Autor: Michael Robotham
Sprecher: Johannes Steck
Länge: 13 Std. 51 Min. (ungekürzt)

Inhaltsbeschreibung von audible.de:
Jemand raubt systematisch Banken in Bagdad aus. Jemand bestiehlt Vincent Ruiz. Und jemand lässt Richard North, Vorstand einer ehrwürdigen Londoner Bank, spurlos verschwinden. Als Ex-Cop Ruiz gemeinsam mit dem investigativen Journalisten Luca Terracini das Verbindungsglied dieser scheinbar unzusammenhängenden Ereignisse sucht, stößt er auf eine internationale Verschwörung, die bis in die höchsten Kreise reicht. Worum es geht? Natürlich um Geld: wer es hat und wer dafür bezahlen muss.

Meine Hörbuchbesprechung:
Der Ex-Cop Vincent Ruiz sitzt in einem Londoner Restaurant, als er plötzlich auf ein junges Paar aufmerksam wird, das am Nachbartisch in einen lautstarken Streit geraten ist. Als der Mann dann auch noch handgreiflich wird und seine Begleiterin schlägt, will Ruiz einschreiten und schlichten, doch der Mann kommt ihm zuvor und verschwindet. Die junge Frau bleibt verzweifelt zurück und weiß nicht, wo sie bleiben soll, ganz ohne Geld und ohne Wohnungsschlüssel. Der ehemalige Polizist lässt sich nicht lange bitten und lädt Holly Knight zu sich nach Hause ein. Als er am nächsten Morgen wieder aufwacht, ist sein Übernachtungsgast verschwunden – und mit der Frau eine Reihe von Wertgegenständen aus seiner Wohnung. Offensichtlich ist Ruiz auf ein Gaunerpärchen und dessen Masche hereingefallen, was für einen Ex-Cop natürlich besonders peinlich ist. Da Holly auch ein persönlich bedeutsames Erbstück seiner verstorbenen Frau entwendet hat, macht sich Vincent auf die Suche nach dem Betrüger-Duo und macht schnell die Wohnung des Mannes ausfindig. Dort stößt er aber überrascht auf die Leiche des Diebes…

Ein betrogener Londoner Ex-Polizist und ein Journalist in Bagdad

Zur gleichen Zeit befindet sich der amerikanische Journalist Luca Terracini im Irak und berichtet dort über Ereignisse aus der Hauptstadt Bagdad. Als Luca eines Tages Zeuge der Folgen eines brutalen Banküberfalls mit mehreren Todesopfern wird und daraufhin zu diesem Thema recherchiert, stößt er auf eine Reihe weiterer Überfälle, die in der letzten Zeit in Bagdad über die Bühne gegangen sind. Nachdem der Reporter darin auch noch ein Muster erkennt, wird er neugierig und intensiviert seine Nachforschungen. Dabei trifft er auf die Rechnungsprüferin Daniela Garner, die für die Vereinten Nationen im Irak tätig ist. Gemeinsam untersuchen sie die Banküberfälle und machen dabei eine erstaunliche und beunruhigende Entdeckung…

Spin-Off zu Michael Robothams Serie um den Psychotherapeuten Joe O’Loughlin

Der australische Autor Michael Robotham ist vor allem für seine Krimireihe um den Londoner Psychotherapeuten Joe O’Loughlin bekannt, aus welcher bisher vier Bücher erschienen sind. Sein neuestes Werk, der Politthriller „Der Insider“ ist nun eine Art Spin-Off dieser Serie und dreht sich vor allem um Joes Freund Vincent Ruiz, einen ehemaligen Polizisten, der Fans der Robotham-Krimis durchaus bekannt vorkommen dürfte. Ruiz scheint vom Polizeidienst nicht mehr allzu viel behalten zu haben, fällt er doch direkt zu Beginn der Geschichte auf ein junges Diebespaar herein, das ihn mit einer recht durchschaubaren Masche um seine Wertgegenstände bringt. Dem gutgläubigen Ruiz ist das merklich unangenehm und er würde die Sache auch auf sich beruhen lassen und mit dem verpassten Denkzettel leben, wenn Holly Knight nicht ein wichtiges Erbstück hätte mitgehen lassen, welches viel mehr von sentimentalem als materiellem Wert ist. Durch die Suche nach den Gaunern samt Beute landet er dann aber direkt in einem Mordfall, der ihn so schnell auch nicht wieder los lässt. Anscheinend haben Holly und ihr Partner die Masche auch schon bei einem anderen Opfer durchgezogen, welches sich aber davon noch weniger begeistert gezeigt hat als Ruiz. Zusammen mit Holly versucht er nun, sein Erbstück zurückzubekommen und gleichzeitig den Mord an ihrem Partner aufzuklären, was sowohl Vincent als auch seine unfreiwillige Begleiterin in arge Schwierigkeiten bringt.

Interessante Gauner-Story mit ungewöhnlichem Protagonisten-Duo

Diese Mischung aus Gangster-Story und Mordfall ist durchaus unterhaltsam und lebt vor allem durch die starke(n) Hauptfigur(en). Vincenz Ruiz wird durch seine Naivität und den daraus resultierenden Überfall schnell zum knurrigen Sympathieträger, mit dem aus Verbrechersicht nicht gut Kirschen essen ist. Besonders interessant ist die Kombination aus knallhartem (Ex-)Cop und gutherzigem netten Onkel, der zusammen mit der Frau, die ihn schamlos ausgeraubt hat (!), auf Gaunerjagd geht. Mit der schlitzohrigen Holly Knight, einem menschlichen Lügendetektor mit bewegter Vergangenheit, und stellenweise auch mit seinem Freund Joe O’Loughlin begibt sich Vincent Ruiz auf eine abwechslungsreiche und spannende Spurensuche durch London und gerät dadurch immer tiefer in eine Verschwörung, die eigentlich eine Nummer zu groß für ihn ist.

