Autor: Kathy Reichs
Sprecher: Ranja Bonalana
Länge: 17 Std. 56 Min. (ungekürzt)

Inhaltsbeschreibung von audible.de:
Tempe Brennan ist forensische Anthropologin in Montreal. Skelette und verweste Körperteile gehören zu ihrem Alltag. Als die 23-jährige Isabelle missbraucht, erdrosselt und zerstückelt in Müllsäcken aufgefunden wird, erinnert sich Tempe an einen Fall ein Jahr zuvor. Sie versucht, die beiden Verbrechen mit drei weiteren Leichen in Verbindung zu bringen. Doch Detective Luc Claudel nimmt sie nicht ernst. Sie recherchiert auf eigene Faust und lenkt so die Wut des Serienkillers zunächst auf ihre Freundin Gabby, dann auf ihre Tochter Katy und schließlich auf sich selbst.

Zum Hörbuch:
„Tote lügen nicht“ ist der Debütroman der mittlerweile sehr bekannten Autorin Kathy Reichs und Start der Reihe um die forensische Anthropologin Dr. Temperance Brennan. Wem das noch nichts sagt, der kennt vielleicht die erfolgreiche US-Serie „Bones“, die auf den Büchern von Reichs basiert. Da ich großer Fan der Serie bin habe ich mich natürlich sehr gefreut, als Audible angekündigt hat, dass die Romane nun nach und nach auch als ungekürzte Hörbücher veröffentlicht werden. Den Anfang macht nun wie gesagt „Tote lügen nicht“ und erfreulicherweise wurde Ranja Bonalana als Sprecherin ausgewählt. Diese ist in der TV-Serie die Synchonsprecherin von Emily Deschanel, welche die Hauptfigur Dr. Brennan darstellt.

Doch nun zur Handlung: Dr. Temperance „Tempe“ Brennan arbeitet am gerichtsmedizinischen Institut in Montreal als forensische Anthropologin und bekommt es dort hauptsächlich mit verwesten und skelettierten Leichen zu tun. So auch bei ihrem neuesten Fall. Auf einem Kirchengelände wurden mehrere Müllsäcke mit fast komplett verwesten Körperteilen gefunden, welche von Brennan schnell als Überreste einer jungen Frau identifiziert werden. Untersuchungen ergeben, dass das Opfer vor dem Tod schwer misshandelt wurde. Die Polizei kommt bei den Ermittlungen nicht wirklich vorwärts, doch Temperance entdeckt Parallelen zu einem ca. ein Jahr alten Mordfall, der bisher noch nicht aufgeklärt werden konnte. Die Anthropologin kommt zu der Schlussfolgerung, dass in Montreal ein grausamer Serienmörder sein Unwesen treibt.

Bei den ermittelnden Polizisten, insbesondere bei Detective Luc Claudel, stößt Tempe jedoch mit ihrer Theorie auf taube Ohren. Ein Serienkiller ist schließlich das letzte, was die Polizei gebrauchen kann. Doch als Wochen später zwei weitere ähnlich zugerichtete Frauenleichen aufgefunden werden, sieht Brennan sich in ihrer Annahme bestätigt. Weil die Polizei ihr aber immer noch nicht wirklich glauben will, sieht sie sich schließlich gezwungen, eigene Nachforschungen in dem Fall anzustellen.

Schließlich kommt es doch zu einem kleinen Durchbruch, als die Polizei über die Kreditkartenabrechnung des jüngsten Opfers die Spur zu einem Mann namens St. Jacques aufnimmt. Als die Ermittler den Verdächtigen aufsuchen wollen, gelingt dem Mann jedoch die Flucht. In dessen Wohnung stoßen sie aber auf zahlreiche Dokumente und Fotos zu den Todesfällen. Als Brennan auch ein Bild von sich selbst in den Unterlagen des vermutlichen Killers findet, befürchtet sie, dass sie selbst mittlerweile zur Zielscheibe des Mörders geworden ist. Beunruhigend ist zudem, dass auch Tempes beste Freundin Gabby in letzter Zeit von einem geheimnisvollen Mann verfolgt wird, der sie scheinbar in große Angst versetzt…

Wer die Kathy Reichs-Romane noch nicht kennt und nur mit der Fernsehserie vertraut ist, wird sich zunächst einmal wundern. Denn sonderlich viel hat die Hauptfigur der Bücher mit der TV-Brennan abgesehen von Namen und Beruf nicht zu tun. Die Romanfigur ist deutlich älter, hat eine Tochter, lebt getrennt von ihrem Mann Pete und ermittelt in Kanada und nicht in Washington, D.C. Außerdem ist sie im Umgang mit ihren Mitmenschen nicht ganz so ungeübt wie ihr TV-Pendant. Größter Unterschied jedoch: Dr. Brennan ist die einzige Figur, die sowohl in Buch als auch Serie vorkommt. Im Roman gibt es keinen FBI-Agenten Seeley Booth und auch die „Blinzler“ (so Booths Spitzname für die Labor-Wissenschaftler Hodgins, Addy & Co.) fehlen vollständig.

