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Mit dem 80er-Jahre-Mystery/Thriller/Horror-Hörspiel „Monster 1983“ ist dem Autor und Hörbuchregisseur Ivar Leon Menger gemeinsam mit seinem Autorenduo Anette Strohmeyer und Raimon Weber sowie dem Hörbuchanbieter Audible.de wohl DAS Hörspiel-Highlight des Jahres 2015 geglückt, das seine Hörer in das beschauliche Küstenstädten Harmony Bay entführt hat, wo im Jahr 1983 eine rätselhafte Mordserie für Angst und Schrecken sorgte. Die 10 Episoden der ersten Staffel erzählten nicht nur eine packende Story mit nostalgischem „80s“-Charme und vielen Anspielungen auf Kult-Klassiker der 1970er- und 1980er Jahre wie „Die Goonies“, „E.T.“, „Poltergeist“, „Der weiße Hai“ oder „The Fog – Nebel des Grauens“, sondern fuhren auch ein beeindruckendes Ensemble der deutschen Sprecher-Elite auf, die „Monster 1983“ zu einem Kopfkino der Extraklasse machten.

Ein neuer Sheriff ist in der Stadt…

Auf den Tag genau ein Jahr später ist nun die zweite Staffel der Hörspiel-Serie erschienen, die wenige Wochen nach dem Ende der ersten spielt und natürlich wieder das vertraute Harmony Bay zum Schauplatz hat, wo nach den dramatischen Ereignissen und den vielen fürchterlichen Todesfällen nun langsam endlich wieder Ruhe und Normalität einkehrt. Einen großen Schock gibt es aber für wohl fast alle „Monster 1983“-Fans: Sheriff Tom Cody, oberster Gesetzeshüter der Kleinstadt und bisherige Hauptfigur der Hörbuch-Serie, ist mit seinen beiden Kindern seit dem Finale der ersten Staffel verschwunden und auch von seiner Partnerin Deputy Taylor Dunford fehlt seitdem jede Spur. Bevor alle David-Nathan-Anhänger aber nun entsetzt in Tränen ausbrechen: Deutschlands wohl bester und beliebtester Sprecher ist natürlich auch in der 2. Staffel wieder mit von der Partie, lässt seine Fans aber unfreiwillig eine ganze Weile auf seinen ersten Auftritt warten. In die Fußstapfen von Cody tritt stattdessen Deputy Landers, der nicht nur beruflich die nächste Stufe der Karriereleiter erklommen hat sondern nun auch deutlich mehr Platz in der Geschichte einnimmt. War Landers in der ersten Staffel noch vorrangig durch seine schlechte Laune, unverantwortliche Alleingänge und den unverhohlenen Neid auf seinen Vorgesetzten aufgefallen, der ihm als Zugezogener einfach den Sheriffposten vor der Nase weggeschnappt hat, so hat der spektakuläre und kräftezehrende Nachtmahr-Fall beinahe einen völlig neuen Menschen aus ihm gemacht: bescheiden, freundlich, loyal und in der neuen Rolle als Nr. 1 des Sheriffs-Office fast schon ein wenig verschämt ob des neuen Ruhms – so nervtötend Deputy Landers als Nebenfigur der ersten Staffel noch war, so zeigt sich Sheriff Landers nun von seiner besten Seite und legt als neuer Protagonist einen durchweg sympathischen Auftritt hin.

Etwas weniger Mystery, aber noch genauso viel Spannung

Abgesehen von dieser nicht unerheblichen Änderung erweist sich die zweite Staffel von „Monster 1983“ aber als konsequente Fortführung der ersten, die es sich augenscheinlich vorrangig zur Aufgabe gemacht hat, die vielen offenen Fragen der ersten Season systematisch abzuarbeiten. Noch immer nimmt das Mysterium um den Nachtmahr eine zentrale Rolle der Handlung ein, allerdings müssen sich die Bewohner von Harmony Bay diesmal mit doch eher bodenständigeren Problemen herumschlagen: Deput- äh, Sheriff Landers ist immer noch damit beschäftigt, das Verschwinden seines Mentors und Vor-Vorgängers Sheriff Gibson aufzuklären, während Bürgermeister White und sein Schwager Steven Forster vom örtlichen Sägewerk weiter ihre illegalen Machenschaften zu vertuschen versuchen, Doc Schulz seltsame Unstimmigkeiten an den Leichen der Nachtmahr-Opfer feststellt und die männliche Jugend der Küstenstadt immer noch um die Gunst von Flower Miller buhlt. Die Regierungsbehörden rund um den weiterhin zwielichtigen Mr. Fisher haben sich hingegen aus Harmony Bay zurückgezogen, sind aber noch mitten in der Ausführung ihrer mysteriösen Operation „Matroschka“. Fans der ersten Staffel werden sich also freuen, endlich Antworten auf viele der brennenden Fragen zu bekommen, was Ivar Leon Menger und sein Team aber natürlich nicht davon abgehalten hat, im gleichen Zug direkt wieder einige neue aufzuwerfen. Wenn man das Haar in der Suppe sucht, könnte man vielleicht anmerken, dass die erste Staffel durch das Mysterium um die verstörende Mordserie ein wenig rätselhafter war, während die zweite Season nicht mehr die ganz großen Überraschungen zu bieten hat und relativ geradlinig verläuft. Das ist aber wirklich Jammern auf ganz hohem Niveau und wird die meisten Hörer aufgrund der immer noch sehr spannenden Story vermutlich nicht einmal stören – mir als großer Mystery-Fan hat aber zwischendurch manchmal der letzte Thrill gefehlt.

