Autor: Derek Landy
Umfang: 344 Seiten
Verlag: Loewe Verlag
Erscheinungsdatum: September 2007

Klappentext:
Er ist kein gewöhnlicher Detektiv. Er ist Zauberer und Meister der kleinen schmutzigen Tricks, und wenn die Umstände es erfordern, nimmt er es mit dem Gesetz nicht so genau. Er ist ein echter Gentleman. Und … er ist ein Skelett. Als Stephanie Skulduggery Pleasant das erste Mal sieht, ahnt sie noch nicht, dass sie ausgerechnet mit ihm eines ihrer größten Abenteuer erleben wird. Denn um den mysteriösen Tod ihres Onkels aufzuklären, muss sie ihn in eine Welt voller Magie begleiten – eine Welt, in der mächtige Zauberer gegeneinander kämpfen, Legenden plötzlich zu Leben erwachen und in der das Böse schon auf Stephanie wartet …

Zum Roman:
Als Gordon Edgley unerwartet verstirbt, hält sich die Trauer bei seinen Familienangehörigen in Grenzen. Der Autor von schaurigen Horror- und Zaubereigeschichten war nicht sonderlich beliebt und hatte kaum enge Freunde, galt er doch bei vielen als arrogant und eigenwillig. Seine 12-jährige Nichte Stephanie kam jedoch stets gut mit ihm aus und verstand seinen ungewöhnlichen Humor, und Gordon wusste die Aufgewecktheit des Mädchens stets zu schätzen. Trotzdem ist Stephanie mehr als überrascht, als sie bei der Testamentseröffnung erfährt, dass ihr Onkel ihr beinahe sein gesamtes Vermögen vermacht hat – aufgrund seiner durchaus erfolgreichen Schriftstellerkarriere eine wirklich beachtliches Erbe. Beim Notar taucht neben den Angehörigen auch ein geheimnisvoller Mann in Mantel, Hut und Sonnenbrille auf, der Stephanie schon bei der Beerdigung ihres Onkels aufgefallen ist. Der Vermummte gehörte angeblich zu Gordons zweifelhaften Freundeskreis, weckt jedoch schnell das Interesse des Mädchens.

Als Stephanie Edgley wenig später mit ihrer Mutter das Haus des Verstorbenen aufsucht, muss sie durch eine Verkettung unglücklicher Ereignisse die Nacht alleine in der verlassenen Villa vertreiben. Das ist ihr aber gar nicht mal unrecht, kann sie doch so die ganze Nacht in den Manuskripten ihres Onkels schmökern, welche sie eigentlich aufgründ der düsteren Inhalte noch gar nicht lesen dürfte. Als dann jedoch ein Unbekannter ins Haus eindringen will, bekommt sie es mit der Angst zu tun. Der Mann verlangt umgehend die Herausgabe eines Schlüssels, von dessen Existenz Stephanie aber überhaupt nichts weiß. Gerade als es zum Kampf zwischen den beiden kommt, platzt der geheimnisvolle Vermummte von der Beerdigung ins Haus und vertreibt den Einbrecher unter Einsatz von ein paar gut platzierten Feuerbällen, wobei er allerdings auch seine Verkleidung verliert. Stephanie sieht verdutzt, dass die Person kein Mensch aus Fleisch und Blut ist, sondern ein sprechendes Skelett, das überdies auch noch zaubern kann. Ihr Retter stellt sich ihr als Skulduggery Pleasant vor und nimmt Stephanie mit auf ein gefährliches Abenteuer voller Magie…

„Skulduggery Pleasant – Der Gentleman mit der Feuerhand“ stammt aus der Feder des irischen Autors Derek Landy und bildet den Auftakt zu einer Romanreihe um das lebendige Skelett und seine Partnerin Stephanie. Zum jetzigen Zeitpunkt sind bereits sechs von neun geplanten Bänden erschienen, fünf davon auch in deutscher Übersetzung. Von vielen Fans und Kritikern wird die „Skulduggery Pleasant“-Reihe schon als legitimer Erbe von Harry Potter gefeiert, was natürlich ganz schon hoch gegriffen ist. Trotzdem mag ich mich nach Lektüre des ersten Buches schon fast zu der Aussage hinreißen lassen, dass dieser Vergleich durchaus gerechtfertigt ist.

Das liegt zum einen an den wirklich großartigen Charakteren, allen voran natürlich Skulduggery Pleasant und Stephanie Edgley. Ein lebendiges Skelett als Privatdetektiv klingt natürlich generell schon einmal interessant, wenn es dann auch noch zaubern kann wird es noch einmal spannender. Zudem verfügt Skulduggery auch über eine interessante Hintergrundgeschichte. So ließ er vor vielen Jahrzehnten in einer großen Schlacht zwischen Gut und Böse sein Leben, konnte seine Überreste aber selbst wieder zusammensetzen und sinnt seitdem nach Rache. Seine Wut richtet sich gegen den mächtigen Zauberer Serpine, der damals ein Handlanger des gefürchteten Magiers Mevolent war. Nach Mevolents Niederlage herrscht zwar offiziell ein Waffenstillstand, in den Skulduggery aber nicht allzu großes Vertrauen hat.

