Wie der ein oder andere vielleicht schon festgestellt hat, ist es aus verschiedenen Gründen auf unserem Blog insgesamt ein klein wenig ruhiger geworden, was sich vor allem auf die Buchrezensionen ausgewirkt hat – so findet sich hier nicht mehr wie noch in früheren Jahren zu jedem gelesenen Buch auch eine Rezension. Dabei wird es zwar auch in Zukunft bleiben, trotzdem sollen Buchempfehlungen auf dieser Plattform natürlich nicht zu kurz kommen.

Deshalb gibt es hier im Blog ab sofort die Rubrik „Kurzer Prozess“, die – wie der Name schon sagt – in Kurzfassung die von uns gelesenen Bücher gewohnt kritisch unter die Lupe nimmt. Dabei werden jeweils drei Bücher auf einen Schlag betrachtet und nach den üblichen Gesichtspunkten analysiert – allerdings in weniger ausschweifender Form sondern kurz und knackig auf den Punkt gebracht. Den Anfang machen – wie könnte es anders sein – drei Thriller: zum einen der internationalen Horror-Bestseller „Hex“ aus den Niederlanden, der neue Serienauftakt „Spectrum“ von Ethan Cross sowie natürlich auch der brandaktuellen Thriller „Flugangst 7A“ von Sebastian Fitzek. Wir hoffen euch gefällt die neue Rubrik und freuen uns über Kommentare und Anregungen! 😉

HEX von Thomas Olde Heuvelt

Vor dem Lesen dieser Kurzrezension eine kleine Warnung: Dieses Buch entfaltet seine Wirkung am besten, wenn man vor der Lektüre möglichst wenig über den Inhalt weiß. Thomas Olde Heuvelt überrascht in seinem Horrorroman „Hex“ nämlich mit einem äußerst originellen und sehr kuriosen Szenario, welches gerade in den ersten Kapiteln für einige große Fragezeichen sorgen dürfte. Für alle, die den Klappentext des Buches bereits gelesen haben oder ihre Neugier nicht zurückhalten können: „Hex“ dreht sich um das kleine Städtchen Black Springs, welches seinen Einwohnern und Besuchern mit den umgebenden Wäldern auf den ersten Blick eine scheinbar perfekte Natur-Idylle bietet. Hinter der Fassade verbirgt sich jedoch ein Albtraum: der Ort wird nämlich seit rund 300 Jahren von einer Hexe heimgesucht, die rastlos durch die Straßen und Häuser spukt. Katherine van Wyler ist dabei jedoch kein Hirngespinst oder eine Kleinstadt-Legende, sondern existiert tatsächlich – und die Menschen in Black Springs haben sich schon seit langem mit der unheimlichen Gestalt und dem von ihr ausgehenden Fluch arrangiert und sind das plötzliche Auftauchen der alten Frau mit den zugenähten Augen und Lippen längst gewohnt.

Skurriles Kleinstadtleben mit einer Hexe und ihrem Fluch

Dieses weitgehend friedliche Zusammenleben mit einer Hexe klingt nun nicht unbedingt nach dem typischen Stoff, aus dem Albträume gemacht sind, und so ist Heuvelts Roman in der ersten Hälfte auch eher skurril statt gruselig und es ist wohl eher die sehr spezielle und stark eingeschränkte Lebenssituation in Black Springs, die bei den Lesern ein Unwohlsein erzeugen wird. Dennoch ist „Hex“ von der ersten Seite an fesselnd und fasziniert mit der ungewöhnlichen Grundidee und ihrer Ausführung – unter anderem mit kreativen und zum Teil amüsanten Einfällen wie der Hex-App, mit welcher die Bewohner sich gegenseitig jeweils den aktuellen Standort der Hexe melden, um nicht plötzlich von der Horror-Gestalt im Schlafzimmer überrascht zu werden. Ab der Mitte des Buches zieht der Autor dann aber das Tempo an und steuert zielstrebig auf die Eskalation der Geschichte hin, welche dann letztlich in einem düsteren und alles andere als harmonischem Finale gipfelt. Allerdings kann der eher banale Schluss nicht ganz mit der sonst sehr innovativen Geschichte mithalten – vielleicht auch deshalb, weil Teile der niederländischen Originalversion für den internationalen Buchmarkt umgeschrieben wurden und der Roman sogar ein ganz neues Ende verpasst bekam. Dennoch ist „Hex“ für Fans von Horrorgeschichten wie „Wayward Pines“, „The Blair Witch Project“ oder auch „Cabin in the Woods“ eine klare Empfehlung wert – auch wenn sich der Gruselfaktor für hartgesottene Leser letztlich eher in Grenzen hält.

