Porterville_Rezi

Mit der Hörbuch-Reihe „Darkside Park“ legte die Psychothriller GmbH im Jahr 2009 einen insgesamt wahnsinnig guten Mystery-Thriller hin, der bei mir auch nach knapp 400 gehörten Hörbüchern noch mindestens zu den Top-5-Titeln gehört. Mir hatte damals einfach jede einzelne der 18 Episoden super gefallen und gerade das Zusammenfügen der einzelnen Geschichten zum großen Ganzen und die überraschende Auflösung haben mich auch noch Tage danach total gefesselt. Entsprechend groß war dann meine Freude, als Ivar Leon Menger Anfang letzten Jahres die erste Episode zur neuen Serie „Porterville“, einem Spin-Off von „Darkside Park“, auf den Markt brachte, zunächst jedoch nur als eBook. Inzwischen gibt es aber seit Dezember die erste Staffel mit den Folgen 1-6 auch in der Hörbuchfassung, sodass ich mich nun endlich wieder nach Porterville begeben konnte.

Das Spin-Off zur Mystery-Thriller-Reihe „Darkside Park“

„Porterville“ funktioniert dabei vom Prinzip her genauso wie „Darkside Park“: Es gibt insgesamt 18 Episoden, die aber keine lineare Geschichte erzählen, sondern vielmehr wie ein Puzzle funktionieren, das der Hörer nach und nach zusammensetzen muss. Die einzelnen Folgen wurden von wechselnden Autoren geschrieben und haben auch jeweils andere Charaktere als Hauptfiguren, die mit ihren Erlebnissen einen kleinen Beitrag zum Gesamtmysterium um die Stadt Porterville liefern. Hierbei können sowohl der Schauplatz als auch die Zeit der Handlung stark variieren, sodass die Zusammenhänge der einzelnen Folgen auf den ersten Blick nicht unbedingt erkennbar sind – wer geduldig bleibt, kann die kleinen Häppchen aber mit jeder weiteren Folge immer besser zusammensetzen. Meiner Meinung nach muss man „Darkside Park“ dabei nicht unbedingt kennen, um der Geschichte folgen zu können, Vorkenntnisse können aber natürlich nicht schaden und ermöglichen auch das Erkennen des ein oder anderen versteckten Hinweises, der Neueinsteigern völlig verborgen bleibt – so tauchen beispielsweise Charaktere aus „Darkside Park“ am Rande auch hin und wieder in „Porterville“ auf.

Was hat es mit der mysteriösen Stadt Porterville auf sich?

Was mich damals an „Darkside Park“ besonders fasziniert hat, war die unheimliche Atmosphäre, die von jeder Episode ausging und in dieser Hinsicht beginnt auch „Porterville“ erwartet stark. Aus der Sicht der jungen Emily bekommt man erste Einblicke über das Leben in der Stadt, die sich aus mysteriösen Gründen völlig von der Außenwelt abgeschottet hat. Überall bekommen die Bewohner eingetrichtert, dass das Leben außerhalb der Stadtgrenzen lebensgefährlich ist und auch im Inneren machen sich die Bedrohungen des sogenannten „Draußen“ immer mehr erkennbar, zum Beispiel in Form riesiger Käfer, welche die Stadt wie eine Seuche überfallen. Allerdings glauben nicht alle an die offizielle Version von der lebensfeindlichen Außenwelt und gerade die jungen Leute wie Emily und ihr Freund sind nur zu neugierig darauf zu erfahren, was es wirklich mit dem „Draußen“ auf sich hat.

Eher Dystopie statt Mystery-Thriller

Doch schon mit der zweiten Episode „Die verlorene Kolonie“ machte sich bei mir erste Ernüchterung breit. Zwar ist die Verbindung Portervilles mit dem Rätsel um die amerikanische Kolonie Roanoke und deren im 16. Jahrhundert spurlos verschwundener Bevölkerung thematisch sehr interessant und trägt auch unverkennbar die Handschrift von „Ondragon“-Autorin Anette Strohmeyer, allerdings ist diese Folge viel zu lang geraten und fast völlig ohne jede „Porterville“-Atmosphäre. Dies zieht sich auch ein wenig durch die weiteren vier Folgen, die für mich alle die aus dem Vorgänger geliebten Mystery-Elemente größtenteils vermissen lassen. Stattdessen ist das Spin-Off in meinen Augen eher Dystopie statt Thriller und es hat zumindest bei mir eine Weile gedauert, bis ich mich mit dieser veränderten Richtung angefreundet hatte. Denn als dystopischer Episodenroman funktioniert „Porterville“ dann letztlich gar nicht so schlecht und erzeugt durch die überall gegenwärtige Überwachung und eine damit verbundene Stimmung der Angst eine bedrückende und stellenweise auch beängstigende Atmosphäre, die besonders in der sechsten Folge ihren vorläufigen Höhepunkt findet. Spätestens an dieser Stelle ist man dann auch wieder völlig in die Geschichte eingetaucht und würde am liebsten direkt weiterhören.

Trotz toller Sprecher nicht ganz so gut wie „Darkside Park“

Wie schon „Darkside Park“ glänzt wenig überraschend auch das Spin-Off wieder mit einer exzellenten technischen Umsetzung der eBooks in die Hörbuchform und bietet mit Simon Jäger, Charles Rettinghaus, Benjamin Völz, Leyla Rohrbeck und Luise Helm wieder namhafte Sprecher, die durch die Bank einen sehr guten Job machen. Insgesamt ist „Porterville“ somit im Vergleich mit dem großen Bruder zwar eine winzig kleine Enttäuschung, weil es bisher noch nicht der erhoffte überragende Mystery-Thriller ist, sondern „nur“ eine gute Dystopie mit viel Potenzial, nach anfänglicher Skepsis ist meine Neugier aber geweckt und ich erwarte mit Spannung die zweite Staffel, wenn dann hoffentlich etwas mehr Licht in die Geheimnisse um die Stadt Porterville kommt.

Porterville: Staffel 1
Charaktere:
Story:
Atmosphäre:
Sprecher:
Gesamt:
7/10
Fazit:
Bisher noch nicht so fesselnd wie "Darkside Park", lässt aber mit dem durchaus packenden neuen Dystopie-Ansatz auf Großes hoffen.

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