Jahrelang galt Dr. Cassandra Jane „CJ“ Cameron als eine der weltweit führenden Reptilienexpertinnen und hatte sich vor allem im Umgang mit Krokodilen einen exzellenten Ruf erarbeitet, bis ein tragischer Zwischenfall sie dazu brachte, einen Gang zurückzuschalten und als Tierärztin für einen Zoo in San Francisco zu arbeiten. Ihre Nebentätigkeit als Redakteurin für „National Geographic“ bringt ihr jedoch einen Auftrag ein, zu dem sie unmöglich „Nein“ sagen kann: Auf Einladung der chinesischen Regierung soll sie Teil eines Expertenteams werden, dem exklusiv ein neues Mega-Projekt der Asiaten vorgeführt werden soll. In den Bergen der Provinz Guangdong haben die Chinesen einen gewaltigen Zoo aus dem Boden gestampft, der nach einer fast 40-jährigen streng geheimen Planungsphase nun kurz vor seiner Eröffnung steht. Was die Besucher im „Great Zoo of China“ zu sehen bekommen sollen, sprengt alle Dimensionen, denn den Chinesen ist es gelungen, eine Spezies zu entdecken und zu züchten, an deren tatsächliche Existenz trotz zahlreicher Mythen und Legenden nie jemand ernsthaft geglaubt hat…
Die Chinesen präsentieren einen „Jurassic Park“ mit Drachen
Wenn man als Autor mit einer Geschichte über einen gigantischen Themenpark mit Drachen (denn um diese Sagenwesen handelt es sich bei der Hauptattraktion des Zoos) daherkommt, muss man sich natürlich zwangsläufig auf Vergleiche mit Michael Crichtons Weltbestseller „Jurassic Park“ gefasst machen. Das birgt bei falscher Herangehensweise die Gefahr, dass der Roman zur billigen Kopie verkommt, man kann wie der Australier Matthew Reilly bei seinem neuen Thriller „The Great Zoo of China“ aber auch ganz offensiv mit dem offensichtlichen Vorbild umgehen: Dieser gibt nämlich im Interview am Ende des Buches ganz offen zu, dass Crichtons Roman sein absolutes Lieblingsbuch und er selbst sich auch der Parallelen zu seinem eigenen Werk bewusst sei, er sich aber dennoch von diesem abheben wollte. Der Hinweis, dass bei seiner Geschichte eine Pressetour statt einer Parkinspektion der Ausgangspunkt der Handlung sei, ist dabei zwar nicht gerade besonders überzeugend, mit dem Hauptunterschied zwischen „The Great Zoo of China“ und „Jurassic Park“ liegt Reilly jedoch richtig: Der Schauplatz.
Atemberaubender Schauplatz in den Bergen Chinas
Das Setting spielt in der Geschichte nämlich eine wichtige Rolle, denn der fulminante Drachen-Zoo ist kein weiteres Produkt von Amerikas Unterhaltungsindustrie, sondern der erste wirklich ernstzunehmende Versuch Chinas, den Vereinigten Staaten den Rang als „cultural leader“ streitig zu machen. Und was den Schauplatz betrifft, ist „The Great Dragon Zoo of China“ wirklich atemberaubend, selbst wenn man das Erzeugen der Landschaft, der Infrastruktur und natürlich der Kreaturen trotz visueller Unterstützung durch kleine Karten der Parkabschnitte hauptsächlich der eigenen Fantasie überlassen muss und nicht wie bei „Jurassic Park“ einen Hollywood-Blockbuster als Unterstützung hat. Wer sich auch nur annähernd für Geschöpfe wie Dinosaurier oder in diesem Fall eben Drachen begeistern kann, dem wird während der die Geschichte einleitenden Parkführung das Wasser im Mund zusammen laufen und man würde wohl selbst horrende Summen bezahlen, um selbst einmal ein solches Wunderwerk betreten zu dürfen.
