Pop goes the Weasel_Rezi

Ein grausamer Leichenfund schockiert die Einwohner Southamptons: In einem der zwielichtigeren Viertel der Stadt wurde in einem leerstehenden Haus die übel zugerichtete Leiche eines Mannes entdeckt. Dem Opfer wurde die Brust aufgeschnitten und das Herz entfernt. Als wenig später das fehlende Organ als Paket verpackt bei seiner Familie eintrifft, ist die Identität des Toten geklärt: Es handelt sich um Alan Matthews, Vater von zwei Kindern und ein angesehenes Mitglied der Gesellschaft, das sich auch in der Gemeindearbeit sehr engagierte. Der Fundort der Leiche und die Spuren am Tatort deuten aber eindeutig darauf hin, dass Matthews unmittelbar vor seinem Tod Umgang mit einer Prostituierten hatte, eine Tatsache, die von seiner fassungslosen Ehefrau vehement bestritten wird. Detective Inspector Helen Grace lässt sich davon aber nicht beirren, sondern vermutet ein geheimes Doppelleben des Familienvaters, das diesem schließlich zum Verhängnis wurde. Als sich wenig später ein ähnlicher Mord ereignet, spricht immer mehr für einen wahnsinnigen Serientäter, dessen Opfer einem klaren Profil entsprechen…

Der zweite Einsatz für Detective Inspector Helen Grace

Nachdem der erste Auftritt von M.J. Arlidges Ermittlerfigur Helen Grace im Reihenauftakt „Eeny Meeny“ dramatisch endete, sind die Folgen dieses Fall auch zu Beginn des zweiten Bandes „Pop Goes the Weasel“ noch deutlich spürbar: Nicht nur Detective Inspector Grace musste eine gesundheitliche Auszeit nehmen, auch ihre junge Kollegin Charlie Brooks kehrt gerade erst wieder in den Dienst zurück. Besonders die Beziehung zwischen Helen und Charlie ist anfangs noch deutlich von Vorbehalten geprägt, zudem hat nicht nur der Tod eines Kollegen das Team einschneidend verändert – auch die neue Vorgesetzte macht vor allem Helen das Leben schwer. Somit ist der Mord an dem vermeintlich so perfekten Familienvater Alan Matthews für alle eine ernste Bewährungsprobe, die gleich über mehrere Schicksale entscheiden wird. So dramatisch die Vorzeichen aber nun klingen mögen: Der Kriminalfall selbst entwickelt sich trotz des grausigen Leichenfundes zunächst eher gewöhnlich, gerade verglichen mit den perfiden Psychospielen im Vorgänger. Langweilig ist dies aufgrund der knackig-kurzen Kapitel, der vielen dienstlichen und privaten Baustellen der Hauptfiguren und der zwischen Ermittler-, Täter- und Opferperspektive wechselnden Szenen zwar keinesfalls, es dauert aber eine kleine Weile bis sich der aus „Eeny Meeny“ gewohnte Nervenkitzel einstellen will.

Mit geballter Frauenpower auf der Jagd nach einem Serienmörder

Dass „Pop Goes the Weasel“ diese noch nicht voll zündende Anfangsphase unbeschadet übersteht, liegt für mich vor allem an dem interessanten Ermittlerteam. Auffällig ist hierbei, dass mit Helen Grace und Charlie Brooks gleich zwei weibliche Charaktere im Mittelpunkt stehen, und da mit der neuen Chefin Ceri Harwood eine weitere starke Frau maßgeblichen Einfluss auf die Ermittlungen hat, ist bei Arlidges zweitem Thriller eindeutig Frauenpower angesagt. Dabei hat jede der drei eine ganz eigene Persönlichkeit: Während Helens gesamtes Leben auf den Polizeidienst ausgerichtet ist und soziale Bindungen bei ihr (mit einer sehr pikanten Ausnahme) überhaupt keine Rolle zu spielen scheinen, ist Charlie doch sehr zwischen ihrem Beruf und der Aussicht auf eine eigene Familie hin- und hergerissen. Eines haben die beiden aber gemeinsam: Beide zeigen bei den Ermittlungen vollen Einsatz, gehen auch mal ungewöhnliche und unbequeme Wege und bilden so nach den eingangs erwähnten Startschwierigkeiten ein starkes Gespann, das durch die zwischendurch auch immer wieder gezeigten schwachen und sensiblen Momente zudem schnell ans Herz wächst.

Besonders in der zweiten Hälfte ein hochspannender Pageturner

Da spätestens nach dem ersten Drittel auch die Geschichte mächtig an Fahrt aufnimmt und vor allem in der zweiten Hälfte wieder hohes Suchtpotenzial entwickelt, steht der zweite Band dem auch schon sehr spannenden Reihenauftakt in nichts nach. Vor allem zum Ende hin überschlagen sich förmlich die Ereignisse und M.J. Arlidge hat noch die ein oder andere dramatische Überraschung auf Lager, sodass ich das Buch während der letzten 200 Seiten einfach nicht mehr weglegen könnte. Natürlich ist „Pop Goes the Weasel“ weiß Gott kein anspruchsvoller Roman, der Stil ist manchmal schon ein wenig reißerisch und mit den teilweise doch recht drastischen Morden und dem Sex-Business als Hintergrund spricht der Autor auch bewusst die voyeuristische Ader seiner Leser an, aber manchmal ist so ein schneller, dreckiger Thriller auch einfach genau das richtige. Ich fand das Buch jedenfalls total spannend, ich mag die beiden Ermittlerfiguren sehr und weil der Fall sowohl schlüssig konstruiert war und auch die Motivation des Täters gut begründet wurde, gibt es von mir wie schon bei „Eeny Meeny“ eine klare Leseempfehlung für alle Thriller-Fans!

Pop Goes the Weasel
  • Autor:
  • Reihe: Helen Grace #2
  • Umfang: 426 Seiten
  • Verlag: Penguin
  • Erscheinungsdatum: 11. September 2014
  • Preis Taschenbuch 9,53 €/eBook 5,49 €
Cover:
Charaktere:
Story:
Atmosphäre:
Gesamt:
9/10
Fazit:
Mit „Pop Goes the Weasel“ liefert M.J. Arlidge auch im zweiten Anlauf einen packenden Pageturner ab, der wie schon der Vorgänger rasanten Nervenkitzel und zwei überzeugende und sympathische weibliche Ermittlerfiguren bietet.

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Eine Anwort zu diesem Beitrag

  • Bin grad dabei meine Kurzkritik zu dem Buch fertig zustellen und kann dir wieder mal zustimmen. Hier haut die Autorin ein Ereignis nach dem anderen raus und punktet damit nicht durch aufwendige Beschreibungen oder ähnliches, sondern durch ihre klare Linie und vor allem durch die Charaktere!
    Hach, ich bin gespannt auf den dritten Teil :3