Autor: Markus Heitz
Sprecher: Simon Jäger
Länge: 18 Std. 37 Min. (ungekürzt)

Inhaltsbeschreibung von audible.de:
In Leipzig hütet ein Bestatter ein grausames Geheimnis, in Minsk führt eine skrupellose Wissenschaftlerin tödliche Experimente durch, in Paris rast ein Airbus ungebremst in ein Flughafenterminal… Die Ermittlungen zu dem Unglück beginnen sofort – aber die Ergebnisse sind rätselhaft: Sämtliche Insassen waren schon tot, bevor das Flugzeug auf das Gebäude traf. Was die Polizei jedoch nicht herausfindet, ist, dass es einen Überlebenden gibt. Konstantin Korff, der Bestatter aus Leipzig, kommt diesem Überlebenden hingegen schnell auf die Spur, ebenso wie die Wissenschaftlerin – denn diese drei Menschen tragen denselben tödlichen Fluch in sich. Einen Fluch, der sie zu einer Gefahr für jeden in ihrer Umgebung macht.

Meine Hörbuchbesprechung:
Der A380-Flug mit Ziel Paris könnte für die Flugbegleiterinnen durchaus angenehmer verlaufen. Ein italienischer Passagier nervt die Stewardessen seit geraumer Zeit mit seinen kleinlichen Beschwerden und stellt darüber hinaus auch die Geduld der anderen Fluggäste auf die Probe. In einem unbeobachteten Moment klärt der Mann das Personal jedoch über den Grund für sein Benehmen auf: An Bord des Airbus sollen sich angeblich Terroristen befinden, schließlich verhielten sich mehrere arabisch-stämmige Männer schon die ganze Zeit über merkwürdig. Die Stewardess leitet pflichtbewusst die nötigen Schritte ein, misst dem paranoiden Gezeter des Mannes aber eher wenig Bedeutung bei. Während des Landeanflugs auf den Paris Flughafen verzieht sich der Italiener dann panisch auf die Toilette, wo er seiner ungesunden Ernährung während des Fluges Tribut zollen muss. Als er anschließend die WC-Tür öffnet und wieder in den Gang tritt, traut er seinen Augen kaum: Alle Menschen an Bord sind plötzlich tot, weisen aber äußerlich keine Verletzungen auf. Da auch die Piloten-Crew unter den Opfern ist, rast das Flugzeug nun ungebremst auf das Flughafen-Terminal zu…

Ein mysteriöses Flugzeugunglück in Paris wirft Fragen auf

In Leipzig ist der Bestatter Konstantin Korff unterdessen damit beschäftigt, den Bewerber für den ausgeschriebenen Ausbildungsplatz auf seine Tauglichkeit zu testen, als ihn unvermittelt eine dringliche Anfrage erreicht: Ein wohlhabender französischer Unternehmer bittet Korff, umgehend nach Paris zu reisen, wo er die Leiche seiner Tochter für die öffentliche Aufbahrung präparieren soll. Das prominente Model zählte zu den Opfern des rätselhaften Unglücks am Pariser Flughafen, als der Airbus voller toter Passagiere in das Terminal gekracht ist. Während die Medien und Ermittler noch über die Ursache dieser Katastrophe rätseln, wird Konstantin bei seinem Auftrag schnell klar, dass hinter dem Ereignis mehr steckt, als der Großteil der Menschheit vermutet…

Ausflug des Fantasy-Autors Markus Heitz in das Mystery-Thriller-Genre

„Oneiros: Tödlicher Flug“ ist das aktuelle Werk des deutschen Schriftstellers Markus Heitz, der vor allem für seine Fantasy-Romane wie „Die Zwerge“ bekannt ist. Bei seinem neuen Buch sucht man die üblichen Dämonen oder Vampire jedoch vergeblich, denn „Oneiros“ lässt sich eher dem Genre der Mystery-Thriller zuordenen – wenngleich Heitz auch hier nicht ganz ohne fantastische Elemente auskommt.

