Tags: Alex Recht, Asylpolitik, audible.de, Fredrika Bergmann, Mord, Schweden, Selbstmord, Stockholm, Uve Teschner, Vergewaltigung
Genre: Krimi
Der Tod eines alten Ehepaares stellt die Polizei vor Rätsel: Der Pfarrer Jakob Ahlbin und seine Frau Marja wurden erschossen in ihrer Wohnung aufgefunden und die Spuren am Tatort sowie ein aufgefundener Abschiedsbrief deuten darauf hin, dass Jakob zunächst seine Frau und dann sich selbst getötet hat. Als möglicher Auslöser der Tragödie könnte der Tod der gemeinsamen Tochter Lina in Frage kommen, die nur wenige Tage zuvor an einer Überdosis gestorben ist. Hat der Pfarrer den Verlust des Kindes nicht ertragen und ist seiner Tochter deshalb freiwillig in den Tod gefolgt? Doch wie passt es da ins Bild, dass die Ahlbins nur Stunden vor ihrem Tod noch einen fröhlichen Abend mit ihren Nachbarn verbracht haben, so als wäre Lina überhaupt nichts passiert? Und welche Rolle spielen die Aktivitäten des Pfarrers, der sich in der Asylpolitik Schwedens immer wieder lautstark zu Wort geäußert hat und dadurch nicht nur Fürsprecher gewonnen hat? Alex Recht und Fredrika Bergman von der Stockholmer Polizei nehmen die Ermittlungen auf und stoßen schnell auf weitere Ungereimtheiten, die Zweifel an der Mord-/Selbstmord-Theorie aufkommen lassen…
Der zweite Fall für die Stockholmer Ermittler Fredrika Bergman & Alex Recht
„Tausendschön“ ist der zweite Kriminalroman der schwedischen Autorin Kristina Ohlsson und dreht sich wie schon ihr Debüt „Aschenputtel“ um die Stockholmer Ermittler Alex Recht und Fredrika Bergman. Es ist nun schon eine ganze Weile her, dass ich den ersten Band gehört habe und ich hatte mich schon ein wenig gewundert, warum ich mit dem zweiten Band so lange gezögert habe – schließlich konnte mich „Aschenputtel“ damals durchaus überzeugen. Schon nach wenigen Minuten in Bergmans und Rechts zweitem Fall wusste ich jedoch wieder, was mich an Ohlssons Krimi seinerzeit gestört hatte: das Ermittlerteam selbst. Mir fällt auch nach gründlichem Überlegen nämlich keine Krimi- oder Thrillerreihe ein, bei dem ich sämtliche Ermittlerfiguren als derart unsympathisch empfunden habe. Da wäre zum einen Fredrika selbst, die einer anderen Frau den Mann ausgespannt hat, sich von dem rund 20 Jahre älteren Mann auch noch hat schwängern lassen und zudem sehr reserviert und fast schon abweisend gegenüber anderen auftritt. Dann gibt es Peder Rydh, der gerade erst eine Trennung hinter sich hat und nun jedem Rock hinterhersteigt, sich dabei aber so schmierig anstellt, dass es ihm sogar eine dienstliche Beschwerde einbringt. Und nicht zuletzt Alex Recht, der von allen regelrecht als Ermittlerlegende gepriesen wird, aber eigentlich kaum durch besondere Fähigkeiten oder Kombinationsgabe auffällt.
Holpriger Einstieg mit unsympathischen Charakteren und verwirrender Story
Kein guter Start also in einen Krimi, der auch inhaltlich ein wenig befremdlich beginnt. Die im Prolog geschilderte Vergewaltigung eines Mädchens in einer Jahre zurück liegenden Mittsommernacht bleibt in der Luft hängen, die Tragödie um das Pfarrerpaar wirkt irgendwie seltsam, dazu kommt noch eine junge Frau, die im thailändischen Bangkok einen Albtraum nach dem nächsten durchlebt und eine schwedische Schlepperbande, die mit illegalen Einwanderern ihr Geld verdient. Es passt nichts wirklich zusammen und die einzelnen Handlungsstränge sind auch derart verschieden, dass die erste Storyhälfte insgesamt wenig sinnvoll und ziemlich verworren erscheint. Wenn man sich dann noch mit den Sorgen von Charakteren herumschlagen muss, die man nicht einmal annähernd mag, möchte man das (Hör-)Buch nach der Hälfte fast schon an die Seite legen.
Überraschend starke zweite Hälfte
Dann geschieht bei „Tausendschön“ jedoch plötzlich Sonderbares: Als wäre Kristina Ohlsson von ihren Ermittlerfiguren selbst ein wenig genervt, lässt sie deren Privatleben nun weitestgehend außen vor und konzentriert sich mehr auf ihre Geschichte, die ebenso überraschend mit jeder Minute interessanter wird. Was vorher völlig zusammenhanglos erschien, fügt sich nun nach und nach immer besser zusammen, und je mehr man vom Puzzlebild erkennt, desto spannender wird die Story. Man wird zwar oft das Gefühl nicht los, dass so manche Zusammenführung der Handlungsstränge an den Haaren herbeigezogen ist und die Geschichte fast schon überkonstruiert ist – Ohlssons Gebilde funktioniert aber dennoch erstaunlich gut. Es gibt überraschende Wendungen, das Tempo stimmt und auch die Auflösung kann überzeugen – warum eigentlich nicht von Anfang an so? Ein weiterer schöner Nebeneffekt der starken zweiten Hälfte: Auch das Ermittlerteam erscheint auf einmal gar nicht mehr so unsympathisch und lässt nun endlich einmal durchblicken, dass es alle persönlichen Eitelkeiten zurückstellen kann und dann doch zu guter Polizeiarbeit in der Lage ist. Und so geschieht letztlich das, was man zur Halbzeit kaum für möglich gehalten hätte: Man ist fast ein wenig traurig, dass es vorbei ist und möchte am liebsten direkt mit dem dritten Band „Sterntaler“ weitermachen. Was auch an der gewohnt großartigen Lesung von Uve Teschner liegt, der aus diesem Genre kaum noch wegzudenken ist und für mich alleine schon Kaufgrund für den nächsten Teil der Reihe wäre.
Charaktere: | |
Story: | |
Atmosphäre: | |
Sprecher: |
8/10