Tags: Aliens, Ready Player One, Verschwörung, Videospiele, Weltraum
Genre: Science Fiction
Als Zack Lightman wie so oft während seiner Schulstunden verträumt aus dem Fenster starrt und sich wünscht, dass sein Leben doch auch einmal so aufregend wäre wie die Abenteuer, die er in fast jeder Stunde seiner Freizeit in seinem Lieblings-Computerspiel erlebt, passiert genau das: Eine fliegende Untertasse erscheint am Himmel und schwebt über die Bäume direkt vor seiner Nase hinweg. Zack traut seinen Augen kaum, denn das unbekannte Flugobjekt sieht auch noch genauso aus wie die feindlichen Raumschiffe aus „Armada“, eben jeder Online-Simulation, die er fast bis zur Perfektion beherrscht und bei der er sich bis zu einem der besten Spieler der Welt hochgearbeitet hat. Nur einen Bruchteil später ist das UFO aber auch schon wieder verschwunden und da kein anderer in seiner Klasse die Erscheinung gesehen hat, beginnt Zack an seinem Verstand zu zweifeln und fürchtet, dass er auf dem besten Weg ist, genauso verrückt zu werden wie sein verstorbener Vater, der bis zu seinem frühen Tod fest davon überzeugt war, dass hinter den Videospiel- und Science-Fiction-Klassikern der vergangenen Jahrzehnte eine gewaltige Regierungsverschwörung steckt. Während Zack noch dabei ist, aufgrund seiner vermeintlichen Halluzinationen nicht in Panik zu verfallen, muss er plötzlich am eigenen Leib feststellen, dass an den Spinnereien seines Vaters vielleicht doch ein bisschen Wahrheit dran war…
Wird Ernest Clines zweiter Roman den nach „Ready Player One“ riesigen Erwartungen gerecht?
Der Autor, Drehbuchschreiber und Vollzeit-Geek Ernest Cline hat zwar gerade erst mal einen einzigen Roman veröffentlicht, trotzdem ist es ihm bereits gelungen, einen wahnsinnigen Hype um seine Person auszulösen: So wurde das 2011 erschienene „Ready Player One“, originelles Virtual-Reality-Abenteuer und liebevolle Hommage and die Nerdkultur der 1970er und 1980er Jahre zugleich, nicht nur zum Mega-Bestseller, sondern wird derzeit auch von niemand geringerem als Regie-Legende Steven Spielberg verfilmt – viel mehr kann man als bis dato eher unbekannter Schreiberling mit seinem Debütroman wohl kaum erreichen. Da ist es keine Überraschung, dass Leser und Geeks weltweit seit Jahren auf das neue Werk Ernest Clines hinfieberten, das nun ENDLICH seinen Weg in die Buchläden gefunden hat und von dem nichts weniger als ein genauso grandioser Roman wie RPO erwartet wird. Auch bei mir hat sich über die vielen Monate des Wartens eine fast schon unerfüllbar scheinende Erwartungshaltung aufgebaut, die bei mir dann doch zu ein wenig Nervosität geführt hat, als ich das Buch schließlich in den Händen hielt. Um gleich zu Beginn aber mal für Entwarnung zu sorgen: Ernest Clines zweiter Roman „Armada“ hat meine Erwartungen nicht enttäuscht – im Gegenteil.
Wenn die Alien-Invasion des Lieblings-Videospiels plötzlich zur Realität wird
Zunächst einmal hat es den Anschein, als würde Cline keine Zeit verschwenden wollen, denn bereits im ersten (!) Satz erblickt sein Protagonist, der 18-jährige Schüler und Hardcore-Gamer Zack Lightman das UFO, das ihn aus der Eintönigkeit seines unspektakulären Alltags in Beaverton, Oregon, reißen und genau das bringen wird, das er sich während seiner unzähligen Stunden vor der Spielkonsole immer gewünscht hat: Abenteuer und einer höheren Bestimmung in seinem Leben. Bis es aber so weit ist, vergehen dann aber doch zunächst einmal noch gut 100 Seiten, denn so plötzlich das Raumschiff am Himmel über seiner Schule aufgetaucht ist, so schnell ist es auch schon wieder verschwunden und lässt einen verwirrten Zack zurück, der ernsthaft an seinem Verstand und Wahrnehmungsvermögen zweifelt. Dem Leser gibt diese Phase der Unsicherheit die Chance, in das Leben und das Umfeld der Hauptfigur einzutauchen und sich mit dem sympathischen, aber leicht verträumten Zack anzufreunden. Das aber sollte trotz leichtem Aggressionsproblem nicht allzu schwer fallen, denn für seine kleine Macken hat der Schüler schließlich eine gute Entschuldigung, schließlich ist sein etwas durchgeknallter Vater schon in jungen Jahren bei einem wenig schmeichelhaften Unfall ums Leben gekommen und hat Zack und seine Mutter schon früh vor schwere Herausforderungen gestellt, welche die beiden aber nur noch mehr zusammengeschweißt haben.
