Autor: Dean Koontz
Sprecher: David Nathan
Länge: 14 Std. 20 Min. (ungekürzt)

Inhaltsbeschreibung von audible.de:
Zwei Jahrzehnte ist es her, dass Alton Turner Blackwood, der Rabenmann, vier Familien brutal ermordete. Seine blutige Serie endete erst, als der vierzehnjährige Sohn der letzten Familie ihn erschoss: John Calvino. Doch nun taucht plötzlich ein Mörder auf, der die Untaten von einst exakt kopiert. John, der damals die eigene Familie nicht mehr retten konnte und seitdem schwer gezeichnet ist, ermittelt als Polizist in dem Fall. Voller Entsetzen entdeckt er, dass der Täter offensichtlich feststeht: Es war wohl der vierzehnjährige Sohn der Familie, der seine engsten Angehörigen grausam tötete. Als Detective hält sich John sonst nur an klare Fakten. Aber könnte dieser Junge – bislang ein braver Musterschüler – tatsächlich vom Bösen besessen sein? Und wenn ja: Wie sollten John, seine Frau, die Töchter und der bald vierzehnjährige Sohn Zach der Rache des Rabenmanns entrinnen?

Zum Hörbuch:
John Calvino ist 14 Jahre alt, als sein bisher sorgloses Leben eine dramatische Wendung nimmt: Eines Nachts dringt ein Mann in das Haus seiner Familie ein und erschießt Johns Eltern. Anschließend vergewaltigt er seine Schwester und tötet auch diese, bis der Junge schließlich eine Waffe in die Hände bekommt und den Eindringling erschießen kann. Wie sich herausstellt handelt es sich bei dem Fremden um Alton Turner Blackwood, einem brutalen Serienkiller, der zuvor schon drei weitere Familien ausgelöscht hatte.

Zwanzig Jahre später ist John Calvino Polizist, glücklich verheiratet und stolzer Vater von drei Kindern. Als in seiner Nachbarschaft jedoch eine Familie umgebracht wird, werden die Erinnerungen an die schicksalhafte Nacht in Johns Kindheit wieder wach. Das grauenvolle Verbrechen wurde offenbar vom Sohn der Familie, dem 14-jährigen Billy, begangen und weist erschreckende Parallelen zu den Morden von Alton Turner Blackwood auf. Billy wurde nach der Tat in der geschlossenen Psychiatrie untergebracht, wo ihn Calvino inoffiziell besucht, obwohl er selbst gar nicht mit dem Fall betraut wurde. Die Morde geben dem Polizisten ein Rätsel auf, denn es gibt augenscheinlich keinen Grund, warum aus dem netten Jungen ein gnadenloser Massenmörder werden konnte. Als John wenig später zuhause von Billy angerufen wird und dieser exakt die Worte benutzt, die Blackwood kurz vor seinem Tod an Calvino gerichtet hat, bekommt es der Familienvater mit der Angst zu tun. Wie kann der Junge von diesen Worten wissen und ist Johns Familie erneut in großer Gefahr?

Auf dem Hörbuchmarkt war es lange Zeit ein wenig still um den amerikanischen Bestsellerautor Dean Koontz, der mit seinen bisherigen Werken einen unfassbaren Erfolg hatte und immer noch hat. Jährlich verkauft der Schriftsteller ca. 17 Millionen seiner Bücher und zählt mit rund 500 Millionen verkauften Büchern zu den fünf erfolgreichsten Autoren der Welt. Ich bin vor ein paar Jahren durch das Hörbuch „Todesregen“ auf Koontz aufmerksam geworden und habe dieses und alle anderen von David Nathan vertonten Werke regelrecht verschlungen. Doch mit Ausnahme der „Frankenstein“-Titel gab es in den letzten beiden Jahren keinen Nachschub für meinen iPod, weshalb ich mich umso mehr über das Erscheinen von „Der Rabenmann“ gefreut habe – natürlich wieder gelesen von meinem Lieblingssprecher David Nathan.

Dean Koontz‘ neuestes Werk beginnt wie ein gewöhnlicher Thriller: Ein brutaler Mord an einer Familie erschüttert eine amerikanische Kleinstadt. Der Mörder ist der eigene Sohn, ein bisher völlig unauffälliger 14-Jähriger, dem man so ein unfassbares Verbrechen niemals zugetraut hätte. Doch für einen Mann ist dieses Verbrechen besonders schockierend: einen Polizisten, der vor zwanzig Jahren seine Familie auf die gleiche Weise verlor und sich sofort an dieses schreckliche Ereignis erinnert fühlt. Von der Neugier getrieben schalter er sich in den Fall ein, obwohl er sich dort eigentlich nach Meinung seiner Vorgesetzten gar nicht einmischen darf.

Wer die Werke des Horror-Autors kennt, der kann sich aber schon denken, dass es nicht bei einem „bodenständigen“ Thriller bleibt. Recht schnell wird dem Hörer klar, dass in der Stadt übersinnliche Ereignisse vor sich gehen. Der junge Täter kennt plötzlich Details, die außer John Calvino und dem toten Alton Turner Blackwood niemand wissen kann und es scheint fast so, als wäre der damalige Killer von den Toten auferstanden. Dean Koontz baut zusätzlich Spannung auf, indem er seiner Hauptfigur ein Zeitlimit vor die Nase setzt. Denn geht man davon aus, dass sich die vier Verbrechen aus der Vergangenheit wiederholen, so bleiben Johns Familie vermutlich nur noch drei Monate, bis die Auslöschung der Calvinos zum großen Höhepunkt der neuen Mordserie und zur späten Rache des Alton Turner Blackwood wird. Diese Frist sorgt für ein Gefühl der ständigen Bedrohung und eine zunehmende Unruhe beim Protagonisten und Hörer.

