Cains_Blood_Rezi

In einer Besserungsanstalt für schwer erziehbare Jugendliche sind sechs Jungen ausgebrochen und der Ex-Soldat Shawn Castillo wird damit beauftragt, die Flüchtlinge schnellstmöglich aufzufinden und wieder in die Obhut der Einrichtung zurückzubringen. Hinter der Fassade des Therapiezentrums verbirgt sich jedoch eine Abteilung eines modernen Forschungsinstituts, das sich auf Bio-Technik und Zellforschung spezialisiert hat – und die entflohenen Jungen sind keine gewöhnlichen Jugendlichen, sondern im Auftrag des US-Verteidigungsministeriums genetisch erzeugte Biowaffen: Jeder der Insassen der Einrichtung ist nämlich der Klon eines berüchtigten Serienkillers und wartet nur darauf, dass seine Mordlust von den Wissenschaftlern des Instituts aktiviert wird. Wie das beim Ausbruch veranstaltete Blutbad im Institut zeigt, ist nun genau das passiert – und Castillo ist der einzige, der die geklonten Serienkiller auf ihrem blutigen Feldzug jetzt noch aufhalten kann…

Jugendliche Serienkiller-Klone als menschliche Bio-Waffen

Man muss zugegebenermaßen schon einen Hang zum Morbiden haben und auch eine gewisse Faszination für das Böse aufbringen können, um an Geoffrey Girard Thriller „Cain’s Blood“ (dt. „Verdorbenes Blut“) seine Freude zu haben. Denn die Idee, dass die US-Regierung in einer geheimen Forschungseinrichtung die brutalsten Serienkiller der Geschichte klont, um diese im Ernstfall als Waffen einsetzen zu können, ist moralisch sicherlich völlig inakzeptabel – aber eben auch enorm interessant, zumal die geklonten Mordmaschinen gerade mal im Teenageralter sind. Von außen betrachtet harmlose Jungen, doch in ihren Genen steckt die DNA von brutalen Killern wie Ted Bundy, Jeffrey Dahmer oder John Wayne Gacy – kurz gesagt von allen berüchtigten Serientätern, von denen die Forscher Gewebe mithilfe alter Beweismittel oder sogar dank freiwilliger Spenden der Inhaftierten erhalten haben. Und natürlich war es wieder nur eine Frage der Zeit, bis ein solch skrupelloses Experiment plötzlich völlig aus dem Ruder läuft…

Voller interessanter Fakten über Serienmörder und grenzwertige Forschung

Schlecht für die Wissenschaftler und die Menschen, auf welche die entflohenen Nachwuchs-Serienmörder nun Jagd machen, gut für Thrillerfans. Vor allem, wenn man ein gesteigertes Interesse für diese Art von Tätern, aber auch für grenzwertige Forschung im Allgemeinen mitbringt. Denn Geoffrey Girard liefert nicht nur am laufenden Band Informationen über Serienkiller, deren Eigenheiten und deren schreckliche Taten, sondern auch über schockierende wissenschaftliche Experimente wie z.B. der „Monster Study“ aus dem Jahr 1939, bei dem normal entwickelte Jugendliche mit psychologischem Druck zu wahren Stotter-Maschinen erzogen wurden – und das ist noch eins der harmloseren Beispiele. Für manche mag eine solche Masse an Fakten ermüdend und unnötig sein, ich fand diese Informationen aber total spannend und konnte gar nicht genug davon bekommen. Glücklicherweise muss man auch selbst kein Wissenschaftler sein, um diese Sachverhalte zu verstehen, denn Girard lässt solche Details stets verständlich und auf ein kompaktes Maß reduziert in die Geschichte einfließen – auch was den Bereich Gentechnik rund um das Thema „Klonen“ betrifft.

