Autor: Anette Strohmeyer
Umfang: ca. 480 Seiten
Verlag: Psychothriller GmbH
Erscheinungsdatum: 25. März 2012

Klappentext:
Eigentlich wollte Paul Ondragon in der berühmten Klinik von Dr. Arthur nur seine außergewöhnliche Phobie behandeln lassen. Doch spätestens beim Fund eines unbekannten Toten in den Wäldern Minnesotas wird ihm klar, dass an dem abgelegenem Zufluchtsort der Schönen und Reichen Hollywoods etwas ganz und gar nicht stimmt. Ondragon stellt Nachforschungen an und stößt dabei auf ein grauenhaftes Geheimnis, das seine schlimmsten Ahnungen übersteigt …

Meine Buchbesprechung:
1835, in der Nähe der kanadischen Grenze südlich des Lake Kabetogama: Der alte Fallensteller Alan Parker streift zusammen mit seinem Trapperkollegen Lacroix und ihrem gemeinsamen Indianerfreund Two-Elk durch die Wälder, auf dem Weg zum nächsten Handelsposten, um dort ihre Beute zu veräußern. Unterwegs stoßen sie auf das Blockhaus der Farmersfamilie Walcott, bei denen das Trio in der Vergangenheit schon oft Rast gemacht hat. Bei ihrer Ankunft merkt die Gruppe jedoch, dass etwas nicht stimmt, denn eine beunruhigende Stille liegt über dem kleinen Häuschen. Als Parker, Lacroix und Two-Elk die Hütte betreten, finden sie ein Bild des Grauens vor: Die Walcotts wurden brutal ermordet und zerfleischt…

Ein mysteriöser Todesfall in einer abgelegenen Luxus-Psychiatrie

2009, Minnesota, am idyllischen Moose Lake: Paul Eckbert Ondragon ist mit seinem Ford Mustang auf dem Weg in die Wälder Nordamerikas, wo er sich für ein paar Wochen in der Cedar Creek Lodge niederlassen will, einer luxuriösen Privatklinik unter der Leitung von Dr. Arthur, einem ausgewiesenen Spezialisten für Phobien und Angstzustände. Die Einrichtung bietet ihren Gästen einen äußerst exklusiven Komfort und wird daher vorrangig von sehr wohlhabenden Kunden in Anspruch genommen. Ondragon sieht in der Cedar Creek Lodge seine letzte Hoffnung für sein spezielles Problem und zieht sich daher widerwillig in die totale Abgeschiedenheit von der Außenwelt zurück. Zur Ruhe kommt der Unternehmensberater aber nicht wirklich, denn kurz nach seiner Ankunft wird in den Wäldern rund um die Klinik eine Leiche aufgefunden, offenbar getötet von einem wilden Bären. Ondragon glaubt jedoch nicht an einen Unfall und beginnt damit, eigene Nachforschungen anzustellen…

Auftakt der Thrillerserie um den zwielichtigen Paul Eckbert Ondragon

„Ondragon: Menschenhunger“ stammt aus der Feder der deutschen Autorin Anette Strohmeyer und bildet den Auftakt der Reihe „Die mysteriösen Fälle von Ondragon“. Erschienen ist der zurzeit ausschließlich als eBook erhältliche Roman bei der Psychothriller GmbH, die mir zuvor vor allem durch die grandiose Hörbuchserie „Darkside Park“ aufgefallen war. Dieser Verlag bietet neben Hörbüchern und Hörspielen auch eine Reihe von eBook-Thrillern an und hat es sich zur Gewohnheit gemacht, die neu erschienenen Bücher in den ersten Tagen nach Veröffentlichung kostenlos bei Amazon.de anzubieten. Dadurch bin ich schließlich auf „Ondragon: Menschenhunger“ aufmerksam geworden und habe mir den Titel in die Kindle-App geladen, ohne dem Buch zunächst aber größere Beachtung zu schenken. Nachdem aber die ersten sehr positiven Bewertungen zu diesem eBook auftauchten, habe ich mich dann doch ans Lesen gemacht – und die 480 digitalen Seiten innerhalb von zwei Tagen verschlungen.

Im Mittelpunkt der Story steht Paul Eckbert Ondragon, über den der Leser zu Beginn nicht wirklich viel erfährt. Man weiß lediglich, dass er ein eigenes Unternehmen („Ondragon Consulting“) leitet, welches sich mit speziellen und finanziell lukrativen Aufträgen auseinandersetzt und immer dann in Anspruch genommen wird, wenn schwierige Probleme gelöst werden müssen. Welche Art von Problemen das jedoch sind, darüber lässt die Autorin Anette Strohmeyer ihre Leser erst einmal im Unklaren – man ahnt aber früh, dass dabei nicht immer alles auf legalem Wege abzulaufen scheint.