Autor: Thomas Olde Heuvelt | Originaltitel: Hex | Umfang: 432 Seiten
Erscheinungsdatum: 16.10.2017 | Verlag: Heyne | Preis: Taschenbuch 12,99 € / eBook 9,99 €

SPECTRUM von Ethan Cross

Thriller-Fans kennen den Autor Ethan Cross bereits von seiner „Shepherd“-Reihe um den Serienkiller Francis Ackerman junior, in „Spectrum“ betritt aber nun eine neue Figur die Bühne: das Genie August Burke. In seinem ersten Fall wird der hochintelligente Protagonist vom FBI während einer laufenden Geiselnahme in einer Bank zu Hilfe gerufen. Er soll den Einsatzkräften vor Ort dabei helfen, das sehr ungewöhnliche Verhalten der Täter zu verstehen und die Ausnahmesituation zu beenden, doch den Geiselnehmern gelingt es, von der Polizei unentdeckt aus der Bank zu entkommen. Burke führt das FBI jedoch zu einem geheimen Labor unter der Bank, das offenbar das eigentliche Ziel der Angreifer war – doch was haben die Eindringlinge dort gesucht und was sind ihre wahren Absichten?

 

Ein Genie mit Asperger-Syndrom inmitten einer Verschwörung voller Bad Boys

Was die Hauptfigur von „Spectrum“ so besonders macht, ist der Umstand, dass dieser das Asperger-Syndrom hat und August Burke daher sehr mit dem sozialen Umgang mit seinen Mitmenschen zu kämpfen hat – was die Ermittlungen in einem derart komplizierten Fall für ihn nicht gerade erleichtert. Natürlich bewegt sich der Autor mit diesem Protagonisten auf einem schmalen Grat und läuft Gefahr, seinen introvertierten und sensiblen Helden mit den genialen geistigen Fähigkeiten zum wandelnden Klischee zu machen. Ob ihm der Spagat tatsächlich gelingt und Cross das Asperger-Syndrom korrekt abbildet, können Betroffene weitaus besser beurteilen, als Romanfigur ist August Burke aber jedenfalls hochinteressant und sympathisch, zumal dessen Seelenleben nachvollziehbar erläutert wird. Die Geschichte selbst ist spannend, bedarf aber einer gewissen Einarbeitungszeit, weil der Autor zu Beginn gleich eine ganze Reihe von (häufig etwas arg testosteronschwangeren) Charakteren und Erzählperspektiven einführt, die seine Leser unter anderem sogar bis nach Afrika führen. Mit kurzen Kapiteln und schnellen Szenenwechseln sorgt Cross aber für ein durchgehend hohes Tempo und fädelt die einzelnen Handlungsstränge gekonnt und mit jeder Menge Action nach und nach zusammen. „Spectrum“ punktet sicherlich nicht unbedingt mit einem hohen Realitätsgrad, bietet aber durchweg packende Unterhaltung – auch wenn man sich manchmal wünscht, dass dieser Highspeed-Thriller etwas weniger Wert darauf legen würde, einen Großteil seiner Figuren als coole „Bad Boys“ und Möchtegern-Platzhirsche zu präsentieren.

Autor: Ethan Cross | Originaltitel: Spectrum | Umfang: 512 Seiten
Erscheinungsdatum: 21.07.2017 | Verlag: Bastei Lübbe | Preis: Taschenbuch 11,00 €

