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Während ganz Panem von blutigen Ausschreitungen erschüttert wird, wird Katniss Everdeen mehr denn je zum Gesicht des Widerstands…

Die 75. Hungerspiele sind Geschichte und nach ihrem spektakulären Ausgang ist die politische und gesellschaftliche Situation in Panem instabiler denn je: Katniss‘ und Peetas Heimatdistrikt 12 wurde vom Kapitol vollständig zerstört und die wenigen Überlebenden haben Zuflucht im offiziell nicht existierenden Distrikt 13 gefunden. Dort organisieren nun die Rebellen im Untergrund den Widerstand gegen President Snow und wollen Katniss als Aushängeschild für ihren erbitterten Kampf gewinnen. Diese steht den Aufständischen aber äußerst kritisch gegenüber und ist nicht länger gewillt, wie eine Marionette für die Machtkämpfe anderer missbraucht zu werden – zumal sie immer noch wütend ist, dass die Rebellen Peeta nicht auch vor den Fängen des Kapitols gerettet haben haben.

Panem ist im Kriegszustand – und Katniss Everdeen mittendrin

Ehrlich gesagt war ich auf den ersten Seiten von „Mockingjay“, dem dritten und abschließenden Band der „The Hunger Games“-Trilogie von Suzanne Collins etwas überrascht, dass die Handlung nicht noch unmittelbarer an die Geschehnisse des Vorgängers „Catching Fire“ anschließt – dieser endete schließlich nicht nur mit einem großen Knall, sondern auch mit einem fiesen Cliffhanger, der mich wirklich sehr neugierig auf den Schlussakt gemacht hat. Zu Beginn der Handlung sind jedoch seit den 75. Hungerspielen bereits wieder ein paar Wochen vergangen und die Sitution hat sich wieder etwas beruhigt – wenn man das überhaupt so bezeichnen kann, denn nach den Jubiläumsspielen ist in Panem plötzlich nichts mehr so wie es mal war.

Gewalt, Zerstörung und Hoffnungslosigkeit

Die beiden ersten Bücher waren bereits alles andere als ein fröhlicher Kindergeburtstag, doch in „Mockingjay“ ist die Atmosphäre noch einmal deutlich düsterer geworden. Denn ganz Panem befindet sich im Krieg, und das ist auch auf nahezu jeder Seite spürbar. Die verschiedenen Distrike zeigen ein erschütterndes Bild der Verwüstung, ganze Siedlungen sind zerstört und überall in den Straßen liegen die Leichen derer, die dem Aufstand zum Opfer gefallen sind. Suzanne Collins wird dem Genre der dystopischen Literatur hierbei absolut gerecht, denn das Buch beschreibt diesmal ein fast komplett hoffnungsloses Szenario, bei dem selbst die schillernden Inszenierungen des Kapitols keinen Platz mehr haben. Diese werden ersetzt durch eine Art Kriegsberichterstattung, die auf beiden Seiten von Manipulation und Populismus geprägt ist.

Katniss als Schachfigur in einem erbitterten Konflikt

Mitten in diesem Krieg – denn anders lassen sich die Kämpfe zwischen Kapitol und Rebellen kaum bezeichnen – steht Katniss Everdeen, die mehr oder weniger in ihre Rolle als Verkörperung des Widerstands gezwungen wird. Das aus den Vorgängern gewohnte Beziehungsdreieck um Katniss, Peeta und Gale muss dabei (zumindest in der ersten Buchhälfte) etwas zurückstecken und macht Platz für einen weiteren inneren Konflikt Katniss‘, der es eigentlich widerstrebt, sich von den Rebellen für Medienzwecke vor den Karren spannen zu lassen, die aber auch keine andere Möglichkeit sieht, um diejenigen zu schützen, die sie liebt. Diese Zerrissenheit wird von Collins glaubwürdig dargestellt und täuscht auch gut darüber hinweg, dass in der ersten Romanhälfte eigentlich nicht besonders viel passiert – aber das war im Vorgänger ja ähnlich.

Konsequentes und überzeugendes Ende der Trilogie

Die größte Spannung lag für mich ohnehin in der Frage, wie die Autorin ihre Trilogie enden lassen wird, und glücklicherweise ist Suzanne Collins ein Abschluss gelungen, der mich eigentlich fast rundum zufriedengestellt hat. Das Ende fügt sich wirklich konsequent in die Gesamthandlung ein und zeichnet ein sehr differenziertes Bild, das der Reihe meiner Meinung nach absolut gerecht wird – wenngleich die letzten Akte für mich etwas überraschend hektisch wirkten und die Story letztlich doch etwas abrupter endete, als ich es erwartet hätte. Inhaltlich kann ich mit Collins‘ Auflösung aber sehr gut leben, sowohl was den Gesamtkonflikt als auch die emotionale Konstellation rund um Katniss, Peeta und Gale betrifft. Somit ist „Mockingjay“ für mich ein gelungener Abschluss der Trilogie, der mich vor allem mit seinem sehr düsteren Setting, der interessanten Charakterentwicklung und dem dramatischen Finale überzeugt hat. Da sehe ich auch gerne darüber hinweg, dass das erste Romandrittel in Sachen Spannung kaum mit der packenden zweiten Hälfte mithalten kann.

Fazit:
Gelungener und dramatischer Abschluss der Panem-Trilogie, der vor allem mit seinem düsteren Setting und dem konsequenten Schlussakt punkten kann (8/10).

Buchcover
Autorin: Suzanne Collins; Deutscher Titel: Die Tribute von Panem – Flammender Zorn; Umfang: 448 Seiten; Verlag: Scholastic; Erscheinungsdatum: 03. Oktober 2013; Preis: Taschenbuch 8,90 €.

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4 Antworten zu diesem Beitrag

  • Ach, das freut mich, dass es dir auch gefallen hat – das Ende spaltet ja irgendwie die Massen :-D. Aber ich muss sagen, es war wirklich perfekt. Auch wenn ich das im Kino dann wohl anders sehen werde, wenn die alle vor meinen Augen sterben ^^.

    • So ein 08/15-alle-sind-glücklich-Ende hätte ich auch irgendwie langweilig gefunden und das hätte für mich auch nicht zu den vorherigen Büchern gepasst.

      Ich frag mich allerdings wie die aus diesem Buch gleich zwei Filme machen wollen, so viel ist da ja jetzt auch nicht passiert 😀

      • Na ja, wahrscheinlich können sie dann im ersten Teil noch genauer auf das Umfeld in Distrikt 13 eingehen und vielleicht kommt auch was aus Peetas Perspektive. Ich frage mich eher, wie sie den Film so gestalten wollen, dass er ihnen ab 12 freigegeben wird :-/. Hoffentlich fällt dem nichts zum Opfer…

Pings: