Autor: Silvia Kaffke
Sprecher: Sabine Swoboda
Länge: 09 Std. 11 Min. (ungekürzt)

Inhaltsbeschreibung von audible.de:
Zunächst glaubt Barbara Pross noch an einen üblen Scherz, als pünktlich zu ihrer Vorlesung über den Serienmörder Kroll Schweinedärme in einer Unitoilette schwimmen. Doch dann tauchen Leichen auf, die wie bei anderen berühmten Fällen zugerichtet wurden. Barbara hat seit drei Semestern einen Lehrauftrag für Investigative Psychologie an der Uni, außerdem hält sie Vorträge an den Polizeifachhochschulen und wird des öfteren als externe Beraterin zu schwierigen Fällen hinzugezogen. Ein solcher Fall, ein Serienvergewaltiger, führt sie zurück nach Burg im Kreis Dithmarschen, dem Ort ihrer schlimmsten Niederlage, dem Fall Schmidtmann. Noch immer wirft sie sich vor, das dritte Opfer nicht gerettet zu haben, weil sie ein falsches Täterprofil erstellt hatte. Barbara entdeckt die Verbindung zu den Serienmorden der Vergangenheit erst, als es fast schon zu spät ist…

Meine Hörbuchbesprechung:
Dr. Barbara Hielmann-Pross ist Kriminalpsychologin und arbeitete lange Zeit als Profilerin für das BKA, hat sich aber nach einer fatalen Fehleinschätzung weitestgehend aus der Polizeiarbeit zurückgezogen. Damals ermittelte die Polizei im Fall des Serienmörders Schmidtmann, der mehrere kleine Jungen getötet hatte. Hielmann-Pross war bei ihrem Täterprofil von einem falschen Alter des Mörders ausgegangen, weshalb die Suche vorrangig nach einem jungen Mann ausgerichtet wurde – was einen weiteren Jungen das Leben kostete. Der Täter, ein 64-jähriger Rentner, wurde zwar wenig später gefasst, doch noch immer macht sich die Profilerin aufgrund ihres Fehlurteils schwere Vorwürfe und gibt sich eine Mitschuld am Tod des letzten Opfers.

Eine Serie von Vergewaltigungen weckt unangenehme Erinnerungen

Heute arbeitet Barbara als Dozentin an der Universität in Düsseldorf, hält erfolgreich Vorlesungen über die Arbeit als Kriminalpsychologin und wird nur noch gelegentlich von der Polizei als Beraterin hinzugezogen. So auch im Fall eines Serienvergewaltigers, der sie wieder in die Stadt Burg führt – den Ort ihrer größten Niederlage. Während Hielmann-Pross nach dem Täter fahndet, wird sie mit den Eltern des letzten Schmidtmann-Opfers konfrontiert, die den Tod ihres Jungen immer noch nicht verwunden haben und schwere Anschuldigungen gegen die Profilerin erheben. Die Jagd nach dem Vergewaltiger ist aber nicht ihr einziges Problem, denn daheim in Düsseldorf werden mehrere Leichen übel zugerichtet aufgefunden. Die Art, wie die Toten platziert werden, ruft bei Barbara sofort Erinnerungen an mehrere alte Fälle hervor, bei denen sie in die Ermittlungen involviert war. Treibt jemand ein bizarres Spiel mit der Psychologin?

Dritter Teil der Reihe um eine Kriminalpsychologin und ehemalige Profilerin

„Totenstill“ ist bereits der dritte Band aus der Reihe um die BKA-Profilerin Barbara Pross und ich bin auch eigentlich nur durch einen Gutscheincode auf das Hörbuch aufmerksam geworden. Die Vorgänger kannte ich somit auch nicht, was im Nachhinein vielleicht ein kleiner Nachteil ist. Denn der Fall Schmidtmann, der in der Geschichte eine wichtige Rolle spielt, wurde im zweiten Teil „Herzensgut“ ausführlich thematisiert – Kenner der Reihe sind also klar im Vorteil. Zudem scheint die Protagonistin im Verlauf der Bücher auch eine interessante Entwicklung durchgemacht zu haben, nicht nur beruflich, sondern auch im privaten Bereich.

Eine Frau zwischen Verbrecherjagd, Pflege des herzkranken Ehemanns und der Führung des Familienunternehmens

Mit ihrem langjährigen Partner Thomas Hielmann ist Barbara mittlerweile verheiratet, doch das gemeinsame Glück wird von der schweren Krankheit ihres Mannes überschattet. Thomas ist herzkrank und benötigt dringend eine Transplantation. Schon geringe körperliche Ertüchtigungen stellen für ihn schwere Anstrengungen dar und so teilt das Ehepaar ihr Leben fast schon selbstverständlich in gute und schlechte Tage auf. An guten Tagen ist Thomas recht vital und kann zum Beispiel auch kleinere Ausflüge unternehmen, an schlechten Tagen ist er meist ans Bett gefesselt. Zu den Sorgen um ihren Mann kommt bei Barbara aber noch eine weitere schwere Bürde: Die Hielmanns sind bekannt für ihren Familienbetrieb und haben finanziell weitestgehend ausgesorgt, doch nach dem Tod von Thomas’ Bruder steht das Unternehmen ohne Führung da. Als Ehefrau hat Barbara zwar eine gewisse Handlungsvollmacht, doch mit der Leitung einer Firma kennt sie sich nur wenig aus, weshalb der Betrieb mithilfe eines externen Unternehmensberaters verkauft werden soll – womit aber nicht alle in der Firma einverstanden sind.

