Teuflisches Spiel_Rezi

Ein tragischer Unfall erschüttert nicht nur die Amish-Gemeinde von Painters Mill, sondern sorgt auch bei Polizeichefin Kate Burkholder für Fassungslosigkeit: Der amische Familienvater Paul Borntrager war mit seinen drei Kindern auf dem Weg von einem Termin in der Stadt zurück auf die heimische Farm, als sein Buggy plötzlich von einem Auto erfasst wird. Durch die hohe Geschwindigkeit, die Heftigkeit des Aufpralls und die simple Konstruktion des Buggys haben die Borntragers keine Chance – Paul und zwei seiner Kinder sterben noch am Unfallort, nur der kleine David überlebt mit schweren Verletzungen. Als Rettungskräfte und Polizei am Unfallort eintreffen, fehlt vom Verursacher des Unfalls jede Spur. Kate Burkholder ist nicht nur entsetzt aufgrund der Kaltblütigkeit des Todesfahrers, sondern ist auch persönlich von der Tragödie betroffen, da sie mit der Ehefrau und Mutter der Opfer aufgewachsen ist und Mattie Borntrager zu Amisch-Zeiten sogar ihre beste Freundin war. Entsprechend schwer fallen ihr auch die Ermittlungen, zumal eine genauere Untersuchung des Unfallortes eine schockierende Vermutung aufwirft: Es gibt Anzeichen dafür, dass der Autofahrer möglicherweise mit voller Absicht in den schutzlosen Buggy der amischen Familie hineingefahren ist – wurden die Borntragers womöglich gezielt getötet?

Eine Amisch-Familie stirbt bei einem Verkehrsunfall – Unglück oder kaltblütiger Mord?

Wenn US-Bestsellerautorin Linda Castillo zur Tastatur greift, bedeutet dies in der Regel nichts Gutes für die Amisch-Gemeinde von Painters Mill im ländlichen Ohio – und auch in „Teuflisches Spiel“, dem mittlerweile fünften Thriller um Polizeichefin Kate Burkholder, muss wieder einmal die konservative und weitestgehend unabhängig von der modernisierten Welt lebende Glaubensgemeinschaft unter der Kreativität der Schriftstellerin leiden: in dunkler Nacht und bei schlechtem Wetter kommt es zu einem dramatischen Unfall zwischen einem PKW und dem Buggy einer Amisch-Familie, bei dem ein Vater und zwei seiner Kinder getötet und ein drittes schwer verletzt werden. Der Täter flieht vom Unfallort, sodass es Castillos Heldin Kate Burkholder mit einem besonders erschreckenden Fall von Fahrerflucht zu tun hat – vielleicht sogar aber mit einem kaltblütigen Mehrfachmord, wie die Spuren am Unfallort andeuten. Da die Welt der Amischen auch im fünften Band der Reihe wieder klein ist und die Polizeichefin bekannterweise selbst innerhalb der Glaubensgemeinschaft aufgewachsen ist, bevor sie dieser nach ihrer Jugend den Rücken gekehrt hat, trifft auch dieser Fall Kate einmal mehr „close to home“ – sie ist mit der Mutter der beinahe komplett ausgelöschten Familie aufgewachsen und dementsprechend vom Tod der Opfer besonders betroffen.

Alles beim Alten in Painters Mill

Nun kann man sich auch im fünften Anlauf wieder darüber aufregen, dass es in „Teuflisches Spiel“ wieder einmal die Amischen trifft und es in ganz Painters Mill offenbar keinerlei Verbrechen in der „normalen“ Welt zu geben scheint – mittlerweile könnte man aber sich aber auch einfach damit abfinden, dass eben diese Amisch-Thriller Linda Castillos Markenzeichen und die Einblicke in das Leben dieser Glaubensgemeinschaft eben das sind, was ihre Bücher von denen anderer Autoren abheben. Für Fans der Serie ist es daher erfreulich, dass die Autorin die Erklärungen rund um die Amisch-Welt ein wenig zurückfährt und vieles nun als bekannt voraussetzt, ohne aber Neueinsteiger komplett der Unwissenheit zu überlassen – es wird so viel erläutert wie es gerade eben nötig ist, ellenlange Wiederholungen zu amischen Sitten und Bräuchen (wie es teilweise in den Vorgängern der Fall war) bleiben Kennern aber weitestgehend erspart. Ebenso wenig überraschen dürften die gewohnten Ausflüge ins Privatleben der Ermittlerin, die nach wie vor mächtig an ihrer Beziehung zu FBI-Agent John Tomasetti arbeiten muss, wenn es zwischen den beiden denn endlich mal richtig ernst werden soll…

