Autor: Oliver Harris
Sprecher: Mark Bremer
Länge: 13 Std. 57 Min. (ungekürzt)

Inhaltsbeschreibung von audible.de:
Es sieht nicht gut aus für Detective Nick Belsey: Er hat einen Haufen Schulden – verursacht durch zwei hartnäckige Exfrauen und einen ausschweifenden Lebenswandel -, kein Dach mehr über dem Kopf und ein Disziplinarverfahren am Hals. Fieberhaft überlegt er, wie er sich aus dem Staub machen könnte. Da landet ein Fall auf seinem Schreibtisch: Ein russischer Oligarch aus dem reichsten Stadtteil Londons, Hampstead Heath, ist spurlos verschwunden. Belsey fängt an, auf eigene Faust zu ermitteln, denn in ihm reift ein Plan – die Identität des Vermissten könnte ihm dabei helfen, sich heimlich abzusetzen und ein neues Leben anzufangen. Als er bemerkt, dass jemand vor ihm bereits dieselbe Idee gehabt hat, hält ein zielsicherer Auftragskiller bereits die ganze Stadt in Atem. Belsey steckt mittendrin in einem Strudel aus Korruption und Finanzbetrug und versucht abzutauchen, bevor er untergeht…

Zum Hörbuch:
Als Detective Constable Nick Belsey benommen erwacht, liegt er mit dem Gesicht im Dreck. Nachdem er sich aufgerafft hat, kommt bruchstückhaft die Erinnerung an die vergangene Nacht zurück. Er befindet sich im Hampstead Heath Park, in unmittelbarer Nähe eines geschrotteten Polizeiautos, welches er im Alkoholrausch an eine Schranke gefahren hat. Belsey hat keine Wohnung mehr, ist finanziell völlig abgebrannt und hat nach zwei gescheiterten Ehen auch keine Freunde mehr. Verdreckt schleppt der Detective sich zu seinem Arbeitsplatz auf dem Polizeirevier, wo auch schon seine Vorgesetzten mit der Ankündigung eines Disziplinarverfahrens auf ihn warten. Auf der Suche nach einer Bleibe durchforstet er anschließend die eingegangenen Vermisstenmeldungen, bis er schließlich auf den Fall des Alexei Devereux, eines russischen Oligarchen, stößt.

Als Belsey daraufhin zur Villa des Mannes fährt, reift in ihm langsam ein kühner Plan. Da der Vermisste offenbar Selbstmord begangen und einen Abschiedsbrief hinterlassen hat, scheint Devereux sein Haus so schnell auch nicht wieder zu brauchen. Der Polizist sieht seine Chance gekommen und versucht zunächst einmal, an das Vermögen des Russen zu gelangen, was sich ohne Ausweise und Passwörter gar nicht so leicht darstellt. Da der Oligarch aber anscheinend ein recht zurückgezogenes Leben geführt und ihn kaum jemand zu Gesicht bekommen hat, streift Belsey mit einer geklauten Identität und auf der Suche nach dem großen Geld durch die Straßen Londons, bis er bei seiner Rückkehr in die Villa plötzlich die versteckte Leiche von Devereux entdeckt…

Verzweifelte oder desillusionierte Polizisten kennt man aus Kriminalromanen und Thrillern mittlerweile zur Genüge. Kaputte Ehe, Alkoholprobleme, ein Leben in trister Einsamkeit und gleichermaßen mit einem Kriminalfall und dem verkorksten Privatleben beschäftigt – so sieht heutzutage mehr oder weniger der typische Ermittler aus. Was der Engländer Oliver Harris in seinem Debütroman „London Killing“ aber als Hauptfigur präsentiert, ist noch einmal eine ganze Nummer härter. Detective Constable Nick Belsey besitzt praktisch nur noch das, was er am Körper trägt, und auch das hat seine besten Zeiten schon lange hinter sich. Belsey blickt auf gleich zwei misslungene Ehen zurück, ist finanziell völlig abgebrannt und falls er doch einmal ein wenig Geld auftreiben kann, geht dieses sogleich für Alkohol oder seine Spielsucht drauf. Natürlich wirkt sich dieser Lebenswandel auch auf sein Berufsleben aus, denn spätestens nachdem er betrunken einen Streifenwagen völlig zerstört hat, kann er seine Dienstmarke eigentlich an den Nagel hängen.

