Autor: Dean Koontz
Umfang: 68 Seiten
Verlag: Heyne
Erscheinungsdatum: 12. Oktober 2011

Klappentext:
Seit einer schrecklichen Nacht in der Vergangenheit ist Howie Dugley auf der linken Körperseite entstellt. Der Elfjährige ist ein Außenseiter und Opfer grausamen Spotts, niemand will ihn zum Freund haben. Doch dann, eines Tages, lernt er einen Mann kennen, der noch grusliger aussieht als er selbst: Alton Turner Blackwood. Zum ersten Mal zeigt jemand außer seiner Mutter Verständnis für Howie. Obwohl der Junge sich vor dem Mann, der einen Raben zum Begleiter hat, ein wenig fürchtet, entspinnt sich eine zarte Freundschaft zwischen den beiden. Howie weiß nicht, dass der Rabenmann – anders als er selbst – auch innerlich ein Monster ist. Ein Monster auf der Suche nach neuen Opfern.

Zur Kurzgeschichte:
Howie Dugley ist zehn Jahre alt, lebt zusammen mit seiner alleinerziehenden Mutter und seiner Schwester und ist seit Jahren ein krasser Außenseiter. Dies ist vor allem auf sein Äußeres zurückzuführen, denn seit einem einschneidenden Erlebnis in seiner frühen Kindheit ist seine linke Körperhälfte von schlimmen Verbrennungen gezeichnet. Dadurch wird er in der Schule gemobbt und ausgegrenzt und so lebt Howie mehr oder weniger in seiner eigenen Welt. In seiner Freizeit zieht er sich meistens auf das Dach eines ehemaligen Kaufhauses zurück, welches seit geraumer Zeit leersteht. Dort oben beobachtet er die vorbeiziehenden Passanten und hängt seinen Gedanken nach.

Wenige Tage vor seinem elften Geburtstag begibt sich Howie erneut auf das Kaufhausdach, doch als er oben eintrifft stößt er dort auf einen fürchterlich aussehenden Mann. Der Fremde ist noch schlimmer entstellt als der Junge und sein Gesicht ist eine einzige grausame Grimasse. Howie zeigt jedoch keine Angst und kommt mit dem Mann – der sich als Alton Turner Blackwood vorstellt – schnell ins Gespräch. Da beide ein ähnliches Schicksal haben und aufgrund ihres Erscheinungsbildes von der Gesellschaft ausgegrenzt werden, fühlt sich der Junge schnell zu Mr. Blackwood hingezogen. Er ahnt jedoch nicht, dass der Mann ein dunkles Geheimnis hat…

„Die schwarze Feder“ ist die Vorgeschichte zu Dean Koontz‘ kürzlich erschienenem Roman „Der Rabenmann“, in dessen Mittelpunkt der Polizist John Calvino steht. Dieser verlor im Alter von 14 Jahren bei einer Mordserie seine Familie und sieht sich nun mit einer ähnlichen Verbrechenswelle konfrontiert. Calvino hat in der exklusiv als eBook erschienenen Kurzgeschichte ebenfalls einen kleinen Auftritt, doch im Fokus steht diesmal der Mörder seiner Familie: Alton Turner Blackwood. „Die schwarze Feder“ schildert nämlich, wie aus dem entstellten Außenseiter ein kaltblütiger Mörder wird.

Dabei spielt fast die gesamte Handlung auf dem Dach des leerstehenden Warenhauses und dreht sich nahezu ausschließlich um Blackwood und Howie Dugley. Für beide ist der Aussichtspunkt ein Rückzugsort vor den Blicken der Menschen und im Gespräch berichten beide über ihre Situation, wobei der junge Howie deutlich mehr von sich preisgibt als der geheimnisvolle Fremde. Obwohl eigentlich nicht viel passiert und ein Großteil der Geschichte aus dem Dialog der beiden Außenseiter besteht, bringt „Die schwarze Feder“ doch eine ganz eigene Faszination mit sich. Mit fortschreitender Story erfährt man immer mehr über die Abgründe vor allem im Leben des Jungen. Seine Sympathie für Blackwood ist äußerst nachvollziehbar, denn zum ersten Mal hat Howie jemanden, mit dem er über seine Probleme reden kann und der seine schwierige Situation nachvollziehen kann. Allerdings hat man als Leser immer wieder das Gefühl, dass von Blackwood eine nicht genau zu bestimmende Bedrohung ausgeht, was für eine subtile Spannung sorgt. Diese gipfelt in einem dramatischen Finale, welches eine gelungene Überleitung zum anschließenden Roman „Der Rabenmann“ liefert.

Mein Fazit:
Dean Koontz hat mit „Die schwarze Feder“ eine atmosphärische und sehr unterhaltsame Kurzgeschichte geschrieben, welche die Geschichte über den „Rabenmann“ Alton Turner Blackwood erfolgreich abrundet. Mir hat besonders das sehr minimalistische Setting gefallen, welches überwiegend aus einem einzigen Schauplatz und den zwei Hauptfiguren besteht. Die Story ist zwar nicht nervenzerreißend spannend, sorgt aber durchgehend für ein wohliges Unbehagen. Allerdings würde ich empfehlen, die Geschichte erst nach „Der Rabenmann“ zu lesen, denn bei gründlichem Lesen fällt zum Ende hin ein kleiner Spoiler auf, der die Ereignisse am Schluss des anschließenden Romans ein wenig vorwegnimmt. Der Umfang der Kurzgeschichte geht für den Preis absolut in Ordnung, zudem bietet das eBook auch noch eine Leseprobe vom „Rabenmann“ sowie ein ausführliches und sehr interessantes Interview mit dem Autor Dean Koontz. Wem „Der Rabenmann“ gefallen hat, der sollte unbedingt zu diesem „Bonusmaterial“ greifen, doch auch für Neulinge ist „Die schwarze Feder“ ein bekömmlicher Appetitanreger für das Hauptwerk.

Meine Wertung: 8/10

Informationen:
„Die schwarze Feder“ von Dean Koontz ist im Heyne Verlag erschienen und hat einen Umfang von ca. 68 Seiten. Die Kurzgeschichte ist für 1,99 € ausschließlich als eBook erhältlich. Weitere Infos gibt es auf der Verlags-Homepage.

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