Ein Klassentreffen der deutschen Sprecher-Elite

Woran es aber nach wie vor überhaupt nichts auszusetzen gibt, ist die „technische“ Seite des Hörspiels. Von den zurückliegenden Todesfällen einmal abgesehen sind alle Sprecher der ersten Staffel auch diesmal mit von der Partie, zudem hat das Produktionsteam die ohnehin schon beeindruckende Sprecherriege noch einmal kräftig verstärkt und sich u.a. mit Gerrit Schmidt-Foß, Andreas Fröhlich, Detlef Bierstedt oder Tobias Meister weitere prominente Stimmen ins Boot geholt. Darüber hinaus wurden einige Nebenrollen der ersten Staffel ausgebaut, sodass z.B. Simon Jäger als Mechaniker Mike nun deutlich mehr Sprechzeit bekommt. Man kann die Besetzung der Rollen gar nicht hoch genug loben, denn unter den mehr als 50 Sprecherinnen und Sprechern findet sich wirklich nicht eine einzige (!) Stimme, die auch nur annähernd unprofessionell klingt oder nicht zur jeweiligen Figur passt – das gilt ausdrücklich auch für die überragenden Jungsprecher, bei denen man sich nur kurz an den offenkundigen Stimmbruch von Bacon-Sprecher Jonas Schmidt-Foß gewöhnen muss. Um die erstklassige Auswahl der Stimmen noch einmal zu verdeutlichen: Wäre „Monster 1983“ ein Film und würde man den deutschen (Synchron-)Sprechern ihren jeweiligen Hollywood-Schauspieler zuordnen, dann wäre dieser Streifen mit Stars wie Johnny Depp (David Nathan), Scarlett Johansson (Luise Helm), Tom Selleck (Norbert Langer), Steven Seagal (Ekkehardt Belle), Ralph Fiennes (Udo Schenk), Matt Damon (Simon Jäger), John Malkovich (Joachim Tennstedt), Mandy Patinkin (Erich Räuker), Liam Neeson (Bernd Rumpf), Sarah Michelle Gellar (Nana Spier), Morgan Freeman (Jürgen Kluckert), Leonardo DiCaprio (Gerrit Schmidt-Foß),  Michelle Pfeiffer (Andrea Aust), Jennifer Lawrence (Maria Koschny), John Cusack (Andreas Fröhlich), George Clooney (Detlef Bierstedt), Bradley Cooper (Tobias Kluckert), Elijah Wood (Timmo Niesner) und Brad Pitt (Tobias Meister) wohl der teuerste Film aller Zeiten – besser geht es einfach nicht. Dazu kommt noch die erneut perfekte Geräuschuntermalung und stimmungsvolle Musik, die „Monster 1983“ wieder zu einem Kopfkino allererster Güte machen. Wer sich übrigens dafür interessiert, wie genau aus der Rohfassung der eingesprochenen Texte eine fertige Hörspiel-Szene mit Soundeffekten und Musik wird, der bekommt als Bonus sogar ein kleines Making-Of mit Ivar Leon Menger spendiert, in dem der Macher von „Monster 1983“ einen kurzen, aber interessanten Einblick in die Arbeit hinter den Kulissen gibt.

