Autor: Petra Busch
Sprecher: Lutz Riedel
Länge: 13 Std. 01 Min. (ungekürzt)

Inhaltsbeschreibung von audible.de:
Ein 500-Seelen-Dorf im Schwarzwald. Das pure Idyll, so scheint es. Dann liegt in der Rabenschlucht eine tote Schwangere. Sie war gerade erst nach zehn Jahren in ihre Heimat zurückgekehrt. Hauptkommissar Ehrlinspiel nimmt die Ermittlungen auf – und stößt auf mehr als ein düsteres Dorfgeheimnis. Und auf eine zweite Leiche…

Meine Hörbuchbesprechung:
Die Journalistin Hanna Brock ist aus Recherchegründen auf einer Wandertour durch die sogenannte Rabenschlucht in einem kleinen Dorf im Schwarzwald unterwegs, als sie unvermittelt auf die Leiche einer jungen Frau stößt. Das Opfer wurde augenscheinlich erschlagen und anschließend auf ein Moosbeet gelegt, als würde sie schlafen. Allerdings wurde ihr Oberkörper von der Brust bis zum Schambereich aufgeschnitten und ihr wurde – wie der Gerichtsmediziner wenig später feststellt – nach dem Tod ihr ungeborenes Kind aus dem Leib geschnitten.

Ein grausamer Leichenfund und die ablehnende Haltung einer Dorfgemeinschaft

Zur Untersuchung des grausigen Leichenfundes wird Hauptkommissar Moritz Ehrlinspiel aus dem umliegenden Freiburg herbeikommandiert, der im Alleingang die Ermittlungen aufnimmt. Dabei stößt er jedoch im Ort auf eine Mauer des Schweigens, denn die eingeschworene Gemeinschaft zeigt sich nur wenig auskunftsfreudig. Wie sich herausstellt, war die Tote die Schwester des Bürgermeisters und erst vor wenigen Tagen nach Jahren der Abwesenheit ins Dorf zurückgekehrt. Ehrlinspiel muss sich nun mit der Frage beschäftigen, warum die im Ort nicht besonders beliebte Frau überhaupt wieder zurückgekommen ist und wer von ihrer Rückkehr möglicherweise alles andere als begeistert war. Besonders in der Familie des Opfers stößt Hauptkommissar Ehrlinspiel dabei auf dunkle Geheimnisse…

Debütroman der Autorin Petra Busch und Auftakt einer Krimiserie

„Schweig still, mein Kind“ ist der Debütroman der im Schwarzwald lebenden Schriftstellerin Petra Busch und bildet gleichzeitig den Auftakt zur mittlerweile zwei Bände umfassenden Serie um den Freiburger Hauptkommissar Moritz Ehrlinspiel. Diesen verschlägt es dann auch direkt in die Heimat der Autorin, wo er den Mord an einer jungen Frau aufklären muss. Überraschenderweise reist er alleine ins 500-Seelen-Dorf und lässt sich dort in einer kleinen Gaststätte nieder. Unterstützung erfährt er nur von einer Dorfpolizistin sowie der Frau, die den Leichnam im Wald gefunden hat: Hanna Brock. Diese verhält sich anfangs äußerst ablehnend gegenüber Ehrlinspiel, doch als sie in dem Mord eine Chance sieht, ihren eher langweiligen Wanderführer gehörig aufzupeppen, sucht sie immer mehr die Nähe des Kommissars, in der Hoffnung, dabei interessante Details für ihr Buch zu sammeln. Der Hörer begleitet fortan abwechselnd die Journalistin und den Polizisten, was für ganz unterschiedliche Perspektiven in Hinblick auf die Ermittlungen sorgt.

