Tags: Bastei Lübbe, Computer, Cyber-Kriminalität, Hacker, Internet, Sicherheit, Technik
Genre: Thriller
Es ist eine Nachricht, welche die Wirtschaftsbranche in hellen Aufruhr versetzt: Anthony Prince, Firmenchef des großen und weltweit operierenden Software-Unternehmens PrinceSec, kommt bei einem Flugzeugabsturz mit seinem Privatjet ums Leben, als er die Maschine aus zunächst unerfindlichen Gründen an der Küste von Dover gegen eine Felswand steuert. Die Sicherheitsabteilung von PrinceSec findet aber schnell heraus, dass es kurz vor dem Absturz einen nicht autorisierten Zugriff auf die Datenbanken der Firma gab – für PrinceSec eine Katastrophe, denn damit sind plötzlich zahlreiche Großunternehmen in der ganzen Welt potenziellen Hacker-Angriffen schutzlos ausgeliefert. Um größeren Schaden zu verhindern und die Sicherheitslücke zu schließen, soll PrinceSecs Sicherheitsexpertin Rebecca MacDonald mit der National Cyber Crime Unit, einer auf Computerkriminalität spezialisierte Einheit der britischen Polizei, zusammenarbeiten – doch sie ahnt nicht, dass ausgerechnet dort überhaupt erst die Ursache für diese verheerende Katastrophe zu finden ist…
Ein Kämpfer gegen Computerkriminalität mit brisantem Doppelleben
Fast täglich hört und liest man von den Gefahren des Internets, von Sicherheitslücken im Umgang mit Computern und Mobiltelefonen oder den empörten Aufschreien besorgter Datenschützer, die zusammen genommen den Eindruck erwecken, das Internet sei ein böser Ort und hinter jedem falschen Mausklick könnte die Ausspionierung sämtlicher Geheimnisse oder sogar noch Schlimmeres lauern. Diese allgemeine Verunsicherung haben in den letzten Jahren auch einige Autoren – vorzugsweise im Thriller-Genre – zum Anlass genommen, einen auf dieser brisanten Thematik basierenden Roman zu schreiben — so geschehen zuletzt zum Beispiel bei Marc Elsbergs „Zero“ oder Andreas Winkelmanns „Deathbook“. Auch in M. Sean Colemans Thriller „Netwars: Der Code“ dreht sich (wie der Titel schon vermuten lässt) in erster Linie alles um Cyberkriminalität und illegale Hacker-Aktivitäten – allerdings mit einem recht originellen Kniff, der den männlichen Protagonisten der Geschichte betrifft: Tagsüber ist Scott Mitchell nämlich Berater und Computerexperte bei der Londoner NCCA, der National Cyber Crime Unit, nach Feierabend macht Scott jedoch als Hacker „Strider“ auf eigene Faust das Internet unsicher und jagt böse Buben, die gegen seinen eigenen Codex verstoßen haben – quasi die Nerd-Variante von Jeff Lindsays Serienkiller Dexter Morgan.
Ein verwirrendes Katz-und-Maus-Spiel mit doppeltem Boden
Einer von Scotts Opfern ist eben auch Anthony Prince, Chef des eigenen Sicherheitsunternehmens, der aber im Rahmen einer Erpressung klammheimlich Firmengeheimnisse verkauft hat, um seinen Hang zur Kinderpornografie geheimhalten zu können – für den NCCA-Berater ein klarer Verstoß gegen die Regeln, der die Manipulation von Princes Cessna rechtfertigt und so den aufsehenerregenden Flugzeugabsturz zur Folge hat, welcher zugleich der Auslöser der turbulenten Ereignisse in „Netwars“ ist. Plötzlich hat Scott Mitchell nämlich nicht nur die Sicherheitsexpertin der Firma des Opfers an der Backe, sondern muss auch die Ermittlungen seines eigenen Arbeitgebers so steuern, dass er selbst keine Aufmerksamkeit erregt… Eine ganz schön komplizierte Situation also und da wundert es auch nicht, dass der Einstieg in die Geschichte zunächst ein bisschen verwirrend ist und es ein paar Seiten dauert, bis man die verschiedenen Parteien und ihre teilweise geheimen Identitäten auseinanderhalten kann, denn Hauptfigur Scott/Strider ist in „Netwars“ nun wahrlich nicht der einzige Charakter mit verborgenem Doppelleben.
Kurzweiliger und spannender Cyber-Thriller mit kleinen Schwächen
Zudem gibt es bei M. Sean Coleman’s Werk noch eine kleine Besonderheit: „Netwars“ erschien ursprünglich als sechsteiliger Episodenroman, bevor die einzelnen Teile zu diesem Sammelband zusammengefasst wurden. Das hat zum einen den Vorteil, dass jeder Abschnitt ordentlich Action bietet und jede Episode für sich genommen über ihren eigenen Spannungsbogen verfügt, man muss aufgrund dieser Erzählweise aber auch des öfteren kleine Wiederholungen in Kauf nehmen, da Coleman zu Beginn jeder Episode die bisherigen Ereignisse kurz zusammenfasst und längst bekannte Dinge wie gewisse Abkürzungen oder Codenamen für den speziellen Arbeitsraum der NCCU erklärt – hier hätte man für den Sammelband die einzelnen Übergänge vielleicht nochmal etwas überarbeiten und flüssiger gestalten können. Zudem ist die technische Seite dieses Thrillers insgesamt eher oberflächlich gehalten und geht bei den Hacks kaum näher ins Detail. Das ist zum einen zwar einsteigerfreundlich, von einem Cyber-Thriller hätte ich mir in dieser Hinsicht aber ehrlich gesagt ein wenig mehr Tiefgang erhofft. „Netwars“ ist ganz eindeutig vorrangig auf kurzweilige Spannung ausgelegt und erfüllt diesen Anspruch auch auf sehr solide Art und Weise, denn gerade in den letzten beiden Episoden ist das Katz-und-Maus-Spiel an diversen Fronten ziemlich mitreißend und abwechslungsreich. Ich habe mich jedenfalls fast durchweg gut unterhalten gefühlt und blicke der zweiten „Netwars“-Staffel mit freudiger Erwartung entgegen.
Cover: | |
Charaktere: | |
Story: | |
Atmosphäre: |
7/10