Tags: Computer, Computerspiel, Gamer, Hacker, Online, Programmieren, Technologie, VirtNet, virtuelle Realität
Genre: Science Fiction
In der Zukunft wird der Alltag der meisten Menschen von einem Computerspiel bestimmt: dem VirtNet, einer extrem komplexen Online-Simulation, die seinen Spielern ein unglaublich realistisches Spieleerlebnis bietet, das vom wirklichen Leben kaum noch zu unterscheiden ist. Mit der entsprechenden Technologie können die Menschen komplett in der virtuellen Realität abtauchen, während ihre Körper so lange in speziellen Vorrichtungen mit den nötigsten Nährstoffen versorgt werden. Auch Michael ist einer der vielen Millionen Spieler und verbringt nahezu seine komplette Freizeit im VirtNet, wo er fast schon besessen Punkten sammelt, um zu noch realistischeren Leveln Zugang zu erhalten. Seit einiger Zeit lauert im VirtNet jedoch eine nur allzu reelle Gefahr: Einer der Spieler hält sich nicht mehr an die Regeln der Simulation und schwingt sich mit erschreckend guten Programmierfähigkeiten dazu auf, die Macht über die Parallelwelt zu übernehmen und die Spieler zu terrorisieren – mit fatalen Folgen…
Auftakt der „The Mortality Doctrine“-Reihe von James Dashner
Als großer und begeisterter Fan der „Maze Runner“-Reihe war ich natürlich auch sehr auf „The Eye of Minds“, den Auftakt von James Dashners neuer YA-Reihe gespannt, allerdings wurde meine Neugier durch die doch eher verhaltenen Reaktionen auf die Geschichte recht schnell wieder merklich abgeschwächt. Nun steht allerdings der zweite Band „The Rule of Thoughts“ bereits vor der Tür, sodass ich dann jetzt doch mal in Dashners aktuelles Werk reinlesen musste – ich muss ja schließlich wissen ob sich das Hinfiebern auf das neue Buch lohnt. Und auch wenn „The Eye of Minds“ dann auch für mich letztlich nie an den Nervenkitzel eines „The Maze Runner“ anknüpfen konnte – enttäuscht wurde ich von der Gamer-Story aber auch nicht.
Spannender Einstieg in die virtuellen Realität
Aber alles von vorne, denn zumindest über den Anfang des Buches kann man sich nicht groß beschweren: Dashner startet mit einer packenden und dramatischen Szene im VirtNet, die sofort für Spannung sorgt und zugleich auch rudimentär das Konzept der Online-Simulation erläutert. Das ist auch nicht besonders schwer zu verstehen und läuft im Prinzip ähnlich wie in vergleichbaren Büchern des Genres: Die Spieler, darunter also auch die Hauptfigur Michael, verbinden sich in einer speziellen Vorrichtung („NerveBox“ oder auch „The Coffin“ genannt) mit der virtuellen Realität und können sich dort so frei bewegen, dass man die Simulation kaum von der Wirklichkeit unterscheiden kann. Dort streben die Spieler dann nach Erfahrungspunkten, die sie durch das Erreichen unterschiedlichster Aufgaben gewinnen können – wie das nun mal in Online-Spielen so ist.
Dashners Parallelwelt wird erst in der zweiten Hälfte interessant
Problem des VirtNets: Es ist in der von Dashner dargestellten Art und Weise leider ein wenig langweilig, was auch daran liegen mag, dass die Simulation vielleicht schon zu realistisch ist und sich kaum von dem wirklichen Leben der Gamer unterscheidet. Man bewegt sich im Prinzip in den gleichen Städten und unternimmt die gleichen Dinge – wer auf fantasievolle Welten oder aufregende Herausforderungen gehofft hat, wird vermutlich wie ich ein wenig enttäuscht werden. Auch die Einflussmöglichkeiten der Spieler durch bestimmte Hacks werden ein wenig lahm dargestellt, dies läuft nämlich nur in den Gedanken der Gamer ab und ist für die Leser kaum nachvollziehbar. Interessanter wird das VirtNet erst in der zweiten Hälfte des Buches, wenn Michael und seine Mitstreiter die Grenzen der gewöhnlichen Onlinewelt hinter sich lassen und in deutlich aufregendere Level auftauchen, wo dann auch die Aufgaben abwechslungsreicher werden – allerdings gibt es auch hier kaum Möglichkeiten zum Rätseln, sondern es muss meist eher linear einem bestimmten Pfad gefolgt und dabei diverse Konflikte überstanden werden. Das ist zwar durchaus spannend, aber die virtuelle Realität ist bei weitem nicht so faszinierend wie es z.B. bei Ernest Clines „Ready Player One“ der Fall war.
Wenig interessante Hauptfiguren
Der zweite große Schwachpunkt bei „The Eye of Minds“ sind die Charaktere, denn diese bleiben leider über die gesamte Handlung hinweg sehr blass. Das mag zum einen daran liegen, dass man die Figuren teilweise nur in Form ihrer Online-Avatare kennenlernt und somit nicht unbedingt Rückschlüsse auf die wahre Persönlichkeit ziehen kann (was vor allem bei Michaels Freunden der Fall ist), aber auch daran, dass es wirklich kaum Hintergrundinformationen zum Protagonisten gibt. Darüber hinaus ist es für das Mitfiebern sicherlich auch nicht unbedingt förderlich, dass den Charakteren die meiste Zeit über bis auf ein Zurücksetzen des Spielstandes nicht allzu viel passieren kann.
Trotz der Schwächen spannend und mit starker Schlusspointe
Trotzdem war ich vom Auftakt der „The Mortality Doctrine“-Reihe nicht so enttäuscht wie viele andere: Die Geschichte wird Dashner-typisch flott erzählt, man hat immer dieses eine große Geheimnis über allem schweben, hinter das man unbedingt kommen möchte und gerade das wirklich gelungene Ende mit einer spektakulären Auflösung sorgt dann dafür, dass man unbedingt wissen will, wie es mit der Geschichte weiter geht – auch wenn man bis dahin von dem Buch noch nicht unbedingt mitgerissen wurde. Ich werde aber auf jeden Fall an der Reihe dran bleiben und vielleicht liefert „The Rule of Thoughts“ ja dann auch den Nervenkitzel, den ich bei „The Eye of Minds“ über weite Strecken noch ein wenig vermisst habe.
Cover: | |
Charaktere: | |
Story: | |
Atmosphäre: |
7/10