Exit_Rezi

Nachdem Juliette Nichols für die meisten Silo-Bewohner überraschend von der Reinigung zurückgekehrt ist, hat sie durch ihren überstandenen Ausflug in die verseuchte Außenwelt deutlich an Respekt gewonnen, der ihr in ihrer Funktion als Bürgermeisterin in Silo 18 zugute kommt. Allerdings stößt ihr Plan, mit einem gigantischen Bohrer eine Verbindung zu Silo 17 herzustellen und die dort festsitzenden Überlebenden – ein Großteil davon unschuldige Kinder – zu retten, nur auf wenig Gegenliebe. Jules ist jedoch fest entschlossen, sich über alle Widerstände hinweg- und ihren Plan in die Tat umzusetzen, allerdings wird ihr Vorhaben auch von den Machtinhabern in Silo 1 kritisch beäugt – zumal dort ein längst besiegt geglaubter Feind wiedererwacht. So wird Juliettes Vorhaben zu einer Mission, bei dem nicht nur das Schicksal des gesamten Silos auf dem Spiel steht…

Der Abschluss von Hugh Howeys „Silo“-Trilogie

Mit seiner in mehreren Teilen veröffentlichten Science-Fiction-Reihe „Wool“ sorgte der Amerikaner Hugh Howey ab 2011 international für einen Sensationserfolg und nach den beiden Vorgängern „Silo“ und „Level“ ist mit „Exit“ nun auch der Abschluss der hierzulande als Trilogie vermarkteten Serie erschienen, in dem die Saga um die sich nach dem Kollaps der Erde in riesige unterirdische Silo zurückgezogene Menschheit nun vor ihrem Abschluss steht. Die Situation der Silo-Bewohner ist dabei zu Beginn des Abschlussbandes dramatisch: Während in Silo 18 eine verzweifelte Rettungsmission für die Überlebenden des benachbarten Bunkers anläuft, droht genau dieses Vorhaben zum Untergang der Bewohner zu werden, da der eigenmächtige Plan von Bürgermeisterin Juliette Nichols von den Herrschern in Silo 1 als klare Rebellion gegen die Machthaber betrachtet wird und nun zur Unterdrückung des Widerstandes die komplette Auslöschung der Silos droht.

Ein Ende, welches das Große und Ganze unberücksichtigt lässt

An dieser Stelle beginnt für mich bereits das Problem des Trilogie-Abschlusses, denn die Geschichte konzentriert sich in „Exit“ ausschließlich auf die Silos 1, 17 und 18 – dabei wissen Leser der Vorgänger, dass vor Jahrhunderten ganze 50 dieser unterirdischen Rückzugsorte geschaffen wurden und wohl auch immer noch intakt, sprich bewohnt sind. Nun war ich zugegebenermaßen schon kein allzu großer Fan von „Silo“ und „Level“, was für mich vorrangig an den blassen Charakteren und der etwas schleppenden Story lag, das Setting selbst hat aber von der ersten Minute eine große Faszination ausgeübt, sodass ich der Reihe bis zum Ende die Treue gehalten habe – in der Hoffnung, dass die finale Auflösung die Mühe und Geduld wert wäre. Allerdings hatte ich zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, dass ich es bei „Exit“ tatsächlich schon mit dem Abschluss der Saga zu tun hatte, da die Handlung lange Zeit wie gehabt eher vor sich hinplätschert, statt auf einen dramatischen Höhepunkt hinzusteuern – von Spannungsaufbau kann hier kaum die Rede sein. So vergeht Stunde um Stunde, in der man darauf wartet, dass die Geschichte endlich an Fahrt aufnimmt – bis das Buch und damit auch die Reihe plötzlich zu Ende sind und man sich wundert, dass es dieses unspektakuläre Auslaufen der Story doch nun wohl kaum endgültig gewesen sein kann. Für mich konzentriert sich Hugh Howey hier auf einen viel zu kleinen Teil seines Universums und man wird komplett in Unwissenheit gelassen, was eigentlich außerhalb der thematisierten Silos passiert und wie es mit der gesamten Menschheit denn nun eigentlich weitergeht.

Eine Reihe, die deutlich hinter ihren Möglichkeiten zurückbleibt

Zu diesem Ärger über den unbefriedigenden Abschluss der Geschichte gesellte sich bei mir dann auch die schon aus den Vorgängern erlebte Gleichgültigkeit gegenüber den Charakteren. Auch nach mehr als 30 Hörbuch-Stunden ist mir keine einzige der Figuren auch nur annähernd ans Herz gewachsen – und das lag gewiss nicht an Peter Bieringers engagierter Lesung, die mich oft alleine zum Weiterhören motiviert hat. Egal ob Jules, Donald oder Solo – für mich sind dies alles nur Namen, hinter denen sich keine greifbaren Persönlichkeiten verbergen und ich kann auch nach dem Ende von Buch 3 immer noch nicht zwischen Juliette und Charlotte unterscheiden. So bleibt die „Silo“-Reihe für mich auch mit dem dritten und letzten Band klar hinter den Möglichkeiten zurück, welche die wirklich spannende Ausgangsidee und das faszinierende Setting eigentlich geboten hätten. Ich finde es wirklich bedauerlich, dass ich zu keiner Zeit wirklich Zugang zur Geschichte gefunden habe und frage mich in Bezug auf die vielen euphorischen Kritiken gerade auch zum Trilogie-Abschluss, ob ich vielleicht komplett andere Bücher gelesen habe und warum Hugh Howeys Epos für mich nicht funktioniert. Vielleicht nimmt sich irgendwann ja nochmal jemand dieses Stoffes an und macht daraus eine packende Serie oder Filmreihe, denn so sehr ich mich auch durch die drei Bände geschleppt habe: ich würde Howeys Silos wahnsinnig gerne einmal in bewegten Bildern sehen.

Exit
  • Autor:
  • Sprecher: Peter Bieringer
  • Original Titel: Dust
  • Reihe: Silo #3
  • Länge: 12 Std. 53 Min. (ungekürzt)
  • Verlag: HörbucHHamburg HHV GmbH
  • Erscheinungsdatum: 30. März 2015
  • Preis 13,95 € (9,95 € im Audible-Flexi-Abo)
Charaktere:
Story:
Atmosphäre:
Sprecher:
Gesamt:
6/10
Fazit:
Hugh Howey bleibt auch mit dem Abschlussband „Exit“ in der Tradition der Vorgänger seiner „Silo“-Reihe und kann zwar nach wie vor mit dem originellen und interessanten Setting begeistern, schafft es aber auch im dritten Anlauf nicht, seine Charaktere mit Leben zu füllen und bleibt auch bei der enttäuschend unspektakulären und unbefriedigenden Auflösung einiges schuldig.

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