Der Code_Rezi

Seit dem tragischen Tod seiner Tochter, der Trennung von seiner Frau und Jahren in Einsamkeit sieht der renommierte Kryptologe William Sandberg in seinem tristen Dasein keinen Sinn mehr und ist fest entschlossen, seinem Leben ein Ende zu setzen. Durch das beherzte Eingreifen seiner Exfrau Christina kann der Wissenschaftler jedoch im letzten Moment gerettet werden und wird zur Behandlung in ein Stockholmer Krankenhaus gebracht. Doch nur wenige Stunden später verschwindet William spurlos aus seinem Krankenzimmer und mit ihm die komplette Einrichtung seiner Wohnung. Während die Polizei aufgrund der labilen Verfassung Sandbergs von einem freiwilligen Verschwinden ausgeht, glaubt Christina nicht eine Sekunde an diese wenig überzeugende Erklärung: Sie ist davon überzeugt, dass William gegen seinen Willen aus der Klinik geholt wurde und die gleichen Leute auch seine Wohnung leergeräumt haben – denn niemals hätte ihr Ex-Mann die Fotos ihrer verstorbenen Tochter zurückgelassen. Auf eigene Faust nimmt sie die Ermittlungen auf…

Debüt-Thriller des Schweden Fredrik T. Olsson

Ein schwedischer Autor, der Schauplatz Stockholm, ein psychisch angeknackster Protagonist – man könnte nach den ersten Kapiteln den Eindruck bekommen, es bei Fredrik T. Olssons Debütroman mit einem typisch skandinavischen Kriminalroman zu tun zu haben. Doch statt wie in den bekannten Vertretern dieser Gattung erst einmal auf einen gemächlichen Einstieg und eine langsame Heranführung an die Hauptfiguren zu setzen, geht es bei Olsson direkt Schlag auf Schlag: Gerade noch war der lebensmüde William Sandberg nach seinem Selbstmordversuch mit einem Bein im Grab, kurz darauf wacht er verwirrt und ein wenig enttäuscht im Krankenhaus auf, nur um wenig später das Opfer einer seltsamen Entführung zu werden – denn wer sollte schon ein Interesse an einem labilen alten Wissenschaftler haben und zudem auch noch gleich mehr oder wenige seine gesamte Wohnungseinrichtung mit einsammeln? Der Knackpunkt liegt im Spezialgebiet des Mannes, denn William Sandberg hat sich in seiner langen Laufbahn einen ausgezeichneten Ruf als Kryptologe erarbeitet. Und wenn das Buch schon mit dem deutschen Titel „Der Code“ daherkommt, wird sich für so jemanden doch sicherlich eine Verwendung finden – lebensmüde hin oder her…

Schwedenkrimi? Verschwörungs-Blockbuster!

Ungefähr an diesem Zeitpunkt verlässt Olssons Roman dann auch die Pfade eines gewöhnlichen Schwedenkrimis und es wird deutlich, dass der Autor seine Geschichte größer angelegt hat – und zwar deutlich größer, wie sich im folgenden zeigen wird. Im Mittelpunkt steht dabei (bei diesem Buchtitel wenig überraschend) ein Code und ich werde den Teufel tun, auch nur in Ansätzen zu verraten, worum genau es in dieser Angelegenheit geht. Nur so viel sei gesagt: Die Grundidee dahinter ist ungemein interessant und wahnsinnig faszinierend und wenn Fredrik T. Olsson im Mittelteil nach und nach Einblicke in sein Geheimnis liefert, hätte ich mich vor Aufregung und Begeisterung zwischendurch fast überschlagen. Zwar geht „Der Code“ an dieser Stelle ein gutes Stück in die Richtung „Science Fiction“, hat damit aber wirklich genau meinen Geschmack getroffen und ich habe mich fast schon geärgert, wenn der Autor diesen Handlungsstrang immer wieder verlassen hat um die besorgte Ex-Frau des Wissenschaftlers bei ihren Nachforschungen zu begleiten – geschickt Spannung aufbauen kann der Schwede nämlich bereits in seinem Debütroman.

Spannender und filmreif inszenierter Wissenschaftsthriller

Allerdings verrät Olsson vielleicht aber sogar zu früh zu viel über den Kern seiner Geschichte, denn das anschließende recht wüste Schlussdrittel im Stile eines Katastrophen-Blockbusters kann für meinen Geschmack nicht ganz mit dem genialen Verschwörungs-Mittelteil mithalten – spannend und abwechslungsreich bleibt die Handlung jedoch auch weiterhin und findet dann in den Schlusskapiteln auch noch zu einem guten und zufriedenstellenden Ende. Insgesamt legt Fredrik T. Olsson mit „Der Code“ also einen mehr als gelungenen Erstling hin, der durch seine Konzeption und den Erzählstil nahezu nach einer Verfilmung schreit. So wundert es dann auch nicht, dass Warner Bros. sich bereits die Rechte an dem Roman gesichert hat und es somit sicherlich nur eine Frage der Zeit ist, bis dieser spannende und intelligente Thriller seinen Weg auf die Leinwand finden wird. Freunde von Wissenschaftsthrillern werden an diesem Buch, das von der Machart deutlich näher an den Werken eines Dan Brown als an dem vielleicht erwarteten Skandinavien-Krimi ist, sicherlich ihren Spaß haben. Und wer dann auch noch zur von Uve Teschner gewohnt exzellent gelesenen Hörbuchfassung greift, kann eigentlich gar nichts falsch machen.

Der Code
  • Autor:
  • Sprecher: Uve Teschner
  • Original Titel: Slutet på kedjan
  • Länge: 14 Std. 32 Min. (ungekürzt)
  • Verlag: HörbucHHamburg HHV GmbH
  • Erscheinungsdatum: 1. September 2014
  • Preis 13,95 € (9,95 € im Audible-Flexi-Abo)
Charaktere:
Story:
Atmosphäre:
Sprecher:
Gesamt:
8/10
Fazit:
Spannender und von der Grundidee ungemein faszinierender Thriller-Blockbuster, der mit intelligenter Story und einer filmreifen Inszenierung überzeugen kann.

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2 Antworten zu diesem Beitrag

  • Dieses Buch ist gerade meine aktuelle Lektüre, weshalb ich nur das Fazit gelesen habe. Trotzdem habe ich das Gefühl, dass das ein typisches Hörbuch-Buch ist. Les es auf dem Reader und die ersten 10% haben sich irgendwie ziemlich gezogen bzw. muss man wirklich richtig aufpassen und mitdenken. Mit Hintergrundgeräuschen in der Bahn hab ich immer nur die Hälfte verstanden und musste dann nochmal nachlesen. Bin noch nicht restlos überzeugt, aber nach deiner Bewertung lohnt es sich wohl, wenn ich am Ball bleibe. 🙂

    Liebe Grüße
    Petzi

    • Ich fand bei dem Buch auch den Mittelteil total gut, diese Sache mit dem Code (ich will da jetzt nicht zu viel verraten) hat mich wirklich total fasziniert und genau meinen Geschmack getroffen. Ich denke damit steht und fällt dann auch die ganze Geschichte 😉