Ermittler als zufriedener Einzelgänger mit ungewöhnlichem Hobby

Die Figur des Kommissar Ehrlinspiel unterscheidet sich dabei auf angenehme Weise von den in der Krimiszene so populären gescheiterten Existenzen mit gestörtem Privatleben. Zwar lebt auch Moritz Ehrlinspiel alleine, doch der attraktive Polizist ist mit seinem Singledasein sowie mit seinem Beruf eigentlich recht zufrieden. Der leidenschaftliche Hobby-Fotograf lebt zusammen mit seinen beiden Katzen Bentley und Bugatti, die er nach Strich und Faden mit selbst kreierten Gourmet-Menüs verwöhnt. Zudem verfügt Ehrlinspiel über eine gesunde Portion Selbstbewusstsein und strahlt eine angenehme Unaufgeregtheit aus. Zusammen mit der Journalistin Hanna Brock treffen somit zwei starke Persönlichkeiten aufeinander und so muss man nicht lange auf die erste Meinungsverschiedenheit warten. Allerdings zeigen beide im Laufe der Handlung auch noch ihre einfühlsame Seite…

Ein Autist im Fokus der Geschichte

Einen Großteil der Faszination zieht „Schweig still, mein Kind“ aus der Atmosphäre des kleinen Dorfes, in dem jeder jeden kennt und kein Geheimnis lange unentdeckt zeigt. Im Mittelpunkt der Geschichte steht eindeutig die Familie des Opfers, wobei besonders die herrische und kalte Mutter sowie der autistische Bruder der Ermordeten herausstechen. Dieser nimmt eine sehr bedeutende Rolle in dem Fall ein und bringt somit auch das Thema Autismus in den Vordergrund. Petra Busch erklärt nicht nur das Krankheitsbild, sondern wechselt auch hier oft die Perspektive und baut mehrere Passagen aus der Sicht Brunos in die Geschichte ein. Dies ist zwar einerseits interessant, doch auf der anderen Seite ist die kindliche Gedankenwelt auf die Dauer etwas anstrengend. Der Autist drückt sich immer sehr rätselhaft aus und da er eine große Leidenschaft für Pflanzen und Biologie hegt, benutzt er für die diversen Charaktere Pflanzenbezeichnungen als Codename. Das ist mit zunehmender Häufigkeit leider etwas ermüdend, denn diese Passagen sind meiner Meinung nach deutlich zu lang geraten. Ärgerlicherweise beschränkt sich Petra Busch nicht nur auf die Perspektive Brunos, sondern wechselt früher oder später zu fast jedem der an der Handlung beteiligten Figuren. So ergibt sich zwar ein umfassender Blick auf die Beziehungen der Figuren und deren Motivationen und Gedanken, doch der große Nachteil daran ist, dass die Geschichte dadurch nicht wirklich vorangetrieben wird.

Spannungsarme Geschichte mit zu vielen Erklärungen

Denn hier liegt leider der große Schwachpunkt. Die Story kommt zu keinem Zeitpunkt richtig in Fahrt sondern plätschert die meiste Zeit nur langsam vor sich hin. Die Ermittlungen schreiten kaum merklich voran, stattdessen gibt es für den Hörer langatmige Beschreibungen und Erklärungen. Jede neue Entwicklung muss erst einmal ausführlich erläutert werden, als hätte die Autorin kein Vertrauen in die Intelligenz ihrer Leser und Hörer. Natürlich müssen bei einem Krimi wichtige Zusammenhänge offengelegt werden, doch man sollte auch darauf vertrauen können, dass das Publikum beim Hören auch ein wenig mitdenkt und sich manche Details selbst denken kann. Hier muss man von der Autorin nicht alles mehrmals vorgekaut bekommen, bis es auch der debilste Hörer verstanden hat.

Klischeebehaftete Dorfbevölkerung

So stimmig das Dorf-Szenario mit seiner düsteren Atmosphäre auch ist, so klischeehaft sind leider die einzelnen Bewohner. Man könnte fast den Eindruck bekommen, die Handlung spiele im 17. Jahrhundert. Es scheint so als lebten die Dörfler fernab der Zivilisation und bestünden nur aus Bauern und alten kratzbürstigen Weibern. Zu allem Überfluss glaubt offenbar der gesamte Ort (inklusive der jungen und vermeintlich „modernen“ Leute) an alte Sagen und einen geheimnisvollen Rabenmann, dem in regelmäßigen Abständen die Sünden gebeichtet werden müssen. Da die Autorin selbst im Schwarzwald lebt, spricht sie hier vielleicht aus persönlicher Erfahrung, ich jedenfalls halte eine dermaßen zurückgebliebende Ansammlung von Hinterwäldlern doch für reichlich unrealistisch.

