Tags: Amaia Salazar, btb, FBI, Hurrikan, New Orleans, Serienmörder, USA
Genre: Thriller
Im August 2005 kommt es in den USA zu einer der schlimmsten Naturkatastrophen in der Geschichte des Landes: Der Hurrikan “Katrina” fegt tagelang durch den Südosten der Vereinigten Staaten und hinterlässt insbesondere im Großraum New Orleans eine Schneise der Zerstörung, der insgesamt knapp 2000 Menschen zum Opfer fallen.
Vorgeschichte mit der Heldin der erfolgreichen Baztán-Trilogie
Eben jene schicksalhaften Tage bilden den Rahmen für den Thriller “Todesspiel: Die Nordseite des Herzens” der Spanierin Dolores Redondo. Diese ist über die Grenzen ihres Heimatlandes vor allem für ihre Baztán-Trilogie rund um die Ermittlerin Amaia Salazar bekannt, die auch bereits erfolgreich verfilmt wurde. Eben jene Amaia Salazar ist nun auch die Protagonistin dieses Romans, allerdings spielt “Todesspiel” zeitlich vor der Trilogie und präsentiert Redondos Leser:innen eine junge Polizistin, die zum Zeitpunkt der Geschichte gerade eine Fortbildung an der FBI-Akademie in Quantico absolviert. Dort sticht die Subinspectora mit ihrer Auffassungs- und Kombinationsgabe hervor und wird aufgrund ihrer präzisen Theorien zu einem thematisierten Fall zur tatsächlichen Ermittungseinheit unter der Leitung des berüchtigten Special Agent Dupree hinzugezogen. Diese befasst sich gerade mit einer rätselhaften Reihe von Mordfällen, in der ein Serienkiller Jagd auf von Wirbelstürmen heimgesuchte Familien macht und diese in den Ruinen ihrer Häuser auf geradezu rituelle Weise hinrichtet – und vieles deutet darauf hin, dass diese Todesserie im herannahenden Hurrikan “Katrina” ihren grausamen Höhepunkt finden sollen…
Eine Mordserie im Schatten des Hurrikan “Katrina”
Mit dem von der unvorstellbaren Naturkatastrophe gebeutelten New Orleans hat Dolores Redondo natürlich einen denkwürdigen Schauplatz für ihre Geschichte gewählt, der in “Todesspiel” dann auch sozusagen die Rolle einer weiteren Hauptfigur einnimmt. Dabei kann nochmal unterschieden werden zwischen der Zeit vor und nach dem Eintreffen von “Katrina”, wobei die Autorin beide Phasen beeindruckend schildert und zunächst eine beängstigende Drohkulisse erzeugt, wobei ihr Publikum im Gegensatz zu ihren Charakteren aus der tragischen Realität bereits weiß, mit welcher gnadenlosen Gewalt der Hurrikan zuschlagen wird. Doch auch die Schilderungen aus dem bereits verwüsteten und überschwemmten New Orleans erschaffen ein beklemmendes und erschütterndes Setting, das man sich gerade mit den damaligen realen Bildern im Kopf nur allzu gut vorstellen kann. Und so makaber dies angesichts der verheerenden Folgen des Sturms klingen mag: für einen düsteren Thriller ist dieses geradezu apokalyptisch wirkende Szenario natürlich ein absoluter Volltreffer, den Redondo noch zusätzlich ausschmückt, indem sie für die Region typische kulturelle Besonderheiten und Mythen wie die Voodoo-Religion ebenfalls in die Handlung integriert.
Etwas zu viele Reisen in die Vergangenheit der Protagonistin
Was hingegen nicht ganz so gelungen ist, sind die zahlreichen Rückblenden in die Vergangenheit der Protagonistin, in der Amaia Salazar als junges Mädchen ein traumatisches Erlebnis überstehen musste, welches sich immer noch in ihrem Kopf festgesetzt hat und sich in ihren Handlungen widerspiegelt. Das ist zwar grundsätzlich eine interessante Facette und macht die Figur komplexer, allerdings nehmen diese Episoden viel zu viel Raum ein und ermüden nach einer Weile durch die etwas aufgezwungen wirkendende Geheimniskrämerei bezüglich der zu dieser Zeit passierten Geschehnisse.
Spannende Ermittlungsarbeit mit unnötigen Ablenkungen
Generell bekommt man manchmal den Eindruck, dass die Autorin hier etwas zu viel gewollt hat, denn ungefähr in der Mitte des immerhin gut 600 Seiten starken Buches springt Redondo plötzlich auch noch zu einem weiteren Fall, der sich regelrecht in die Handlung drängt und eine weitere – inhaltlich nicht immer überzeugende – Unterbrechung für die eigentlich ausreichend spannende Hauptermittlung bedeutet. Ähnlich wie bei den erwähnten Rückblenden wirkt die Story auch durch diese Passagen künstlich aufgebläht, was zwar keine Langeweile verursacht, aber dem Rest der Geschichte irgendwie im Wege steht.
Ein mitreißender Thriller, der atmosphärisch herausragt
Nichtsdestotrotz ist “Todesspiel” ein im wahrsten Sinne des Wortes gewaltiger Thriller, der nicht nur aufgrund des beeindruckenden Settings einen bleibenden Eindruck hinterlässt. Die Hauptfigur ist interessant, sympathisch und vielschichtig, der Serienmörder-Fall originell und packend und die bedrohliche Atmosphäre fesselt nahezu ab der ersten Seite und lässt einen bis zum Ende der Geschichte kaum noch los. Lediglich die vielen Nebenkriegsschauplätze stören etwas zu oft den Erzählfluss und verhindern eine noch höhere Wertung – hier hätten womöglich 100 Seiten weniger dem Buch insgesamt gutgetan.
Cover: | |
Charaktere: | |
Story: | |
Atmosphäre: |
8/10