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Zwölf Jahre ist es her, dass Henning Saalbachs Sohn ermordet wurde. In wenigen Tagen soll der Täter aus der Haft entlassen werden, und Henning ist fest entschlossen, sich für den Mord zu rächen…

Henning Saalbach führte einst ein glückliches Leben: Er war verheiratet, hatte mit seiner Frau einen gemeinsamen Sohn und war auch beruflich als Drehbuchautor sehr erfolgreich – bis eine Nacht sein Leben für immer verändern sollte. Während Henning mit seiner Frau auf dem Weg zu einer Feier war, die seiner Karriere noch einmal einen deutlichen Schub verpassen sollte, drang ein Mann in das Haus der Saalbachs ein und tötete den 6-jährigen Marc, der an diesem Abend das erste Mal alleine zu Hause geblieben war.

Ein Vater verliert seinen Sohn durch die Hand eines Mörders

Da Henning wichtige Unterlagen daheim vergessen hatte und daher auf dem Weg zur Feier noch einmal umkehren musste, konnte er den Täter zwar noch im Haus überraschen, für seinen Sohn kam jedoch jede Hilfe zu spät. Dank Saalbachs Zeugenaussage wurde der Mörder immerhin wenig später gefasst – da dieser dem Gericht aber glaubhaft versichern konnte, dass es sich bei dem Tod des Jungen um einen Unfall gehandelt habe, kam er mit einer Strafe von 12 Jahren Haft wegen Totschlags davon. Henning schwor sich, dass er nach Ablauf dieser Zeit für Gerechtigkeit sorgen würde und bereitete sich akribisch auf den Tag der Entlassung des Täters vor. Dieser Tag ist nun gekommen…

Über den Autor Raimon Weber

Wer gerne Hörbücher und Hörspiele hört, dem wird der Name Raimon Weber vielleicht ein Begriff sein, schließlich ist dieser als Autor u.a. für die Serien „Point Whitmark“, „Gabriel Burns“, „Terminal 3“ und vor allem „Darkside Park“ – immer noch eins meiner absoluten Lieblingshörbücher – verantwortlich. Darüber hinaus schreibt Raimon Weber aber auch seit Jahren eigene Romane, darunter auch das hier rezensierte „Eis bricht“, welches 2007 erstmals veröffentlicht wurde und wie weitere Bücher des Autors vor geraumer Zeit als eBook von der Psychothriller GmbH herausgebracht wurden.

Thriller oder Kriminaldrama?

Beworben wird „Eis bricht“ mit der Bezeichnung „Thriller“ auf dem Buchcover, doch meiner Meinung nach würde der Begriff „Kriminaldrama“ die von Raimon Weber erzählte Geschichte deutlich besser beschreiben – auch wenn der etwas reißerische Prolog zunächst in die erwartete Richtung geht. In den anschließend auf zwei verschiedene Zeitebenen verteilten Kapiteln schlägt der Autor dann aber einen deutlich ruhigeren Ton an. Besonders bedrückend ist dabei die Schilderung der Tragödie um den ermordeten Sohn der Hauptfigur, die sehr eindringlich beschrieben wird, sodass man sich in böser Vorahnung kaum traut, die nächsten Sätze zu lesen und dem Unvermeidlichen entgegenzutreten (Warum ein Sechsjähriger von seinen Eltern abends alleine zuhause gelassen wird, ist mir aber dennoch ein Rätsel…).

Ein Leben für die Rache

Nachdem Weber die Ausgangssituation des Buches umrissen hat, widmet er sich dann eigehender seiner Hauptfigur, dem ehemaligen Drehbuchautor Henning Saalbach, der nach dem Tod seines Sohnes nie wieder richtig zurück ins Leben gefunden hat. Zur Arbeit ist er immer noch nicht fähig, er hat ein Alkoholproblem und seine Frau hat sich schon vor Jahren von ihm getrennt. Der einzige Grund, warum Henning sich noch nicht das Leben genommen hat, ist der Gedanke an Rache. Er fiebert dem Tag der Haftentlassung des Mörders förmlich entgegen und ist fest entschlossen, dem Mann die seiner Ansicht nach gerechte Strafe zukommen zu lassen: den Tod.

Trotz kleinerer Schwächen unterhaltsame Krimikost

Überraschenderweise steht dieser Aspekt aber nicht einmal unbedingt im Mittelpunkt der Story, denn diese nimmt einen anderen Verlauf, als es der Klappentext vermuten lässt. Wer den angekündigten Thriller erwartet, wird vielleicht etwas enttäuscht werden, da sich die Spannung über weite Strecken doch in Grenzen hält. Kann man sich jedoch auf die dramatische Komponente der Handlung einlassen, bekommt man aber dennoch eine interessante und packende Geschichte geboten – wenngleich nicht jeder Einfall Raimon Webers die beabsichtigte Wirkung entfalten kann und mancher Nebenstrang ein wenig unnötig wirkt. Dank des mit rund 200 Seiten verhältnismäßig geringen Umfangs hat „Eis bricht“ zudem kaum Leerlauf und ist nahezu über die gesamte Dauer gleichermaßen unterhaltsam. Im Schlussteil kommen dann auch endlich die Krimifans auf ihre Kosten, denn in den letzten Kapiteln legt Weber wieder mehr Wert auf die Krimihandlung und zieht dadurch die Spannungschraube deutlich an. Natürlich lässt die Kürze des Buches zwar auch nicht allzu viel Tiefgang zu und manche Charakterisierung Henning Saalbachs bleibt mitunter etwas oberflächlich, dennoch bietet „Eis bricht“ gute und unerwartet ernste Unterhaltung.

Anfang Dezember erscheint der Roman übrigens in einer Neuauflage im Ullstein Verlag und wird dann auch in gedruckter Form als Taschenbuch erhältlich sein.

Fazit:
Nicht unbedingt der angekündigte Thriller, aber ein gelungenes Kriminaldrama mit überraschend ernsten Zwischentönen (7/10).

Buchcover
Autor: Raimon Weber; Umfang: 208 Seiten; Verlag: Psychothriller GmbH/Ullstein; Erscheinungsdatum: 02. Dezember 2013; Preis: Taschenbuch 9,99 €/eBook 8,99 €.

Link zum Buch (Psychothriller Gmbh)
Link zum Buch (Ullstein Taschenbuch)

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