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Es hat ein wenig gedauert, bis „Porterville“, das Spin-Off der von mir heiß und innig geliebten Thriller-Serie „Darkside Park“, mich für sich gewinnen konnte, gerade von den ersten Episoden hatte ich mir doch etwas mehr erhofft. Die für das Porterville-Universum so typischen Mystery-Elemente suchte man anfangs eher vergeblich und trotz guter Ansätze wie der Verflechtung des realen Rätsels um die im 16. Jahrhundert verschwundene amerikanische Kolonie Roanoke kam die Geschichte für meinen Geschmack nur sehr zäh in Gänge. Zudem schlug die erste Staffel, bestehend aus den ersten sechs von insgesamt 18 Folgen, eher einen in Richtung Dystopie gehenden Weg ein – was auch nicht uninteressant war, aber längst nicht so fesselnd und spannend wie damals „Darkside Park“. Doch mit der kürzlich erschienenen zweiten Staffel kann Entwarnung gegeben werden: „Porterville“ ist auf dem besten Wege, doch noch an die Klasse des Vorgängers anzuknüpfen.

Endlich wieder Mystery-Nervenkitzel auf hohem Niveau

Ein großes Highlight ist bereits die erste neue Episode „Götterdämmerung“ von Hendrik Buchna, die vor allem bei eingefleischten „Darkside Park“-Fans wie mir für Freudensprünge sorgen dürfte: Die Folge setzt nämlich dort an, wo das überraschende DP-Finale aufhörte – und liefert damit endlich eine Erklärung der mysteriösen Ereignisse für all diejenigen, die sich von dem doch eher offenen Ende in der Luft hängen gelassen gefühlt haben. Auch die nächste Folge kann überzeugen, denn Anette Strohmeyer führt mit „Die Chronistin des Bösen“ den in der ersten Staffel angefangenen Handlungsstrang um die Roanoke-Kolonie gekonnt weiter und findet nun auch den Anschluss an das Porterville-Universum – klasse! In „14 Sekunden“ von Simon X. Rost kommen dann auch wieder verstärkt die Mystery-Elemente zum Einsatz und die Story verstört mit übersinnlichen Phänomenen. „Projekt Zero-Zero“ von John Beckmann fällt für meinen Geschmack trotz bizarrer Experimente als einzige Episode der neuen Staffel ein wenig ab, weil diese Folge aus dem Zusammenhang etwas herausfällt und daher eher wie ein Fremdkörper wirkt – aber vielleicht wird man hier ja mit der finalen dritten Staffel etwas schlauer. Mit den beiden letzten Folgen „Der Hudson-Code“ und „Das Draußen“ fängt Raimon Weber das kurze Zwischentief aber wieder auf und sorgt dafür, dass das Warten auf die letzten sechs Episoden fast unerträglich wird.

Neue Rätsel, noch mehr Verwirrung, noch mehr Spannung

Wie gewohnt erzählen die einzelnen Folgen keine durchgehende Geschichte, sondern springen immer wild durch Zeit und Raum – man ist also gezwungen, die einzelnen Puzzleteile selbst zusammenzusetzen und in den richtigen Zusammenhang einzuordnen. Das ist nicht immer einfach – so bin ich mir z.B. immer noch nicht völlig sicher, ob „Porterville“ nun eher Prequel oder Sequel ist–, doch gerade das macht den Reiz der Reihe eben auch aus. Serien-Schöpfer Ivar Leon Menger und seine Autoren schaffen es wieder einmal, genau so viel Verwirrung zu streuen, dass man von den vielen Rätseln und offenen Fragen fasziniert ist, ohne sich jedoch aufgrund der bisher noch sehr wenigen Antworten und Enthüllungen frustriert abzuwenden. Von den zahlreichen Ködern gefangen hängt der Hörer so fast hilflos am Haken und lässt sich immer tiefer in die Geheimnisse Portervilles hineinziehen – bis man sich dann bis zum Erscheinen der letzten Staffel wieder den Kopf zerbrechen kann, was wohl hinter den seltsamen Ereignissen steckt. Wer es bis zur Vertonung der letzten Folgen gar nicht mehr abwarten kann, kann glücklicherweise schon auf die bereits erschienenen eBooks zurückgreifen.

Starke Sprecher, starke zweite Staffel

Auch technisch gibt es an der zweiten Staffel nichts auszusetzen. Zwar klingen die Sprechernamen auf den ersten Blick vielleicht eher unbekannt, da diese nicht ganz so oft in der Hörbuch-Sparte zu finden sind, hinter Namen wie Jürgen Thormann, Martina Treger, Gordon Piedesack, Charles Rettinghaus, Norbert Langer und Udo Schenk verbergen sich aber die deutschen Stimmen zahlreicher prominenter Hollywoodstars wie Michael Caine, Sharon Stone oder Jamie Foxx. Meine persönlichen Highlights waren diesmal vor allem Jürgen Thorman (von Batmans Butler würde ich mir auch ein Telefonbuch vorlesen lassen…), Norbert Langer (Bill Buchanan aus „24“) und Udo Schenk (Lord Voldemort himself!). Hier ist wirklich jede Rolle perfekt besetzt und auch die kleinen Hörspiel-ähnlichen Geräuscheinspielungen zu Beginn jeder Folge sorgen für eine tolle Atmosphäre. Lange Rede, kurzer Sinn: Mit der deutlich besseren zweiten „Porterville“-Staffel hat nun auch mich endlich wieder das Mystery-Fieber gepackt und ich kann kaum erwarten wie es weiter geht.

Porterville: Staffel 2
Charaktere:
Story:
Atmosphäre:
Sprecher:
Gesamt:
9/10
Fazit:
Deutliche Steigerung zur ersten Staffel: Endlich bietet "Porterville" den erhofften Mystery-Thrill und punktet mit spannenden Geschichten und packender Atmosphäre.

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