Eine Privatklinik voller undurchsichtiger Charaktere mit dunklen Geheimnissen

Ähnlich geheimnisvoll geht es in der Cedar Creek Lodge zu, der Privatklinik für spezielle Patienten und ihre Ängste. Genauer gesagt handelt es sich dabei jedoch um eine extrem teure Klapsmühle, in der alle Bewohner mehr oder wenigen einen an der Waffel haben. Getarnt wird die Einrichtung dann als eine Art Luxushotel mit vielfältigem Freizeitangebot und allem, was die High Society zum Wohlfühlen benötigt. Umso mehr wundert man sich über den Aufenthalt von Paul Ondragon in der Logde, denn eigentlich wirkt der Mann durchaus vernünftig und scheint dort irgendwie fehl am Platze zu sein. So fragt man sich dann, ob er vielleicht im Rahmen eines seiner Aufträge dort eingecheckt hat oder ob er wirklich in ernsthaften geistigen Schwierigkeiten steckt. Da Ondragon aber nicht völlig abschalten kann beginnt er direkt nach seiner Ankunft erst einmal damit, die Hintergründe der anderen Gäste und ihre dunklen Geheimnisse zu erforschen. Als dann im Wald die zerfleischte Leiche gefunden wird, ist seine Neugier erst so richtig geweckt.

Zwei Handlungsstränge, verbunden durch einen alten indianischen Mythos

Anette Strohmeyer treibt die Geschichte in zwei Handlungssträngen voran, welche sich kapitelweise abwechseln. Den Hauptteil nimmt die Story um Ondragon und die Cedar Creek Lodge ein, doch zwischendurch springt die Autorin immer wieder ins Jahr 1835 und zur Geschichte um die drei Gefährten und den Mord an der Farmerfamilie. Dabei habe die beiden Erzählebenen eine Gemeinsamkeit, nämlich eine alte indianische Legende: den Wendigo. Dieses werwolfähnliche Wesen treibt angeblich in den Wäldern Nordamerikas sein Unwesen und soll dabei Jagd auf Menschenfleisch machen. So kommt es, dass das Massaker an den Walcotts diesem Mythos zugeschrieben wird und die Trapper das Wesen zur Strecke bringen wollen. Doch auch auf der Cedar Creek Lodge werden nach dem Auffinden der Leiche schnell die Gerüchte um den Wendigo laut, zumal sich die Klinik auch noch in einem indianischen Gebiet befindet. Dieser Indianereinfluss bringt eine große Portion Mystery in die Story hinein und sorgt durch viele scheinbar unerklärliche Ereignisse für viel Spannung. In beiden Handlungssträngen gibt es sowohl Verfechter der Wendigo-Theorie wie auch die eher rationalen Zweifler, darunter natürlich auch Ondragon. Durch dieses geschickte Spiel mit dem Mysteriösen weiß man als Leser nie so richtig, ob man es nun mit einem realistischen Thriller oder doch eher mit einer Spukgeschichte zu tun hat, und genau das trägt viel zur Faszination des Buches bei.

Überzeugende Hauptfigur und abwechslungsreiche Nebencharaktere

Ebenso interessant sind die vielfältigen Charaktere der Story, allen voran natürlich Ondragon als knallharter und supercooler Ermittler, der vor Selbstbewusstsein nur so strotzt. Doch auch die Gäste der Anstalt sind äußerst abwechslungsreich gestaltet, wenngleich auch nicht immer frei von Klischees. Da gibt es zum Beispiel einen ehemaligen Rockstar, einen gescheiterten Schauspieler (der offensichtlich sehr von Charlie Sheen inspiriert wurde) oder die Indianer-Schönheit Kateri Wolf, die im Laufe der Handlung noch eine wichtige Rolle spielen soll. Alle Figuren haben jeweils ihre speziellen Probleme und Geheimnisse, die nach und nach ans Tageslicht kommen und den Leser so bei der Stange halten. Überhaupt ist „Ondragon: Menschenhunger“ äußerst kurzweilig erzählt und lässt zu keinem Zeitpunkt Langeweile aufkommen.

Schlussfazit:
„Ondragon: Menschenhunger“ ist ein durchgehend spannender Mystery-Thriller mit sehr hohem Unterhaltungswert. Die beiden sich abwechselnden Handlungsstränge sorgen für Abwechslung und liefern aufgrund der regelmäßigen Unterbrechungen immer wieder nette Cliffhanger, die zum Weiterlesen animieren. Die Geschichte ist gut konstruiert mit diversen kleinen Nebensträngen, die sich mit der Zeit zu einem stimmigen Gesamtbild zusammenfügen.

Spannender Mystery-Thriller ohne großen Anspruch aber mit hohem Unterhaltungswert

Gut gefallen hat mir zudem das Setting rund um die Cedar Creek Lodge mit ihrer abgelegenen Lage mitten den Wäldern und die vielfältigen Charaktere. Auch die Hauptfigur weiß mit ihrer Mischung aus Arroganz, Charm und Hartnäckigkeit zu überzeugen und macht Lust auf mehr, vor allem da die Geheimnisse um Ondragon und seine Firma längst nicht alle enthüllt werden. Natürlich wirkt manches ein wenig klischeehaft und auch logisch sollte man nicht unbedingt alles genau hinterfragen aber rein vom Unterhaltungswert betrachtet ist „Ondragon: Menschenhunger“ wirklich ein absolut packendes Buch. Wer auf spannende Thriller mit einer Prise Mystery im Stil der Pendergast-Reihe von Douglas Preston und Lincoln Child steht, der dürfte mit dem Unternehmensberater der etwas anderen Art sicherlich seine Freude haben.

Meine Wertung: 9/10

Informationen:
„Ondragon: Menschenhunger“ von Anette Strohmeyer ist im Verlag Psychothriller GmbH erschienen und hat einen Umfang von ca. 480 Seiten. Das Buch ist für 6,99 € ausschließlich als eBook für den Kindle erhältlich. Weitere Infos gibt es auf der Verlags-Homepage.