Das_Gesicht_des_Drachen_Rezi

In seinem neuen Fall bekommt es der gelähmte Ermittler Lincoln Rhyme mit einem skrupellosen Menschenschmuggler zu tun, der seit Jahren international gesucht wird und nun eine Gruppe illegaler chinesischer Flüchtlinge nach New York einschleusen will. Womit der „Geist“ aber nicht gerechnet hat: Im Hafen wird das Schiff aufgrund von Rhymes vorherigen Ermittlungen bereits von den Polizeikräften erwartet, was den Schmuggler zu einer drastischen Maßnahme zwingt. Er sorgt mit einer gezielten Sprengung für den Untergang des Schiffes und nutzt das darauffolgende Chaos, um unerkannt zu entkommen und an Land zu gehen. Damit gibt sich der „Geist“ aber nicht zufrieden, denn um seine Spuren zu verwischen setzt er alles daran, die Überlebenden der Explosion ausfindig zu machen und zu eliminieren. Für Lincoln Rhyme und seine Partnerin Amelia Sachs beginnt ein Wettlauf gegen die Uhr…

Lincoln Rhyme jagt einen chinesischen Menschenschmuggler

In „Das Gesicht des Drachen“, dem vierten Band aus Jeffery Deavers sehr erfolgreicher Thrillerreihe um den nach einem Dienstunfall fast vollständig gelähmten Ermittler Lincoln Rhyme, nimmt die Handlung selbst für Deaver-Verhältnisse unerwartet früh Fahrt auf: Rhyme, Sachs und ihre Kollegen von der New Yorker Polizei sowie diversen weiteren Behörden stehen zu Beginn der Handlung unmittelbar vor der Lösung eines aufsehenerregenden Falls, nämlich der Ergreifung des chinesischen Schwerverbrechers und Menschenschmugglers Kwan Ang, genannt der „Geist“. Eigentlich erscheint die Situation im Hafen New Yorks klar und es muss nur noch der Zugriff erfolgen, doch der Chinese zieht sich mit einem brutalen Manöver noch einmal aus der Affäre und hinterlässt nur wenige Überlebende. Für Rhyme & Co. beginnt die Arbeit von vorne: Sie müssen nicht nur den flüchtigen Schmuggler ausfindig machen, sondern auch zwei chinesische Familien aufspüren, die sich aus dem sinkenden Schiff retten konnten und nun im Visier des Killers sind.

Interessante Einblicke in die fernöstliche Kultur

Von den neun bisher auf Deutsch erschienenen Lincoln-Rhyme-Romanen war „Das Gesicht des Drachen“ bereits mein achter Fall mit dem genialen Ermittler, umso erstaunter war ich, dass Deaver mich mit seiner Story wieder überraschen konnte – vor allem nach dem etwas enttäuschenden Vorgänger „Der Insektensammler“. Das liegt sicherlich auch daran, dass man es diesmal nicht mit der üblichen Mördersuche zu tun bekommt, sondern der Fall eigentlich schon von Anfang an klar ist und es „nur noch“ um die Ergreifung des Täters geht. Ich war zunächst ein wenig skeptisch, ob diese Jagd genug Stoff für ein 14-Stunden-Hörbuch hergibt, kann jedoch alle Zweifler beruhigen: Die Geschichte ist genauso spannend und wendungsreich wie gewohnt, man muss allerdings zunächst ein wenig Einarbeitungszeit aufbringen. Denn auch wenn es ein wenig klischeehaft klingt, so ist es doch anfangs sehr schwierig, die vielen chinesischen Namen und die zugehörigen Personen auseinanderzuhalten – zumal bei manchen der Charaktere auch noch zwischen asiatischen und westlichen Namen sowie Decknamen unterschieden wird. Dafür bringt das Fernost-Thema aber auch einige interessante Informationen über die Kultur Chinas mit sich, die sich vor allem im Verhalten der Figuren zeigt. Deaver gelingt es sehr gut, diesen „Culture clash“ spannend zu verpacken und gut in die Story zu integrieren, ohne dass das Buch zur langweiligen Unterrichtsstunde mutiert.

Gewohnt spannend und wendungsreich

Auch die Charaktere können wie gewohnt überzeugen: Während die Beziehung zwischen Lincoln Rhyme und Amelia Sachs langsam fortgeführt wird und auch die Krankenakte des Ermittlers erneut zum Thema wird, ist vor allem der asiatische Polizist Sonny Lee ein echter Gewinn für die Handlung. Dieser schafft es nämlich durch seine Hartnäckigkeit und seinen Einfallsreichtum selbst den anspruchsvollen Rhyme für sich zu gewinnen, setzt aber zugleich mit völlig gegensätzlichen Ermittlungsansätzen immer wieder (nicht selten amüsante) Reizpunkte. Natürlich darf zum Ende auch wieder der Deaver-typische Plottwist nicht fehlen, der jedoch diesmal ein wenig früh kommt und aufgrund der von Anfang an recht klaren Tätersituation nicht ganz so schockieren kann wie in anderen Teilen der Reihe. Trotzdem ist „Das Gesicht des Drachen“ insgesamt wieder ein sehr guter Thriller geworden, der spannende und temporeiche Unterhaltung bietet und mit einigen guten Ideen wie z.B. der Untersuchung eines Unterwasser-Tatortes für Abwechslung sorgt. Auch Dietmar Wunder überzeugt wie gewohnt als Sprecher der Hörbuchversion.

Das Gesicht des Drachen
  • Autor:
  • Sprecher: Dietmar Wunder
  • Original Titel: The Stone Monkey
  • Reihe: Lincoln Rhyme #4
  • Länge: 14 Std. 27 Min. (ungekürzt)
  • Verlag: Random House Audio, Deutschland
  • Erscheinungsdatum: 27. März 2012
  • Preis 24,95 € (9,95 € im Audible-Flexi-Abo)
Charaktere:
Story:
Atmosphäre:
Sprecher:
Gesamt:
8/10
Fazit:
Gewohnt spannender Lincoln-Rhyme-Thriller mit tempo- und wendungsreicher Story, der mit fernöstlichen Einflüssen zudem für frischen Wind sorgt.

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