Autor: James Patterson, Mark Sullivan
Umfang: 425 Seiten
Verlag: Random House UK (engl.)/Goldmann (deutsch)
Erscheinungsdatum: Januar 2012 (engl.)/15. Mai 2012 (deutsch)

Klappentext:
London 2012. „Private“, die renommierteste Ermittlungsagentur der Welt, wird beauftragt, sich um die Sicherheit der Olympischen Spiele zu kümmern. Doch schon vor der Eröffnungsfeier ereignet sich ein grausamer Mord: Ein hochrangiges Mitglied des Organisationskomitees wird geköpft. Private-Ermittler Peter Knight wird zum Tatort gerufen. Kurz darauf erhält eine Reporterin einen Brief von einem Mann, der sich „Cronus“ nennt und sich für den Mord verantwortlich erklärt. Er kündigt an, die Spiele „reinigen“ zu wollen – indem er alle tötet, die den ursprünglichen Olympischen Gedanken beschmutzen …

Meine Buchbesprechung:
Juli 2012 in London: Die ganze Stadt erwartet mit Vorfreude die Austragung der 30. Olympischen Sommerspiele, als die Vorbereitungen wenige Tage vor der Eröffnungsfeier unerwartet von einem grausamen Mord überschattet werden. Sir Denton Marshall, ein Mitglied des LOGOC (London Olympic Games Organising Committee) und einer der Hauptverantwortlichen für die Vergabe der Spiele in die englische Hauptstadt, wird in seinem eigenen Garten enthauptet aufgefunden. Peter Knight von der international operierenden Detektei Private wird in die Ermittlungen involviert, da diese beauftragt wurde, sich um die Sicherheitsmaßnahmen der Olympischen Spiele zu kümmern und Marshall somit ein wichtiger Klient war. Allerdings ist Knight auch persönlich von dem Mord betroffen, denn das Opfer stand kurz davor, Peters Mutter zu heiraten…

Grausamer Mord überschattet die Vorbereitungen auf die Olympischen Spiele

Wenig später geht bei der Sun-Reporterin Karen Pope ein Bekennerschreiben von einem geheimnisvollen Absender namens „Cronus“ ein, der weitere Anschläge im Rahmen der Olympischen Spiele ankündigt. Seine Motivation begründet er damit, dass die ursprüngliche Idee der Spiele mittlerweile beschmutzt sei und die Veranstaltung „gereinigt“ werden müsse – so soll Denton Marshall angeblich nur mithilfe von Korruption Olympia 2012 nach London geholt haben. Die Journalistin wendet sich ebenfalls an Private und ermittelt fortan zusammen mit Peter Knight, um weitere Morde zu verhindern…

Zweiter Band des Londoner Spin-Offs der neuen „Private“-Serie

„Private Games“ von James Patterson ist der mittlerweile dritte Teil aus dessen neuer „Private“-Serie und nach „Private London“ der zweite Band des London-Spin-Offs. Allerdings sind für die Lektüre des Buches keinerlei Vorkenntnisse nötig, wie der Autor gleich zu Beginn einmal unmissverständlich klar stellt. In einem Nebensatz lässt er nämlich fast die komplette Besetzung des Vorgängers über die Klinge springen, da diese im Vorfeld der nun anschließenden Handlung bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen ist. Wer also wie ich mit einem Wiedersehen der Figuren aus „Private London“ wie Dan Carter oder Kirsty Webb gerechnet hat, wird gleich zu Beginn erst einmal vor den Kopf gestoßen.

Sympathische Mischung aus knallhartem Ermittler und fürsorglichem Familienvater

Eigentlich würde sich Peter Knight, der nach den unglücklichen Todesfällen seiner Kollegen zum neuen Leiter der Londoner Abteilung des Sicherheitsunternehmens Private aufgestiegen ist, nun mit der Aufklärung des Absturzes befassen, doch der aufsehenerregende Mord am LOGOC-Mitglied macht ihm einen Strich durch die Rechnung. Da das nationale olympische Kommittee einer der wichtigsten Kunden der Firma ist und das Mordopfer überdies in wenigen Wochen sein Stiefvater geworden wäre, stürzt er sich nun mit vollem Einsatz in die Aufklärung dieses Verbrechens. Zumindest würde er das gerne, doch der alleinerziehende Vater hat nebenbei auch seine beiden kleinen Kinder am Hals. Diese entpuppen sich schnell als zwei echte Satansbraten, die gerade erst wieder eine neue Nanny in die Flucht getrieben haben. Diese Vermischung aus Beruf und Privatleben entpuppt sich als gelungener Schachzug, denn so bekommt der Leser bei Peter Knight neben dem knallharten Ermittler auch den liebevollen und fürsorglichen Familienvater zu Gesicht, der immer noch nicht ganz den frühen Tod seiner Frau verkraftet hat. Diese menschliche Seite macht die Hauptfigur sehr sympathisch und dem Publikum es dadurch sehr einfach, sich mit Knight zu identifizieren und mit ihm mitzufiebern. Zudem wirkt das ganze Buch dadurch nicht so machohaft wie der Vorgänger, in denen die überwiegend männlichen Protagonisten mit markigen Sprüchen nur so um sich geworfen haben.

