Autor: Tom Clancy
Sprecher: Frank Arnold
Länge: 26 Std. 14 Min. (ungekürzt)

Inhaltsbeschreibung von audible.de:
Der „Krieg gegen den Terrorismus“ ist weit von einem Sieg entfernt, doch scheint dieser Kampf für US-Präsident Kealty, den Nachfolger von Jack Ryan im Oval Office, keine Priorität zu besitzen. Der „Emir“, ein weltweit vernetzter Terrorist, der hinter den schändlichsten Terroranschlägen auf die westliche Welt steckt, konnte trotz vereinten internationalen Bemühungen bislang nicht dingfest gemacht werden. Und er plant weitere perfide Anschläge, die Amerika destabilisieren und das Grauen vom 11. September noch übertreffen sollen. Jetzt ist ihm der „Campus“, eine geheime Antiterroreinheit, auf der Spur. Im Verein mit den Neuzugängen John Clark und Ding Chavez erhält Jack Ryan jr. den Auftrag, den Emir herbeizuschaffen – tot oder lebendig… 

Meine Hörbuchbesprechung:
Der ehemalige CIA-Agent Jack Ryan hat seine Präsidentschaft überstanden und sich nicht für eine zweite Amtsperiode zur Wahl gestellt, stattdessen sollte eigentlich sein Favorit Robby Jackson seine Nachfolge antreten und den von ihm eingeschlagenen Weg fortsetzen. Dieser fiel jedoch tragischerweise einem Attentat zum Opfer, sodass der Demokrat Ed Kealty sehr zu Ryans Missfallen an die Macht gelangt ist. Jack betrachtet den diplomatischen Präsidenten nämlich als zu weich und wenig risikofreudig und befürchtet daher einen Rückschlag im Kampf gegen den Terrorismus.

Die USA im Kampf gegen den internationalen Terrorismus

Das gibt vor allem deshalb Anlass zur Sorge, weil ein weltweit gesuchter Top-Terrorist, genannt der „Emir“, bisher immer noch nicht ausfindig und unschädlich gemacht werden konnte. In letzter Zeit häufen sich zudem die Hinweise auf bevorstehende Anschläge gegen die USA, welche die Anschläge vom 11. September 2001 noch in den Schatten stellen könnten. Allerdings hat Jack Ryan noch ein Ass im Ärmel, denn vor seinem Rückzug aus dem Oval Office hat er noch die streng geheime Anti-Terror-Einheit „Campus“ gegründet, die den Kampf gegen den Emir mit aller Entschlossenheit fortführt…

Teil 14 der populären Jack-Ryan-Reihe von US-Autor Tom Clancy

„Dead or Alive“ ist mittlerweile schon der 14. Teil aus der Jack-Ryan-Reihe von US-Bestsellerautor Tom Clancy, dessen Hauptfigur mittlerweile auch schon etwas in die Jahre gekommen ist. Bis auf „Jagd auf Roter Oktober“ und „Operation Rainbow“ habe ich allerdings keines der Bücher gelesen und bin daher wahrlich kein Experte im Tom-Clancy-Universum. Da „Dead or Alive“ aber der erste Titel der Serie war, der als ungekürztes Hörbuch bei Audible veröffentlicht wurde, stellt dieser Teil praktisch meinen Neueinstieg in die Reihe dar. Im Nachhinein würde ich sagen, dass man das Hörbuch auch ohne Vorkenntnisse angehen kann, denn die wichtigsten Entwicklungen der Vorgänger werden im Laufe der Handlung kurz angeschnitten. Fans der Reihe haben aber natürlich den Vorteil, dass sie auf einige bekannte Gesichter treffen werden und die Charaktere daher deutlich besser kennen.

