Autorin: Nika Lubitsch
Umfang: 209 Seiten (geschätzt)
Verlag: Selbstverlag
Erscheinungstermin: 12. August 2012
Preis: 2,98 € (eBook)

Kurzbeschreibung von amazon.de:
Sybille und Michael sind ein glückliches Paar, jetzt endlich erwarten sie ein Baby. Da verschwindet Michael spurlos. Sybille befindet sich mitten in einem Albtraum, aus dem es kein Erwachen gibt. Als ihr Mann erstochen aufgefunden wird, gibt es nur eine Verdächtige: seine Ehefrau. Die Anklage lautet auf Mord. Während Sybille vor Gericht den Ausführungen der Zeugen zuhört, zieht ihr gemeinsames Leben an ihr vorbei. Am siebenten Prozesstag erkennt Sybille plötzlich die Wahrheit. Sie muss sie nur noch beweisen.

Meine Buchbesprechung:
Seit sechs Monaten sitzt Sybille Thalheim in der Justizvollzugsanstalt Berlin-Pankow und wartet auf den Beginn ihres Prozesses. Ihr wird vorgeworfen, ihren Ehemann Michael brutal erstochen zu haben. Das Tatmotiv: Kaltblütige Rache, denn der Berliner Notar war Monate zuvor spurlos verschwunden und hatte seine Frau alleine und verzweifelt zurückgelassen, um sich der Verhaftung durch die Polizei zu entziehen. Michael Thalheim soll nämlich Mandantengelder in Höhe von fast 10 Millionen Euro unterschlagen haben.

Eiskalte Mörderin oder unschuldig auf der Anklagebank?

Für seine verlassene Ehefrau brach dadurch eine Welt zusammen: Plötzlich war es vorbei mit dem angenehmen Luxusleben, Sybille verlor ihren Job als Pressesprecherin bei einem Großkonzern und musste das gemeinsame Haus verkaufen, um sich über Wasser halten zu können. Als Michael Thalheim dann unerwartet wieder in der Stadt aufgetaucht ist, soll sie die Gelegenheit laut Anklageschrift sofort genutzt haben, um sich bei ihrem Mann für ihren beruflichen und gesellschaftlichen Absturz zu rächen. Allerdings beteuert Sybille Thalheim nach wie vor ihre Unschuld, denn sie kann sich beim besten Willen nicht an den Mord an ihrem Ehemann erinnern. Hat sie das Verbrechen wirklich nicht begangen oder hat sie ihre grausame Tat lediglich verdrängt, um sich so vor einem schlechten Gewissen zu bewahren?

Platz 1 der eBook-Verkaufscharts bei Amazon.de

Wer gelegentlich beim Online-Versandhaus Amazon.de die Bestsellerlisten der Kindle-eBooks durchstöbert, dem wird sich in den letzten Monaten immer das gleiche Bild geboten haben. Seit geraumer Zeit hält sich dort nämlich der Thriller „Der 7. Tag“ der Berliner Autorin Nika Lubitsch auf dem ersten Platz der Verkaufscharts – und das vor so prominenten Titeln wie den Mega-Bestsellern der „Shades of Grey“-Trilogie oder den neuen Werken von Nele Neuhaus und Jussi Adler-Olsen. Zwar hat „Der 7. Tag“ gegenüber der Konkurrenz den Vorteil des verhältnismäßig günstigen Preises (2,98 €), doch auch die Bewertungen von durchschnittlich 4,3 von 5 Sternen bei mittlerweile rund 200 Rezensionen deuten an, dass „Der 7. Tag“ offenbar mehr zu bieten hat als nur ein attraktives Preis-Leistungs-Verhältnis. Das hat dann auch meine Neugier geweckt, sodass ich mir den Titel schließlich auch auf meine Kindle-App geladen habe und mir selbst ein Bild über den selbstverlegten Justiz-Krimi verschafft habe.

Zwischen Gerichtssaal und Erinnerungen an eine sorgenfreies Leben

Nika Lubitsch hat ihre Geschichte in drei Abschnitte eingeteilt: Die ersten Kapitel schildern den Ablauf des Gerichtsverfahrens, bestehend aus den titelgebenden sieben Prozesstagen, sowie die Vorgeschichte des Kriminalfalls. Das Buch ist dabei aus der Sicht der Angeklagten Sybille Thalheim geschrieben und so verfolgt der Leser ihre subjektiven Eindrücke aus dem Gerichtssaal. Auf den Prozess selbst wird dabei eher etwas stiefmütterlich eingegangen, wer auf hitzige Gefechte zwischen Staatsanwaltschaft und Verteidigung oder detaillierte Zeugenbefragungen hofft, wird leider enttäuscht. Vielmehr lässt Lubitsch ihr Publikum an den Gedanken der Protagonistin über die Verfahrensbeteiligten teilhaben: über ihr bekannte Gesichter im Zeugenstand, die plötzlich ihre abwertende Haltung gegenüber der Angeklagten zur Schau stellen, über sensationsgierige Zuschauer, die an dem medienwirksamen Prozess in erster Reihe teilnehmen wollen und vor allem über ihren Verteidiger Ullrich Henke, der zudem der Kollege und beste Freund ihres Mannes und ihr ehemaliger Geliebter war. Absatzweise wechselt die Autorin in diesen Kapiteln zwischen der Gegenwart im Gericht und der Vergangenheit der Angeklagten. Wir erfahren, wie Sybille und Michael sich kennengelernt haben und schwelgen mit der Hauptfigur in Erinnerungen an die wilden Jahre mit ihrem Mann und den gemeinsamen Freunden.