Eine aufstrebende Journalistin wittert ihre große Karriere-Chance

Die weiteren Hauptfiguren der Geschichte sind zum einen die aufstrebende Journalistin Karen Pope, die als Neuling bei der Sun eigentlich für die Berichterstattung über die Randsportarten wie Bogenschießen zuständig ist und durch die Zuspielung des Bekennerschreibens unerwartet zu Popularität kommt. Sie sieht in den Artikeln über „Cronus“ eine große Chance, ihre Karriere voranzutreiben und ist daher mit ähnlichem Enthusiasmus bei der Sache wie ihr Private-Kollege, welcher von der Einmischung der Presse aber eher weniger begeistert ist. Eine weitere wichtige Rolle nimmt „Cronus“ selbst ein, der in regelmäßigen Abständen auch zu Worte kommen darf und in der Ich-Perspektive über seine Verbrechen und seine Vergangenheit berichtet. Das lässt zum einen die Motivation für seine Taten langsam durchsickern und sorgt außerdem dafür, dass der Leser dem Ermittlerduo Knight/Pope immer einen kleinen Schritt voraus ist, was vor allem in einem kleinen Nebenstrang für viel Spannung sorgt.

Grandioses Olympia-Feeling mit Originalschauplätzen und dramatischen Wettkämpfszenen

Was mich aber besonders an Pattersons neuem Thriller gereizt hat, ist das Setting. Da ich Anfang des Jahres selbst einige Tage in London war, lese ich momentan immer noch gerne Bücher mit der englischen Hauptstadt als Kulisse, um den Urlaub noch ein wenig nachwirken zu lassen. Außerdem bin ich ein riesengroßer Olympiafan, der in den zwei Veranstaltungswochen gerne mal alles andere um sich herum vergisst und 24/7 die Berichterstattung verfolgt, von daher war ein Thriller über die Olympischen Spiele 2012 für mich quasi Pflichtprogramm, zumal er dann auch noch von einem meiner absoluten Lieblingsautoren geschrieben wurde.

Glücklicherweise bietet James Patterson dann auch alles, was man sich von einem Olympia-Thriller erwartet: Eine spektakuläre Mordserie, reichlich Originalschauplätze und geballtes Olympia-Feeling. Dafür sorgen die vielen Szenen mit sportlichen Wettbewerben, welche bei der Sportartenauswahl eine große Abwechslung bieten und alle wichtigen Bereiche abdecken. Die Mannschaftskonkurrenz im Turnen ist zum Beispiel ebenso dabei wie die Frauen-Entscheidung vom 10-Meter-Brett oder packende Leichtathletikwettbewerbe, allen voran natürlich der wohl wichtigste Wettkampf überhaupt: das 100-Meter-Finale der Herren. Selbstverständlich dürfen auch die Eröffnungs- und Schlussfeier nicht fehlen, sodass Olympia-Fans wie ich hier voll auf ihre Kosten kommen.

