Autor: Wolfram Fleischhauer
Sprecher: Detlef Bierstedt
Länge: 14 Std. 13 Min. (ungekürzt)

Inhaltsbeschreibung von audible.de:
Man schreibt das Jahr 1780. Revolutionäre Ideen durchziehen das Land. Mystische Zirkel und Geheimbünde bekämpfen sich allerorts. In der fränkischen Grafschaft Alldorf ist es zu merkwürdigen Todesfällen gekommen und der junge Arzt und Epidemieforscher Nicolai Röschlaub soll bei der Aufklärung helfen. Wenn es ein Gift war, so hinterlässt es keine Spuren. Eine Verschwörung ist denkbar, doch wen hat sie zum Ziel? Begleitet von einer rätselhaften jungen Frau, macht sich Nicolai auf den Weg an die äußersten Grenzen des Reiches – und gleichzeitig ins Innerste seiner Seele. Die Zeit drängt, denn das Geheimnis ist aus dem Stoff, der eine Welt zerstören kann.

Zum Hörbuch:
Wir schreiben das Jahr 1780, im winterlichen Nürnberg: Der junge Arzt Nicolai Röschlaub begibt sich auf Wunsch des Kammerherrn Selling in die Grafschaft Alldorf, in der es seit geraumer Zeit zu mysteriösen Vorfällen kommt. Im Schloss des Grafen angekommen, findet Röschlaub den adligen Hausherren tot in der Bibliothek vor. Die Anzeichen deutet auf eine Vergiftung hin, allerdings hat der Graf sich diese allem Anschein nach selbst zugefügt, um das Leiden zu beenden, welches eine geheimnisvolle Krankheit bei ihm hervorgerufen hat. Diese Seuche hatte zuvor bereits seine gesamte Familie das Leben gekostet.

Bei den Nachforschungen rund um den Tod des Grafen stellt sich heraus, dass dieser offenbar in krumme Geschäfte verwickelt war. So betrieb der Adlige Betrug mit Immobilien und Krediten und sammelte mit diesen Machenschaften ein enormes Vermögen an. Das Geld ist jedoch nach Alldorfs Tod spurlos verschwunden.

Kurz darauf ereignet sich in der Grafschaft ein weiterer grausiger Todesfall. Der Kammerherr Selling wurde ermordet im Wald aufgefunden, die Leiche ist auf übelste Weise entstellt. Neben dem Toten liegt eine bewusstlose Frau, die sich als Magdalena Lahner herausstellt. Hat sie etwas mit der Ermordung Sellings zu tun? Röschlaub nimmt sich der Frau an und fühlt sich dabei stark zu Magdalena hingezogen.

Das Land wird unterdessen von einer Reihe von Postkutschen-Überfällen heimgesucht. Dabei wird allerdings nichts gestohlen, sondern lediglich die Kutsche samt Gepäck verbrannt. Die Ladung besteht dabei vorwiegend aus Büchern, doch warum sollte jemand ein Interesse daran haben, die Auslieferung von Büchern zu unterbinden? Zusammen mit dem zwielichtigen Justizrat des Reichskammergerichts, Giancarlo Di Tassi, geht Nicolai Röschlaub den Vorfällen nach und erkennt dabei schnell ein Muster: Betrachtet man die Orte der Überfälle auf einer Landkarte, so ergibt sich ein auf den Kopf gestelltes Kreuz, welches sich über ganz Deutschland erstreckt. Doch je mehr Nicolai der Aufklärung des Geheimnisses näherkommt, desto gefährlicher wird seine eigene Situation…

Auf das Hörbuch „Das Buch in dem die Welt verschwand“ hatte ich mich eigentlich sehr gefreut. Ein Mysteri-Krimi im Deutschland vor 200 Jahren, vermischt mit Geheimbünden, Verschwörungen und Morden – das klang für mich alles sehr verheißungsvoll. Allerdings fand ich den Titel jedoch mit zunehmender Spieldauer immer ernüchternder.

Dabei beginnt die Handlung eigentlich recht verheißungsvoll. Es ereignen sich mysteriöse Todesfälle und eine geheimnisvolle Krankheit scheint immer mehr Opfer zu fordern. Als dann noch der ermordete Kammerherr gefunden wird, geht es mit der Geschichte jedoch immer mehr bergab. Der rote Faden geht fast völlig verloren, und statt der Auflösung näher zu kommen, verstrickt sich Fleischhauer in einem wilden Mix aus Romanze, Mystery-Thriller, Historiendrama und Roman mit philosophischem Anspruch. Die Handlung entwickelt sich in keine erkennbare Richtung. Ungefähr ab der Mitte der Laufzeit ist nahezu gar kein Fortschritt mehr vorhanden und die Geschichte tritt auf der Stelle.

