Beitragsgrafik für den Science-Fiction-Thriller Die invasive Art von Manuel Schmitt. Links ist das Buchcover zu sehen, das eine leuchtende Qualle vor einem dunklen, blasenartigen Hintergrund zeigt. Der Titel „DIE INVASIVE ART“ ist in großen, neonartigen Buchstaben mittig auf dem Cover platziert. Rechts daneben auf violett-blauem Hintergrund steht in großen weißen Lettern erneut der Titel „DIE INVASIVE ART“, darüber in hellerem Violett der Name des Autors „MANUEL SCHMITT“. Unten rechts steht „KNAUR | 2024“. Im Hintergrund sind schemenhafte Quallen zu erkennen, die sich harmonisch in das Farbschema einfügen.

In seinem Science-Fiction-Thriller „Die invasive Art“ entwirft Manuel Schmitt (in der Medien- und Gaming-Branche bekannt geworden als YouTuber „SgtRumpel“) ein düsteres Zukunftsszenario, in welchem die Ozeane kollabieren und die Menschheit vor einer ökologischen Katastrophe steht. Das Buch ist nach dem Videospiel-Roman „Godmode“ Schmitts zweites Werk und nimmt seine Leser:innenschaft diesmal mit in den Bereich der „Klimafiktion“. Die Handlung folgt drei unterschiedlichen Protagonist:innen – der philippinischen Geologin Mayari, der norwegischen Biologin Svea und dem amerikanischen Ingenieur Mat – bei ihrer Suche nach den Ursachen des Meeressterbens. Dabei stoßen sie an verschiedenen Orten der Welt auf Anomalien in den Weltmeeren. Eine zentrale Rolle scheint hier eine neue Quallenart zu spielen, deren Verhalten die Naturgesetze infrage stellt – und deren Ausbreitung womöglich das ohnehin schon höchst empfindliche Gleichgewicht im Meer bedroht.

Noch eine Dystopie – schon bald die düstere Zukunft?

Schmitts Erzählung spielt in einer nicht allzu fernen Zukunft, die durch den Klimawandel und Umweltzerstörung geprägt ist. Was den Roman in dieser Hinsicht besonders interessant macht, ist seine Nähe zu unserer Gegenwart. Der Klimawandel wird nicht bloß als Kulisse verwendet, sondern ist Kern des Problems – mit all seinen ökologischen, politischen und gesellschaftlichen Folgen. Schauplätze wie der pazifische Inselstaat Palau verleihen der Geschichte dabei einerseits eine aufregende Exotik, aber auch ein Bewusstsein für globale Zusammenhänge und die erschreckende Dimension der Umweltkrise. Die wissenschaftlichen Details und die Darstellung der ökologischen Probleme wirken gut recherchiert und verleihen der Geschichte einen glaubwürdigen Rahmen. Besonders eindringlich gelingt dem Autor zum Beispiel die Beschreibung eines Tsunamis – eine Szene, die durch ihre Dramatik und Intensität beeindruckt und die zerstörerische Kraft des Naturschauspiels in fast schon filmischer Anschaulichkeit erzählt.

Interessante Thematik, aber gewöhnungsbedürftige Struktur

Der Roman ist in drei Teile gegliedert, die jeweils vorrangig aus der Perspektive eines der Hauptcharaktere erzählt werden. Diese klare Trennung ermöglicht unterschiedliche Blickwinkel auf die Ereignisse und bietet verschiedene Schauplätze, führt jedoch auch dazu, dass der rote Faden der Geschichte nicht immer ersichtlich ist und ein echter erzählerischer Bogen zwischen den Abschnitten fehlt. So fühlt sich das Ganze mitunter eher wie drei lose verbundene Kurzromane an, die in einem gemeinsamen Universum spielen. Dabei gelingt es Schmitt zwar, immer wieder vereinzelte Spannungsmomente zu erzeugen, die übergreifende Geschichte bleibt jedoch häufig unklar.

Charaktere mit Potenzial, aber begrenzter Tiefe

Die drei Protagonisten Mayari, Svea und Mat sind zwar durchaus sympathisch und ihre Motivation – die Rettung der Ozeane und damit der Menschheit – ist leicht nachvollziehbar. Allerdings bleiben sie in ihrer Entwicklung eher oberflächlich und die emotionale Tiefe und Komplexität, die notwendig wären, um eine tiefere Verbindung zu den Lesenden herzustellen, fehlen. Weder die Biografien noch die inneren Konflikte der Figuren werden wirklich tief ausgelotet, was das Mitfiebern manchmal ein wenig erschwert.

Eine Auflösung, die einige Fragen offen lässt

Zudem dürfte das Ende des Romans für gemischte Reaktionen sorgen. Die Auflösung ist zwar durchaus originell und hebt sich von klassischen Ökothrillern ab – sie erinnert in ihrer Entwicklung aber auch unweigerlich an Frank Schätzings „Der Schwarm“. Wer den Schluss dieses Bestsellers bereits als unbefriedigend und zu realitätsfern empfunden hat, wird auch hier vermutlich ernüchtert zurückbleiben. Darüber hinaus wirkt die Auflösung auch nicht vollständig ausgearbeitet und lässt einige Fragen unbeantwortet. In diesem Punkt hätte sich der Autor gerne noch etwas mehr Zeit nehmen dürfen.

Originelle Idee mit ausbaufähiger Ausführung

Insgesamt ist „Die invasive Art“ dennoch ein unterhaltsamer und thematisch ansprechender Thriller, der seine Stärken vor allem in Atmosphäre, Schauplatzwahl und dem realistischen Zukunftsbild ausspielt. Wer ein Faible für ökologische Science Fiction, globale Krisenszenarien und Meeresbiologie hat, könnte hier auf seine Kosten kommen und im besten Fall auch zum Nachdenken angeregt werden. Die interessanten Ideen täuschen aber nicht über strukturelle Schwächen und eine gewisse Oberflächlichkeit hinweg, die auch die Ausarbeitung der Hauptfiguren betrifft. Wer auf der Suche nach „Climate Fiction“ ist und sich von der Grundidee des Romans angesprochen fühlt, wird hier alles in allem aber dennoch solide unterhalten.

Die invasive Art – Manuel Schmitt
  • Autor:
  • Umfang: 304 Seiten
  • Verlag: Knaur
  • Erscheinungsdatum: 1. Juli 2024
  • Preis Broschiert 16,99 €/eBook 14,99 €
Cover:
Charaktere:
Story:
Atmosphäre:
Gesamt:
6/10
Fazit:
Interessante und ideenreiche Öko-Dystopie mit erzählerischen Schwächen und eher oberflächlicher Umsetzung.

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