Tags: Amisch, Amish People, Argon Verlag, Kate Burkholder, Painters Mill, Tanja Geke, vermisst
Genre: Krimi, Thriller
Nach den schrecklichen Ereignissen der letzten Jahre scheint Ruhe eingekehrt in das kleine Städtchen Painters Mill in Ohio und für Polizeichefin Kate Burkholder besteht der Arbeitsalltag wieder vorrangig aus kleineren Delikten und Streitereien zwischen rebellischen Teenagern. Das ändert sich aber, als sie von ihrem Lebensgefährten John Tomasetti um Hilfe in einem verzwickten Fall gebeten wird: Innerhalb von nur wenigen Wochen sind im Zuständigkeitsbereich des Ermittlers drei junge Mädchen verschwunden. Wirkliche Anzeichen für ein Verbrechen gibt es zwar in keinem der Vermisstenfälle, allerdings haben alle drei Teenager eine auffällige Gemeinsamkeit: Alle Mädchen gehörten zur Glaubensgemeinschaft der Amish, die sehr konservativ und weitestgehend unabhängig vom Rest der Gesellschaft in ihren kleinen Gemeinden leben. Kate Burkholder soll mit ihrem Hintergrund als ehemalige Angehörige der Amish nun als Beraterin des Bureau of Criminal Investigation agieren und feststellen, ob die Mädchen ihre Familien freiwillig verlassen haben – oder ob sie vielleicht doch einem Verbrechen zum Opfer gefallen sind…
Kate Burkholders vierter Fall im Umfeld der Amish
„Tödliche Wut“ ist der vierte Kriminalroman von Linda Castillo um die Polizeichefin Kate Burkholder und überrascht nach drei im kleinen (fiktiven) Ort Painters Mill angesiedelten Romanen mit einer kleinen Neuerung: Zum ersten Mal ermittelt Kate außerhalb ihres eigenen Reviers und wird als Beraterin einer Bundesbehörde engagiert. Die Grundthematik bleibt aber nach wie vor die gleiche, denn auch im vierten Auftritt präsentiert Castillo ihrer Leserschaft wieder einen Fall, der in erster Linie im Milieu der Amish spielt. Das wirft zwar schon langsam die Frage auf, ob sich im Berufsalltag der jungen Polizeichefin ausschließlich Verbrechen mit Amish-Beteiligung ereignen, allerdings scheint sich Castillo in diesem Umfeld spürbar wohl zu fühlen und dieser Hintergrund ist inzwischen auch eindeutig zum Markenzeichen der Reihe geworden. Etwas schade ist es zwar schon, dass der Autorin offenbar ein wenig der Mut zu neuen Ansätzen oder vielleicht sogar einfach nur die nötige Kreativität für neue Ideen fehlt, aber mit dem Wechsel des Schauplatzes und der Verlagerung der Ermittlungen in Tomasettis Revier gibt es immerhin eine kleine Abwechslung zu den drei Vorgängern.
Alles wie immer bei Linda Castillo…
Für Kenner der Reihe bedeutet das Setting natürlich wieder die unvermeidbaren Wiederholungen: Zum vierten Mal wird das Leben der Amish beschrieben und erklärt und manche Erläuterungen wie z.B. die der „Rumspringa“-Phase im Leben der amischen Jugendlichen zur Findung der eigenen Identität und des eigenen Glaubens kann man wohl inzwischen schon im Schlaf mitbeten. Und im Prinzip läuft auch die Geschichte so ab wie in den drei Romanen zuvor: Wie immer müssen die Ermittler sich behutsam das Vertrauen der Amish erarbeiten, was die Nachforschungen und Zeugenbefragungen erneut ziemlich mühsam macht – hier kommen Kate Burkholder wie gewohnt ihre eigenen Erfahrungen zugute, sodass sie die Sorgen und Ängste ihrer ehemaligen Glaubensschwestern und -brüder leichter nachvollziehen kann. Während die bisherigen Fälle der Ermittlerin meist schon früh mit grausigen Verbrechen schockierten, ist „Tödliche Wut“ in dieser Hinsicht zunächst deutlich gemäßigter: Es gibt keine eindeutigen Opfer, keine Tatorte und auch kaum Hinweise darauf, ob es sich bei den Vermisstenfällen um Verbrechensopfer oder nur um rebellische Ausreißerinnen handelt.
Trotz Wiederholungen und mangelnder Originalität ein weiterer spannender Castillo-Thriller
Dennoch ist auch Linda Castillos vierter Amish-Thriller wieder ein gutes Buch, das trotz des nicht immer nervenzerfetzend hohen Spannungsniveaus durchgängig fesselt und bei der auch die unvermeidlichen Wiederholungen im Vergleich zu den Vorgängern überraschend wenig ins Gewicht fallen. Zudem ist in diesem Band auch die Beziehung zwischen Kate Burkholder und ihrem Partner Tomasetti erfrischend unkitschig und wird trotz willkommener Weiterentwicklung nie störend in den Vordergrund gedrängt. Überdies kann Castillo auch mit einem durchaus überraschenden Ende aufwarten, welches das letztlich doch sehr spannende Schlussdrittel zu einem guten Abschluss bringt. Und auch wenn man der Autorin vorwerfen kann, dass sie im Grunde immer wieder die gleiche Geschichte erzählt: Linda Castillo erlaubt sich dabei aber auch kaum wirkliche Schwächen, sodass jedes Buch für sich wirklich ein guter Roman ist – man sollte zwischen den einzelnen Bänden nur besser immer eine kleine Pause einlegen, sonst kommt einem das Amish-Setting vermutlich irgendwann zum Hals raus. Ein großes Lob gibt es auch wieder für Hörbuch-Sprecherin Tanja Geke, der die Figur der Kate Burkholder wirklich auf den Leib geschrieben zu sein scheint und welche die Rolle ein weiteres Mal auf beeindruckende Weise mit Leben füllt.
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Story: | |
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8/10