Ein Bestatter mit dunklem Geheimnis als Hauptfigur

Die zentrale Hauptfigur der Geschichte ist der eingangs erwähnte Konstantin Korff, der als Protagonist einer Thriller-Handlung einem doch eher ungewöhnlichen Beruf nachgeht. Korff ist weder Kommissar noch Privatdetektiv, sondern verdient seinen Lebensunterhalt als Bestatter. So wird auch gleich sein erster Auftritt zu einer kleinen Lehrstunde auf dem Gebiet der Thanatologie – der Wissenschaft vom Tod, vom Sterben und der Bestattung–, als Korff nämlich seinen künftigen Auszubildenden gründlich unter die Lupe nimmt. Wir erfahren, worauf man bei der Einbalsamierung der Leichname achten muss, welche Tricks einem die Arbeit erleichtern können und wie man seine „Kunden“ möglichst vorzeigbar herrichtet. Zugegebenermaßen ein ungewöhnlicher Romanauftakt, der bei mir jedoch gleich eine Art morbide Neugier hervorgerufen hat. Irgendwie war es faszinierend und unterhaltsam, dem Meister und seinem Lehrling bei der Arbeit über die Schulter zu „hören“, da Markus Heitz die wissenschaftlichen Fakten äußerst ansprechend verpackt, sodass die ersten Kapitel wie im Fluge vergehen. Genauso interessant geht es zunächst auch weiter, denn da Konstantin Korff als absolute Koryphäe auf seinem Gebiet gilt, wird er überall in Europa zu Aufträgen angefordert, so auch bei dem weiblichen Opfer des Flugunglücks oder auch bei der Auffrischung von Lenins sterblichen Überresten in Moskau.

Gewöhnungsbedürftige Wendung nach launigem Anfangsdrittel

Der Einstieg in die Geschichte fällt also – wenn man sich für die Tätigkeit der Hauptfigur ein wenig erwärmen kann – ziemlich kurzweilig aus, obwohl streng genommen nicht wirklich etwas passiert. Der rätselhafte Flugzeugcrash sorgt zwar für Verwirrung, ist aber über weite Strecken eher nebensächlich. Nach rund einem Drittel nimmt „Oneiros“ dann aber eine überraschende Wendung: Korff verliebt sich in eine Cellistin, und als die Beziehung immer ernster wird, enthüllt er seiner Freundin und gleichzeitig auch dem Leser sein dunkles Geheimnis. Der Bestatter trägt nämlich einen schrecklichen Fluch in sich, der für seine nähere Umgebung fatale Folgen haben kann. Mehr möchte ich an dieser Stelle aus Spannungsgründen auch nicht verraten, außer, dass diese Enthüllung die vorangegangen Stunden doch gehörig auf den Kopf stellt. Von der Annahme, bei „Oneiros“ würde es sich um einen realistischen Thriller handeln, kann man sich nämlich an dieser Stelle verabschieden, denn genau hier bringt Markus Heitz sein Vorliebe für Fantasy ins Spiel. Wenn man damit nicht von vornherein rechnet, sind die folgenden Passagen vermutlich ziemlich gewöhnungsbedürftig und es dauert eine Weile, bis man sich mit der ungewöhnlichen Idee angefreundet hat.

