Autor: Dean Koontz
Sprecher: David Nathan
Länge: 09 Std. 19 Min. (ungekürzt)

Inhaltsbeschreibung von audible.de:
Seit seinem ersten misslungenen Versuch, einen eigenen Menschen zu erschaffen, hat Victor Frankenstein seine Technik immer weiter perfektioniert. Mittlerweile züchtet er in geheimen Labors eine ganz neue eigene Rasse. Sein Ziel: die Menschheit zu vernichten und sie durch seine Rasse zu ersetzen. Während ein Hurrikan auf New Orleans zurast, rüstet sich die Neue Rasse zum großen Angriff gegen die alte Menschheit.

In einer Welt, die durch den verheerenden Wirbelsturm mit jeder Minute mehr aus den Fugen gerät, scheint es für die alte Menschheit keine Hoffnung mehr zu geben. Deucalion, die erste Kreatur Frankensteins, wagt endlich die direkte Konfrontation mit seinem Schöpfer. Doch dann hebt sich ein neues alptraumhaftes Wesen aus den Schatten empor – alptraumhaft und so gut wie unzerstörbar. Wird Deucalion mit Hilfe eines Polizistenduos seinen Schöpfer noch bremsen können?

Meine Hörbuchbesprechung:
„Frankenstein – Der Schatten“ ist der dritte und vermeintlich abschließende Teil der Frankenstein-Trilogie des amerikanischen Horror-Autors Dean Koontz. Diese begann mit der Ausgangssituation, dass Viktor Frankenstein nicht – wie im Original von Mary Shelley – im ewigen Eis der Arktis ums Leben gekommen ist sondern es nach New Orleans geschafft hat, wo er sein teuflisches Werk mit der Züchtung einer neuen Rasse fortgesetzt hat. Unter seinem neuen Namen Viktor Helios hat er sich geheime Labors eingerichtet, in denen er fanatisch an seinen Kreaturen bastelt, um diese perfekt auf seine Bedürfnisse abstimmen zu können. Ziel des ganzen Vorhabens ist es, die Menschheit nach und nach durch die Neue Rasse zu ersetzen und somit die Welt unter seine Kontrolle zu bringen.

Dritter Teil der „Frankenstein“-Trilogie von Dean Koontz

Dabei hat er die Rechnung aber nicht mit seiner ersten Schöpfung gemacht, denn Frankensteins totgeglaubtes Monster hat die Kälte der Arktis ebenfalls überlebt und will den wahnsinnigen Wissenschaftler stoppen. Bei dem Kampf gegen seinen „Vater“ bekommt Deucalion, so der Name der inzwischen über 200 Jahre alten Kreatur, Unterstützung von den beiden Polizisten Carson O’Connor und Michael Maddison, die durch die Ermittlung in einer Mordserie ebenfalls auf die Pläne von Viktor Helios aufmerksam geworden sind. Zu Beginn von „Der Schatten“ hat Helios nun weite Teile der Bevölkerung mit seinen Geschöpfen unterwandert und steht kurz vor der Erfüllung seiner düsteren Träume. Allerdings beginnen inzwischen auch weitere Angehörige der Neuen Rasse, sich gegen ihren Schöpfer zu wenden…

Keine Chance für Neueinsteiger

Eine Warnung gleich vorweg: Wer die beiden Vorgänger „Das Gesicht“ und „Die Kreatur“ nicht gehört oder gelesen hat, sollte besser einen großen Bogen um den dritten Teil der Reihe machen, denn ohne Vorkenntnisse ist man hier gnadenlos aufgeschmissen. Koontz bietet seinem Publikum nämlich keinerlei Hilfe an und liefert nicht mal eine kleine Zusammenfassung der bisherigen Ereignisse. Das ist nicht nur für Einsteiger fatal, sondern macht es auch Kennern der Vorgänger nicht gerade einfach, da zwischen den Veröffentlichungen von Teil 2 (2006) und Teil 3 (2010) schon einige Jahre lagen und – sofern man nicht alle Bände direkt hintereinander konsumiert – vermutlich nicht mehr alle Zusammenhänge und Entwicklungen präsent sein dürften.

Langatmige Handlung ohne Fortschritt und überflüssige Nebenfiguren

Allerdings ist nicht nur der Einstieg in das Hörbuch schwierig, es geht nämlich auch nicht wirklich besser weiter. Im Großen und Ganzen verteilt Dean Koontz seine Geschichte nämlich auf drei Handlungsstränge. Im ersten begleitet man die beiden Detectives aus New Orleans sowie Deucalion bei ihrem Kampf gegen Helios. Diese Passagen kann man aber getrost vergessen, denn hier geht es im Gegensatz zu den beiden Vorgängern kaum noch vorwärts. Statt die Handlung weiter voranzutreiben, beschäftigt sich der Autor nämlich lieber mit belanglosen Flirtversuchen der Cops, da sie als zwei der letzten Vertreter der alten Menschheit ja nun wie für einander geschaffen sind und die Existenz der alten Rasse aufrechterhalten müssen… nervig!