Ihm zur Seite steht die neugierige und scheinbar furchtlose Stephanie, der Liebling des verstorbenen Gordon, dessen Neigung zu Abenteuern und Gefahr sie zu teilen scheint. Stephanie ist anders als die meisten Kinder ihres Alters und hat daher auch kaum Freunde. Sie teilt einfach nicht die Interessen der meisten Gleichaltrigen und verhält sich deutlich erwachsener als ihre Schulkameraden. So verbringt sie viel Zeit mit sich alleine, hilft im Büro des Vaters aus oder schwimmt im Meer. Als sie auf Skulduggery Pleasant trifft, ist sie zwar überrascht, aber keineswegs verängstigt und gibt keine Ruhe, bis der geheimnisvolle Detektiv sie nach und nach in seine Unternehmungen einweiht.

Was das Zusammenspiel zwischen den beiden so besonders macht, sind ihre unglaublich unterhaltsamen Dialoge. Beide Protagonisten sind stur, dickköpfig, von sich selbst überzeugt und überaus schlagfertig. So liefern sie sich nicht selten hitzige Wortgefechte mit bissigen Sprüchen voller Zynismus und staubtrockenem britischem Humor. Das ist besonders überraschend, da es sich bei der Skulduggery Pleasant-Reihe eigentlich um Jugendbücher handelt. Allerdings ist zu bezweifeln, ob die eigentliche Zielgruppe den Wortwitz und Sarkasmus überhaupt immer mitbekommt, sodass auch Erwachsene eine helle Freude an dem Roman haben dürften. Derek Landy verfügt offenbar über ausgesprochen tiefsinnigen und geistreichen Humor, dessen rabenschwarzer Charakter hervorragend zum Szenario um zaubernde Skelette und tote Horror-Autoren passt. Dies zieht sich durch das gesamte Buch und beginnt schon im ersten Satz: „Gordon Edgleys plötzlicher Tod war ein Schock für alle – nicht zuletzt für ihn selbst.“

Neben den tollen Dialogen bietet Landy jedoch auch noch eine abwechslungs- und temporeiche Story, die zu keinem Zeitpunkt Langeweile aufkommen lässt. Überraschende Wendungen, geheimnisvolle Charaktere wie die Bibliothekarin China Sorrows oder den entstellten Schneider Grässlich und ein grandioses Finale – Fantasy-Herz, was willst du mehr? Um an dieser Stelle noch mal auf den Harry Potter-Vergleich zu sprechen zu kommen: Manche mögen zwar nun lautstark protestieren, ich lasse mich aber gerne darauf ein. Fairerweise würde ich aber „Skulduggery Pleasant – Der Gentleman mit der Feuerhand“ nicht mit dem gesamten Harry Potter-Epos vergleichen, sondern mit dessen Auftakt „Harry Potter und der Stein der Weisen“. Was die Charaktere betrifft, stehen sich die beiden „Konkurrenten“ in nichts nach. Beide verfügen über vielschichtige Protagonisten, welche jeder für sich über eigene Stärken verfügen. Der J.K. Rowling-Debütroman punktet jedoch etwas mehr im Bereich Setting und Atmosphäre. Zwar ist auch die Parallelwelt Skulduggery Pleasants skurril, interessant und stellenweise auch unheimlich, an Schauplätze wie das Gleis 9 3/4, die Winkelgasse oder vor allem die Zaubereischule Hogwarts reicht Landys Welt aber (noch) nicht heran. Dafür liegt in meinen Augen „Skulduggery Pleasant“ im Finale klar vorne. Der große Showndown zum Abschluss ist hier deutlich dramatischer und erwachsener und hat eine düstere (Endzeit-)Stimmung, die Rowlings Bücher erst in späteren Teilen erreichen. Überrascht war ich auch, dass es bei Landy alles andere als zimperlich zugeht – meiner Meinung nach bleibt die Gewalt aber für ein Jugendbuch noch im Rahmen des Erträglichen.

Mein Fazit:
Mit „Skulduggery Pleasant – Der Gentleman mit der Feuerhand“ ist Derek Landy ein im wahrsten Sinne des Wortes fantastischer Roman gelungen, der einen gelungenen Serienauftakt darstellt, aber auch als für sich abgeschlossenes Buch absolut überzeugt. Hohes Erzähltempo, tolle Charaktere und vor allem ein für ein Jugendbuch unglaublich geistreicher und teilweise bitterböser Humor machen den Roman zu einem tollen Leseerlebnis. Ich hatte nicht selten bei einem der vielen genialen Dialoge ein breites Grinsen auf dem Gesicht. Zwar ist das Setting noch etwas ausbaufähig und dürfte gerne noch etwas skurriler und abgefahrener werden, aber die Grundkonstellation bietet enormes Potenzial für weitere tolle Geschichten rund um das ungleiche Ermittlerduo. Wer auf unterhaltsame fantasievolle Stoffe wie Harry Potter oder „Percy Jackson“ steht, sollte unbedingt einmal einen Ausflug in die Welt von Skulduggery Pleasant riskieren – sonst verpasst er unter Umständen ein kommendes Fantasy-Schwergewicht. Eine Verfilmung ist übrigens bereits geplant, auch wenn die ersten Gerüchte, Johnny Depp würde den geheimnisvollen Detektiv spielen, leider (vorerst) dementiert wurden…

Meine Wertung: 8/10

Informationen:
„Skulduggery Pleasant – Der Gentleman mit der Feuerhand“ von Derek Landy ist im Loewe Verlag erschienen und hat einen Umfang von 344 Seiten. Das Buch ist für 16,90 € als gebundene Ausgabe oder für 9,95 € als Taschenbuch erhältlich. Weitere Infos gibt es auf der Verlags-Homepage.

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