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In New York werden Prostituierte brutal abgeschlachtet. Gehen die Morde auf das Konto des berüchtigten Rippers oder ist ein Nachahmungstäter für die Verbrechen verantwortlich?

New York, 1891: In einer der dunklen Straßen der Stadt wird die Leiche einer Prostituierten aufgefunden, der Leichnam grausam verstümmelt und mit einem kleinen „X“ auf der Schulter gekennzeichnet. Da die Verletzungen der Toten frappierend an die drei Jahre zurückliegenden Morde von „Jack the Ripper“ erinnern, wird der damalige Londoner Chefermittler informiert, der sofort seinen derzeit in den Staaten verweilenden Schützling Finley Jameson auf den Fall ansetzt. Gemeinsam mit dem New Yorker Polizistin Joseph Argenti entdeckt dieser weitere beunruhigende Gemeinsamkeiten zwischen den ungeklärten Verbrechen und sieht sich zudem schnell mit einem weiteren grausamen Mord konfrontiert. Alles sieht danach aus, als würde der Ripper sein perfides Spiel mit den Ermittlern nun in Amerika fortsetzen wollen…

Setzt „Jack the Ripper“ sein mörderisches Treiben in Amerika fort?

Auch 125 Jahre nach den Verbrechen von „Jack the Ripper“, des vielleicht berühmtesten Serienkillers der Kriminalgeschichte, üben die ungelösten Mordfälle auf viele immer noch eine große Faszination aus und es werden weiterhin Unmengen Theorien über die Identität des Rippers aufgestellt und sich mit der Frage auseinandergesetzt, warum die Mordserie ebenso plötzlich aufhörte, wie sie damals begann. Dabei haben sich vor allem drei Annahmen als besonders beliebt herausgestellt: 1. Der Ripper ist gestorben, 2. Er wurde für eine andere Tat verhaftet und konnte sein „Werk“ deshalb nicht fortsetzen oder 3. Der Ripper hat London verlassen und außerhalb des Landes weiter gemordet.

Ein New Yorker Cop und ein Londoner Profiler auf Mörderjagd

Letztere Theorie ist die Grundlage für John Matthews Thriller „Letters from a Murderer“, der die Möglichkeit in Betracht zieht, dass der Killer in die Vereinigten Staaten übergesetzt hat und drei Jahre nach den Londoner Morden seine Verbrechensserie wieder aufnimmt. Davon gehen zumindest die Ermittler Finley Jameson und Joseph Argenti aus, die aufgrund der peinlichen Hilflosigkeit des bisherigen leitenden Inspektors neu auf den Fall angesetzt werden. Finley Jameson gilt dabei aufgrund seiner Ausbildung beim Londoner Chefermittler der Ripper-Morde als Experte und verkörpert zudem als Forensiker und Profiler eine völlig neue Herangehensweise an die Mörderjagd. Argenti hingegen ist ein routinierter New Yorker Detective und einer der wenigen verbliebenen Polizisten im Dezernat, die sich gegen die von der Unterwelt ausgehende Korruption zur Wehr setzen und sich nicht vom örtlichen Mafia-Boss kaufen lassen.

Unterhaltsam, aber wenig informativ

Beide Hauptfiguren sind auf Anhieb sympathisch, auch wenn Matthews seine Ermittler insgesamt etwas zu heroisch und zu sehr als aufrichtige Saubermänner darstellt. Zwar versucht der Autor gelegentlich, die ein oder andere Macke an seinen Protagonisten herauszuarbeiten, wirklich tiefgreifende Charakterbeschreibungen sollte man bei „Letters from a Murderer“ jedoch nicht erwarten. Gleiches gilt für großes Faktenwissen rund um „Jack the Ripper“: Matthews lässt zwar hin und wieder ein paar Verweise auf die Mordfälle oder bekannte Theorien über die Identität des Killers einfließen, wer aber schon ein oder zwei Bücher zu diesem Thema gelesen hat, wird hier kaum noch neue Informationen finden. Dafür ist der Roman zu sehr auf kurzweilige Unterhaltung ausgerichtet, was man auch an der Figur des Finley Jameson sieht: Dieser wird als neuartiger Ermittler mit innovativen Methoden dargestellt, wirklich viel ist davon aber auch nicht zu sehen. Das wurde zum Vergleich in Alex Grecians ähnlich angelegtem Thriller „The Yard“ detaillierter, glaubwürdiger und einfach besser gelöst.

Spannend, aber mit schwächelnder Auflösung

Trotzdem ist „Letters from a Murderer“ für Hobby-Ripperologen und Fans historischer Thriller durchaus empfehlenswert. Denn auch wenn es Matthews zuweilen an Authentizität vermissen lässt (was auch die etwas oberflächliche Darstellung des Schauplatzes betrifft), so ist die Story dennoch packend geschrieben und durchweg auf einem guten Spannungsniveau. Angenehm ist auch, dass der Autor den Fokus nicht nur auf den Killer und die Ermittler, sondern auch auf die potenziellen Opfer des Rippers richtet und dabei auch deren täglichen Probleme aufzeigt. Punktabzug gibt es von mir aber für die etwas enttäuschende Auflösung, die in meinen Augen weder der vorangegangenen Story noch dem Ripper-Mythos an sich gerecht wird.

Fazit:
Unterhaltsamer Historien-Thriller um den „Jack the Ripper“-Mythos, dem es aber an Authentizität und einer zufriedenstellenden Auflösung mangelt (7/10).

Letters from a murderer
Autor: John Matthews; Umfang: 432 Seiten; Verlag: Exhibit A; Erscheinungsdatum: 24. September 2013; Preis: Taschenbuch 10,90 €/eBook 6,79 €.

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