Aquarius_Rezi

Jens Ahrens, Berufstaucher und ehemaliger Marine-Kampfschwimmer, ist gerade vor der Nordseeküste mit der Bergung von Kupferteilen aus einem alten Schiffswrack beschäftigt, als die vermeintliche Routineaktion plötzlich aus dem Ruder läuft: Die See wird innerhalb weniger Augenblicke schlagartig unruhig, der gesunkene Frachter droht zu kippen und Jens und sein Kollege können gerade noch rechtzeitig aus dem instabilen Laderaum entkommen – allerdings wird durch das bewegte Wrack eine alte Seemine aktiviert, deren Explosion Jens’ Kollegen und Freund das Leben kostet und ihm selbst das Bewusstsein raubt. Wie durch ein Wunder erwacht er wenig später am Strand, wo er jedoch vom Regen in die Traufe gerät: Eine Fremde schlägt Jens nieder und verschleppt ihn in ein düsteres Kellergewölbe, wo er sich schließlich inmitten zahlreicher arg mitgenommener Mitgefangener befindet. Zwar gelingt es Jens mit Mühe und Not die Flucht, doch er ahnt schnell dass irgendetwas in dieser so idyllischen Küstenregion nicht mit rechten Dingen zugeht – erst recht, als er wenig später von einigen seltsamen Todesfällen erfährt…

Ein idyllisches Nordseestädchen als Schauplatz eines Mystery-Thrillers

Man könnte nun glauben dass durch diese kurze aber vollgepackte Inhaltsangabe bereits die Hälfte der Handlung von Thomas Finns neuem Thriller „Aquarius“ verraten worden wäre, allerdings spielen sich all diese Ereignisse gerade mal (abzüglich des Prologes) in den ersten beiden Kapiteln ab – über einen langsamen Einstieg in die Geschichte kann man sich also wahrlich nicht beschweren. Die Hauptfigur, der Berufstaucher Jens Ahrens, ist dabei wirklich nur zu bemitleiden, schließlich kommt dieser innerhalb dieser wenigen Seiten gleich zweimal nur knapp mit dem Leben davon und muss nicht nur eine spektakuläre Schiffsexplosion und einen Horrortrip im Folterkeller, sondern auch den Tod seines langjährigen Freundes und Kollegen verdauen. Da erscheint der anschließende Aufenthalt im wohlhabenden Küstenort Egirsholm bestens geeignet, um sich von diesen dramatischen Ereignissen zu erholen, doch auch dort kommt Jens nicht wirklich zur Ruhe. Egirsholm war kürzlich nämlich Schauplatz mehrerer bizarrer Todesfälle, in denen die Opfer auf kuriose Weise ertrunken sind, z.B. mitten in einer Telefonzelle oder in ihren eigenen Häusern. Über den Realitätsgrad dieser Fälle an sich und die anfangs extrem hohe Frequenz der Merkwürdigkeiten lässt sich zwar streiten, Thomas Finn ist aber ohne jede Frage ein packender Einstieg in seinen Thriller gelungen, der mit gerade diesen seltsamen Ereignissen eben auch schnell die Neugier seiner Leser weckt.

Wenig Realismus, hoher Unterhaltungsfaktor

Eines muss man aber bereits vorweg festhalten und ein wenig auch als Warnung voranstellen: „Aquarius“ ist trotz des maritimen Schauplatzes und der gewichtigen Rolle des Wassers keinesfalls ein Umwelt-Thriller im Stil von Frank Schätzings „Der Schwarm“ oder vergleichbaren Werken, sondern stellt Unterhaltung ganz klar vor Realismus. Während die erste Hälfte mit seinen mysteriösen Geschehnissen und der sehr gelungenen und in manchen Szenen sogar angenehm unheimlichen Atmosphäre ein wenig den Mystery-Einschlag eines „Geisterfjord“ aufweist, entwickelt sich der Roman anschließend in einen manchmal doch etwas bizarr anmutenden Horror-Thriller, dessen Logik man manchmal besser nicht allzu genau hinterfragen sollte. Gerade im wendungsreichen Schlussdrittel nimmt die Geschichte teilweise doch sehr abstruse Züge an und dürfte mit seinen Fantasy-Elementen letztlich wohl den ein oder anderen Leser etwas verschrecken – diese werden vom Klappentext zwar bereits angedeutet, trotzdem hätte sich mancher (wie ich) vielleicht lieber eine etwas realistischere Erklärung für die Ereignisse gewünscht.

Rasanter Mystery-Thriller mit etwas abstrusem Schlussteil

Das ändert aber nichts daran, dass „Aquarius“ letztlich durchgängig abwechslungsreich und spannend ist und neben den vielen Actionsequenzen auch mit einigen recht drastischen Momenten aufwarten kann. Thomas Finn ist es insgesamt gut gelungen, die Legenden und Mythen des Meeres in einem unterhaltsamen Spannungsroman zu verpacken, zumal sich das Buch dadurch auch von den üblichen Nord- und Ostseekrimis abhebt. Wer eine realistische und wissenschaftlich plausible Story sucht, wird mit diesem Meeres-Thriller zwar kaum glücklich werden, wer sich aber einen Preston/Child-Roman mit Nordseesetting vorstellen kann, kommt hier sicherlich auf seine Kosten.

Aquarius
  • Autor:
  • Umfang: 416 Seiten
  • Verlag: Piper Verlag
  • Erscheinungsdatum: 13. Oktober 2014
  • Preis Broschiert 16,99 €/eBook 12,99 €
Cover:
Charaktere:
Story:
Atmosphäre:
Gesamt:
7/10
Fazit:
Spannender Mystery-Thriller, der gerade in der ersten Hälfte mit rätselhafter Story und düsterer Atmosphäre punkten kann, zum Ende hin aber etwas arg ins Abstruse abdriftet.

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2 Antworten zu diesem Beitrag

  • Aquarius von Thomas Finn war für mich ein Buch von dem ich mir gern noch ein weiteres wünschen würde.
    es ist natürlich richtig das es ziemlich stark ins absurde abschweift aber Thomas Finn ist es gelungen einem damit zu denken zu geben ,was so alles vielleicht im verborgenen auf unserer Welt passiert.
    denn gerade die Wissenschaft ist ein Gebiet welches bekannterweise streng bemüht ist seine bahnbrechenden Entwicklungen und Entdeckungen möglichst lange geheim zu halten.
    wer also gern in unvorstellbare Geheimnisse und unfassbares eintaucht,ist bei Aquarius an das richtige Buch geraten.

    • Ich habe schon seit längerem schon „Weißer Schrecken“ und „Dark Wood“ vom gleichen Autor auf dem Wunschzettel, ich hoffe beide sind ähnlich spannend wie „Aquarius“.

      Ich mag es im Übrigens auch, wenn wissenschaftliche Fakten mit ein wenig Mystik kombiniert werden und da bieten sich die Ozeane mit den vielen unerforschten Geheimnissen ja förmlich an, siehe z.B. auch Schätzings „Der Schwarm“ 🙂