Der Sprecher:
Gelesen wird das Hörbuch „Schweig still, mein Kind“ von dem Schauspieler und Synchronsprecher Lutz Riedel, der nebenbei auch noch als Synchronautor und -regisseur tätig ist. Dessen tiefe Stimme passt gut zur Atmosphäre der Geschichte, zudem hat Riedel aufgrund seiner jahrelangen Erfahrung auch keinerlei Probleme mit der Lesung. Die verschiedenen Charaktere werden gut und abwechslungsreich interpretiert, zudem werden Emotionen sehr glaubwürdig rübergebracht. Besonders die Szenen aus der Sicht des Autisten sind eindrucksvoll und stimmig gelesen.

Gute Sprecherleistung aber fragwürdige Besetzung

Allerdings habe ich trotz der eigentlich tadellosen Leistung Riedels ein kleines Problem mit dem Sprecher, für das er selber aber eigentlich nichts kann. Ohne Lutz Riedel zu nahe treten zu wollen, klingt seine Stimme doch recht alt. Das passt zwar gut zu den Eltern des Opfers, die natürlich einen nicht unbedeutenden Teil der Geschichte einnehmen. Da aber der Großteil der handelnden Charaktere jedoch aus Personen mittleren Alters besteht und vor allem die beiden Hauptfiguren Moritz Ehrlinspiel und Hanna Brock aus dieser Altersgruppe stammen, wirkte Riedels Stimme auf mich teilweise ein wenig unpassend. Der vergleichsweise junge Kommissar sah vor meinem inneren Auge daher immer wieder aus wie ein alter knurriger Ermittler und nicht wie ein attraktiver Frauenschwarm. Das ist aber eher eine Frage der Besetzung und sollte nich die gute Sprecherleistung von Lutz Riedel schmälern.

Schlussfazit:
„Schweig still, mein Kind“ ist ein eher ruhiger Krimi, der viel Wert auf den psychologischen Hintergrund seiner Charaktere legt. Bei all den Beschreibungen von Figuren und Gedankengängen geht dabei aber ein wenig die Geschichte verloren, die insgesamt betrachtet etwas spannungsarm geraten ist. Trotz interessanter Ideen wie die Thematisierung von Autismus und einer stimmigen Dorfatmosphäre wirkt vieles klischeehaft und unglaubwürdig, allen voran die hinterwäldlerischen Bewohner, welche mit ihren Bräuchen wie aus dem Mittelalter rüberkommen.

Ruhige Geschichte für Fans von Regionalkrimis

Die Hauptfigur des Kommissar Ehrlinspiel dagegen hat mir relativ gut gefallen und hebt sich wohltuend von den oft depressiven und verbitterten Ermittlerfiguren ab. Hier ist das Serienpotenzial durchaus erkennbar und weckt zumindest ein bisschen die Neugier auf die Fortsetzung „Mein wirst du bleiben“. Wer aber gerne etwas altmodische Krimis mag, die zudem über ein wenig Lokalkolorit verfügen, der kann „Schweig still, mein Kind“ von Petra Busch durchaus eine Chance geben. Fans von temporeichen Thrillern sind hier aber eher fehl am Platz.

Meine Wertung: 6/10

Informationen:
Das Hörbuch „Schweig still, mein Kind“ von Petra Busch hat eine Länge von 13 Stunden und 01 Minute und ist ungekürzt für 24,95 € bei audible.de erhältlich. Eine auf 06 Stunden und 22 Min. gekürzte Fassung gibt es schon für 11,95 €. Flexi-Abonnenten zahlen wie gewohnt nur 9,95 €. Weitere Informationen gibt es auf der Detail-Seite bei audible.de.

Zum Hörbuch-Trailer

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