Tags: Gefängnisausbruch, Jack the Ripper, London, Nevil Hammersmith, Penguin UK, Scotland Yard, Serienmörder, The Murder Squad, Walter Day
Genre: Historischer Roman, Krimi, Thriller
Eigentlich sollte Inspector Walter Day vom Londoner Murder Squad bei seiner Frau sein, die stündlich die Geburt des ersten gemeinsamen Kindes erwartet, doch eine Katastrophe erfordert den Einsatz sämtlicher Polizeikräfte: Bei der Entgleisung eines Zuges wurden die Mauern des Bridewell-Gefängnisses teilweise zum Einsturz gebracht, und einige der dort inhaftierten Sträflinge haben die Gunst der Stunde genutzt, um in dem entstandenen Chaos die Flucht zu ergreifen. Vier der schlimmsten Mörder der Stadt sind so entkommen, und ganz Scotland Yard ist in heller Aufregung und setzt alles daran, die Schwerstkriminellen wieder einzufangen, bevor diese zu einem blutigen Streifzug durch die Straßen Londons ansetzen können. Was Inspector Day und sein treuer Partner Nevil Hammersmith jedoch nicht ahnen: Auch der schlimmste Mörder, der die englische Hauptstadt je heimgesucht hat, ist wieder auf freiem Fuß und dabei, sein grausames Werk fortzusetzen…
London nach einem Gefängnisausbruch im Ausnahmezustand
Im Jahr 2012 veröffentlichte der Amerikaner Alex Grecian seinen historischen Thriller „The Yard“ über eine Sondereinheit des Scotland Yard um das Jahr 1890, und spätestens seit der ein Jahr später erschienenen Fortsetzung „The Black Country“ bin ich ein großer Fan der „Murder Squad“-Reihe. Der dritte Teil, „The Devil’s Workshop“, lieferte mir gleich doppelten Grund zur Freude: Zum einen gehen die spannenden Fälle um Inspector Walter Day und sein sympathisches Team in eine neue Runde, zum anderen macht niemand geringeres als der berüchtigste Serienmörder der Kriminalgeschichte in diesem Buch seine Aufwartung: Jack the Ripper. Glücklicherweise muss man auch gar nicht lange auf dessen Eingreifen in die Geschichte warten, denn dieser hat seinen Auftritt bereits auf der ersten Seite – wenn auch in einer etwas unerwarteten Situation. Nur Momente später geht es bereits Schlag auf Schlag weiter, denn bei einem gezielten Anschlag auf ein Gefängnis wird einer Handvoll übler Verbrecher die Flucht ermöglicht, was sofort alle Einsatzkräfte der Londoner Polizei in Alarmbereitschaft versetzt.
Scotland Yard gegen seinen schlimmsten Gegner
Alex Grecian braucht also nicht lange, um mit seinem Thriller Geschwindigkeit aufzunehmen, und die fieberhafte Suche nach den extrem gefährlichen Flüchtlingen geht in einem ähnlichen Tempo und beinahe in Echtzeit weiter. Was Walter Day und Co. zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen: Die vier entflohenen Mörder sind fast schon das geringere Problem, denn als Konsequenz der dramatischen Ereignisse im Bridewell-Gefängnis ist auch besagter „Jack the Ripper“ wieder in den Straßen unterwegs – für Scotland Yard ist dessen ungeklärte Mordserie nach wie vor ein besonders wunder Punkt, denn es waren eben diese grausamen Verbrechen, die das Vertrauen der Londoner Bürger in die Polizei erschüttert und einige gravierende Umstrukturierungen (u.a. auch die Gründung des „Murder Squad“) erforderlich gemacht haben. Brandherde gibt es in „The Devil’s Workshop“ also mehr als genug und so überrascht es nicht, dass Grecian seine Leser von Anfang an fesseln kann und mit kurzen Kapiteln und vielen Perspektivwechseln zwischen Jägern und Gejagten für Spannung sorgt. Auch das Setting kann wieder überzeugen, denn egal ob zwischen den Trümmern von Gefängnismauern, in unterirdischen Tunneln oder in den alten Häusern Londons – der düstere und gefährliche Charakter der Epoche ist auf nahezu jeder Seite fühlbar.
Weiterer spannender Teil der Reihe mit zwei kleinen Schwachpunkten
Allerdings habe ich trotz aller Begeisterung zwei nicht unerhebliche Kritikpunkte, wobei der erste diesmal sogar das von mir so geschätzte Ermittlerteam betrifft. Wie schon in früheren Rezensionen erwähnt finde ich die einzelnen Charaktere bis in die Nebenrollen einfach wahnsinnig sympathisch und ihren selbstlosen Einsatz für die Gerechtigkeit bemerkenswert. Leider werden die Ermittler des Murder Squad diesmal aber schon recht früh über ganz London verstreut und haben so nur so wenige gemeinsame Szenen – das faszinierende Zusammenspiel der Figuren fällt hier also fast völlig weg, was wirklich ein wenig schade ist. Der zweite Schwachpunkt des Buches betrifft den prominenten Gaststar dieses Romans, denn auch wenn „Jack the Ripper“ in der Handlung sehr präsent ist und als unberechenbarer Psychopath auch eine sehr beängstigende Ausstrahlung hat – man hat irgendwie nie so richtig das Gefühl, dass man es hier tatsächlich mit „Saucy Jack“ zu tun hat. Bis auf die Nennung seiner bekannten fünf Mordopfer bietet Alex Grecian nämlich kaum Fakten rund um dessen Verbrechen und wer vielleicht sogar auf spektakuläre Enthüllungen gehofft hat, wird komplett enttäuscht – die wahre Identität des Killers spielt nämlich leider überhaupt keine Rolle. Diese Lücke wird zwar durch das Auftauchen einer nicht uninteressanten Geheimgesellschaft etwas aufgefangen, aber gerade der Hobby-Ripperologe in mir hätte sich schon ein bisschen mehr Ripper-Feeling erhofft. Nichtsdestotrotz ist aber auch „The Devil’s Workshop“ wieder ein spannender und atmosphärischer Thriller und eine mehr als würdige Fortführung dieser tollen Reihe – ich kann es schon kaum erwarten, den vierten Band in den Händen zu halten.
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Charaktere: | |
Story: | |
Atmosphäre: |
8/10