Hat man sich an die (für „Bones“-Fans) ungewohnte Situation aber gewöhnt, kann man sich an einer sehr unterhaltsamen Geschichte erfreuen. Besonders interessant wird das Buch durch die Schilderung aus Sicht der Hauptfigur. So kann man tief in die Gedanken und Gefühle von Dr. Brennan eintauchen und bildet dadurch eine sehr intensive „Beziehung“ zur Anthropologin. Insbesondere in der zweite Handlungshälfte, wenn Tempe selbst ins Visier des Killers gerät, kann man so ihre Ängste sehr gut miterleben. Zwar ist Brennans Charakter nicht immer einfach im Umgang und oft ein bisschen zickig oder arrogant (vor allem gegenüber Detective Luc Claudel, der von den wissenschftlichen Methoden der Forscherin überhaupt nichts hält). Trotzdem fällt es nicht schwer, Sympathie für die Figur aufzubauen.

Der Kriminalfall selbst kommt eher etwas langsam ins Rollen. Am Anfang gibt es nur sehr wenig Action, stattdessen stehen vor allem forensische Untersuchungen im Mittelpunkt der Geschichte. Die Überreste der Opfer werden sehr gründlich unter die Lupe genommen und Kathy Reichs schildert die einzelnen Schritte wirklich ausführlich. Hierbei kommt der Autorin natürlich ihre eigene Berufserfahrung zugute, so wirkt alles sehr authentisch und glaubwürdig. Allerdings muss man sich für die Untersuchung von Knochenteilen (wie z.B. das Abkochen eines Schädels) schon etwas interessieren, sonst könnte der Einstieg für den ein oder anderen etwas langatmig sein. Zudem sollte man als Hörer nicht allzu zimperlich sein, denn die Leichen sind in keinem besonders guten Zustand und in der Regel zerstückelt und stark verwest.

Mit fortschreitender Handlung nimmt die Story jedoch an Fahrt auf und die Spannung nimmt deutlich zu. Vor allem Brennans Ermittlungen auf eigene Faust entwickeln sich oft sehr dramatisch und bringen die Hauptfigur immer mehr in Gefahr. Allerdings ist es an einigen Stellen etwas zu sehr eine „One-Woman-Show“, denn eigentlich löst die Anthropologin den Fall im Alleingang. Die Ermittler von der kanadischen Polizei kommen nicht besonders gut weg, lediglich Detective Ryan fällt von Zeit zu Zeit etwas positiver auf (und kommt der Forensikerin auch abseits des Berufes etwas näher). Auch die anderen Labormitarbeiter sind schon sehr nebensächlich und tauchen nur am Rande mal auf. Hier wäre etwas mehr Berücksichtigung der Nebenfiguren wünschenswert gewesen, vielleicht ist dies aber auch auf die Erzählperspektive des Romans zurückzuführen.

Zur Sprecherin:
Gelesen wird „Tote lügen nicht“ wie oben schon erwähnt von Ranja Bonalana, die auch die Synchronisierung der TV-Hauptrolle übernimmt. Man kennt sie zudem auch als deutsche Stimme von Julia Stiles, Renée Zellweger oder Rachel McAdams. Am Anfang des Hörbuches fand ich ihre Lesung etwas ungewohnt und hatte vor allem ständig Emily Deschanel vor Augen, obwohl sich die Romanfigur ja deutlich von der Fernseh-„Bones“ unterscheidet. Allerdings freundete ich mich sehr schnell mit der Stimme an und fand sie nach kurzer Zeit sogar richtig gut. Bonalana bringt vor allem Emotionen wie Angst oder Wut richtig gut rüber und hilft dem Hörer dadurch sehr, sich in die Rolle der Hauptfigur hineinzuversetzen. So rettet die Sprecherin auch über die ein oder andere Länge hinweg. Denn auch wenn die Geschichte nicht immer hochspannend ist, so habe ich Bonalana sehr gerne zugehört, sodass ich mich schon auf das nächste Hörbuch freue.

Mein Fazit:
„Tote lügen nicht“ ist ein gelungener Auftakt der Krimireihe um Dr. Temperance Brennan. Zwar ist der Einstieg eher etwas gemächlich, die Spannung nimmt danach jedoch konstant zu und sorgt für Unterhaltung auf hohem Niveau. Besonders gut gefällt mir das Setting in Montreal sowie die Authentizität der Ereignisse. Alle Schilderungen wirken absolut glaubhaft, zudem sind die forensischen Untersuchungen sehr interessant. Auch die Hauptfigur ist trotz der ein oder anderen Macke sehr sympathisch. Die Geschichte ist zwar nicht immer mitreißend und hochdramatisch, aber die sehr gute Sprecherin tröstet über die ein oder andere Länge hinweg. Man hätte die Handlung zwar auch zwei oder drei Stunden kürzer halten können, ich habe jedoch jederzeit gerne zugehört. „Tote lügen nicht“ ist vielleicht nicht für jeden Thriller-Fan das Richtige, Freunde der TV-Serie sowie Fans von eher wissenschaftlichen Krimis dürfen jedoch bedenkenlos zugreifen. Ich freue mich jedenfalls schon sehr auf die Fortsetzung „Knochenarbeit“…

Meine Wertung: 8/10

Informationen:
„Tote lügen nicht“ von Kathy Reichs hat eine Spieldauer von 17 Std. und 56 Min. und ist ungekürzt für 29,95 € bei audible.de erhältlich. Im Flexi-Abo kostet der Titel wie gewohnt nur 9,95 €. Weitere Informationen gibt es auf der Detail-Seite bei Audible.

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