Zudem fragte ich mich immer wieder, was denn nun der Titel „Das Buch in dem die Welt verschwand“ überhaupt mit dem Hörbuch zu tun haben sollte. Darauf wird eigentlich erst in der letzten Stunde eingegangen, in welcher das Buch sehr stark eine philosophische Wendung nimmt. Die finale Auflösung ist dabei gar nicht einmal so schlecht geworden und widmet sich einem durchaus interessanten Gedanken: Kann ein einzelnes literarisches Werk mit revolutionären Ideen eine ganze Welt- und Gesellschaftsordnung auf den Kopf stellen? Fleischhauer nimmt hier Bezug auf den Philosophen Immanuel Kant und dessen einflussreiches Werk „Kritik der reinen Vernunft“ aus dem Jahr 1781. Allerdings sind manche Zusammenhänge zwischen den Gedanken Kants und der geheimnisvollen Krankheit doch sehr abstrus und unglaubwürdig. So darf doch stark bezweifelt werden, dass Kants Ideen beim Leser seiner Schriften zu Eitergeschwüren führen und damit unerträgliche körperliche Schmerzen hervorrufen. Hier wird der Mystery-Anteil der Handlung meiner Meinung nach nicht befriedigend aufgelöst.

Ein weiteres Problem des Buches sind die Charaktere. Mir fehlte eindeutig ein Sympathieträger, der als Identifikationsfigur fungieren kann. Vermutlich soll der junge Arzt Nicolai Röschlaub diese Funktion einnehmen, scheitert damit in meinen Augen aber völlig. Wie soll man Sympathie für einen Menschen empfinden, der über eine bewusst- und wehrlose junge Frau herfällt, diese zur eigenen Befriedigung vollständig entblößt und am ganzen Körper unsittlich begrapscht? Von dieser Szene an war die Hauptfigur bei mir eigentlich unten durch. Die weiteren Charaktere sind ebenfalls sehr zwielichtig und unsympathisch, sei es die unterkühlte Magdalena oder der misstrauische Di Tassi.

Zum Sprecher:
Gelesen wird das Hörbuch vom bekannten Synchron- und Hörbuchsprecher Detlef Bierstedt. Dieser liest in seiner gewohnten Souveränität, wird aber auch nicht wirklich gefordert. Oft ist es aber jedoch alleine ihm zu verdanken, dass man das den MP3-Player nicht entnervt in die Ecke legt.

Mein Fazit:
„Das Buch in dem die Welt verschwand“ beginnt verheißungsvoll und mysteriös, driftet dann jedoch ab in eine wirres Durcheinander von diversen Handlungsansätzen, welche aber oft nicht zufriedenstellend zum Schluss gebracht werden. Die Protagonisten sind in meinen Augen uninteressant und unsympathisch, ihre Motive oft nicht nachvollziehbar. Ab der Hälfte der Geschichte habe ich mich mehr oder weniger durch das Hörbuch gequält, lediglich das Ende wertet die Story noch einmal etwas auf. Zwar werden auch hier einige Handlungsstränge nur sehr unbefriedigend oder auch gar nicht beendet, allerdings ist die philosophische Grundfrage durchaus interessant und regt zum Nachdenken an. Somit lässt mich das Hörbuch mit gemischten Gefühlen zurück. Als Mystery-Krimi scheitert das Werk meiner Meinung nach, als zeitgeschichtlicher Roman weiß es aber ebenfalls nicht zu überzeugen. Vielleicht hätte sich Fleischhauer hier lieber konsequent für eine Richtung entscheiden sollen, denn so bleibt letztendlich eine durchschnittliche und oft langatmige Geschichte zurück, die jedoch durch den guten Sprecher noch etwas aufgewertet wird.

Meine Wertung: 5/10

Informationen:
Das Hörbuch „Das Buch in dem die Welt verschwand“ von Wolfram Fleischhauer hat eine Spieldauer von 14 Stunden und 13 Minuten und ist ungekürzt für 24,95 Euro bei audible.de erhältlich. Kunden mit Flexi-Abo bezahlen wie immer nur 9,95 Euro. Der Audible-Trailer zum Hörbuch ist unten eingebunden. Weitere Informationen gibt es auf der Detail-Seite bei audible.de

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