Viele kleine Recherche-Schwächen trüben den Gesamteindruck

Leider zeigt sich in diesen Passagen aber auch eine große Schwachstelle des Romans, die wohl dem extrem hohen Veröffentlichungs-Tempo von Patterson geschuldet ist, der mehrere Bücher pro Jahr auf den Markt wirft. Dabei bleibt dann offenbar nicht immer Zeit für eine gründliche Recherche, was sich bei „Privat Games“ vor allem in den Olympia-Szenen offenbart. Diese strotzen oft vor vielen kleinen Fehlern, die zwar die Handlung in keinster Weise beeinträchtigen, eingefleischte Sportfans aber durchaus verärgern dürften. Das ist vor allem deshalb bedauerlich, weil viele Patzer mit dem simplen Überfliegen eines Wikipedia-Artikels hätten vermieden werden können. Dann hätte der Autor nämlich unter anderem gewusst, dass der Einlauf der Nationen bei der Eröffnungsfeier nicht sofort alphabetisch mit Afghanistan beginnt, sondern aufgrund der historischen Bedeutung Griechenland als erstes Land seine Athleten ins Stadion schicken darf. Außerdem werden olympische Spiele nicht vom IOC-Präsidenten eröffnet, sondern vom jeweiligen Staatsoberhaupt des Gastgeberlandes, in diesem Fall also von Queen Elizabeth II. Erst dann wird auch der olympische Eid gesprochen und das olympische Feuer entzündet, nicht vor der Verkündigung des offiziellen Eröffnungssatzes. Dass beim Fußballturnier Nationen wie die nicht qualifizierten Länder Algerien oder Deutschland teilnehmen mag dem Veröffentlichungsdatum geschuldet sein, da manche Qualifikationsturniere bei Drucklegung möglicherweise noch nicht abgeschlossen waren. Allerdings ist mehrfach von einem englischen Nationalteam die Rede, welches es in dieser Form aber bei Olympia nicht gibt, da natürlich ein gesamtbritisches Team an den Start geht und die Spielpaarungen dann dementsprechend z.B. Großbritannien-Algerien heißen müsste. Auch bei der Leichtathletik gibt es Ungereimtheiten: Warum die beiden Sieger der Halbfinalläufe auf den Bahnen 3 und 5 statt direkt nebeneinander starten, weiß wohl nur Patterson selbst. Solche Fehler hätten zumindest einem sorgfältigen Lektor auffallen müssen.

Viel (notwendiger) Pathos an der Grenze zum Kitsch

Dafür entschädigt der Autor den pingeligen Leser aber mit grandios dramatischen Szenen, bei denen der olympische Gedanke bis zum letzten Tropfen ausgequetscht wird. Viele Momente strotzen nur so vor Pathos und wirken im ersten Moment völlig absurd (wie wenn z.B. vier Marathon-Läufer in Gedenken an einen verwundeten Teilnehmer Hand in Hand über die Ziellinie laufen), doch genau solche Szenen erwarte ich einfach von einem Thriller über Olympische Spiele. Schade nur, dass Patterson sich nicht an die echten Namen der Sportler getraut hat und diese nur mit Fantasienamen daherkommen, obwohl die real existierenden Vorbilder in der Regel unverkennbar sind.

Das Patterson-Schema funktioniert erneut

Die Story folgt dem bewährten Patterson-Konzept: Schockierende Morde, hohes Tempo und jede Menge überraschende Wendungen. Wer einmal einen Thriller des Autors gelesen hat, der wird wissen was auf ihn zukommt und wird vom Plot auch garantiert nicht enttäuscht. Mir hat besonders gefallen, dass Patterson auch hier eng am Olympia-Thema geblieben ist und sich Aspekte wie Korruption oder Doping herausgesucht hat und in seine Geschichte einbettet.

Schlussfazit:
Wer sich schon einmal literarisch auf die kommenden Olympischen Spiele einstimmen möchte und nicht zu den zartbesaiteten Gemütern zählt, der kommt um „Private Games“ eigentlich nicht herum. James Patterson schöpft den olympischen Gedanken bis an die Grenze des Kitsches aus und bietet hochdramatische Szenen in Hülle und Fülle. Zahlreiche Orginalschauplätze und Sportarten sorgen für echtes Olympia-Feeling und lassen das Leserherz höher schlagen.

Packender Thriller, der gelungen auf die Olympischen Spiele einstimmt 

Doch nicht nur Sportfans kommen auf ihre Kosten, denn das Buch bietet zudem eine spannende und packende Geschichte mit sympathischen Hauptfiguren. Leider trüben einige überflüssige Recherchefehler und das vielleicht etwas übertriebene Ende den sehr guten Gesamteindruck ein wenig, doch insgesamt schneidet „Private Games“ besser ab als der auch schon gute Vorgänger. Für Freunde anspruchsloser Thriller-Unterhaltung gibt es wie eigentlich fast immer bei Patterson-Büchern eine uneingeschränkte Empfehlung und für das Buch wertungstechnisch – um beim olympischen Thema zu bleiben – eine Silbermedaille. Kurze Info noch zum Schluss: Meine Rezension bezieht sich auf die natürlich inhaltsgleiche englische Originalfassung, die deutschsprachige Ausgabe erscheint unter dem Titel „Der Countdown des Todes. Private Games“ am 15. Mai 2012 im Goldmann Verlag.

Meine Wertung: 8/10

Informationen:
„Private Games“ von James Patterson ist bei Random House UK erschienen und hat einen Umfang von 425 Seiten. Die deutschsprachige Ausgabe erscheint unter dem Titel „Der Countdown des Todes. Private Games“ am 15. Mai 2012 im Goldmann Verlag. Das Buch ist für 12,95 €(engl.)/9,99 €(deutsch) als Taschenbuch erhältlich. Weitere Infos gibt es auf der Verlags-Homepage.

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