Tags: Amisch, Argon Verlag, audible.de, Farm, Hass, John Tomasetti, Kate Burkholder, Linda Castillo, Mord, Ohio, Painters Mill, Polizeichefin, Tanja Geke
Genre: Drama, Krimi, Thriller
Autorin: Linda Castillo
Sprecherin: Tanja Geke
Länge: 10 Std. 01 Min. (ungekürzt)
Anbieter: Argon Verlag
Originaltitel: Breaking silence
Preis: 20,95 € (9,95 € im Flexi-Abo von Audible.de)
Inhaltsbeschreibung von audible.de:
Abgeschlachtete Tiere auf der Weide, ein Farmer, der an sein umgekipptes Fuhrwerk gefesselt fast erfriert: In Painters Mill häufen sich die Verbrechen gegen die Amischen. Dann werden auf der Farm der Familie Slabaugh drei Leichen in der Güllegrube gefunden: Vater, Mutter und ein Onkel. Alle drei weisen schwere Kopfverletzungen auf. Ist auch dies ein Verbrechen aus Hass gegen die Glaubensgemeinschaft? Polizeichefin Kate Burkholder, die bis zu ihrem 18. Lebensjahr selbst eine Amische war, kennt die Menschen dort nur zu gut. Mit ihrem Freund John Tomasetti ermittelt sie in dem Fall, der sie bald auch mit den dunklen Kapiteln ihrer eigenen Vergangenheit konfrontiert.
Meine Hörbuchbesprechung:
Bei der Polizeistation von Painters Mill, einem kleinen Ort im US-Bundesstaat Ohio, geht ein verzweifelter Notruf ein: In der Amisch-Gemeinde der Stadt sind drei Erwachsene in die Jauchegrube ihrer Farm gefallen und drohen nun aufgrund der von ihr ausgehenden gefährlichen Gase zu ersticken. Als die Polizeichefin Kate Burkholder und ihr Team an dem Bauernhof ankommen, ist es aber leider schon zu spät und die Amischen können nur noch tot aus der Grube geborgen werden. Bei den Toten handelt es sich um das Ehepaar Slabaugh sowie den Bruder eines der Opfer. Für die Ermittler deutet alles auf ein tragisches Unglück hin, denn offenbar sind die beiden Männer bei der Arbeit in die Jauchegrube gefallen und die herbeieilende Frau wurde bei ihrem erfolglosen Rettungsversuch ebenfalls von den Gasen betäubt und stürzte hinterher. Durch den Unfall stehen die vier Kinder der Slabaughs von einem Moment auf den anderen als Waisen da, was Kate Burkholder fast das Herz zerreißt.
Ein Dreifachmord als neuer Höhepunkt der Hassdelikte gegen die Amisch-Gemeinde von Painters Mill?
Bei der routinemäßigen Autopsie der Toten offenbart sich jedoch erst das wahre Ausmaß der Tragödie, denn bei der Untersuchung der Leichen entdeckt der Rechtsmediziner zum Teil schwere Kopfverletzungen, die nicht auf den Sturz in die Grube zurückzuführen sind. Die Slabaughs wurden also kaltblütig ermordet, doch wer hatte einen Grund, die friedliche Amisch-Familie derart zu zerstören? Vieles deutet darauf hin, dass die Morde im Zusammenhang mit einer Reihe von Gewalttaten gegen die Amisch-Gemeinde von Painters Mill stehen, die nach dem Abschlachten von Schafen oder Fällen von Brandstiftung nun einen neuen Höhepunkt erreicht zu haben scheint…
Dritter Band der Amisch-Thrillerreihe von Linda Castillo
„Wenn die Nacht verstummt“ ist der dritte Roman der US-Autorin Linda Castillo über die Arbeit der Polizeichefin Kate Burkholder und spielt wie schon die beiden Vorgänger „Die Zahlen der Toten“ und „Blutige Stille“ zu großen Teilen in der Amisch-Gemeinde der fiktiven amerikanischen Kleinstadt Painters Mill. Für alle, die die beiden vorangehenden Bücher nicht kennen und mit dem Begriff „Amische“ nichts anfangen können: Die Amischen sind eine sehr konservative Glaubensgemeinschaft, die weitgehend autark lebt, technischen Fortschritt größtenteils ablehnt und streng nach den Geboten Gottes lebt. Sie leben eher etwas zurückgezogen und halten sich von der übrigen Bevölkerung – den “Englischen” – nach Möglichkeit fern. In Castillos neuestem Thriller ist die friedliche Amisch-Gemeinde nun erneut von einer schlimmen Tragödie heimgesucht worden, diesmal fiel der erwachsene Teil der Slabaugh-Familie – bestehend aus Vater, Mutter und Onkel – einem Verbrechen zum Opfer. Was zunächst noch nach einem tragischen Unglück aussah, entpuppt sich wenig später nämlich als eiskalter Mord und Polizeichefin Burkholder muss sich ein weiteres Mal mit einem schockierenden Fall auseinandersetzen.
