Dämonen, Schattenjäger, Vampire, Werwölfe und Hexenmeister mitten in New York City – all das bietet Cassandra Clares Serienauftakt „City of bones“.

Eigentlich sollte es für Clary und ihre besten Freund Simon nur eine ganz normale Partynacht im angesagten Pandemonium Club werden, doch die 15-jährige macht zwischen den tanzenden Menschen eine beunruhigende Entdeckung: Als sie sieht, wie ein Mädchen einen Jungen flirtend in eine ruhige Ecke lockt und die beiden kurz darauf von zwei weiteren Teenagern mit einem Messer verfolgt werden, schickt sie Simon zum Sicherheitspersonal und nimmt ihrerseits die Verfolgung der vier auf. Dabei wird sie Zeuge, wie der erste Junge plötzlich von den drei anderen attackiert und getötet wird. Clary ist schockiert und fassunglos, doch es kommt noch schlimmer: Als Simon mit den Wachleuten bei ihr eintrifft, wird sie von diesen nur zweifelnd und überrascht angeschaut, denn offenbar ist Clary die einzige, die die Mörder sehen kann – und auch die Leiche ist plötzlich spurlos verschwunden.

Von einer ganz normalen Teenagerin zur Dämonenjägerin

Amüsiert stellen sich die drei Clary als Schattenjäger vor, die in dem Nachtclub Jagd auf einen Dämon gemacht haben. Verständlicherweise will sie dem merkwürdigen Gerede über Halbengel und fantastische Wesen keinen Glauben schenken, doch schließlich hat sie mit eigenen Augen gesehen, wie sich der getötete Junge förmlich in Luft aufgelöst hat. Als sie einen der Schattenjäger am nächsten Tag wiedersieht, gerät Clarys Leben plötzlich völlig aus der Spur: Ihr Haus wird von einem Dämon verwüstet und ihre Mutter entführt – und Clary muss feststellen, dass ihr bisheriges Leben nur eine Fassade war und sie selbst mehr mit Dämonen und Schattenjägern zu tun hat, als ihr lieb ist…

Auftakt der „Mortal Instruments“-Serie von US-Autorin Cassandra Clare

Eines vorweg: Ich lese eigentlich so gut wie keine Fantasygeschichten, und Urban Fantasy mit gutaussehenden Teenies und deren übernatürlichen Fähigkeiten hat bei mir eigentlich schon so gut wie keine Chance, auch nur annähernd in die Nähe meines Bücherregals zu kommen. Auch mit Hexenmeistern, Dämonen oder Werwölfen (sofern es sich dabei nicht zufällig um Remus Lupin handelt…) kann ich normalerweise überhaupt nichts anfangen, und wenn dann auch noch Vampire dazukommen und auf dem Buchcover ein Stephenie-Meyer-Zitat prangt , ist die Lektüre im Prinzip schon bei mir durchgefallen, ohne dass ich überhaupt einen Blick ins Buch geworfen habe. Dementsprechend waren auch meine Erwartungen an Cassandra Clares „City of Bones“, den Auftakt ihrer „Mortal Instruments“-Reihe, eher überschaubar – und eigentlich habe ich auch nur zu dem Roman gegriffen, um auf einen eventuellen Kinobesuch der kürzlich angelaufenen Verfilmung vorbereitet zu sein. Keine guten Vorzeichen also, doch oft sind ja genau das die besten Voraussetzungen für eine positive Überraschung.

Strahlende Teenies und der ewige Kampf Gut gegen Böse…

Dabei beginnt zunächst einmal alles wie mehr oder weniger erwartet: Die 15-jährige Hauptfigur Clary wird plötzlich damit konfrontiert, dass es in ihrer Welt nicht nur nervige Mitschüler oder strenge Mütter gibt, sondern auch Dämonen, Schattenjäger, Werwölfe und den weiteren üblichen Fantasykram. Und natürlich steckt auch in Clary selbst mehr, als sie in ihrem noch jungen Teenagerleben bisher geglaubt hat – wäre doch auch langweilig, wenn die Protagonistin nicht irgendwie „besonders“ wäre. Aber zum Glück gibt es da ja die Schattenjäger Jace, Isabelle und Alec, die selbstredend alle total geheimnisvoll und überaus attraktiv sind und der verdutzten Clary und damit auch dem Leser einen kurzen Crashkurs in die Welt der Shadow Hunter geben – inklusive dem immer wieder gerne genommenen totgeglaubten bösen Widersacher, der zu alter Stärke zurückfinden und alle „Guten“ auslöschen will. Alles in allem klingt das also nicht gerade nach einem Buch, das ich persönlich unbedingt lesen möchte und das sich in irgendeiner Art und Weise von all den anderen Teenie-Fantasy-Universen abheben würde.