Der zweite Handlungsstrang dreht sich um Viktor Helios, der immer mehr dem Wahnsinn verfällt. Mehrere seiner Geschöpfe wenden sich aufgrund von Funktionsfehlern gegen ihn und er sieht seine Felle langsam davonschwimmen – was dem fanatischen Wissenschaftler offenbar gar nicht gut bekommt. Diese Teilstory ist aber nur unwesentlich spannender als der Polizisten-Teil und ist irgendwie auch nichts Halbes und nichts Ganzes. Zu guter Letzt bleibt dann noch die Geschichte um Erika V, die aktuelle Ehefrau von Viktor Helios, und ein Geschöpf namens Jacko, das sich aus den Überresten einer der früheren Kreaturen entwickelt hat. Diese Passagen nehmen den größten Anteil der Handlung ein, der Grund dafür bleibt aber ebenfalls etwas rätselhaft.

Die Faszination der Vorgänger ist verschwunden

Irgendwie will im dritten Teil der Trilogie alles nicht so richtig zusammenpassen und so plätschert die Story weitestgehend vor sich hin. Das ist schade, weil zumindest die beiden Vorgänger noch durchaus zu überzeugen wussten, vor allem Band 1 war durch seine düstere Serienmörder-Geschichte noch spannend und faszinierend, wenngleich der zweite Roman auch schon nicht ganz die Qualität des ersten erreichen konnte. Nun scheint es aber, als hätte Dean Koontz völlig die Lust an seine Trilogie verloren und müsste die offenen Fragen nur noch irgendwie zu einem Abschluss bringen. Von dem Horror und der gelungenen Atmosphäre der Vorgänger ist so gut wie nichts mehr übrig und so quält man sich als Hörer mehr schlecht als recht durch den schwachen Plot. Auch von dem groß angekündigten Hurrikan, der auf New Orleans zurast, bekommt man nicht viel mit und das Potenzial dieser Ausgangssituation wird fast völlig verschenkt.

Der Sprecher:
Wie „Das Gesicht“ und „Die Kreatur“ wird auch „Der Schatten“ wieder von David Nathan gelesen, was das Buch noch ein wenig rettet. Der Synchronsprecher von Johnny Depp und Christian Bale liest die Geschichte routiniert und holt alles an Atmosphäre raus, was noch irgendwie aufzutreiben ist.

David Nathan rettet, was noch zu retten ist

Allerdings wirkt auch Nathan nicht wirklich von der Vorlage begeistert und so fehlt es ihm ein wenig an Elan und Enthusiasmus. Sein Potenzial kann er nur selten voll entfalten, sodass es von ihm schon sehr viel bessere Leistungen gegeben hat. Insgesamt ergibt sich natürlich immer noch eine gute Sprecherleistung, aber an David Nathan sind die Ansprüche aufgrund seiner anderen, oft genialen Werke immer ein wenig höher.

Schlussfazit:
Leider ist „Der Schatten“ der enttäuschende Abschluss einer anfangs vielversprechenden Trilogie und verwehrt der angefangenen Geschichte ein würdiges Ende. Die Handlung kommt über weite Strecken überhaupt nicht vorwärts und eher unwichtige Charaktere nehmen einen viel zu großen Raum ein. Von der unheimlichen Horror-Atmosphäre ist ebenfalls nicht mehr viel übrig geblieben.

Unwürdiger und enttäuschender Abschluss der „Frankenstein“-Trilogie

Wer die Frankenstein-Reihe von Dean Koontz noch nicht kennt, sollte sich also zweimal überlegen, ob er damit anfängt. Während der Auftakt noch richtig gut war und der Nachfolger ebenfalls ordentliche Unterhaltung bot, so bleibt Teil 3 deutlich unter dem Niveau der Vorgänger. Da kann auch David Nathan als Sprecher nicht mehr viel rausreißen, den man auch schon mal besser und eindringlicher gehört hat. Wer also unbedingt wissen möchte, wie die Geschichte um Viktor Helios, Deucalion und das Polizistenduo ausgeht, der kommt um „Der Schatten“ wohl nicht herum, alle anderen können das Hörbuch aber getrost vernachlässigen. Überraschenderweise gibt es mit „Der Schöpfer“ mittlerweile schon einen vierten Teil der ursprünglich als Trilogie angelegten Reihe. Ob das wirklich nötig war, darf nach dem enttäuschenden dritten Band bezweifelt werden…

Meine Wertung: 4/10

Informationen:
Das Hörbuch „Der Schatten (Frankenstein 3)“ von Dean Koontz hat eine Länge von 09 Std. und 19 Min. und ist ungekürzt für 20,95 Euro bei audible.de erhältlich. Kunden mit Flexi-Abo bezahlen wie gewohnt nur 9,95 Euro. Weitere Infos gibt es auf der Detail-Seite bei audible.de.

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