin Wenninger von einem Leichenteil zum nächsten. Jeder Zeuge, den sie vernehmen, wird kurz darauf getötet, und die Morde geschehen immer schneller. Den Ermittlern läuft die Zeit davon, sie ahnen, dass erst die letzte Station ihrer Rätselreise das entscheidende Puzzleteil zutage fördern wird …

Meine Buchbesprechung:
Der Morgennebel über Salzburg hat sich noch nicht ganz gelegt, als die Kriminalbeamten Beatrice Kaspary und Florin Wenninger zu einem neuen Tatort gerufen werden. Auf einer Kuhweide wurde in unmittelbarer Nähe einer Felswand eine weibliche Leiche gefunden. Die Theorie von einem Selbstmord kann schnell verworfen werden, denn die Tote wurde vor dem Sturz an den Händen gefesselt. Außerdem finden die Ermittler an den Fußsohlen des Opfers merkwürdige Tätowierungen, die sich kurz darauf als Koordinaten herausstellen. Ohne viel Zeit zu verlieren, machen sich Kaspary und Wenninger mithilfe eines Navigationsgerätes zur entsprechenden Stelle, wo sie eine weitere grausige Entdeckung machen.

Eine Frauenleiche als Auftakt einer mörderischen Schnitzeljagd

In einer versteckten Frischhaltebox stoßen sie nämlich auf eine abgetrennte menschliche Hand. Außerdem befinden sich in der Dose ein Zettel mit einem Rätsel, mit dem der Mörder die Beamten zu einem perfiden Spiel einlädt. Gelänge es Beatrice und Florin, die geheimnisvolle Botschaft des Täters zu entschlüsseln, so sollen sie anhand der Lösung neue Koordinaten berechnen können, wo ein weiterer Hinweis auf die Ermittler wartet. Während diese noch mit dem Rätsel beschäftigt sind, gibt es aber weitere überraschende Erkenntnisse: So wurde die Nachricht in dem Plastikbehälter offenbar von der ermordeten Nora Papenberg verfasst, der Toten auf der Kuhweide. Welches Spiel treibt der Mörder mit der Polizei und war sein erstes Opfer möglicherweise selbst mit in dessen kriminelle Machenschaften verwickelt?

Nach „Erebos“ und „Saeculum“ der erste Erwachsenen-Thriller von Ursula Poznanski

Nachdem die österreichische Autorin Ursula Poznanski schon mit den beiden Jugend-Thrillern „Erebos“ und „Saeculum“ große Erfolge feiern konnte, richtet sich ihr neuer Roman „Fünf“ nun eher an ein erwachseneres Publikum. Hierfür hat sie sich eines interessanten Themas bedient, welches in dieser Form so vermutlich noch nicht in Kriminalromanen aufgegriffen wurde. Poznanskis Salzburg-Thriller dreht sich nämlich zu einem großen Teil um den Bereich des Geocaching, einer Art elektronischer Schatzsuche, die sich in den letzten Jahren großer Beliebtheit erfreut. Wie die Autorin im Nachwort berichtet, gehört auch sie selbst zu den Fans dieser modernen Schnitzeljagd, bei der man ausgerüstet mit einem GPS-Empfänger in der freien Natur auf die Suche nach versteckten Gegenständen gehen kann. Im Internet gibt es bereits eine umfangreiche Geocaching-Community, die sich regelmäßig über neue Verstecke austauscht und ihre Erfolge dokumentiert.

Geocaching für Einsteiger – originell und spannend

Wer von Geocaching aber noch nie was gehört hat, muss sich auch keine große Sorgen machen, denn Ursula Poznanski erklärt verständlich und gut in die Handlung integriert die wichtigsten Regeln und Fachbegriffe. Die beiden Hauptfiguren Beatrice Kaspary und Florin Wenninger kennen sich mit der GPS-Schnitzeljagd ebenfalls nicht aus, werden aber von ihrem jungen Kollegen und begeisterten Geocacher Stefan in die Thematik eingewiesen. Die Idee der mörderischen Geocaching-Variante gefällt mir ziemlich gut und bietet großes Potenzial, welches von der Autorin auch weitestgehend genutzt wird. Anfangs läuft die Handlung meistens nach dem folgenden Schema ab: Leichtenteil mit neuem Rätsel wird gefunden, dem Hinweis wird nachgegangen, neue Nebenfiguren tauchen auf, das Rätsel wird geknackt und an der mit den neuen Koordinaten berechneten Stelle warten schon die nächsten abgetrennten Körperteile mit einer neuen Botschaft. Diese Spurensuche ist spannend geschrieben und hält das Tempo hoch, nach einem ähnlichen Schema funktionieren ja zum Beispiel auch die Dan-Brown-Romane. Allerdings wird die Schnitzeljagd mit der dritten Wiederholung aber auch ein wenig eintönig, gerade weil der Sinn hinter diesem Durch-Salzburg-Gerenne irgendwie nicht erkennbar wird. Glücklicherweise merkt dies aber auch die Autorin, die dann den Fokus mehr auf die eigentliche Story verlagert.