Ex-Präsident Jack Ryan sieht sein Land in Not und plant ein Comeback

Wie bereits erwähnt hat Jack Ryan inzwischen eine Amtszeit als US-Präsident hinter sich und nach der missglückten Amtsübergabe an seinen designierten Nachfolger Robby Jackson verbringt Ryan seine Tage mit der Arbeit an seiner Autobiografie und hält Vorträge über seine Zeit als Präsident. Von dem neuen Präsidenten Ed Kealty hält Jack eher wenig und bringt dies auch deutlich zum Ausdruck – und da fängt es mit meiner Kritik auch schon an. Man braucht nicht allzu viel Fantasie, um in Kealty Züge des aktuellen US-Präsidenten Barack Obama zu erkennen, auch was die Schwerpunkte seiner Amtszeit betrifft. Kealty plant den Abzug der US-Truppen aus den Kriegsgebieten und versucht es lieber mit einem diplomatischeren Weg als sein Vorgänger, was ihn in Tom Clancys Augen offenbar direkt als Weichei und Versager abstempelt. Die Vereinigten Staaten brauchen angeblich einen richtigen Mann an der Spitze des Landes und so dauert es nicht lange, bis eine zweite Kandidatur von Jack Ryan zum Thema wird.

Nerviges Machogehabe und zweifelhafte Rechtfertigungen für Folter und Gewalt

Dieses Machogehabe zieht sich leider durch das gesamte Hörbuch. Natürlich kommt das bei einem Tom-Clancy-Roman nicht allzu überraschend, denn der Patriotismus des Schriftstellers und sein Faible für das Militär sind mittlerweile bekannt. Allerdings ist es mit zunehmender Spielzeit sehr nervig, wenn jeder, der nicht nach dem Motto „Erst schießen, dann fragen“ handelt, automatisch als unfähig und inkompetent dargestellt wird. Zudem strotzt „Dead or Alive“ nur so vor Passagen, die moralisch extrem fragwürdig sind. Als Beispiel sei hier ein Einsatz der Rainbow-Truppe angeführt, deren Anführer mitten in der Nacht eine Gruppe Terroristen im Schlaf mit Kopfschüssen hinrichtet. Dieses Vorgehen wird in der Nachbesprechung von der US-Regierung scharf verurteilt und gegen den besagten Soldaten soll Anklage erhoben werden, was Clancy zu einer neuerlichen Tirade gegen die Machtinhaber veranlasst. Im Kampf gegen den Terrorismus ist dem Autor offenbar jedes Mittel recht und nach diesem Prinzip geht auch die geheime Organisation „Campus“ vor. Diese streng geheime Anti-Terror-Einheit ist zwar handlungstechnisch kein schlechter Schachzug, zumal sie sich nicht unbedingt an die geltenden Gesetze hält und ihre Existenz eigentlich illegal ist. Dank einer Reihe von Blanko-Begnadigungen, die Jack Ryan kurz vor seinem Ausscheiden aus dem Präsidentenamt noch ausgestellt hat, dürfen die Mitglieder von „Campus“ aber ohne Bedenken foltern und töten – natürlich gerechtfertigt durch den Kampf gegen das Böse. Dass dieses in Person einer Kreuzung aus Osama bin Laden und einem reichen Playboy daherkommt, der nach einer Gesichtsoperation in Las Vegas mit Prostituierten die Zeit verbringt, macht die Geschichte auch nicht unbedingt glaubwürdiger.