FLUGANGST 7A von Sebastian Fitzek

Sebastian-Fitzek-Fans mit Aviophobie müssen jetzt ganz stark sein, denn wie der wenig subtile Titel schon erkennen lässt, dreht sich die Geschichte im neuen Thriller des deutschen Bestsellerautors um die Angst vor dem Fliegen. Immerhin finden Betroffene im Protagonisten dieses Romans einen Leidensgenossen, denn auch der Psychiater Mats Krüger begibt sich nur in absoluten Ausnahmesituationen an Bord eines Flugzeuges – in diesem Fall um zur Geburt seines Enkelkindes aus dem selbstgewählten argentinischen Exil zurück nach Berlin zu fliegen. Trotz unzähliger Vorsichtsmaßnahmen wird der Flug für Mats aber schon nach wenigen Minuten zum Albtraum, denn ein anonymer Anrufer meldet sich bei ihm und fordert ihn dazu auf, das Flugzeug mit Hunderten von Passagieren zum Absturz zu bringen – und zwar dadurch, die von ihm erfolgreich durchgeführte Therapie an einem ehemaligen Patienten an Bord umzukehren und dessen Amokfantasien wieder auszulösen. Sollte der Psychiater dieser Forderung nicht nachkommen oder versagen, so würde Mats hochschwangere Tochter die Dauer des Nachtfluges zwischen Buenos Aires und Berlin nicht überleben…

Albtraum über den Wolken – ein Psychiater gegen die Flugkatastrophe

Das Szenario von „Flugangst 7A“ erinnert nicht nur zufällig an die im Roman mehrfach erwähnte Germanwings-Katastrophe um den mutwillig herbeigeführten Absturz des Fluges 9525 mit 150 Toten und sorgt gleich zu Beginn für ein hohes Spannungsniveau und wirft viele Fragen auf: „Warum soll das Flugzeug zum Absturz gebracht werden?“, „Wer steckt hinter der Erpressung?“, „Warum soll ausgerechnet Mats die Katastrophe auslösen?“ und viele mehr. Sebastian Fitzek peitscht seine Leser dabei mit all seiner Routine und gewohnt hoher Geschwindigkeit durch die Geschichte, welche sich parallel zu den Geschehnissen an Bord zu großen Teilen auch in Berlin abspielt. Dadurch wird Langeweile schon im Ansatz erstickt, allerdings tut sich der Autor diesmal etwas schwer damit, wirklichen Nervenkitzel zu erzeugen – und das trotz der dramatischen Ausgangssituation. Dies ist vor allem darauf zurückzuführen, dass Fitzek wie so häufig übertreibt und auf immer mehr unglaubwürdige Zufälle und aberwitzige Wendungen zurückgreift. Auch die Charaktere wirken teilweise arg überzeichnet und wenn z.B. ein wahnsinniger Veganer für Angst und Schrecken sorgen soll, dann wirkt dies eher absurd statt bedrohlich. So ist „Flugangst 7A“ zwar ohne Frage hochgradig unterhaltsam, läuft jedoch häufiger Gefahr zum Comedy-Thriller zu werden, den man leider nicht ernst genug nehmen kann, damit dieser albtraumhafte Nachtflug für den Leser auch wirklich spannend wird. Uneingeschränkt empfehlenswert ist jedoch wie immer die Hörbuchversion mit Sprecher Simon Jäger, bei der man sich diesmal sogar über einen kleinen, aber sehr gelungenen Gastauftritt von David Nathan freuen darf.

Autor: Sebastian Fitzek | Umfang: 400 Seiten | Erscheinungsdatum: 21.07.2017
Verlag: Droemer | Preis: Geb. Ausgabe 22,99 €/eBook 16,99 €/Ungek. Hörbuch 17,95 €

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7 Antworten zu diesem Beitrag

  • Die neue Rubrik gefällt mir gut! Ich kann mir über alle drei Bücher einen ersten Eindruck verschaffen, dafür sind die Kurzrezensionen doch lang genug. Und ich gebe ehrlich zu, dass ich sehr ausführliche Buchbesprechungen im Mittelteil sowieso oft überfliege, wenn ich das Buch noch nicht gelesen habe, weil ich fürchte, zu viel verraten zu bekommen. Da kommt mir dieses knackig-prägnante Format gerade recht.

    Und zwei der drei Bücher fallen auch wirklich in mein Beuteschema – von Fitzeks Büchern lasse ich schon seit einiger Zeit die Finger. Nachdem ich die ersten ganz gerne gelesen habe, hatte ich das Gefühl, mich an seiner speziellen Erzählweise satt gelesen zu haben und nur noch Aufgüsse des gleichen Schemas zu bekommen. Und ja, auch dass er von Buch zu Buch immer noch eins draufsetzen muss, hat mir nicht gefallen.