Nicht mehr wirklich originell, aber nach wie vor spannend

Alles beim Alten also in Painters Mill und man muss für sich selbst entscheiden, ob man tatsächlich die in Grundzügen immer gleiche bzw. sehr ähnliche Story wieder und wieder lesen muss – man kann bei eigenständiger Betrachtung der Romane aber andererseits nicht wirklich viel finden, was man an den Geschichten selbst groß bemängeln könnte. Kate Burkholder war zwar im Verlauf der Reihe schon mit spektakuläreren Fällen als in „Teuflisches Spiel“ konfrontiert, trotzdem ist auch dieser Einsatz wieder spannend und durch die persönliche Verwicklung teilweise sogar recht emotional und Linda Castillo kann gerade mit der wirklich überraschenden und dramatischen Auflösung kurz vor Schluss noch einmal mächtig Pluspunkte einfahren. Ein wenig schade ist es jedoch, dass die Autorin der Nebenhandlung um ein dunkles Geheimnis aus der Vergangenheit ihrer Protagonisten so wenig Raum einräumt, denn streng genommen ist diese Storyline im Vergleich zur Unfalltragödie diejenige mit dem deutlich höheren Nervenkitzel – allerdings scheint sich Castillo diese Geschichte wohl noch ein wenig aufsparen zu wollen. Unabhängig vom Inhalt hat ihr fünfter Amisch-Thriller aber wie gewohnt noch ein Ass im Ärmel und zwar Hörbuchsprecherin Tanja Geke: während ich mich zugegebenermaßen mit weiblichen Sprecherinnen häufig etwas schwer tue, ist Geke bei dieser Reihe für mich fast Kaufgrund Nr. 1 – sie liest hier nicht nur vor, sondern füllt die Figur Kate Burkholder derart mit Leben, dass man sich einen Castillo-Thriller ohne Geke gar nicht mehr vorstellen kann. Wer also die bisherigen vier Bände mochte, wird auch an „Teuflisches Spiel“ seine Freude haben, denn Linda Castillo liefert genau das ab, was man von ihr erwartet: einen spannenden Thriller im Amisch-Milieu mit einer interessanten und konsequent weiterentwickelten Hauptfigur.

Teuflisches Spiel (Kate Burkholder #5)
  • Autor:
  • Sprecher: Tanja Geke
  • Original Titel: Her Last Breath
  • Reihe: Kate Burkholder #5
  • Länge: 10 Std. 2 Min. (ungekürzt)
  • Verlag: Argon Verlag
  • Erscheinungsdatum: 26. Juni 2014
  • Preis 19,50 € (9,95 € im Audible-Flexi-Abo)
Charaktere:
Story:
Atmosphäre:
Sprecher:
Gesamt:
7/10
Fazit:
Alles beim Alten in Painters Mill: auch bei ihrem fünften Kate-Burkholder-Thriller bedient sich Linda Castillo bei den bewährten Zutaten und lässt ihre Polizeichefin in „Teuflisches Spiel“ ein weiteres Mal in der Welt der Amischen ermitteln – nicht wirklich originell, aber nach wie vor spannend und mit einer immer noch interessanten Protagonistin.

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2 Antworten zu diesem Beitrag

  • Hallo, schöne Rezi.. ich liebe die Amish-Reihe. Im Juli kommt ja schon wieder ein neuer Kate Burkkholder raus, darauf freu ich mich schon..Auch wenn ich manchmal, genau wie Du, denke, ob es nur Amische dort gibt und nie Verbrechen mit anderen Personen passieren 🙂 L.G. Annette

    • Danke dir! 🙂

      Ich brauche aus genau diesem Grund auch immer einige Monate Abstand zwischen den Büchern da mir die Geschichten sonst zu ähnlich sind 😀

      Aber andererseits kann ich es auch nachvollziehen dass es immer Amish-bezogene Verbrechen sind, schließlich hebt sich die Autorin damit von anderen Reihen des Genres ab und wenn sie über normale Fälle berichten würde wäre dies vielleicht nicht mehr gegeben. Aber seltsam ist es schon, dass gerade in der friedlichen Amish-Gemeinde immer eine Bluttat nach der anderen passiert 😀