Ein skrupelloser Killer treibt ein perfides Spiel mit vier Menschen, die für ihr Leben und das ihrer Familien kämpfen müssen.
Als Frank Geissler einen von einem anonymen Absender einen Umschlag mit einem USB-Stick erhält, glaubt er zunächst an einen Computer-Virus oder eine verrückte PR-Aktion: Auf dem Stick befindet sich der Link zu einer Internetseite, verbunden mit dem Hinweis, dass er diese Adresse anklicken solle und es um ein Leben gehe. Neugierig folgt Frank den Anweisungen und findet auf der Website das Video von einem gefesselten nackten Mann, der von lauter Käfigen mit ausgehungerten Ratten umgeben ist. Zudem erhält er die Information, dass er nun Teilnehmer eines Spiels sei und eine Aufgabe erfüllen müsse, um das Leben des Mannes zu retten. Zunächst glaubt Frank immer noch an einen Werbegag, doch als kurz darauf eben dieser Mann tot aufgefunden wird, wird Geissler klar, dass er sich tatsächlich mitten in einem teuflischen Spiel um Leben und Tod befindet…
Vier Menschen kämpfen mit- und gegeneinander ums Überleben
Um eines direkt vorweg zu nehmen: „Das Rachespiel“, der neue Roman von Thrillerautor Arno Strobel, ist gewiss kein schlechtes Buch und eignet sich durchaus, um den Lesern drei bis vier unterhaltsame und zuweilen auch spannende Stunden zu bereiten. Die Ausgangsidee ist reizvoll, der Schreibstil angenehm, das Setting recht atmosphärisch und man kann die Geschichte ganz gut an einem Nachmittag „weglesen“. So weit, so gut.
Spannende Ausgangsidee, uninspirierte Umsetzung
Allerdings hat „Das Rachespiel“ nichts, aber auch wirklich gar nichts, was das Buch in irgendeiner Form von vergleichbaren Thrillern abheben könnte. So spannend die Ausgangssituation mit einem mörderischen Spiel auch sein mag – als „originell“ kann sie nun wirklich nicht bezeichnet werden. Ähnliches hat man schon in unzähligen Romanen und Horrorfilmen gesehen – und wenn man ehrlich ist: meistens spannender. Der Schauplatz der Geschichte ist unzweifelhaft von „Saw“ inspiriert, nur leider kann das Spiel selbst in Bezug auf Spannung und Schrecken nicht mal im Ansatz damit mithalten. Es ist grundsätzlich schon interessant, vier Menschen (mit gemeinsamer Vergangenheit) in einer Extremsituation aufeinander loszulassen, zumal dies gerade in psychologischer Hinsicht sehr reizvoll sein kann. Allerdings geht Strobel bei seinem Thriller relativ uninspiriert zu Werke und schafft es ganz einfach nicht, das Spiel durch raffinierte Aufgaben oder überraschende Wendungen wirklich packend zu gestalten. Im Prinzip läuft jede Runde nach dem gleichen Schema ab: Der unbekannte Spielleiter stellt eine Aufgabe, alle Mitspieler keifen sich gegenseitig an, rennen planlos durch dunkle Gänge, lassen sich hin und wieder eins über den Kopf ziehen und flüchten vor gefräßigen Ratten – das ist ungefähr so gruselig wie eine durchschnittliche Dschungelcamp-Folge.
Leider sehr vorhersehbar
Dazu kommt noch, dass Arno Strobel viel zu früh wichtige Hintergrundinformationen vorwegnimmt und seiner Geschichte so selbst merklich die Spannung raubt. Es ist praktisch von Anfang an klar, warum ausgerechnet diese vier Menschen für dieses Spiel ausgewählt wurden – hier hätte man die Leser noch viel mehr auf die Folter spannen können. Außerdem muss man nicht gerade Sherlock Holmes sein, um nach gut der Hälfte des Buches den Täter auszumachen, denn allzu viele Optionen gibt es auch hier nicht. Doch so vorhersehbar die Identität des Strippenziehers auch sein mag: Wirklich plausibel ist Strobels Erklärung für dessen Handeln meiner Meinung nach auch nicht. Zudem stören kleinere Logikfehler das Vergnügen, denn warum öffnet man z.B. einen verdächtigen USB-Stick aus Angst vor Viren an einem alten und entbehrlichen Offline-Rechner, nur um Sekunden später völlig naiv den darin enthaltenen Link am gefährdeten Arbeits-PC mit unzähligen wichtigen Daten anzuklicken?
Unterhaltsamer 08/15-Thriller
Zu allem Überfluss sind alle Charaktere auch noch dermaßen klischeehaft und wenig sympathisch angelegt, sodass es einem beim Lesen eigentlich egal ist, wer wie aus diesem Spiel hinausgeht. Das ist natürlich ebenfalls nicht gerade spannungsfördernd und sorgt nun endgültig dafür, dass Arno Strobels „Das Rachespiel“ trotz guter Ansätze ein zwar unterhaltsamer, aber eben auch nicht mehr als passabler Thriller ist, den man vermutlich schon wenige Tage nach der Lektüre wieder vergessen hat.
Fazit:
Passabler, aber wenig origineller Thriller, der kaum eigene Ideen und Überraschungen bietet und viel zu wenig aus der reizvollen Ausgangsidee macht (6/10).
Autor: Arno Strobel; Umfang: 352 Seiten; Verlag: Fischer; Erscheinungsdatum: 20. Januar 2014; Preis: Taschenbuch 9,99 €/eBook 9,99 €.
Ich habe schon ganz gespannt auf deine Rezension zu diesem Buch gewartet und du bestätigst mir damit meine Vermutung. Wahrscheinlich werde ich es dennoch lesen, weil ich es jetzt schon hier hab. Aber Arno Strobel schreibt wohl mittlerweile einfach zu schnell, zu viele Bücher. Und darunter leidet die Qualität.
Liebe Grüße
Petzi
Es ist ja auch nicht schlecht und man hat es auch schnell gelesen, aber es ist halt einfach echt nix besonderes.
Das mit der zu hohen Veröffentlichungs-Frequenz ist ja leider häufig so und das sehe ich z.B. auch bei Sebastian Fitzek als Problem, wobei mir hier „Noah“ endlich wieder besser gefallen hat als die Bücher davor.
Unsere Meinungen zum Buch sind ja erschreckend deckungsgleich. Ich kann deiner Rezension zu 100% zustimmen und finde es wirklich schade, weil ich Strobels Stil eigentlich sehr, sehr mag.
Wünsche dir einen schönen Lesemonat! Liebe Grüße, Iris (danke auch für den Lesetipp! Hab mir DAS SKRIPT schon besorgt bzw. auf meiner Leihvormerkliste!)
„Das Skript“ fand ich wirklich richtig gut, vor allem weil die Handlung auch in der Buchbranche spielt und auch Rezensionen eine bedeutende Rolle einnehmen.
Wünsche dir ebenfalls einen erfolgreichen Lesemonat!