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Seit einem Dienstunfall ist der ehemalige Polizist Peter Lundt blind und arbeitet nun als Privatdetektiv in seiner eigenen Detektei. Klingt ungewöhnlich, ist aber vielleicht gerade deshalb sehr unterhaltsam…

Peter Lundt war viele Jahr Ermittler beim Hamburger Drogendezernat, bis er in Folge eines verhängnisvollen Dienstunfalls vollständig erblindete und seinen Beruf nicht länger ausüben konnte. Dieses Schicksal stürzte Lundt zunächst in ein tiefes Loch, woraufhin schließlich auch seine Ehe scheiterte. Mittlerweile hat sich der Ex-Polizist aber mit seiner Behinderung abgefunden und brennt wieder darauf, seinen kriminalistischen Spürsinn zur Aufklärung mehr oder weniger skurriler Fälle einzusetzen. Da er als Blinder bei der Polizei jedoch keine Zukunft hat, gründete Peter Lundt seine eigene Detektei und ermittelt nun auf eigene Faust im Auftrag seiner Klienten.

Peter Lundt, der blinde Detektiv

Die erste Folge der vom hörformat-Label produzierten Hörspielreihe setzt dabei unmittelbar zu Beginn seiner zweiten Ermittler-Karriere ein. Peter Lundt hat als Detektiv bisher noch keinen Fall übernommen und ist auf der Suche nach einer Assistentin, die für ihn gewisse Aufgaben übernimmt, die er selbst aufgrund seiner Blindheit nicht ausüben kann. So trifft er auf die Studentin Anna Schmidt, die sich auf Lundts Annonce meldet und anfangs noch nicht weiß, worauf sie sich mit ihrer Bewerbung genau eingelassen hat. Komplettiert wird die Besetzung von Peters bestem Freund Oliver Zornvogel, der früher mit ihm gemeinsam für das Drogendezernat gearbeitet hat, sowie Peters Immer-mal-wieder-Freundin Sally.

Originelle Idee mit guter Umsetzung

Wie fast zu erwarten war, lebt die Serie in erster Linie von ihren Charakteren, wobei Peter Lundt natürlich ganz klar im Vordergrund steht. Die Idee, einen erblindeten Ex-Polizisten als Detektiv arbeiten zu lassen, ist dabei ebenso simpel wie genial – zumal Lundts Behinderung auch in der Ausführung gut umgesetzt wird. So sind die Ermittlungsmethoden des Ermittlers merklich anders als bei seinen sehenden Kollegen, was einen frischen Wind in die Geschichte bringt. Zudem hat dies auch für das Publikum Vorteile, denn dieses muss sich beim Hören ja ebenfalls rein auf das Erzählte verlassen und findet sich damit praktisch in der gleichen Situation wie die Hauptfigur wieder. Die oft etwas ausführlicheren Beschreibungen sorgen somit für sehr anschauliche Szenen, was für das Hörerlebnis nur positiv ist.

Toller Humor mit viel Selbstironie

Zudem punktet die Hörspielserie bei mir durch den sehr angenehmen Humor, der zum Teil auch aus Lundt Behinderung resultiert. Dieser nimmt seine Blindheit nämlich mittlerweile mit Humor und lässt seine Mitmenschen gerne mal auflaufen, zudem gibt es immer wieder die typischen Dialoge, die aus unbedachten Sätzen wie „Guck dir mal die tolle Aussicht an!“ oder „Wir sehen uns!“ resultieren – manchmal ein wenig klischeehaft, aber immer charmant präsentiert. Doch auch sonst gibt es viele amüsante Szenen sowie einige gelungene Running Gags wie z.B. den erotischen Filmversand seiner Nachbarn, der für permanentes Hintergrundgestöhne sorgt oder eine Nebenfigur mit dem Namen Sherlock Homes („ohne L“), der von Lundt konsequent „Sherock“ (eben „ohne L“…) genannt wird. Darüber hinaus stimmt auch einfach die Chemie zwischen den Charakteren der Stammbesetzung, was weitere heitere Momente zur Folge hat.

Leichte und etwas skurrile Krimikost

Kommen wir nun zu den Storylines: Diese sind bei den vier Folgen der vorliegenden Compilation zwar nicht weltbewegend oder übermäßig spannend, liegen aber allesamt auf einem guten Niveau. In der Regel sind die Aufträge immer auch ein wenig skurril, was gerade bei der Weihnachtsfolge „Peter Lundt und das Wunder vom Weihnachtsmarkt“ der Fall ist. Doch egal ob Karpfenjagd, Hongkong-Trip oder Entführung – unterhaltsam und kurzweilig sind die Episoden alle, auch wenn man dabei nun wirklich keinen Tiefgang erwarten sollte. Und wenn die Ermittlungen selbst mal eine kurze Schwächephase durchlaufen, wird dies meist mit kleinen privaten Nebensträngen ausgeglichen, sodass einem die Figuren über die Folgen hinweg richtig ans Herz wachsen.

Gute Sprecher, überzeugende Geräuschkulisse, nervige Musik

Auch die technische Produktion bewegt sich auf einem ordentlichen bis guten Niveau: Die Sprecher machen allesamt einen guten Job, auch wenn bis auf wenige Ausnahmen die ganz prominenten Stimmen fehlen – dafür ist aber selbst in den Nebenrollen kein qualitativer Abfall erkennbar. Die Geräuschkulisse stimmt ebenfalls und bietet neben Stadionatmosphäre, Erotikfilmgestöhne (Erklärung siehe oben) auch die aus der blinden Hauptfigur resultierenden Besonderheiten. So hört man immer wieder das Klappern von Lundts Blindenstock oder die Zeitansage seiner Uhr, sodass die Blindheit des Charakters durchaus authentisch umgesetzt wird. Lediglich die lieblose Fahrstuhl- bzw. Warteschleifenmusik zwischen den einzelnen Szenen wirkt sehr störend und wird auf Dauer ein wenig nervig. Abgesehen davon ist die „Peter Lundt“-Reihe jedoch für (vornehmend erwachsene) Hörspielfans absolut empfehlenswert – nicht zuletzt da die Sammlung mit den ersten vier Fällen des blinden Detektivs kostenlos bei Audible.de erhältlich ist.

Fazit:
Unterhaltsame Hörspielreihe mit origineller Grundidee, liebenswürdigen Charakteren und skurrilen Geschichten, die nicht zuletzt dank des tollen Humors für viele amüsante Momente sorgt (8/10).

Hörbuchcover
Autor: Arne Sommer; Sprecher: Mark Bremer, Elena Wilms, Tetje Mierendorf, Angela Quast u.v.m.; Spieldauer: 03 Std. 50 Minuten (ungekürzt); Anbieter: hörformat; Veröffentlicht: 2008; Preis: 0,00 €.

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