Polizeichefin Kate Burkholders persönlichster Fall
Die Slabaugh-Morde nehmen Kate jedoch besonders schwer mit, da durch die Tat vier Kinder ihre Eltern verloren haben und sich die Polizeichefin mit den Waisen sehr verbunden fühlt, war sie bis zu ihrem 18. Lebensjahr doch selbst ein Mitglied der Amisch-Gemeinde. Allerdings hat sie sich aber vor vielen Jahren gegen das Leben in der Gemeinde entschieden und pflegt seitdem nur noch sporadischen Kontakt zu ihren ehemaligen Glaubensbrüdern und -schwestern, da die Beziehung zu ihrer Familie aufgrund der damaligen Ereignisse ein wenig angespannt ist. Kate ist also entsetzt und gleichzeitig wütend ob der erneuten Gewalt gegen die Amischen, fast noch mehr ärgert sie sich aber über die mangelnde Kooperation der Gemeinde, die der englischen Polizei nicht richtig traut und ihre Angelegenheiten lieber selbst regeln will. Darauf kann Burkholder aber natürlich keine Rücksicht nehmen und so muss sie trotz aller Widerstände versuchen, das Verbrechen aufzuklären und den Mörder zu fassen. Dabei konzentriert sie sich vornehmlich auf zwei Ansätze: Zum einen würden die Morde zu der Serie von Hassdelikten gegen die Amischen passen, andererseits kommt aber auch der aus der Glaubensgemeinschaft exkommunizierte Onkel der Slabaugh-Kinder aufgrund von schweren Familienstreitigkeiten als Täter in Betracht.
Ruhiges Erzähltempo, schwermütige Stimmung, spannende Story
Auch wenn es Linda Castillo in „Wenn die Nacht verstummt“ eher etwas ruhiger angehen lässt und ein recht gemächliches Erzähltempo an den Tag legt, so ist die Geschichte doch spannend geschrieben und überzeugt mit den sorgfältig ausgearbeiteten Charakteren. Der Fall selbst ist clever konstruiert, führt den Leser geschickt auf ein paar falsche Fährten und hat die ein oder andere Überraschung auf Lager. Vor allem die unerwartende Auflösung weiß zu gefallen und sorgt gleichzeitig für Fassungslosigkeit beim Leser. Zudem ist der Blick hinter die „Heile Welt“-Fassade der Amisch-Gemeinde recht interessant und fördert auch hier einige nicht für möglich gehaltene Abgründe ans Licht. Betrachtet man Kate Burkholders 3. Fall also als alleinstehenden Roman, so kann man der Autorin also eigentlich kaum etwas vorwerfen, vorausgesetzt man kann sich mit der schwermütigen Stimmung des Buches anfreunden.
Fast keine Entwicklung innerhalb der Reihe erkennbar
Problematisch wird es aber dann, wenn man die Entwicklung der immerhin schon aus drei Bänden bestehenden Reihe betrachtet, denn hier herrscht ehrlich gesagt leider Stillstand. Wer die beiden Vorgänger gelesen hat, der kennt bereits den ungefähren Ablauf von „Wenn die Nacht verstummt“: Wieder gerät die Amisch-Gemeinde in den Fokus des Verbrechens, wieder sind die Ermittlungen für die Hauptfigur ob ihres persönlichen Hintergrunds sehr emotional und wieder ist Kate Burkholder offenbar nicht in der Lage, den Fall alleine aufzuklären. So muss auch beim dritten Teil wieder einmal der ehemalige FBI-Agent John Tomasetti aushelfen, mit dem Kate seit den Vorgängerromanen ein Verhältnis hat. Das alles wird langsam ein wenig eintönig, zumal man sich wirklich fragen muss, wie glaubwürdig diese Sachverhalte noch sind. Es ist mittlerweile das dritte Mal in ungefähr einem Jahr, dass die Amisch-Gemeinde von Painters Mill von einer Mordserie, einem Massenmord oder einem Dreifachmord betroffen ist. Es scheint fast so, als würden im Rest der Kleinstadt überhaupt keine Verbrechen stattfinden, die über den Kriminalitätslevel von Ladendiebstahl oder Falschparken hinausgehen. Das ist gerade deshalb unrealistisch, weil die Amisch nur rund ein Drittel der Einwohner von Painters Mill darstellen. Genauso störend ist die Tatsache, dass bei offenbar jedem schlimmeren Verbrechen gleich Agent Tomasetti angefordert werden muss. Zwar lässt sich nicht leugnen, dass die ungewöhnliche Beziehung der beiden mitgenommenen Ermittler schon einen gewissen Reiz hat und der Geschichte gut tut, aber die Gespräche zwischen den beiden wiederholen sich doch sehr oft und drehen sich immer um die gleichen Themen. Daher benötigt die Serie meiner Meinung nach dringend etwas frischen Wind, damit es auf Dauer nicht zu langweilig wird.
