Känguru_Manifest_Rezi

Das Känguru ist zurück – und macht seinem Mitbewohner, dem Kleinkünstler Marc-Uwe Kling, ein weiteres Mal das Leben schwer, indem es ihm faul auf der Tasche liegt, ihn mit seinen Weltherrschaftsplänen rund um das von ihm gegründete Asoziale Netzwerk nervt und Kling mit in den erbitterten Krieg des Kängurus gegen den spießigen Pinguin von nebenan hineinzieht. Passend zu den ambitionierten Zielen des kommunistischen Beuteltiers trägt Marc-Uwe Klings zweiter Band der Känguru-Trilogie dann auch den Titel „Das Känguru-Manifest“ und liefert gut fünf Stunden neues Material aus dem täglichen Wahnsinn des Kleinkünstlers und seines tierischen Mitbewohners.

Neues vom sprechenden kommunistischen Känguru

Ich bin nun literarisch wirklich nicht oft im Humor-Genre unterwegs, was ganz einfach den Grund hat, dass ich mit den wenigsten der als Komödien vermarkteten Bücher etwas anfangen kann. Mit Tommy Jaud und Co. kann man mich jagen und die unvermeidlichen Sachbücher mehr oder weniger erfolgreicher deutscher Comedians (Dr. Eckart von Hirschhausen etc.) locken mir auch selten mehr als ein müdes Schmunzeln über die ewig gleichen Gags hervor. Marc-Uwe Kling schafft mit seinen Känguru-Episoden aber das, was seinen Kollegen meist nicht gelingt: Er bringt mich dazu, während des Lesens (bzw. Hörens) laut loszulachen, was gerade in der Öffentlichkeit zu unangenehmen Situationen führen kann. Sowas ist gerne mal dahin gesagt, allerdings ist es mir bei „Das Känguru-Manifest“ tatsächlich passiert, dass ich während der Autofahrt losprusten musste und mir damit an der Ampel etwas irritierte Blicke des vor mir stehenden Fahrers eingefangen habe. Für die morgendliche Bahnfahrt ist dieses Hörbuch also mit Vorsicht zu genießen…

Abwechslungsreich, intelligent und vor allem wirklich witzig

Was macht Klings Humor zu etwas besonderem? Er ist nicht nur sensationell lustig, sondern auch intelligent. Natürlich rutscht auch mir mal hin und wieder ein Lacher bei einem Mario-Barth-Gag heraus, aber auf Dauer ist mir ein etwas hintergründigerer Humor doch etwas lieber. Man muss jetzt kein Politikwissenschaftler oder Atomforscher sein, um über die Anekdoten des deutschen Kleinkünstlers lachen zu können, aber man merkt schon, dass Kling ein scharfer Beobachter ist und der Gesellschaft auf äußerst amüsante Weise den Spiegel vorhält. Hier bekommt die Politiklandschaft genauso ihr Fett weg wie die Social-Media-Generation, zudem bietet Kling anspruchsvolle Kafka-Referenzen ebenso wie alberne Straßenkämpfe des Kängurus – über zu wenig Abwechslung kann man sich hier wirklich nicht beschweren. Mein persönliches Highlight der Sammlung sind übrigens die falsch zugeordneten Zitate, bei denen Kling berühmte Sätze neuen Urhebern zuschreibt. Beispiele? „Wenn man ein 0:2 kassiert, dann ist ein 1:1 nicht mehr möglich.“ – Satz des Pythagoras; „Frage nicht, was dein Land für dich tun kannst. Frage, was du für dein Land tun kannst.“ – Kim Jong-il. Auch der Running Gag um den fiktiven Rechtspopulisten Jörn Dwix ist immer wieder für einen Lacher gut.

Noch besser als der Vorgänger – gerade in der Live-Lesung

Wer sich für die Geschichten rund um das Känguru interessiert, dem kann ich nur wärmstens die Hörbuchfassung ans Herz legen. Diese wird nämlich von Marc-Uwe Kling selbst gelesen, was garantiert, dass die Texte auch genau so vorgetragen werden, wie es sich der Autor gedacht hat – das Timing der Gags ist also perfekt. Verstärkt wird die Wirkung zudem durch das ebenfalls aufgenommene Live-Publikum, das durch das unmittelbare Feedback bestehend aus lautem Gelächter, unterdrücktem Kichern oder begeistertem Klatschen der Lesung ungemein viel Leben einhaucht. Besonders schön ist hier auch der Kontrast zwischen dem schrillen und aufgedrehtem Känguru und dem eher lethargischen Marc-Uwe Kling, was die hitzigen Wortgefechte der beiden noch einmal eine Nummer amüsanter macht. Ich habe mich jedenfalls wie schon bei den „Känguru-Chroniken“ bestens unterhalten gefühlt und fand den zweiten Teil sogar noch ein gutes Stück besser, weil ich das Manifest als deutlich abwechslungsreicher empfunden habe – die Anekdoten nutzen sich im Gegensatz zum Vorgänger kaum ab und bieten auch zum Ende hin originelle Ideen und gute Pointen. Wer also wirklich einmal fünf Stunden lang herzhaft lachen möchte, kann hier gar nichts falsch machen – denn Marc-Uwe Kling legt bei seinen Witzen erneut eine enorm hohe Trefferquote an den Tag. Unbedingt HÖREN!

Das Känguru-Manifest
  • Autor:
  • Sprecher: Marc-Uwe Kling
  • Reihe: Die Känguru-Chroniken #2
  • Länge: 5 Std. 15 Min. (ungekürzt)
  • Verlag: HörbucHHamburg HHV GmbH
  • Erscheinungsdatum: 19. August 2011
  • Preis 10,95 € (9,95 € im Audible-Flexi-Abo)
Charaktere:
Story:
Atmosphäre:
Sprecher:
Gesamt:
9/10
Fazit:
Witzig, originell, intelligent: Marc-Uwe Kling liefert auch im zweiten Band Satire der Extraklasse, die gerade in der höchst amüsanten Live-Lesung kein Auge trocken bleiben lässt.

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2 Antworten zu diesem Beitrag

  • Tolle Rezension! Ich liiiiiiiebe die Känguru-Hörbücher!! Für was hast du denn den einen Punkt abgezogen?
    Ich stecke momentan mitten im 3. Teil. Ich höre es gerade nur am Abend und schlafe leider immer wieder ein 🙁 Aber ich bin schon auf der Zielgeraden 😉 Ich bin nie lange genug mit dem Auto unterwegs, dass es sich da rentiert. Vielleicht sollte ich einfach mal wieder laufen gehen, da kann ich auch Hörbücher hören ohne einzuschlafen.

    • 10 Punkte gibt’s bei mir eigentlich nur wenn mich das Buch total bewegt und mich auch nach dem Lesen nicht loslässt. Eigentlich hat ein humoristisches Buch kaum Chancen das zu erreichen, von daher ist 9 Punkte eigentlich schon fast die Höchstwertung.^^

      Außerdem gibt’s zwischendurch immer mal das ein oder andere Kapitel das ich vielleicht ein bisschen zu albern finde 😀