Grandiose Fortsetzung des Hörspiel-Blockbusters

Lange Rede, kurzer Sinn: Auch die zweite Staffel von „Monster 1983“ ist wieder eine überragende Hörspiel-Produktion, die sowohl inhaltlich als auch qualitativ nahtlos an die erste anknüpft und die Geschehnisse in und um Harmony spannend und abwechslungsreich weiterführt. Bei der Story hätte ich mir manchmal zwar einen Hauch mehr Mystery und etwas mehr von dem Nervenkitzel der ersten Staffel gewünscht, trotzdem sind die vielen Handlungsstränge und ihre Verknüpfungen immer noch sehr packend und lassen nicht einmal im Ansatz Langeweile aufkommen. Wer sich auch nur im Geringsten für Hörspiele interessiert und das entsprechende Alter mitbringt – denn auch weiterhin gehört „Monster 1983“ nicht in Kinderhände bzw. Kinderohren –, kommt um diese Produktion eigentlich nicht herum. Egal ob man ein Kind der 1980er-Jahre ist und sich nach nostalgischem Grusel-Feeling sehnt oder einfach nur auf der Suche nach einem spannenden Thriller-Hörspiel ist – „Monster 1983“ hat die Messlatte mit den beiden ersten Staffeln wahnsinnig hoch gelegt und so gemein der erneute Cliffhanger am Ende der 2. Staffel auch sein mag, so hat er doch auch etwas Gutes: die Macher der Serie scheinen mit „Monster 1983“ noch längst nicht fertig zu sein und wenn Ivar Leon Menge und sein Team den bisherigen Zeitplan beibehalten, darf man sich wohl zu Halloween 2017 über die dritte Staffel dieser grandiosen Mystery-Hörspiel-Serie freuen.

Monster 1983 – Die komplette 2. Staffel
  • Autor:
  • Sprecher: David Nathan, Ekkehardt Belle, Luise Helm, Norbert Langer, Udo Schenk etc.
  • Reihe: Monster 1983 #2
  • Länge: 9 Std. 52 Min. (ungekürzt)
  • Verlag: Audible GmbH
  • Erscheinungsdatum: 31. Oktober 2016
  • Preis 19,95 € (9,95 € im Audible-Flexi-Abo)
Charaktere:
Story:
Atmosphäre:
Sprecher:
Gesamt:
9/10
Fazit:
Die zweite Staffel von „Monster 1983“ kann das hohe Niveau der ersten locker halten, führt die Geschichte rund um die Geheimnisse des beschaulichen Küstenstädtchens Harmony Bay spannend fort und liefert langersehnte Antworten auf viele der offenen Fragen – wie gewohnt perfekt inszeniert, mit einer grandiosen Atmosphäre und einer noch hochkarätigeren Sprecherriege als die Auftakt-Staffel.

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6 Antworten zu diesem Beitrag

  • Na, da stimmen wir ja mal nur fast überei!. Dir war’s zu wenig Mystery? Ehrlich? Ich fand die ganze Sache mit den Eiern, Vietnam und dem Chinesen mindestens ebenso viel Mystery wie in Teil 1. Aber du meinst vermutlich die vielen in der Realität gelagerten Handlungsstränge in Harmony Bay im Gegensatz zum ausgelagerten Nachtmahr-Plot?
    Wie auch immer: Wir sind unsoffenbar trotzdem einig, dass das ein großer Spaß war.

    LG,
    Ute

    • Zu wenig Mystery in der Hinsicht dass ich den ersten Teil irgendwie geheimnisvoller fand, weil man eben nicht genau wusste ob man es jetzt mit einem normalen Serienkiller zu tun hat oder das Ganze doch nicht so ganz von dieser Welt ist.

      Staffel 2 fand ich dagegen geradliniger und ich hatte den Eindruck dass eher die offenen Fragen aus der ersten alle systematisch abgearbeitet wurden statt großartig neue Geheimnisse aufzuwerfen – immer noch sehr spannend, aber mir hat da ein wenig der ganz große Nervenkitzel gefehlt 😀

  • Hast du geweint, als wir so lange auf David Nathan warten mussten? XD

    Vielleicht hätten wir die 2. Staffel nicht sofort hören sollen, denn wir müssen lange auf die nächste warten. Ich freue mich schon darauf!

  • Ich kann dir mal wieder nur zustimmen Sebastian! Also erst einmal, fies, fies fies. Wieder ein Jahr warten. Wenn ich geduldiger wäre, hätte ich die Staffel nicht sofort nach Erscheinen gehört. Aber dann hätte ich ja noch länger warten müssen^^ Schlimm. Hier muss man einfach wissen, wie es weitergeht.

    Sehr gut fand ich auch, dass es hier sehr viele Antworten gibt. Und natürlich, wie du schreibst, Antworten nicht ohne neue Fragen. Aber das macht den ganzen Reiz der Geschichte aus. Ich hätte mir mehr on-Zeit für Sheriff Cody gewünscht, aber für die Story hat es wohl besser gepasst.

    Ich freu mich schon riesig auf Staffel 3!

    Liebe Grüße
    Tina

    • Ich fand den Cliffhanger diesmal noch gemeiner als beim letzten Mal 😀

      Ich bin echt mal gespannt wie es in Staffel 3 weiter geht, im Prinzip ist ein Großteil der Geschehnisse in Harmony Bay ja jetzt eigentlich aufgeklärt… Die Nachtmahr-Story ist so langsam ja auch auserzählt (zumindest hoffe ich das^^), sodass sich die Autoren für die nächsten Folgen ja eigentlich mal was Neues einfallen lassen müssten 😀