Die Sprecherin:
Wie bei Kate Burkholders ersten beiden Fällen kommt auch dieses Mal wieder Tanja Geke (u.a. dt. Synchronstimme von Zoë Saldaña, A.J. Cook oder Annie Wersching) zum Einsatz, was erfreulich ist, da man sich für die Hauptfigur kaum eine passendere Sprecherin vorstellen kann. Geke fängt den eher schwermütigen Charakter Burkholders sehr gut ein, wodurch die Lesung insgesamt sehr authentisch wirkt, gerade weil die Geschichte aus der Ich-Perspektive geschildert wird. Sehr gut finde ich an Tanja Geke auch immer ihre Vielseitigkeit, die sie auch hier wieder unter Beweis stellt: Egal ob Frauen-, Männer- oder Kinderstimmen, bei dieser Sprecherin hören sich alle Figuren glaubwürdig an, weshalb Geke bei meiner persönlicheren Sprecherinnen-Rangliste auch unverändert vorne liegt.
Schlussfazit:
Meiner Meinung nach muss man die Bewertung von „Wenn die Nacht verstummt“ ein wenig differenzieren. Wer mit diesem Buch erst in die Kate-Burkholder-Reihe einsteigt, der bekommt einen wirklich guten Krimi/Thriller geboten, der mit einem ordentlichen Spannungsniveau, interessanten Charakteren und einem überzeugenden Plot punkten kann. Auch der Fokus auf die Lebensweise der Amisch dürfte für viele neu und interessant sein und bietet damit eine willkomme Abwechslung zu den sonstigen Genrevertretern.
Für Neulinge top, für Stammleser zu viele Wiederholungen
Hat man allerdings die beiden Vorgänger gelesen, so muss man bei Linda Castillos drittem Burkholder-Thriller ein paar Abstriche machen. Dies ist vor allem auf die ständigen Wiederholungen zurückzuführen, denn vom Aufbau und Inhalt gleichen sich die drei Bücher doch teilweise recht stark. Der Umstand, dass offenbar immer nur die Amisch-Gemeinde von Verbrechen betroffen ist, wirkt beim dritten Durchgang nun doch ziemlich unrealistisch und auch die immer wieder aufgewärmte Beziehung zwischen Kate Burkholder und Agent Tomasetti kommt irgendwie nicht richtig vorwärts. Für den bereits für Juli 2013 angekündigten vierten Teil „Tödliche Wut“ muss sich die Autorin also dringend etwas Neues einfallen lassen, denn sonst läuft Castillo Gefahr, dass sich die Stammleser gelangweilt abwenden. Vielleicht kann man ja einfach mal den Spieß umdrehen und Kate Burkholder ermittelt zur Abwechslung mal im Revier von Tomasetti – weit weg von Painters Mill und ganz ohne Amisch-Opfer. Allerdings deutet die Ankündigung des Buches wohl eher auf einen vierten Amisch-Thriller hin…
Meine Wertung: 7/10
Informationen:
Das Hörbuch „Wenn die Nacht verstummt“ von Linda Castillo hat eine Länge von 10 Std. und 01 Min. und ist ungekürzt für 20,95 Euro bei audible.de erhältlich. Kunden mit Flexi-Abo bezahlen wie gewohnt nur 9,95 Euro. Weitere Infos gibt es auf der Detail-Seite bei audible.de.