Nebenstory rund um Banküberfälle im Irak bleibt blass

Vielleicht hätte man es bei dieser Geschichte belassen sollen, denn der Handlungsstrang in der englischen Hauptstadt ist zwar nicht außergewöhnlich originell, macht aber durchaus Spaß und hält den Hörer bei Laune. Dem Autor Michael Robotham war das aber offenbar noch nicht genug, denn er macht seine Story noch einmal größer und weitet diese zu einer internationalen Verschwörungsgeschichte rund ums Finanzbusiness aus. Leider kann die Geschichte um den Journalisten Luca Terracini und die UN-Rechnungsprüferin Daniela Garner jedoch nicht mit den Ereignissen um Vincent Ruiz mithalten und kommt irgendwie nicht richtig in Fahrt. Die Handlung mit den Banküberfällen in Bagdad läuft eher nebenbei und wirft zudem mit viel zu vielen (oft unwichtigen) Figuren um sich, sodass kein Fluss in die Story kommen will. Da sind natürlich auch die farblosen Hauptfiguren nicht gerade hilfreich. Sowohl Luca Terracini als auch seine Begleiterin sind eher langweilig und eignen sich nicht sonderlich als Identifikationsfiguren, vor allem Daniela Garner ist nicht viel mehr als schmückendes Beiwerk. Auch was die Zusammenführung der beiden Handlungsstränge betrifft, kann Robotham nicht für große Begeisterung sorgen. Gerade die Auflösung wirkt doch sehr konstruiert, wenngleich die Grundidee sicherlich nicht uninteressant ist.

Der Sprecher:
Gelesen wird „Der Insider“ von Johannes Steck, den ich vor kurzem durch das Hörbuch „Schwarzer Schmetterling“ von Bernard Minier als Sprecher kennengelernt habe. Steck hat von Natur aus schon eine fantastische Erzählerstimme, die wohl auch ein Telefonbuch in angenehme Unterhaltungslektüre verwandeln könnte. Gut für den Hörer, dass er seine Stimme auch wirkungsvoll einzusetzen weiß und die Geschichte dadurch faszinierend an den Mann bringt. Gerade zum knurrigen Vincent Ruiz passt Stecks tiefe Stimme sehr gut, was den ohnehin schon gelungenen Handlungsstrang um den Ex-Cop noch einmal hervorhebt.

Perfekte Stimme, aber nicht ganz perfekte Lesung

Allerdings hätte ich mir gewünscht, dass Johannes Steck den Charakteren vielleicht noch eine individuellere Note verpasst, denn leider klingen viele Figuren sehr ähnlich und sind dadurch nicht immer optimal zu unterscheiden. Das gilt vor allem für die Irak-Story, in denen die blassen Protagonisten durch den Sprecher unglücklicherweise auch nicht interessanter werden. Insgesamt ergibt sich aber eine sehr gute Erzählerleistung, wobei ich jedoch ehrlich zugeben muss, dass mir Steck in „Schwarzer Schmetterling“ noch eine Nummer besser gefallen hat, da dieser mysteriöse und düstere Stoff meiner Meinung nach besser zu seiner Stimme passt als ein moderner Finanzthriller – das ist aber meine ganz persönliche Einschätzung.

Schlussfazit:
Michael Robotham hat mit seinem neuen Buch „Der Insider“ einen soliden Thriller hingelegt, der aber nur zur Hälfte voll überzeugen kann. Dem guten Handlungsstrang um den sympathischen Ex-Polizisten Vincent Ruiz steht eine eher langatmige Story um Banküberfälle und Finanzbetrug im Irak gegenüber. Während die spannende Gaunerstory in London sehr unterhaltsam und fesselnd geschrieben ist und zudem mit einem interessanten, weil äußerst ungleichen „Ermittlerduo“ aufwarten kann, bleibt die Irak-Geschichte genauso blass wie seine Hauptdarsteller. Zudem kratzt Robotham hier leider nur an der Oberfläche und geht eher wenig auf die brisante Situation im Irak ein.

Solider und aktueller Thriller mit zu stark schwankender Qualität in den einzelnen Handlungssträngen

Somit bleibt ein zwiegespaltener Eindruck von dem Hörbuch, welches auch nicht ganz in die Richtung ging, die ich mir zuvor erwartet hatte. Das Finanzbusiness dient nur als Aufhänger der Story und spielt auch eher am Rande eine Rolle und warum das Buch nun „Der Insider“ heißt, ist mir auch nach Beendigung der Geschichte nicht ganz klar. Wer aber an einem modernen Thriller von hoher Aktualität und mit internationalen Verwicklungen interessiert ist und das stellenweise etwas bedächtige Erzähltempo verschmerzen kann, der ist mit Robothams neuem Werk sicherlich gut bedient. Einen hochklassigen Politthriller mit atemberaubenden Verschwörungen sollte man aber nicht erwarten, denn dann wird man (wie ich) vermutlich ein wenig enttäuscht werden.

Meine Wertung: 7/10

Informationen:
Das Hörbuch „Der Insider“ von Michael Robotham hat eine Länge von 13 Stunden und 51 Minuten und ist ungekürzt für 24,95 € bei audible.de erhältlich. Eine auf 06 Stunden und 52 Min. gekürzte Fassung gibt es schon für 13,95 €. Flexi-Abonnenten zahlen wie gewohnt nur 9,95 €. Weitere Informationen gibt es auf der Detail-Seite bei audible.de.

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