Schwache Story, aufgebläht auf sehr lange 26 Stunden

Das Problem bei „Dead or Alive“ ist außerdem, dass nur wenige der insgesamt 26 Stunden Laufzeit tatsächlich eine Existenzberechtigung haben und die „Story“ voranbringen. Rund drei Viertel der Handlung besteht nämlich aus nur sehr lose zusammenhängenden Szenen, die sich wenn überhaupt nur am Rande mit der Jagd auf den Emir beschäftigen. Einsatzberichte des Rainbow-Teams oder der Campus-Einheit wechseln sich ab mit der Selbstbeweihräucherung des Jack Ryan und gelegentlichen Schäferstündchen des Emirs sowie dem regelmäßigen Auftreten von zahllosen Nebenfiguren, die kurz darauf auch schon wieder verschwinden. Ein roter Faden, der diese einzelnen Szenen verbindet, fehlt fast völlig, sodass das Zuhören auf Dauer sehr ermüdend wird. Zwar sind die Passagen für sich genommen alle passabel geschrieben und nicht zwingend langweilig, aber wenn man sich ständig fragen muss welchen Sinn dieses Kapitel nun hatte, spricht das auch nicht unbedingt für das Handlungskonstrukt. Leider kristallisiert sich auch nicht wirklich eine Hauptfigur heraus, mit der man wenigstens ein wenig mitfiebern könnte. Weder Jack Ryan noch sein Sohn (der überflüssigerweise ebenfalls Jack Ryan heißt) tragen genug zur Geschichte bei, gleiches gilt für John Clark oder die Mitglieder von Team Rainbow, die im Verlauf der Story zu „Campus“ wechseln. So bleibt am Ende ein 26 Stunden langes Stückwerk, das zudem noch im Vergleich zu dem überlangen Vorlauf äußerst unspektakulär endet – plötzlich ist das Hörbuch vorbei und man denkt sich etwas irritiert „Wie, das war’s jetzt?“.

Der Sprecher:
„Dead or Alive“ wird gelesen von Frank Arnold, der mich vor kurzem noch durch die tolle Steve-Jobs-Biografie begleitet hat. Erneut überzeugt Arnold mit einer lebhaften und unterhaltsamen Lesung, allerdings erscheint mir der Sprecher für dieses Genre und speziell für diese Geschichte nicht ganz die Idealbesetzung zu sein. Zum einen ist mir Arnold für diese vor Testosteron strotzende Story mit all ihren „harten Männern“ einfach ein bisschen zu farblos, hier hätte ich mir von der Stimmfarbe einen etwas knurrigeren Sprecher gewünscht. Überdies schafft es Frank Arnold leider nur selten, den Figuren eine Spur Individualität zu verpassen – bis auf wenige Ausnahmen klingen die meisten Charaktere ziemlich identisch. Trotzdem ist es zu einem großen Teil der sehr angenehmen Stimme des Sprechers zu verdanken, dass ich mich durch die 26 Stunden des Hörbuchs gekämpft habe.

Schlussfazit:
Wer die früheren Werke von Tom Clancy kennt und diese zu schätzen weiß, der wird von „Dead or Alive“ vermutlich ziemlich enttäuscht werden. Obwohl ich wie eingangs erwähnt nur wenige Bücher der Jack-Ryan-Reihe gelesen habe, so hatte ich die Romane doch als packend, spannend und mit einer guten Story in Erinnerung. Leider trifft dies aber alles nicht auf den aktuellen Titel zu.

Zusammenhangloses Stückwerk in Überlänge mit anstrengendem Patriotismus

„Dead or Alive“ ist nur selten wirklich mitreißend und bietet außerdem eine Geschichte, die man so oder so ähnlich schon in unzähligen anderen Büchern und Filmen gesehen hat. Warum man dieses äußerst dünne „Gut-gegen-Böse“-Szenario auf satte 26 Stunden aufblasen musste, wird wohl das Geheimnis des Autors bleiben. Große Teile des Hörbuchs sind schlicht und einfach Zeitverschwendung und tragen nichts zur Handlung bei, zudem nervt die extrem patriotische Haltung des Autors auf Dauer ganz gewaltig. Wer bereit ist, sein Gehirn für eine Weile auf Sparflamme zu stellen und über moralisch fragwürdige Szenen und Ansichten großzügig hinwegsehen kann, der wird vielleicht mit „Dead or Alive“ noch recht ordentlich bedient. Allen anderen Freunden von Polit-Thrillern empfehle ich lieber die frühen Titel des Autors, welche es mittlerweile ebenfalls als ungekürzte Hörbücher gibt.

Meine Wertung: 5/10

Informationen:
Das Hörbuch hat eine Länge von 26 Stunden und 14 Minuten und ist ungekürzt für 29,95 € bei audible.de erhältlich. Für Flexi-Abonnenten kostet der Titel wie gewohnt nur 9,95 €. Weitere Informationen gibt es auf der Detail-Seite bei audible.de

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