Einfallsreiche Story und skurrile Charaktere sorgen für Kurzweil

Originell ist diese Ausgangssituation ohne jeden Zweifel und Heitz schafft es auch, diese recht skurrile Geschichte rund um den Tod verhältnismäßig glaubwürdig zu präsentieren. Die Haupthandlung gestaltet sich dann wie folgt: Um mit seiner Angebeteten sorglos zusammenleben zu können, muss Konstantin Korff diesen Fluch loswerden, was sich aber – wie könnte es anders sein – alles andere als einfach gestaltet. Der Bestatter muss nämlich nicht nur gegen den Tod persönlich antreten, sondern auch gegen eine skrupellose Wissenschaftlerin, die in einem Labor in Weißrussland menschenverachtende Forschungen durchführt. Wie das alles mit dem anfänglichen Flugunglück zusammenhängt, müsst ihr dann schon selbst herausfinden. Unterhaltsam ist die Story allemal, auch wenn es vielleicht ab und zu kleinere Ungereimtheiten gibt oder manche Passage womöglich etwas übertrieben wirkt. Allerdings nimmt der Autor seine Geschichte selbst nicht allzu ernst und punktet so durch skurrile und teilweise ganz schön überzeichnete Charaktere. Interessant fand ich auch die immer wieder eingestreuten Bezüge auf Märchen rund um den Tod, die Markus Heitz geschickt in seine Handlung integriert.

Der Sprecher:
Gelesen wird „Oneiros: Tödlicher Fluch“ von Simon Jäger, der neben dem unangefochteten David Nathan und dem großartigen Dietmar Wunder seit langem in meiner persönlichen Sprecher-Top3 rangiert. Diese Einschätzung rechtfertigt Jäger auch mit diesem Hörbuch wieder einmal, denn der Synchronsprecher von Matt Damon, Heath Ledger oder Mos Def zeigt sich hier gewohnt spielfreudig und liest die Geschichte sehr lebendig, was viel zum Unterhaltungswert des Hörbuchs beiträgt. Dabei glänzt er zum einen in den zahlreichen dramatischen und actionreichen Passagen, fängt aber den oft überspitzten und nicht ganz ernsthaften Ton der Vorlage ebenso gut ein.

Schlussfazit:
Markus Heitz hat mit seinem neuen Werk „Oneiros: Tödlicher Fluch“ einen äußerst launigen Thriller-Mystery-Fantasy-Mix hingelegt, der zwar nicht frei von Schwächen ist, trotz allem aber fast durchgehend gute Unterhaltung bietet. Abgedrehte Story, originelle Einfälle und skurrile Charaktere wie ein unfreiwillig massenmordender Narkoleptiker sorgen für ebenso für Kurzweil wie die zahlreichen Schauplatzwechsel von Leipzig über Paris, Moskau und Minsk bis nach Barcelona. Auch die Idee, klassische Märchen über den Tod in die Geschichte mit einfließen zu lassen, entpuppt sich als gelungener Schachzug.

Unterhaltsamer und spannender Genre-Mix mit wenig Tiefgang

Das kann aber trotzdem nicht darüber hinwegtäuschen, dass „Oneiros“ insgesamt über eher wenig Tiefgang verfügt und manche Wendung etwas unglaubwürdig wirkt. Auch die Charaktere sind zwar unterhaltsam, hätten aber noch etwas besser ausgearbeitet werden können. Außerdem sollte man sich als Hörer darauf einstellen, dass Heitz eine ordentliche Portion Fantasy in seine Story gepackt hat – wem dieses Genre nicht so zusagt, der könnte mit „Oneiros“ möglicherweise so seine Probleme haben. Wer jedoch auf der Suche nach einem kurzweiligen und spannenden Hörbuch ist, dass sich von der Masse abhebt und sich selbst auch nicht ganz so ernst nimmt, der könnte bei diesem Titel durchaus fündig werden.

Meine Wertung: 7/10

Informationen:
Das Hörbuch “Oneiros: Tödlicher Fluch” hat eine Länge von 18 Std. und 37 Min. und ist ungekürzt für 29,95 Euro bei audible.de erhältlich. Eine auf 9 Std. und 48 Min. gekürzte Fassung gibt es bereits für 11,95 €. Im Flexi-Abo kostet beide Versionen natürlich wieder nur die gewohnten 9,95 Euro. Weitere Infos gibt es auf der Detail-Seite bei audible.de.

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