Dein finsteres Herz_Rezi

Nach einem einschneidenden Erlebnis im Rahmen seiner Tätigkeit bei einer Spezialeinheit der Londoner Polizei lässt sich Detective Constable Max Wolfe zur Mordkommission versetzen, wo er schon gleich bei seinem ersten Einsatz mit einem schockierenden Verbrechen konfrontiert wird: Ein Banker wurde brutal ermordet, dem Opfer wurde mit einem scharfen Gegenstand die Kehle aufgeschlitzt und dabei fast der gesamte Kopf vom Rumpf getrennt. Auf der Suche nach dem Täter tappen Wolfe und seine Kollegen zunächst im Dunkeln, doch als wenig später ein weiterer Mann auf nahezu identische Weise den Tod findet, führen die Spuren zur elitären Londoner Privatschule Potter’s Field, die beide Opfer in ihrer Jugendzeit besucht haben. Während die Ermittler ihre Nachforschungen ins Umfeld der Schule verlagern, brüstet sich im Internet ein Unbekannter mit den Morden. Ist der Mann tatsächlich der Killer der ehemaligen Eliteschüler oder sind die seine Beiträge nur ein Schrei nach Aufmerksamkeit?

Eine brutale Mordserie führt ins Umfeld einer elitären Londoner Privatschule

„Dein finsteres Herz“ von Tony Parsons ist der Auftakt zu einer neuen Krimireihe um den Londoner Ermittler Max Wolfe und beginnt gleich mit zwei lauten Knalleffekten. Während der Prolog auf erschreckende Weise die Vergewaltigung einer jungen Frau schildert, droht auch der erste Auftritt des Protagonisten in der nachfolgenden Szene im Desaster zu enden: Die Vereitelung eines möglichen Terroranschlages wird zum dramatischen Nervenspiel, in dem Wolfe mit einem Tanz auf der Rasierklinge so gerade noch die Zündung einer Bombe verhindern kann. Diese Heldentat bringt dem Detective Constable unliebsame Aufmerksamkeit in den Medien ein, sodass er sich auf eigenen Wunsch in die Londoner Mordkommission versetzen lässt – auch, um dem Rummel um seine Person zu entgehen. Doch schon früh muss Wolfe feststellen, dass seine neue Tätigkeit nicht wirklich weniger aufregend ist, denn bereits sein erster Einsatz führt ihn mitten in eine brutale Mordserie, in der ein skrupelloser Serienkiller sein Unwesen treibt.

Spannender, temporeicher und kurzweiliger Krimi…

Tony Parsons legt mit seinem Roman vom erwähnten Prolog an ein gutes Tempo vor und weiß auch mit der recht bildhaften Beschreibung der Verletzungen der Mordopfer früh zu schocken, sodass man sich beim Lesen schnell in die Geschichte hineinziehen lässt. Zudem wirkt seine Hauptfigur Max Wolfe gleich sympathisch und punktet sowohl als furchtloser und entscheidungsfreudiger Polizist, der auch in brenzligen Situationen die Nerven behält und es dabei mit den Regeln nicht immer allzu genau nimmt, als auch als liebevoller alleinerziehender Vater im Umgang mit seiner kleinen Tochter Scout und seinem Hund Stan. Zwar erinnert Wolfes Familiensituation zuweilen stark an James Pattersons Ermittler Alex Cross aus dessen gleichnamiger Thrillerreihe, das ändert jedoch nichts daran dass der Detective Constable als Hauptfigur einen wirklich soliden Auftritt hinlegt. Auch im Aufbau seiner Story zeigt sich Parsons routiniert: Der Plot ist spannend, kurzweilig und mit einigen guten Wendungen, sodass man sich von der Geschichte um die Mordserie gerne mitreißen lässt.