Sympathisches Ermittlerduo und ausgewogene Mischung von Kriminalfall und Privatleben

Punkten kann „Fünf“ auch mit dem sympathischen Ermittlerduo, denn sowohl Beatrice Kaspary als auch Florin Wenninger kommen ohne jede Allüren daher und wirken angenehm normal. Während man über den männlichen Part eher wenig Privates erfährt, richtet sich die Aufmerksamkeit eindeutig auf die Frau im Ermittlerteam. Mit ihren Arbeitskollegen ist der Umgang (mit Ausnahme von Florin) ein wenig holprig und gerade ihr Chef scheint die Polizistin auf dem Kieker zu haben – über die Gründe für dieses angespannte Verhältnis lässt Poznanski den Leser aber leider im Dunkeln. Eine große Rolle nimmt auch der private Bereich von Beatrice ein: Kaspary hat sich eben erst von ihrem Ehemann getrennt, der ihr seitdem das Leben zur Hölle macht. Ständig nervt er die Kommissarin mit seinen Anrufen und versucht die gemeinsamen Kinder auf seine Seite zu bringen, indem er Bea eine schlechte Erziehung vorwirft. Diese Reizpunkte bilden einen gelungenen Gegenpol zum Kriminalfall und sorgen somit für willkommene Abwechslung. Was manchmal ein wenig befremdlich wirkt ist das Verhältnis zwischen den beiden Hauptfiguren selbst. Obwohl Florin in einer Beziehung steckt scheint es gelegentlich so, als wäre er an seiner Partnerin mehr als nur freundschaftlich interessiert und auch Bea wirkt so, als würde sie Florin nicht nur als Freund und Kollegen schätzen. Hier ist mit Sicherheit noch Luft für eine mögliche Fortsetzung.

Schlüssig konstruierte Geschichte mit gelungener Auflösung

Was die Story betrifft, so ist „Fünf“ zwar nicht nervenzerreißend packend, die Spannung bewegt sich aber durchgängig auf einem recht hohen Niveau, sodass der Leser das Interesse an der Geschichte so schnell nicht verliert. Bevor das Geocaching-Konzept sich abzunutzen droht, bekommt Ursula Poznanski auch noch die Kurve und führt die zuvor doch sehr losen Fäden nach und nach zusammen, wenngleich der Zusammenhang zwischen den ins mörderische Spiel involvierten Personen bis zum Schluss rätselhaft bleibt. Auch wenn die Handlung manchmal etwas konstruiert wirkt, so ist sie doch schlüssig aufgebaut. Auch die Auflösung kann überzeugen: Zwar war für mich die Enthüllung des Täters nicht ganz so überraschend, die Erklärung für dessen Taten aber dafür umso mehr.

Schlussfazit:
Ursula Poznanskis „Fünf“ ist ein spannender Thriller, der gerade durch seine interessante und originelle Geocaching-Thematik viel frischen Wind in das Genre bringt. Die GPS-Schnitzeljagd mit quer über Salzburg verstreuten Leichenteilen hält das Erzähltempo hoch, nutzt sich aber durch die Wiederholung auf Dauer ein wenig ab. Dafür nimmt die Handlung zum Ende hin wieder ordentlich Fahrt auf und bringt die Geschichte zu einem gelungenen Abschluss.

Spannender Thriller mit origineller Geocaching-Thematik

Auch die beiden sympathischen Ermitterfiguren wissen zu gefallen. Die Mischung aus Privatem und Beruflichem ist genau richtig, sodass ihre Alltagssorgen die Story ein wenig auflockern, aber nicht durch zu starke Präsenz ermüden. Die Figurenkonstellation birgt jedenfalls noch genug Potenzial, um in einer vielleicht geplanten Forsetzung noch weiter ausgearbeitet werden zu können. Zwar ist „Fünf“ nicht ganz der erhoffte Pflichtkauf für Thriller-Fans, bietet aber grundsolide und spannende Unterhaltung. Insofern: TFTH*!

* TFTH = Thanks for the hunt, deutsch: Danke für die Jagd (Geocaching-Vokabular)

Meine Wertung: 7/10

Information:
„Fünf“ von Ursula Poznanski ist im Wunderlich Verlag erschienen und hat einen Umfang von 384 Seiten. Das Buch ist für 14,95 € als Hardcover erhältlich. Weitere Infos gibt es auf der Verlags-Homepage.

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