Rasanter und blutiger Roadtrip

„Cain’s Blood“ ist aber natürlich keine reine Psychologie-Lehrstunde, sondern bietet um das ganze herum noch eine knackige Story – und die hat es wirklich in sich: Bei Shawn Castillos Suche nach den entflohenen menschlichen Waffen gibt es kaum einmal Zeit zum Durchatmen, Action ohne Ende und auch die Splatter-Fans kommen voll auf ihre Kosten. Denn wenn man schon einmal das „Who-is-who“ der Serienkiller auf die Menschheit loslässt, hat dies folgerichtig auch entsprechend blutige Konsequenzen. Das Schockierende daran ist, dass die Jungen keinen Grund für ihre Taten brauchen, sondern einfach aus reiner Mordlust töten – und weil dies in ihren Genen so veranlagt ist und sie von der Regierung zu eben solchen Grausamkeiten erzogen wurden. Ob diese teilweise auch im Unterbewusstsein verankerten Instinkte allerdings so einfach ausgelöst werden können wie vom Autor beschrieben sei jedoch mal dahin gestellt, manchmal ging mir die Wandlung vom „normalen“ Teenie zum brutalen Killer innerhalb weniger Minuten einfach zu schnell.

Spannender Serienkiller-Thriller mit nur kleinen Schwächen

Die Thematik ist faszinierend, die Story durchgängig spannend und auch die beiden Hauptfiguren Shawn Castillo und Jeffrey Dahmer (einer der Klone) für Thrillerverhältnisse interessant genug ausgearbeitet – der eine der knallharte Ex-Militär mit posttraumatischem Stresssyndrom, der andere gedrillt zur Tötungsmaschine, ohne diese Rolle jedoch einnehmen zu wollen. So gibt es insgesamt nur wenig Grund zur Kritik. Allerdings war mir die Story alles in allem etwas zu geradlinig: Der blutige Roadtrip der Killer-Klone und Castillos Jagd ist zwar packend, aber relativ arm an Überraschungen und Wendungen. Zudem hat es Geoffrey Girard zum Ende hin für meinen Geschmack etwas übertrieben und ein Element in die Geschichte hineingebracht, das mir dann einfach zu unglaubwürdig war – selbst bei diesem abgedrehtem Szenario. Trotzdem ist „Cain’s Blood“ für Fans blutiger und rasanter Serienkiller-Thriller fast schon ein Muss. Und wer von der Story nicht genug bekommt, kann den mörderischen Trip dann auch nochmal aus anderer Perspektive erleben – denn mit „Project Cain“ liefert Girard auch gleich den begleitenden Young-Adult-Roman.

Cain's Blood
  • Autor:
  • Deutscher Titel: Verdorbenes Blut
  • Umfang: 324 Seiten
  • Verlag: Touchstone
  • Erscheinungsdatum: 3. September 2013
  • Preis Geb. Ausgabe 18,90 €/eBook 10,99 €
Cover:
Charaktere:
Story:
Atmosphäre:
Gesamt:
8/10
Fazit:
Spannend, temporeich, blutig und interessant – Geoffrey Girard legt mit "Cain's Blood" einen packenden Thriller hin und fasziniert zugleich mit interessanten Serienkiller-Fakten.

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3 Antworten zu diesem Beitrag

  • Das Ende fand ich auch etwas unpassend, und hat mich etwas enttäuscht … Das „geradlinige“ hat mich dagegen nicht mal so gestört, ich fand das passte zur Story und dem Charakter des Soldaten, wo sich alles um Befehle und Struktur dreht.
    Drum gibts von mir auch 9 von 10 Punkten 😀

    • Ich hätte mir da einfach nochmal eine Überraschung zum Schluss gewünscht, ich fand es so jetzt ein bisschen vorhersehbar.

      Liest du „Project Cain“ auch noch?

      • Also ich habs im Hinterkopf, aber weiß jetzt nicht ob ich das Original holen soll oder die dt. Variante abwarten soll, wo noch nicht fest steht wann sie kommt :/