Koontz stellt dabei die Familie Calvinos absolut in den Mittelpunkt seiner Geschichte. Jede der Figuren, ob Ehemann, Frau oder Kinder, wird ausführlich charakterisiert, wodurch man sich beinahe wie ein Teil der Familie fühlt. Vor allem die Kinder nehmen dabei eine entscheidende Rolle ein und man erlebt mit, wie die beiden acht- und elfjährigen Mädchen sowie der 14-jährige Junge die Bedrohung erkennen und mit ihr auf ihre ganz eigene Weise umgehen. Diese Perspektivwechsel sorgen für Abwechslung und bieten gerade durch die oft herrlich naiven Dialoge der beiden Mädchen frischen Wind. Gleichzeitig begleitet man aber auch den Familienvater auf seinen Nachforschungen und den damit verbundenen Widrigkeiten, denn verständlicherweise glaubt niemand an die Geschichte mit einem auferstandenen Serienmörder.

Allerdings verliert Koontz bei seiner Geschichte oft ein wenig den Faden, wodurch die Handlung vor allem im Mittelteil einige Länden aufweist. Der Autor schafft es nach dem fulminanten Auftakt leider nicht, die Spannung auf einem konstant hohen Niveau zu halten und daher tritt die Story oft ein wenig auf der Stelle. So wechseln sich sehr starke und stimmungsvolle Passagen immer wieder mit etwas eintönigen Momenten ab. Zudem weist „Der Rabenmann“ auch einen recht hohen Anteil an Fantasy-Einflüssen auf, zum Beispiel wenn die Töchter Calvinos der Bedrohung in ihrem Kinderzimmer auf den Grund gehen oder in den immer wieder eingestreuten Tagebuchauszügen von Alton Turner Blackwood. Das ist sicherlich Geschmackssache und für Koontz keinesfalls ungewöhnlich, für mein persönliches Empfinden nehmen diese fantastischen Elemente allerdings eine etwas zu große Rolle ein – besonders am meiner Meinung nach etwas abgehobenen und zudem übermäßig gefühlsduseligen und fast schon kitschigen Ende.

Zum Sprecher:
Wie alle mir bekannten deutschsprachigen und ungekürzten Dean Koontz-Hörbücher wird auch „Der Rabenmann“ von David Nathan gesprochen, womit man fast automatisch wieder eine nahezu perfekte Sprecherleistung erwarten kann. Nathan gelingt es auch wieder hervorragend, die bedrohliche Grundstimmung zu transportieren und sorgt für eine tolle Atmosphäre. Sehr gelungen sind auch die wütenden Beschimpfungen des Mörders, die einem als Hörer richtiggehend bis ins Mark gehen sowie die zickigen und sehr amüsanten Dialoge der beiden Calvino-Töchter. Allerdings muss man auch feststellen, dass die volle Bandbreite von Nathans Können von der Buchvorlage nicht gefordert wird, so kommt die Sprecherleistung zum Beispiel nicht ganz an das von mir kürzlich gehörte und vom gleichen Sprecher grandios gelesene „Needful Things“ von Stephen King heran. Doch bei David Nathan ist das wirklich Jammern auf einem ganz hohen Niveau und ist zudem mehr der Vorlage als dem Sprecher selbst zuzuschreiben.

Mein Fazit:
Nach den zuletzt etwas schwächeren Werken von Dean Koontz knüpft der Autor nun wieder mehr an alte Stärken an, wenngleich „Der Rabenmann“ nicht ganz an die Klasse früherer Bücher wie z.B. den „Odd Thomas“-Romanen anknüpfen kann. Trotzdem bietet das Hörbuch eine unterhaltsame und atmosphärisch dichte Story, die aber gerade im Mittelteil ein wenig vor sich hindümpelt. Zudem geht das Buch für mein persönliches Empfinden etwas zu sehr in die Fantasy-Richtung, weshalb ich mich auch nicht ganz mit dem einerseits originellen aber auch sehr ungewöhnlichen Ende anfreunden kann, doch dies liegt wie gesagt mehr an meinem eigenen Geschmack. Fans von Dean Koontz werden dennoch mit diesem neuen Werk auf ihre Kosten kommen, alle anderen sollten vielleicht vorher mal in die Hör- oder Leseprobe reinschauen, denn nicht jeder kann dem speziellen Koontz-Stil etwas abgewinnen (wie es ja auch bei Stephen King der Fall ist). An dieser Stelle sei auch noch auf das E-Book „Die schwarze Feder“ hingewiesen, welches sich der Vorgeschichte des „Rabenmanns“ und der Entwicklung des Alton Turner Blackwood hin zum brutalen Mörder widmet. Dieses ist für knapp zwei Euro bei den gängigen Händlern erhältlich (z.B. amazon.de oder iTunes) und ist zum Reinschnuppern sicherlich gut geeignet.

Meine Wertung: 7/10

Informationen:
Das Hörbuch „Der Rabenmann“ hat eine Länge von 14 Stunden und 20 Minuten und ist ungekürzt für 24,95 € bei audible.de erhältlich. Flexi-Abonnenten zahlen wie gewohnt nur 9,95 €. Weitere Informationen gibt es auf der Detail-Seite bei audible.de.

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Eine Anwort zu diesem Beitrag

  • War mir gar nicht klar, dass ein neues Koontz-Buch rausgekommen ist, aber ich kann mich auch einfach nicht entschließen, ob ich ihn nun mag oder nicht. Life Expectancy fand ich absolut großartig, die Brother-Odd-Reihe ist aber so gar nicht meins.

    streetread.wordpress.com