Autor: Gian Carlo Ronelli
Sprecher: Christian Senger
Länge: 09 Std. 18 Min. (ungekürzt)

Inhaltsbeschreibung von audible.de:
Eine brutale Mordserie zieht sich durch Amerika. Bei den Opfern handelt es sich um sechsjährige Mädchen, die in betender Stellung aufgefunden wurden. Beim letzten Opfer findet das FBI endlich einen Hinweis: Blut- und Hautspuren des Mörders auf einem Kruzifix. Ein DNS-Vergleich liefert ein seltsames Ergebnis: Bei dem Mörder handelt es sich um den Mann, der im Turiner Grabtuch eingewickelt war. Jenem Tuch, das nach neusten Forschungserkenntnissen als das Grabtuch von Jesus Christus gilt. Ist der Sohn Gottes der gesuchte Serienmörder? Alles scheint darauf hinzuweisen, umso mehr, als das Tuch sich plötzlich zu verändern beginnt.

Zum Hörbuch:
FBI Special Agent Mark Grimley ermittelt in einer erschütternden Mordserie: In den USA wurden sechs kleine Mädchen im Alter von sechs Jahren umgebracht, alle Opfer wurden auf den ersten Blick unversehrt und in Gebetshaltung vor ihrem Bett aufgefunden. Die Morde werden einem gewissenlosen Serienmörder zugeschrieben, der aufgrund der religiösen Positionierung der Toten von allen nur „Der Reverend“ genannt wird. Bisher konnte das FBI keine Hinweise auf den Täter finden, doch an seinem letzten Tatort sichert man endlich verwertbare DNA-Spuren. Eine Untersuchung liefert jedoch ein scheinbar unmögliches Ergebnis: Die Proben stimmen hundertprozentig mit der DNA des Mannes überein, der im geheimnisvollen „Grabtuch von Turin“ eingewickelt wurde, bei dem es sich angeblich um Jesus Christus handeln soll. Doch wie kann der Sohn Gottes 2000 Jahre nach seinem Tod sechs Morde begangen haben und das noch dazu an sechs unschuldigen kleinen Mädchen?

Zur gleichen Zeit wird auch der anerkannte Sindonologe (Grabtuchforscher) Ron Kramer nach Turin beordert, um dort ungewöhnliche Entwicklungen am Grabtuch zu untersuchen. An diesem wurden kurz zuvor nämlich äußerst mysteriöse Veränderungen festgestellt und es scheint fast so, als würde das Tuch ein Eigenleben entwickeln. In Turin trifft er auf die junge Genetikerin und Biochemikerin Mercedes Brightman sowie den FBI-Agenten Grimley, der sich von der Untersuchung des Artefakts neue Erkenntnisse über den „Reverend“ erhofft. Doch schnell wird klar, dass sich die drei durch ihre Ermittlungen in große Gefahr begeben haben…

Der Sohn Gottes höchstpersönlich als brutaler Serienmörder von kleinen Mädchen – das klingt erst einmal nach absurdem Mystery-Trash, hat mich aber aufgrund der ungewöhnlichen Thematik schon ein wenig neugierig gemacht. Umso überraschter war ich dann, als ich bei Amazon.de fast ausschließlich auf begeisterte 5-Sterne-Bewertungen zu diesem Buch gestoßen bin und so habe ich mich dann doch für den Download des Hörbuches entschieden. „Goweli – Der letzte Engel“ stellt zudem den ersten Teil einer Trilogie des österreichischen Autors Gian Carlo Ronelli dar, die beiden Fortsetzungen „Die unbefleckte Empfängnis“ sowie „Die Offenbarung“ sind bereits ebenfalls als Hörbuch und Roman erhältlich.

Der Einstieg in die Geschichte ist mir allerdings etwas schwergefallen. Ronelli legt zu Beginn ein derart hohes Erzähltempo vor, dass es zunächst schwerfällt, mit der Handlung mitzuhalten. Zudem besteht ein Großteil der Anfangsphase aus wissenschaftlichen Untersuchungen rund um das Grabtuch und ich fühlte mich teilweise von den vielen Informationen etwas erschlagen. Auch die vielen Nebenfiguren, die oft nur ganz kurz auftauchen und danach meist schnell das Zeitliche segnen, machen es dem Hörer nicht gerade leicht. Überdies merkt man recht schnell, dass es sich bei „Goweli“ nicht um einen einfach Serienkiller-Thriller handelt, vielmehr geht die Geschichte schnell in eine Richtung wie z.B. die Dan Brown-Romane. Hat man die etwas hakelige Einführung überstanden, wird man gefangengenommen von einer atemberaubenden „Schnitzeljagd“. Die Hauptfiguren Grimley, Kramer und Brightman hetzen stets unter Zeitdruck mysteriösen Hinweisen hinterher und werden gleichzeitig ebenfalls zur Zielscheibe von offenbar sehr mächtigen und skrupellosen Verfolgern. Dabei geraten die Morde an den Mädchen eher etwas in den Hintergrund, stattdessen dreht sich die Handlung überwiegend um die aufsehenerregenden Entwicklungen rund um das Grabtuch.