… der jedoch kaum frische Ideen mitbringt und dadurch etwas im Genre-Einheitsbrei verloren geht

Allerdings hatte ich beim Hören des Buches ein großes Problem: So unterhaltsam der erste Auftritt von Max Wolfe nämlich auch sein mag, so konnte ich im gesamten Roman leider nichts ausmachen was „Dein finsteres Herz“ wirklich von der Masse an ähnlich angelegten Krimis/Thrillern abheben würde. Dies beginnt bereits bei der Hauptfigur, die zwar wie erwähnt sympathisch und kompetent wirkt, aber darüber hinaus nichts bietet, was ihn von seinen Kollegen im Genre unterscheidet. Den alleinerziehenden Polizisten-Vater hat man mittlerweile fast genauso oft gelesen wie den Cop mit gescheiterter Ehe oder den knurrigen Ermittler mit Alkoholproblem, und auch Wolfes Hang zum Überschreiten der Regeln macht ihn alles andere als einzigartig. Ähnliches gilt auch für die Geschichte selbst: Sie ist wirklich unterhaltsam und wird auch schwungvoll erzählt, aber auch hier findet man kaum mal etwas, was das Buch vom Genre-Einheitsbrei abheben könnte. Selbst den Hintergrund um eine Eliteschule mit verwöhnten und gelangweilten reichen Schülern habe ich jetzt schon ein paar Mal gelesen und wer ein wenig Krimi-Erfahrung mitbringt kann sich aufgrund des etwas zu viel vorwegnehmenden Prologes schon recht früh den groben Verlauf der Story zusammenreimen. Zwar kommt Tony Parsons zum Ende hin noch mit ein, zwei netten Wendungen daher, am etwas vorhersehbaren Charakter der Geschichte ändert das aber auch nicht mehr viel. Somit hinterlässt „Dein finsteres Herz“ einen etwas zwiespältigen Eindruck: Als flotter Krimi/Thriller für zwischendurch weiß das Buch wirklich zu unterhalten und findet in der Hörbuchfassung mit Dietmar Wunder auch genau den richtigen Sprecher für derart rasante und etwas reißerische Stoffe, lange in Erinnerung bleiben wird der erste Auftritt von Max Wolfe aufgrund der ein wenig zu routinierten Story aber wohl eher nicht.

Dein finsteres Herz
  • Autor:
  • Sprecher: Dietmar Wunder
  • Original Titel: The Murder Bag
  • Reihe: Max Wolfe #1
  • Länge: 10 Std. 37 Min. (ungekürzt)
  • Verlag: Lübbe Audio
  • Erscheinungsdatum: 18. Dezember 2014
  • Preis 24,95 € (9,95 € im Audible-Flexi-Abo)
Charaktere:
Story:
Atmosphäre:
Sprecher:
Gesamt:
7/10
Fazit:
Tony Parsons liefert mit „Dein finsteres Herz“ einen spannenden und temporeichen ersten Auftritt für seinen Ermittler Max Wolfe, bietet mit seiner Story und seinen Charakteren aber wenig originelles und verpasst es so, einen nachhaltigen Eindruck zu hinterlassen.

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6 Antworten zu diesem Beitrag

  • Meine Kritik kommt erst noch, drum hab ich jetzt nur das Fazit gelesen und mit dem stimm ich mit dir vollkommen überein!
    Er war gut zu lesen, hatte eine interessante Story, aber den Bestseller-Hype konnte ich nicht verstehen 🙁

    • Das hat mich ein bisschen an „Broken Dolls“ erinnert, da ging mir das ähnlich: Ich fand’s spannend und unterhaltsam, aber irgendwie hat man sowas auch schon 1000mal gelesen…

      • Wobei ich ja bei „Broken Dolls“ Mister Winter ganz nett fand :3 Aber der muss sich jetzt in den kommenden Bänden beweisen! Und ich hoffe, dass das kein Absacker wird, genauso wie hier. Man kann sich im Folgeband ja immer noch steigern 😉

        • Bei Jefferson Winter hat mich ja total gestört dass die diesen „Mein Vater war ein Serienmörder“-Hintergrund fast völlig außen vor gelassen habe. Gerade das hätte ich total spannend gefunden, so war das jetzt irgendwie ein weiterer 08/15-Ermittler…

  • Bin ich froh, mit dem Buch gewartet zu haben. Irgendwie klingt es nicht danach, es lesen zu müssen, zumal ich im Moment eh lieber abseits des Mainstreams nach Büchern suche. Kommt auf die „vielleicht irgendwann“ Liste. LG Iris

    • Es ist ja nicht schlecht und ich hab mich schon gut unterhalten gefühlt, aber das war irgendwie nichts dass wirklich in Erinnerung bleiben würde…