Nebenhandlung packender als der eigentliche Kriminalfall

Offene Baustellen gibt es also zur Genüge, weshalb in der Geschichte so schnell auch keine Langeweile aufkommt. Wirklich mitreißend ist die Handlung allerdings aber auch nicht und überraschenderweise entwickelt sich der Plot um Thomas‘ Herzkrankheit und den Verkauf des Unternehmens schnell zum interessanteren Handlungsstrang. Die beiden Kriminalfälle können da nicht ganz mithalten, vor allem weil sowohl die Story um den Serienvergewaltiger als auch die bizarren Leichenfunde mit einer bemerkenswerten Beiläufigkeit geschildert werden. Dazu kommt noch, dass es sich bei der Nachahmung bekannter deutscher Serienkiller nicht um neue Morde, sondern lediglich um Fälle von Leichenschändung handelt. Natürlich muss es in einem Krimi nicht immer Mord und Totschlag sein, aber für eine spannende Geschichte war es mir persönlich etwas zu unspektakulär. Erschwerend kommt noch dazu, dass die Ereignisse anfangs ein wenig sprunghaft geschildert werden und man die Zusammenhänge im Gegensatz zur Protagonistin nicht immer nachvollziehen kann. Erst in der zweiten Hälfte kommt in die Kriminalfälle dann auch mehr Schwung hinein – die Story ist dann zwar nicht nervenzerreißend spannend, weiß aber deutlich besser zu unterhalten als in der etwas behäbigen Anfangsphase. Die Auflösung ist dann auch durchaus gelungen, wenngleich man als geübter Krimileser von der finalen Enthüllung vielleicht auch nicht wahnsinnig überrascht wird.

Die Sprecherin:
„Totenstill“ wird von der deutschen Schauspielerin, Sängerin und Sprecherin Sabine Swoboda gelesen – und die Einschätzung ihrer Leistung fällt nicht ganz so leicht. Kommen wir erst einmal zum Negativen: Swoboda liest recht emotionslos und lässt sich eigentlich zu keinem Zeitpunkt auch nur zu Ansätzen von Gefühlsausbrüchen hinreißen. Da ist es nicht einfach, sich von der Geschichte fesseln zu lassen, wenn diese eher trocken präsentiert wird. Erschwerend kommt noch hinzu, dass Swoboda auch nicht besonders vielseitig ist und sich alle Figuren mehr oder weniger gleich anhören.

Emotionslos und etwas eintönig – aber überraschenderweise irgendwie passend

Allerdings – und damit komme ich nun zum positiven Aspekt – passt ihre Stimme und Vortragsart hervorragend zur Geschichte selbst und der Protagonistin Barbara Hielmann-Pross. Die Profilerin ist nämlich ein eher besonnener und rationaler Mensch und lässt sich nicht so leicht aus der Ruhe bringen – was wohl auch an den vielen Rückschlägen auf privater und beruflicher Ebene liegt. Zwar muss sie sich mit einer Vielzahl von Probleme herumschlagen, doch ihr starkes Nervenkostüm hilft ihr dabei, immer einen klaren Kopf zu bewahren. Zu diesem Charakter passt Swobodas unaufgeregte Vorlesung überraschenderweise sehr gut, was viel dazu beiträgt, dass die Hauptfigur sehr sympathisch wirkt. Denn angenehm ist die Stimme der Sprecherin auf jeden Fall – man hätte sie vielleicht nur etwas besser einsetzen müssen.

Schlussfazit:
Insgesamt hinterlässt „Totenstill“ von Silvia Kaffke einen durchwachsenen Eindruck. Die Geschichte ist eigentlich gar nicht schlecht, wird aber viel zu unspektakulär präsentiert. Natürlich muss nicht immer jede Menge Blut fließen oder sich die einzelnen Verbrechen an Grausamkeit überbieten – doch wenn der private Nebenstrang interessanter ist als der eigentlich Kriminalfall, dann sollte das schon zu denken geben. Allerdings könnte dies aber auch daran liegen, dass die Qualität des Plots um die Familie Hielmann recht hoch ist und das Buch durchaus tragen kann. So fühlt sich „Totenstill“ auch irgendwie nicht wie ein richtiger Kriminalroman an sondern ist vielmehr eine Story um eine interessante Frau, ihren kranken Mann und den gemeinsamen Familienbetrieb, die von der Jagd nach dem Serienvergewaltiger und die Suche nach dem Leichenschänder gelegentlich etwas aufgefrischt wird.

Wenn ich das Hörbuch nun abschließend bewerten soll, würde ich es am ehesten auf das Niveau eines gemütlichen ZDF-Krimis am Sonntagabend einschätzen. Weitestgehend unblutig, wenig Spektakel, solider Plot und eine interessante Hauptfigur. Wer sich beim Hören eines Hörbuches nicht immer die Fingernägel abkauen will und es gerne auch mal etwas gemächlicher mag, der kann in Silvia Kaffkes „Totenstill“ gerne mal reinhören. Nicht immer spannend, aber für ein paar unterhaltsame Stunden reicht es allemal. Die etwas emotionslose Sprecherin ist aber eher Geschmackssache und dürfte manchen vielleicht etwas abschrecken.

Meine Wertung: 6/10

Informationen:
„Totenstill“ von Silvia Kaffke hat eine Spieldauer von 9 Std. und 11 Min. und ist ungekürzt für 10,95 € bei audible.de erhältlich. Im Flexi-Abo kostet der Titel wie gewohnt nur 9,95 €. Weitere Informationen gibt es auf der Detail-Seite bei Audible.

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