Ajax Penumbra_Rezi

San Francisco im Sommer 1969: Während die eine Hälfte der Stadt noch dem Lebensgefühl des „Summer of Love“ nachhängt und in den Straßen immer noch die träumerischen Melodien der Hippie-Musik erklingen, sind zugleich bereits die erste Spuren des Wandels erkennbar. Das Computerzeitalter erhält Einzug in San Francisco, futuristische Glasbauten schießen an vielen Ecken aus dem Erdboden und immer mehr Firmen lassen sich im Silicon Valley nieder, um auf den Zug der Industrie der Zukunft aufzuspringen. Genau in diesem Umbruch setzt auch Ajax Penumbra seinen Fuß in die Stadt, allerdings ist der junge Mann weder an der Flowerpower-Bewegung noch an neuen Technologien interessiert: Er ist auf der Suche nach der verschollenen Ausgabe eines alten Buches, die für seinen Besitzer einen unvorstellbaren Schatz darstellen soll. Allerdings verlaufen die Nachforschungen für Penumbra eher ermüdend und erfolglos, bis der Student schließlich auf eine ungewöhnliche Buchhandlung stößt, die gleich in mehrfacher Hinsicht seine Neugier weckt…

Als Mr. Penumbra noch jung war und die Buchhandlung noch nicht seinen Namen trug…

Wem der Name Ajax Penumbra in Verbindung mit einem geheimnisvollen Buchladen bekannt vorkommt, der dürfte höchstwahrscheinlich über Robin Sloans Roman „Mr. Penumbra’s 24-Hour Bookstore“ gestolpert sein, der im letzten Jahr nicht nur mich mit seinem nerdigen Charme überzeugen konnte. „Ajax Penumbra 1969“ erzählt nun in Form einer knapp 60-seitigen eBook-Novella die Vorgeschichte dieses Buches, geht dabei aber rund vier Jahrzehnte zurück in die Vergangenheit und bringt den jungen Ajax Penumbra in eine ähnliche Rolle wie Clay Jannon, den Protagonisten des Hauptromans. Den jungen Studenten hat es im Auftrag seiner Universität nach San Francisco verschlagen, wo er das schier aussichtslose Unterfangen angehen soll, ein mehrere Jahrhunderte altes Buch von unschätzbarem Wert ausfindig zu machen. Eine Mission mit äußerst geringen Erfolgschancen, wenn da nicht der seltsame 24 Hour-Bookstore mit seinen skurrilen Mitarbeitern und Kunden wäre…

Nette Ergänzung zum Hauptroman, mehr aber leider nicht

Wie schon das Hauptwerk bietet auch diese Kurzgeschichte eine angenehme Atmosphäre, in der Robin Sloan ein weiteres Mal das Lebensgefühl San Franciscos gekonnt einfängt. Auch der Kontrast zwischen analogen und digitalen Medien spielt wieder eine kleine Rolle in der Geschichte, wobei Mr. Penumbra hier zur Abwechslung aber mal zur fortschrittlicheren Fraktion gezählt werden darf und die doch etwas antiquierte Buchhandlung ein wenig auf Vordermann bringt – allerdings sind die Gegensätze hier deutlich weniger offenkundig als noch in „Mr. Penumbra’s 24-Hour Bookstore“. Leider muss man auch schnell feststellen, dass die Novella auch inhaltlich nicht mit dem großen Bruder mithalten kann und eine recht belanglose Story bietet, die nur selten den skurrilen Charme des Hauptwerkes versprühen kann. Zudem erfährt man trotz des Auftauchens von Mr. Penumbra und Charakteren wie des bereits bekannten Mr. Corvina nicht wirklich viel Wissenswertes über die Geschichte der Buchhandlung und seines späteren Besitzers, sodass man die Lektüre auch als Fan von „Mr. Penumbra’s 24-Hour Bookstore“ nicht unbedingt gelesen haben muss. Als kleiner Bonus ist die Kurzgeschichte zwar ganz nett und für den Preis auch vom Umfang her völlig in Ordnung, von einer Pflichtlektüre ist das eBook aber doch ziemlich weit entfernt.

Ajax Penumbra 1969
  • Autor:
  • Reihe: Mr. Penumbra's 24-Hour Bookstore #0.5
  • Umfang: 61 Seiten
  • Verlag: Picador
  • Preis eBook 1,82 €
Cover:
Charaktere:
Story:
Atmosphäre:
Gesamt:
6/10
Fazit:
Netter Bonus für Fans von „Mr. Penumbra’s 24-Hour Bookstore“, der mit seiner etwas belanglose Geschichte aber bei weitem nicht an den Charme des Hauptromans anknüpfen kann.

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