Nicht ganz so Gamer-orientiert, dafür mit vielen Anspielungen auf zahlreiche SciFi-Klassiker
Gerade wenn man sich dann vorsichtig zu fragen beginnt, wann die zwar charmante, aber nach der frühen UFO-Sichtung dann doch etwas ereignisarme Geschichte denn mal langsam an Fahrt aufnimmt, reisst Ernest Cline seinen Protagonisten und seine Leser mit einem Ruck aus dem Gamer-Alltag hinaus und mitten hinein ins Abenteuer – und der Wahnsinn beginnt. Über den Kern der Geschichte will ich an dieser Stelle eigentlich auch gar nicht mehr verraten um das Lesevergnügen nicht zu trüben, nur so viel sei gesagt: Wem „Ready Player One“ zu Gamer-orientiert war und wer sich beim Lesen häufiger ein wenig geärgert hat, dass er nur einen Bruchteil der Videospiel-Referenzen aufschnappen konnte, der dürfte mit „Armada“ schon deutlich eher auf seine Kosten kommen. Zum einen sind die vielen Popkultur-Anspielungen hier nicht nur moderner (was schon bei einem sehr amüsanten „Thor vs. Herr der Ringe“-Battle über den Coolness-Faktor der jeweiligen Waffen beginnt – inklusive herrlichem Seitenhieb auf den Fake-Akzent von Thor-Darsteller Chris Hemsworth), sondern auch nicht so Videospiel-fokussiert wie in RPO. Wirklich Zocker-lastig ist eigentlich gerade mal das erste Drittel des Buches, ansonsten kommt man jedoch sehr gut durch die Geschichte, wenn man in den vergangenen drei Jahrzehnten mal ab und zu den ein oder anderen Science-Fiction-Klassiker (von „Star Wars“ über „Deep Impact“ bis „Contact“) gesehen hat. Ein wenig schade ist jedoch, dass Ernest Cline die meisten seiner Referenzen zu sehr erklärt und diese zudem meist ohnehin sehr offensichtlich sind – das ist zwar durchaus einsteigerfreundlich, wer wie Cline aber eine derart nerdige Fangemeinde hat, hätte seinen Lesern auch durchaus etwas mehr Vertrauen in Bezug auf das Erkennen von Zitaten und Ähnlichem entgegenbringen können.
Ein wildes, spannendes und einfach sehr cooles Alien-Abenteuer mit dem gewissen Nerdfaktor
Zudem ist die Story selbst vielleicht nicht ganz so originell wie in RPO, mich persönlich hat sie aber dennoch deutlich mehr angesprochen. Ich liebe Verschwörungsgeschichten, Alien-Invasionen, Weltraum-Abenteuer und SciFi-Filme und genau das alles bekommt man hier in geballter Form geboten. Nach der etwas gemächlichen Anfangsphase ist die Geschichte anschließend durchweg temporeich, hat spannende Wendungen und bei all dem nerdigen Space-Spaß auch durchaus den ein oder anderen emotionalen Moment, sodass „Armada“ insgesamt zu einer sehr ausgewogenen und runden Angelegenheit wird, die wirklich genau meinen Geschmack getroffen hat. Wer „Ready Player One“ in erster Linie wegen seiner unzähligen Videospiel-Referenzen geliebt hat könnte von Ernest Clines zweitem Roman vielleicht ein klein wenig enttäuscht sein, weil es alles in allem wohl doch etwas mainstreamiger ausgefallen und nicht ganz so speziell ist, mir haben diese 349 Seiten aber einfach verdammt viel Spaß gemacht und ich bin unglaublich erleichtert, dass meine ungemein hohen Erwartungen nicht enttäuscht wurden. Noch ein kleiner Tip zum Abschluss: Mit der in der Geschichte mehrfach erwähnten und hinten im Buch abgedruckten „Raid the Arcade“-Playlist auf den Ohren macht das coole Space-Abenteuer nochmal ein bisschen mehr Spaß, denn alte Queen-, AC/DC- oder Scorpions-Klassiker wie „Another One Bites The Dust“, „T.N.T.“ oder „Rock You Like A Hurricane“ versetzen einen beim Lesen einfach in die perfekte Stimmung, um den Aliens mal so richtig in den Arsch zu treten.
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9/10
Kann dir da nur zustimmen, auch wenn mir RPO doch noch einen Ticken besser gefallen hat.
Der einzige Punkt der mich an Armada gestört hat, war einfach, dass Zack so ein krasser Gary Stu ist. Ich meine, das war schon alles etwas übertrieben wie gut er als Gamer ist und dann noch der tolle Job, die Mutter auch total unterstützend und cool und die Freunde auch und die Sache mit dem Vater na ja xD
Vielleicht bin ich da aber auch nur etwas überkritisch 😀
Das mit dem Vater war aber auch SO vorhersehbar 😀
Mir persönlich hat es einfach besser gefallen als Armada weil mich das Alien-Thema einfach mehr anspricht als die Hardcore-Zockerei aus RPO, da hatte mich nämlich schon teilweise etwas gestört dass ich so viele Anspielungen nicht verstanden habe…^^