    Aber die anderen beiden werde ich mir mal näher ansehen.

    LG Gabi

    • Danke für dein Feedback! 🙂

      Ja, mit „kurz“ habe ich seit der Schulzeit so meine Schwierigkeiten, irgendwie ufert das bei mir immer aus, weshalb meine Kurzrezensionen dann auch gar nicht mal so kurz ausfallen 😀

      Ich mache es meist so wie du, dass ich Rezensionen zu ungelesen Büchern nur grob überfliege und das Fazit lese. Aber ich mag es auch, nach dem Lesen eines Buches gerne mal in ausführlicheren Rezis zu stöbern, um Kritikpunkte abzugleichen oder Bücher ausführlicher zu diskutieren.

      Bei Fitzek muss ich dir leider Recht geben, seine alten Sachen haben mir insgesamt auch deutlich besser gefallen, da war der Thrill noch subtiler und psychologischer und nicht so haarsträubend wie in den neueren Romanen. Unterhaltsam sind diese meiner Meinung nach aber immer noch, sodass ich letztlich doch immer noch alle seine Bücher lese bzw. höre.^^

      Ich hoffe aber dass die beiden anderen Titel dir gefallen werden 😉

  • Moin!
    Coole neue Rubrik, gefällt mir! Ich schreibe auch nur noch Rezensionen zu Büchern, über die ich auch wirklich irgendwas zu sagen habe.
    Den Abschnitt über Hex habe ich übersprungen wie angeraten, da ich das Buch im Dezember unbedingt noch lesen will.
    Ich schmolle grade ein bisschen darüber, dass der neue Fitzek anscheinend nicht so toll ist. „AchtNacht“ konnte mich schon nicht so richtig begeistern und ich hab mich schon so sehr auf „Flugangst“ gefreut – das Szenario klingt einfach vielversprechend. Vielleicht vertreibe ich mir die Zeit bis zur Taschenbuch Ausgabe mit seinen alten Werken. Was ist dein Lieblings-Fitzek?
    Liebe Grüße,
    Elli

    • Danke dir 🙂

      Es hat bei mir echt ein bisschen gedauert bis ich mich mit dem Gedanken abgefunden habe, nicht mehr alle Bücher zu rezensieren, aber sobald das einmal drin ist ist das ganz schön befreiend 😀 Trotzdem gibt es immer wieder Bücher, zu denen man einfach was schreiben oder die man gerne weiterempfehlen möchte, da finde ich die Kurzform für mich ganz passend.

      Ich bin gespannt, was du zu „Hex“ sagen wirst, ich war nach den ersten Seiten ganz schön überrascht 😀

      Ich fand das Setting von „Flugangst 7A“ auch sehr interessant und mag generell Geschichten, die nur in Flugzeugen, Zügen oder Schiffen spielen, aber ich finde da hätte man wie schon bei „Passagier 23“ deutlich mehr herausholen können.

      Mein Lieblings-Fitzek ist nach wie vor und unangefochten „Der Seelenbrecher“, das Hörbuch könnte ich immer wieder hören. Was ist deiner?

      • Ja, ging mir ähnlich. Aber manche Rezensionen „quälen“ einen dann auch nur, wenn man nichts Anständiges dazu zu sagen hat.
        Ich hab bis jetzt erst eine handvoll Bücher von Fitzek gelesen aber mein Liebling ist auf jeden Fall „Passagier 23“. Wie du schon sagst, das Buch hat einfach eine Menge Stimmung und Atmosphäre. Obwohl ich auf dem Sofa saß konnte ich den Seewind im Gesicht spüren.

  • Spektrum bleibt auf meiner WuLi, auch wenn die Figuren etwas überzeichnet sind. Wenn man das weiß und damit zurecht kommt (wie ich in dem Fall) les ich das Buch gerne 😀

    Hach und bei HEX irgendwie finden es alle toll, aber mich lässt dein Vergleich zB dem Blair witch project lässt mich stutzen. Den mocht ich nämlich nicht XD vielleicht mal als Hörbuch!

    • Naja, den Blair-Witch-Vergleich habe ich in erster Linie wegen der Hexen-Thematik gezogen. Den Film selbst fand ich auch schwach, aber das Buch hat definitiv Spaß gemacht. Kannst dem Buch also ruhig eine Chance geben 😉