Mookie Pearl hat sein ganzes Leben der Organisation gewidmet, für die seit Jahren im New Yorker Untergrund Handel mit der geheimnisvollen Droge Cerulean, auch „Blue“ oder „Peacock Powder“ genannt, treibt. Diese sorgt nicht nur für einen körperlichen Rausch des Konsumenten und einen massiven Kraft- und Adrenalinschub, sondern legt auch die hässlichen Seiten New Yorks für das menschliche Auge frei: Denn der Effekt der Droge, der als „Blue Blazes“ bekannt ist, ermöglicht die Sicht auf die Ausgeburten der Hölle, die sich durch ein versehentlich freigesetztes Portal in der New Yorker Kanalisation in der ganzen Stadt ausgebreitet haben: Goblins, Dämonen und noch schlimmere Kreaturen, deren Existenz die „normale“ Bevölkerung nicht einmal im Ansatz erahnt. Und als wäre Mookies Job durch diese Monster noch nicht schwierig genug, zieht sich nun auch sein Boss krankheitsbedingt aus dem Drogen-Geschäft zurück – und eröffnet damit einen Machtkampf, wie ihn New York noch nicht gesehen hat…
Gangs, Drogen und Höllen-Kreaturen im New Yorker Untergrund
Chuck Wendig hat sich im letzten Jahr mit seiner Miriam-Black-Reihe in mein Leserherz geschrieben, was vor allem an der sehr unkonventionellen und vorsichtig als „schwierig“ zu beschreibenden Protagonistin lag – und auch sein Roman „The Blue Blazes“ schlägt bei der Hauptfigur eine ähnliche Richtung ein. Mookie Pearl ist ein grobschlächtiger Riese, der aufgrund seines einschüchternden Äußeren, der beeindruckenden Muskelkraft und des beunruhigend effektiven Umgangs mit seinem großen Fleischerbeil als Mann fürs Grobe bei der Organisation arbeitet, die den Handel mit der Szenedroge Cerulean kontrolliert. Abseits der Arbeit ist Mookie jedoch ein kläglicher Versager und hat nicht nur seine Ehe gegen die Wand fahren lassen, sondern auch noch seine Tochter durch völlige Missachtung gegen sich aufgebracht. Und genau das rächt sich jetzt, denn die früher so süße Nora will nun ebenfalls im Geschäft der Großen mitmischen. Nicht nur im Hause Pearl ist somit Ärger vorprogrammiert, auch Mookies Boss lässt sich dieses Eindringen in sein Revier natürlich nicht gefallen. Der hat aber wiederum auch noch andere Sorgen, muss er doch aufgrund seiner unheilbaren Krebserkrankung einen Nachfolger für die Leitung seiner Organisation finden…
Dreckiges und sehr stimmiges Setting, das aber eine gewisse Einarbeitung erfordert
Wie man sieht, gibt es in „The Blue Blazes“ gleich eine ganze Reihe akuter Baustellen, und so braucht man als Leser zunächst einmal ein paar Kapitel, um sich in Wendigs New Yorker Universum zurechtzufinden – denn als wäre die Story nicht eh schon kompliziert genug, spielt diese auch noch in einer Big-Apple-Version, die von schrecklichen Monstern direkt aus der Hölle überschwemmt wird. Und während man mit dem ewig scheiternden Mookie Pearl als Leser recht schnell warm wird, muss man sich in dieses ungewöhnliche System voller seltsamer Kreaturen und berauschender Substanzen zunächst einmal hineinarbeiten. Dafür trägt das Setting aber unverkennbar die Handschrift Chuck Wendigs, denn dessen Unterwelt ist genauso dreckig, skrupellos, brutal und voller Abschaum wie man es von ihm vermutlich erwartet, wenn man die Miriam-Black-Reihe kennt.
Guter, stellenweise etwas zu chaotischer Serienauftakt
Während ich das Setting super und wirklich gut durchdacht fand, war mir die Story zuweilen jedoch etwas zu chaotisch. Gerade in der Phase vor dem Schlussakt fehlte es mir ein wenig an der erzählerischen Linie, da ging es für meinen Geschmack einfach zu sehr drunter und drüber. Zudem hat mir Mookie Pearl als Hauptfigur zwar gut gefallen und dieser entwickelte mit fortschreitender Handlung gerade auch wegen seines schwierigen persönlichen Hintergrundes immer mehr Serien-Potenzial, im Vergleich mit den Eigenheiten einer Miriam Black zieht der tragisch-sympathische Schläger jedoch klar den Kürzeren – hier ist für die nächsten Bände auf jeden Fall noch ein wenig Luft nach oben. Dennoch: Wer „Blackbirds“, „Mockingbird“ und „The Cormorant“ mochte, dem wird mit ziemlicher Sicherheit auch „The Blue Blazes“ gefallen, auch wenn dieses meiner Meinung nach deutlich mehr in die Urban-Fantasy-Richtung geht und z.B. kaum noch Thriller-Elemente aufweist. Doch Wendigs drastischer und häufig vulgärer Stil ist auch hier wieder sehr ausgeprägt – und genau das ist es, was ich an dessen Büchern so sehr mag. Deshalb ist der zweite Band „The Hellsblood Bride“ auch bereits vorbestellt…
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7/10