Da erscheint es wie ein Glücksfall, als das Verschwinden eines reichen Russen ihm plötzlich wieder eine Perspektive bietet. Weil die Polizei kein großes Interesse am offenbar freiwilligen Verschwinden des Oligarchen zeigt, reißt Belsey den Fall zum Schein an sich, damit ihm keiner der Kollegen bei seinem Plan in die Quere kommt. Die nächste Übernachtung ist erstmal gesichert und wenn er nun noch an das sicherlich großzügige Vermögen von Alexei Devereux herankommen könnte, stünde Nick Belsey die Welt wieder offen und ein Neuanfang im Ausland scheint zum Greifen nahe. Leider ist das aber alles nicht so einfach wie erhofft, den hinter dem Fall Devereux steckt natürlich mehr als anfangs zu erwarten war. Während Belsey nach einer Möglichkeit sucht, auf das Geld des Russen zugreifen zu können, findet er immer mehr Hinweise auf dubiose Machenschaften, in deren Zentrum ein geheimnisvolles Megaprojekt steht. Als es dann auch noch so aussieht, als würde jemand Belsey auf die Schliche kommen, steht der zukünftige Ex-Polizist mitten in einem riskanten Strudel aus Geld, Macht und Korruption und gerät dabei an zwielichtige Gestalten, die nicht einmal vor Mord zurückschrecken.

Trotz der charismatischen Hauptfigur, die durch ihr völlig verpeiltes Auftreten direkt die Sympathien des Hörers gewinnen kann, gestaltet sich der Einstieg in die Geschichte etwas zäh. Das Erzähltempo ist nicht wirklich hoch und auch die Erzählweise ist zu Beginn ein wenig verwirrend, da man wie Nick Belsey zunächst von Ort zu Ort taumelt und so langsam mit der Situation des Detectives vertraut gemacht wird. Dann braucht es noch eine Weile, bis die Geschichte richtig in Fahrt kommt, was für den Hörer auch ein wenig anstrengend ist, da man das Vorhaben von Belsey anfangs noch nicht wirklich durchschauen kann. Nach ungefähr drei bis vier Stunden ist man dann aber in der Handlung richtig drin, weil nun auch endlich mehr passiert. Dann ist es auch wirklich sehr reizvoll und unterhaltsam, der Hauptfigur auf ihrem Weg in ungewohnte Kreise – nämlich dem Spielplatz der Reichen und Mächtigen – zu folgen. Der Identitätsklau droht bei jeder falschen Äußerung aufzufliegen und es ist bemerkenswert, wie dreist und respektlos sich Belsey durch den Londoner Geldadel lügt und betrügt, immer mit der unbekannten Gefahr im Nacken.

Zum Sprecher:
„London Killing“ von Oliver Harris wird in der deutschen Hörbuchfassung von Mark Bremer gesprochen, den ich als Sprecher bisher noch nicht kannte. Bremers Stimme passt jedoch sehr gut zur Figur des Nick Belsey: unaufgeregt und selbstbewusst. Große Emotionen werden von der Handlung nicht gefordert, doch die Lesung harmoniert gut mit der nüchternen Erzählweise und der zuweilen etwas trostlosen Stimmung. Insgesamt keine überragende Sprecherleistung, aber durchaus sehr angenehm und gefällig.

Mein Fazit:
„London Killing“ ist nicht ganz der spannende Thriller geworden, den ich mir von dem Hörbuch erhofft hatte – eine Enttäuschung ist das Debüt von Oliver Harris aber keinesfalls. Die Geschichte besticht durch die ungewöhnliche und unangepasste Hauptfigur des Nick Belsey und bietet auch eine interessante Story, die sich wohltuend von den üblichen Serienmörder-Thrillern oder typischen Whodunit-Krimis abhebt. Zudem bietet „London Killing“ eine dichte Atmosphäre, die vor allem von den detaillierten Beschreibungen der englischen Hauptstadt lebt, welche der Geschichte eine würdige Kulisse verleihen. Die Handlung ist solide konstruiert und wird ordentlich aufgelöst, ist aber auch nicht gerade atemberaubend spannend. Auch der mühsame Einstieg fällt ein wenig negativ ins Gewicht, zudem erschien mir das Verhalten von Belseys Polizeikollegen nicht immer ganz logisch, denn trotz aller Verfehlungen bleibt Nick von der Dienstaufsicht weitestgehend unbehelligt und kann problemlos auf Kontakte und Ressourcen zurückgreifen. Wer aber mal einen Thriller abseits des Mainstreams und mit einem originellen Protagonisten hören will, der macht mit „London Killing“ nicht wirklich etwas falsch.

Meine Wertung: 7/10

Informationen:
Das Hörbuch „London Killing“ von Oliver Harris hat eine Länge von 13 Stunden und 57 Minuten und ist ungekürzt für 24,95 € bei audible.de erhältlich. Flexi-Abonnenten zahlen wie gewohnt nur 9,95 €. Weitere Informationen gibt es auf der Detail-Seite bei audible.de.

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