Die Grundidee, das berühmte „Grabtuch von Turin“ als zentralen Ausgangspunkt eines Mystery-Thrillers auszuwählen, ist dabei sehr interessant, auch wenn die Echtheit des Tuches bis heute noch nicht bestätigt werden konnte und es sich vermutlich eher nicht um ein zweitausend Jahre altes Artefakt handelt. Doch weder die Existenz Jesu Christi noch die Authentizität des Grabtuches werden vom Autor ernsthaft in Frage gestellt, dies muss man als Hörer einfach als gegeben akzeptieren. Um über Logik und Realismus der Story nachzudenken, bleibt ohnehin keine Zeit, denn die Geschichte legt ein so hohes Tempo hin, dass man sich beim Hören keine geistige Ablenkung erlauben darf. Je tiefer man in die Handlung eintaucht, desto mehr wird man von einem wilden Genre-Mix bestehend aus Thriller-, Mystery- und Science-Fiction-Elementen gefangengenommen, der trotz aller Glaubwürdigkeits-Zweifel erstaunlich gut funktioniert. Das Katz-und-Maus-Spiel zwischen dem Ermittler-Trio und ihren geheimnisvollen Widersachern ist spannend und abwechslungsreich und lässt keine Langweile aufkommen.

Ebenso überspitzt wie die hanebüchene Story sind natürlich auch die Protagonisten von „Goweli“, allen voran der FBI-Agent Mark Grimley. Dieser besitzt indianische Vorfahren und wird immer dann gerufen, wenn es um auf den ersten Blick etwas übernatürliche Vorfälle geht. Grimley tritt dann während der Untersuchungen mit den Geistern seiner Ahnen in Verbindung und sammelt so Kraft für die Ermittlungen. Und als wäre dies noch nicht außergewöhnlich genug, hat der Autor seinen Schützling allen Ernstes auch noch mit einem Tomahawk als Dienstwaffe ausgestattet. Ron Kramer spielt ein wenig die Rolle eines „Robert Langdon“, wenngleich er deutlich religiöser geprägt ist als die Hauptfigur der Dan Brown-Thriller. Die Genetikerin Mercedes „Mercy“ Brightman ist für alles rund um den genetischen Bereich der Geschichte zuständig und ist natürlich auch Teil der obligatorischen Romanze. Alle Figuren haben einen äußerst sturen und selbstbewussten Charakter gemeinsam, was vor allem zu Beginn für nerviges Rumgezicke sorgt. Dies legt sich nach der ersten Stunde glücklicherweise etwas, sodass die oft zynischen und bissigen Dialoge sogar stellenweise für kleine Lacher gut sind.

Zum Sprecher:
„Goweli – Der letzte Engel“ wird von Christian Senger gelesen, der bisher nicht groß als Schauspieler und Sprecher in Erscheinung getreten ist. Senger liest ordentlich, wenn auch gerade zu Beginn etwas sehr schnell, was aber auch an der sich überschlagenden Handlung liegen kann. Seine Stimme passt gut zu den oft etwas arrogant wirkenden Hauptfiguren und erinnerte mich teilweise sehr stark an den bekannten Synchronsprecher Gerrit Schmidt-Foß, der deutschen Stimme von Leonardi DiCaprio. Das ist grundsätzlich nicht so schlecht, wenngleich Senger natürlich nicht an Schmidt-Foß heranreicht. Außerdem nervt die übertrieben amerikanische Aussprache des Namens Mark Grimley („Moahrk“) auf Dauer etwas…

Mein Fazit:
Gian Carlo Ronelli hat mit „Goweli – Der letzte Engel“ einen ziemlich abgedrehten aber nichtsdestotrotz spannenden und temporeichen Mystery-Thriller hingelegt, der nur in der Anfangsphase etwas zäh wirkt. Story und Hauptfiguren sind gleichermaßen überzeichnet – Freunde seriöser Unterhaltung sollten also besser die Finger von „Goweli“ lassen. Zudem handelt es sich bei dem Hörbuch nicht vorrangig um einen Serienmörder-Thriller, sondern viel mehr um eine mystische Verschwörungsgeschichte, die ein wenig an Dan Browns „Illuminati“ und Andreas Eschbachs „Jesus Video“ erinnert. Allerdings schreibt Ronelli weder so mitreißend wie Brown noch so glaubwürdig wie Eschbach. Wer mit solchen literarischen Stoffen aber etwas anfangen und auch vor irrsinnigen Geschichten nicht zurückschreckt, für den könnte „Goweli“ ein kleiner Geheimtipp sein. Denn langweilig ist das von Christian Senger solide gelesene Hörbuch keinesfalls.

Meine Wertung: 7/10

Informationen:
Das Hörbuch „Goweli – Der letzte Engel“ von Gian Carlo Ronelli hat eine Länge von 09 Std. und 18 Min. und ist ungekürzt für 13,95 Euro bei audible.de erhältlich. Kunden mit Flexi-Abo bezahlen wie gewohnt nur 9,95 Euro. Weitere Infos gibt es auf der Detail-Seite bei audible.de

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