… und warum das Buch dennoch überrascht

Überraschenderweise muss ich aber eingestehen, dass mich genau diese Mischung bewährter Zutaten praktisch ab der ersten Seite gepackt hat. Das liegt zum einen an den Charakteren, die trotz der Tatsache, dass Cassandra Clare hier einige Klischees bedient, mir doch irgendwie ans Herz gewachsen sind – was besonders für Clare und ihren Freund Simon gilt, wobei gerade letzterer direkt von Beginn an mit launigen Sprüchen fleißig Sympathiepunkte sammelt. Doch auch die Schattenjäger-Fraktion kann überzeugen, auch wenn der großspurige Jace, die hochnäsige Isabelle oder der mürrische Alec sich nicht unbedingt auf Anhieb großer Beliebtheit erfreuen. Mein persönliches Highlight ist jedoch der Hexenmeister Magnus Bane, der mal so überhaupt nicht meinen Vorstellungen eines Zauberers entspricht und vielleicht gerade deshalb so faszinierend ist.

Toller Schreibstil voller Humor

Neben den Figuren hat mir aber auch Clares Schreibstil überaus gut gefallen. Die Autorin schreibt nämlich nicht nur spannend, sondern verpasst ihrem Roman auch eine gehörige Portion trockenen Humors, was gleich eine ganze Reihe gelungener Gags zur Folge und bei mir regelmäßig für amüsiertes Schmunzeln gesorgt hat. Doch auch darüber hinaus lassen sich in „City of Bones“ einige wirklich schöne Sätze finden, sodass ich mir wiederholt das ein oder andere Zitat auf meinem Kindle gespeichert habe – was bei mir sonst eigentlich nie der Fall ist. Pluspunkte bekommt Clare bei mir auch, weil die obligatorische Liebesgeschichte sich in einem absolut erträglichen Rahmen bewegt und auch angenehm kitschfrei daherkommt – wenngleich ich mich über die Entscheidungen der Hauptfigur auf diesem Gebiet so manches mal geärgert habe…

Spannende Story und tolle Atmosphäre

Charaktere gut, Schreibstil gut – fehlt eigentlich nur noch eine spannende Story zu einem gelungenen Roman, und auch hier kann Cassandra Clare überzeugen. Das Szenario ist stimmig, die Geschichte abwechslungsreich und sehr kurzweilig und auch atmosphärisch hat „City of Bones“ einiges zu bieten. Wenn Clary z.B. mitten in der Nacht in ein verlassenes und von blutrünstigen Vampiren besetztes Hotel eindringt, dann sorgt nicht zuletzt die düstere Stimmung für knisternde Spannung. Man könnte zwar daran Anstoß nehmen, dass sich die Autorin bei ihrer Geschichte an dem ein oder anderen Genre-Mitstreiter bedient hat (gerade die Hintergrundgeschichte um den abtrünnigen Valentin erinnert doch verdächtig an Lord Voldemort und seine Death Eaters), doch möglicherweise ist es auch genau das, was mir an der Story so gut gefallen hat – weil es einfach irgendwie positive Assoziationen hervorgerufen hat. Abschließend muss ich also konstatieren, dass „City of Bones“ mich trotz denkbar schlechter Voraussetzungen absolut positiv überrascht und mich über die gesamte Länge des Buches bestens unterhalten hat. Ich habe an dem Buch bis auf ein paar Kleinigkeiten eigentlich kaum etwas auszusetzen und so ist es nur eine Frage der Zeit, bis ich auch zur Fortsetzung „City of Ashes“ greifen werde.

Fazit:
Überraschend unterhaltsamer Auftakt der „Mortal Instruments“-Reihe, der mit spannender Story, sympathischen Charakteren, stimmiger Atmosphäre und trockenem Humor überzeugen kann (9/10).

Buchcover
Autorin: Cassandra Clare; Deutscher Titel: City of Bones (Chroniken der Unterwelt); Umfang: 503 Seiten; Verlag: Walker; Erscheinungsdatum: 5. Juli 2010; Preis: Gebundene Ausgabe 13,95€/Taschenbuch 8,80 €/eBook 5,49 €.

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3 Antworten zu diesem Beitrag

  • Tolle Rezension! Ich habe das Buch auch gerade eben erst aus den gleichen Gründen gelesen (und bin selber eigentlich auch kein Teenie-Fantasy-Leser) und mir hat das Buch auch gefallen 🙂

Pings: