Exkarnation_Rezi

Im einem Moment führte Claire noch ein glückliches Leben, im nächsten muss sie schockiert mitansehen, wie ihr geliebter Mann auf offener Straße in einen Überfall gerät und von Schüssen getroffen wird. Fassungslos und voller Panik will Claire ihm zu Hilfe eilen, wird dabei aber von einem Auto erfasst und erliegt wie ihr Mann ihren schweren Verletzungen. Wenig später wacht die Verstorbene jedoch wieder auf, denn offenbar hatte ihre Seele mit dieser Welt noch nicht abgeschlossen und sinnt nach Rache für den Tod ihres Mannes. Allerdings steckt Claires Seele nun nicht mehr in ihrem eigenen Körper, sondern in dem der kürzlich zuvor aus dem Leben geschiedenen Selbstmörderin Lene von Bechstein – doch diese Hülle war nicht für Claire vorgesehen, sondern für die mächtige alte Seelenwandlerin Anastasia. Und deren Anhänger sind von dem Eindringen Claires in den freien Körper alles andere als begeistert…

Markus Heitz‘ nächster Ausflug ins Thriller-Genre

Um die Bücher von Markus Heitz habe ich lange Zeit einen großen Bogen gemacht, da mich seine Fantasy-Werke meist überhaupt nicht angesprochen haben. Mit seinen letzten beiden Thrillern „Oneiros“ und „Totenblick“ hat es der deutsche Bestsellerautor aber in kurzer Zeit auf meine Favoritenliste geschafft, da mich die Verbindung von Realismus mit einigen Mystery-Elementen sehr fasziniert und mir einige spannende Stunden beschert hat. Auf ähnliches hoffte ich auch bei seinem neuen Roman „Exkarnation – Krieg der alten Seelen“ und habe mich dabei auch von der eher ungewöhnlichen Inhaltsangabe mit einer wandelnden Seele und der Erwähnung eines uralten Krieges nicht abschrecken lassen – schließlich war schon in „Oneiros“ und „Totenblick“ nicht immer alles so, wie man es aus herkömmlichen Thrillern gewohnt ist und gerade das hat diese Bücher für mich auch so interessant gemacht.

Von Seelenwanderungen und Gestaltwandlern…

Über einen schwachen Einstieg in das Buch kann man sich dann auch wahrlich nicht beschweren, denn „Exkarnation“ legt sofort temporeich los und fordert schon in kürzester Zeit die ersten Opfer. Eines davon hat jedoch sozusagen Glück im Unglück und bekommt eine zweite Chance – blöderweise aber in einem fremden Körper, auf den es zudem einige zwielichtige und offenbar äußerst gefährliche Gestalten abgesehen haben. Es geht Schlag auf Schlag und um ein Gefühl der Verwirrung kommt man auch nicht umhin, allerdings passt dies sehr trefflich zum Zustand der Hauptfigur, die auf ihre unfreiwillige Seelenwanderung verständlicherweise ebenfalls recht verdutzt reagiert. Dann macht die Geschichte aber einen ersten Sprung in den zweiten Handlungsstrang und es beschleicht einen das Gefühl, dass Markus Heitz in diesem Roman womöglich doch einen großen Schritt in die Fantasy-Richtung macht. Plötzlich tauchen da Menschen auf, die sich in Tiergestalt verwandeln können und sich in Form von Wer-Tigern und ähnlich befremdlichen Gestalten gegenseitig bekämpfen. Das ist grundsätzlich natürlich nicht verwerflich, dies sind aber genau die Elemente, aufgrund derer ich die Fantasy-Bücher des Autors weiträumig umschifft habe – ich kann mit derartig angelegten Geschichten nun einmal einfach nicht besonders viel anfangen.

(Zu) Vollgepackte Story

Da aber genug passiert und die Erzählebene um die wiedergeborene Claire doch einen gewissen Reiz hat, bin ich aber auch weiterhin am Ball geblieben. Allerdings konnte mich „Exkarnation“ leider zu keinem Zeitpunkt so packen, wie es die vorangegangenen Bücher geschafft haben. Das liegt auch an den Charakteren, zu denen ich über die gesamte Länge der Geschichte keine wirkliche Bindung aufbauen konnte, was auch an deren meiner Meinung nach nicht immer nachvollziehbaren Verhalten liegt – denn für eine Frau, die gerade mitten aus dem Leben gerissen wurde, ihren Mann auf grausame Weise verloren hat und plötzlich mit absurden Geschichten von Seelenwanderungen und uralten Konflikten konfrontiert wird, reagiert Claire doch nach anfänglicher Verwirrung erstaunlich abgeklärt. Für mich war ihre Geschichte aber dennoch der deutlich bessere Teil des Buches und hätte für mich als eigenständige Handlung absolut ausgereicht, die Abschnitte um den Gestaltwandlerjäger Eric habe ich hingegen eher als störend empfunden.

Kurzweilig, aber sehr gewöhnungsbedürftig

Die Wertung für „Exkarnation – Krieg der alten Seelen“ fällt mir also ausgesprochen schwer. Einerseits schreibt Markus Heitz auch in diesem Roman sehr kurzweilig und unterhaltsam und die Grundidee des Buches hat mir auch gut gefallen, in der zweiten Hälfte musste ich mich aber doch oft dazu zwingen, der Geschichte weiter zu folgen. Für meinen Geschmack sind es dann irgendwann einfach zu viele kleine Nebenhandlungen, zu viele Charaktere und zu wenig Durchblick. Absolut nichts auszusetzen habe ich hingegen an Uve Teschner, der die Hörbuchfassung gewohnt souverän liest und die kurzzeitige Enttäuschung über die Ablösung von Simon Jäger als Erzähler der Heitz-Thriller schnell verfliegen lässt. Letztlich war das Gesamtpaket für mich aber einfach deutlich zu Fantasy-lastig und das nicht ganz zufriedenstellende Ende mit der Aussicht auf weitere Teile dieser Reihe hat mich auch nicht gerade versöhnlich gestimmt. Klarer Fall von „einfach nicht meins“…

Exkarnation – Krieg der alten Seelen
  • Autor:
  • Sprecher: Uve Teschner
  • Länge: 15 Std. 01 Min. (ungekürzt)
  • Verlag: Audible GmbH
  • Erscheinungsdatum: 14. August 2014
  • Preis 27,95 € (9,95 € im Audible-Flexi-Abo)
Charaktere:
Story:
Atmosphäre:
Sprecher:
Gesamt:
6/10
Fazit:
Solider Fantasy-Thriller, der mit hohem Erzähltempo und origineller Idee punktet, sich in der Ausführung aber in zu vielen Nebenhandlungen verliert und dadurch auch seine Charakteren etwas vernachlässigt.

Kommentar verfassen:

2 Antworten zu diesem Beitrag