Abwechslungsreiche Erzählung mit schwächerem Schlussteil

Im zweiten Abschnitt des Buches berichtet Sybille Thalheim dann von ihrem Absturz und wie ihr perfektes Leben zu einem Albtraum wurde. In dieser Phase erfährt man endlich die Vorgeschichte zum Mord an Michael Thalheim und welche Rolle die Hauptfigur dabei spielte. Im letzten Drittel führt Nika Lubitsch dann alle Fäden zusammen und liefert eine lückenlose Auflösung, sodass sich dem Leser abschließend ein vollständiges Gesamtbild über den Fall der Sybille Thalheim bietet. Im Großen und Ganzen ist der Autorin die Geschichte ganz ordentlich gelungen: Da man direkt zu Beginn des Buches in die heiße Phase des Gerichtsprozesses einsteigt, wird gleich Spannung aufgebaut, welche über weite Strecken im Folgenden auch gehalten werden kann. Durch die vielen Rückblicke auf Sybilles Leben entsteht zudem eine willkommene Abwechslung, da die häufigen Perspektivwechsel den Leser immer wieder auf die Folter spannen und so keine Langeweile aufkommen lassen. Lediglich das Schlussdrittel kann mit dem Rest des Buches leider nicht ganz mithalten, da hier ziemlich schnell die Luft raus ist und das Ende irgendwie nur noch künstlich in die Länge gezogen wird. Außerdem wirkt die Auflösung letztlich doch sehr konstruiert und bietet eine recht abenteuerliche Erklärung für die Ereignisse.

Ein weiteres Problem des Buches ist, dass ich zu keinem Zeitpunkt richtig mit der Angeklagten mitgefiebert habe – und das, obwohl Sybille Thalheim möglicherweise völlig zu Unrecht angeklagt wurde. Wenn die Hauptfigur auf ihr Leben mit dem Ermordeten zurückblickt, wird ziemlich schnell deutlich, dass ihr Fokus weitestgehend auf einem möglichst angenehmen, protzigen und überwiegend verantwortungsfreien Leben liegt. So darf man sich zu Beginn ausführlich erzählen lassen, mit wem und wie Sybille schon das Bett, den Fahrstuhl, die Wiese etc. geteilt hat, was dem Leser dann solch literarische Ergüsse wie folgenden Abschnitt beschert: „Du weißt es wohl, dass ich keine Madonna bin, lieber Ulli. Ich habe dich dazu gebracht, nach deiner Mama zu schreien. Winselnd bist du auf allen Vieren hinter mir her gekrochen und hast um Gnade gefleht. Und ich habe Gnade vor Recht walten lassen. Ich habe deinen Schwanz gelutscht, bis du explodiert bist. Du hast mich in den Brombeeren gepoppt, bis ich zum Notarzt musste. Der hat mir mit der Pinzette die Stacheln aus dem Rücken gezogen. Danach hast du mich mit Jod beträufelt und von hinten genommen. Eigentlich haben wir nur gevögelt, damals, im Sommer 1999.“ Auch ihr rücksichts- und kompromissloses Verhalten im Berufsleben sowie die Tatsache, dass sie sich die Ersparnisse ihrer Mutter unter den Nagel reißt, um eine prunkvolle Berliner Stadtvilla kaufen zu können, lässt die Sympathiewerte der Sybille Thalheim nicht gerade in die Höhe schießen…

Schlussfazit:
„Der 7. Tag“ von Nika Lubitsch ist ein durchaus unterhaltsamer Thriller, der zwar sprachlich nicht gerade ein Meisterwerk ist, dessen abwechslungsreiche Story aber schon recht spannend erzählt wird. Besonders die gelungene Mischung aus Gerichtsprozess und Rückblenden lässt so schnell keine Langeweile aufkommen.

Solider, sprachlich etwas limitierter Justiz-Thriller zum fairen Preis

Punktabzug gibt es aber für den doch recht primitiven Schreibstil, die weitestgehend wenig sympathischen Charaktere sowie das etwas lahme Schlussdrittel mit einer zwar sorgfältigen, in meinen Augen aber ziemlich abstrusen Auflösung. Somit kann „Der 7. Tag“ die Vorschusslorbeeren letztlich nicht ganz rechtfertigen, aufgrund des guten Preis-Leistungs-Verhältnis kann man die drei Euro aber guten Gewissens investieren, wenn man auf diese Art von Geschichten steht. Für den kurzen Thrill zwischendurch absolut in Ordnung – nicht mehr und nicht weniger.

Meine Wertung: 6/10

Informationen:
„Der 7. Tag” von Nika Lubitsch hat einen Umfang von ca. 209 Seiten (geschätzt/abhängig von der gewählten Schriftgröße) und ist für 2,98 € als eBook für den Kindle erhältlich. Weitere Infos gibt es auf der Detailseite bei amazon.de.

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