Drachen, Drachen und noch mehr Drachen
Bei den Stars seiner Story präsentiert sich Matthew Reilly dann sofort von Beginn unerwartet zeigefreudig und macht nicht groß ein Geheimnis um seine Kreaturen: Schon der Prolog liefert den ersten furchterregenden Zusammenstoß mit einem Drachen und auch nach Betreten des Zoos muss man nicht allzu lange auf die ersten Tiere warten. Der Australier geht bei der Entstehung des Park und der Geschichte seiner Bewohner zwar nicht so sehr in die Tiefe wie Michael Crichton bei seinen Dinos und hält die Erklärungen eher simpel, macht dies aber durchaus recht clever und übersichtlich: Es gibt gerade einmal sechs verschiedene Gattungen und diese jeweils in drei verschiedenen Größen – von mannshoch bis zu den Ausmaßen eines gewaltigen Flugzeugs. Und wer „Jurassic Park“ gelesen oder gesehen hat, weiß natürlich auch schon was kommt: Natürlich schaffen es auch die Chinesen nicht, ihre unberechenbaren Schöpfungen unter Kontrolle zu halten und so steuert auch der Stolz der Asiaten unaufhaltsam in eine gewaltige Katastrophe.
Nicht originell, aber hochgradig unterhaltsam
Natürlich gewinnt Matthew Reilly mit seiner Geschichte trotz einiger guter Einfälle nicht unbedingt den Originalitäts-Preis und natürlich ist die Story in gewisser Weise recht vorhersehbar: Es gibt die einleitende Parkführung, plötzlich geht etwas schief und der Rest ist Nonstop-Action ohne Zeit zum Durchatmen – aber genau das ist es auch, was ich mir von diesem Buch erhofft hatte. Ich WOLLTE ein Jurassic Park mit Drachen, und genau das habe ich bekommen. Das Setting ist atemberaubend, Reilly kommt schnell zur Sache und bietet nach kurzer Einführung ein nicht enden wollendes Gemetzel mit unzähligen Cliffhangern. Zudem mochte ich die (natürlich wie immer in solchen Geschichten unverwundbaren) Hauptfiguren, allen voran die toughe Reptilien-Expertin CJ Cameron und mich hat es auch nicht gestört, dass der Autor das gerne genommene Klischee der skrupellosen und geheimniskrämerischen Chinesen gewählt hat, um seine Geschichte aufzupeppen – es passt in diesem Fall einfach und funktioniert auch gut. Manchmal schießt Reilly zwar ein wenig über das Ziel hinaus (Stichpunkt Kommunikation zwischen Menschen und Drachen), alles in allem habe ich aber mit „The Great Zoo of China“ genau das bekommen, was ich mir im Vorfeld gewünscht hatte: Ein spannende, temporeiche und kompromisslose Action-Story mit jeder Menge Drachen. Wer so etwas sucht und an „Jurassic Park“ seinen Spaß hatte, wird mit Sicherheit auch mit diesem Buch voll auf seine Kosten kommen.
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8/10
Optisch ist das Buch ja schon einmal ein richtig Blickfang finde ich. Bin zwar nicht so der Thriller-Leser, aber alleine schon wegen der Grundidee (die zwar, wie du schon geschrieben hast Ähnlichkeiten zu JP aufweist aber pfft) reizt es mich dieses Buch zu lesen. Ich meine Drachen, was braucht man mehr?
Und wenn es dann auch noch so unterhaltsam und richtig actiongeladen ist, warum nicht.
Vielleicht ist es ja sogar eine gute Einstimmung auf “Jurassic World‘ 🙂
Das Buch ist auch im Innenteil ganz nett gestaltet, es gibt z.B. immer wieder kleine Karten oder Schaubilder auf denen die Schauplätze der jeweiligen Szenen veranschaulicht werden.
Und actiongeladen ist das Buch auf jeden Fall, nach der typischen Parkführung als Einleitung geht es eigentlich ab Seite 100 ohne Pause zur Sache und das meistens auch sehr drastisch 😀